Spider-Man Noir dürfte der Allgemeinheit spätestens seit dem Oscar-prämierten Into the Spider-Verse bekannt sein. Die Spider-Man Noir Collection erstreckt sich auf 260 Seiten und ist geschrieben von David Hine, Fabrice Sapolsky und gezeichnet von Carmine Di Giandomenico.
Die Geschichten bieten euch eine Mischung aus dem Marvel-Comic-Universum, Peter Parker, einem großen Teil seiner Schurken-Galerie und einer düsteren Crime-Noire Welt. Besonders faszinierend ist die Darstellung Peter Parkers, der sonst als Witze reißender blau-rotem Netzschwinger bekannt ist und nun ein Ledermantel tragenden düsteren Antihelden mit Schusswaffe.
Hine und Sapolskys Erzählung leistet großartige Arbeit. Die Stärke liegt hier in der Aufmerksamkeit, die der Welt geschenkt wird. Es gibt wohl kein besseres Beispiel dafür als die Idee, dass die Geschichte überhaupt nicht mit Peter Parker beginnt. Stattdessen werden wir in das düstere New York aus der Sicht der Nebenfigur Ben Urich eingeführt. Ben, ein Reporter des Daily Bugle, der ein Auge auf die Verbrecher Norman Osborn, Kraven und Chameleon geworfen hat.
Doch nicht nur die Bösen sind im Noir-Universum angekommen. Tante May darf in Peters Geschichte natürlich auch nicht fehlen. In diesem Fall unterscheidet sich ihr Charakter nicht stark vom Original. Ihre führsorgliche und mütterliche Art wurde nur durch einen sehr starken Gerechtigkeitssinn erweitert, den sie sowohl Spider-Man als auch den Verbrechern ins Gesicht sagt.
Felicia Hardy auch bekannt als Black Cat spielt in diesem Fall eine ehemalige Stripperin mit eigenem verruchten Nachtclub.
Peter bekommt in Spider-Man Noir auch keine Kräfte durch eine entflohene Spinne aus einem Hightech-Labor, sondern durch eine importierte Spinne aus einem fernen Land. Diese sorgt auch dafür, dass Spider-Mans Netz direkt aus dem Handgelenk schießt (wie in den Spider-an Verfilmungen in den 200ern) und nicht per Netzkanonen. Durch die tropische Herkunft der Spinnen leidet Peter an seltsamen Fieberträumen, in denen er mit einem Spinnengott spricht. Überaus bizarr, aber nicht unwillkommen in diesem Universum und der Darstellung der Figuren.
Spider-Man Noir Collection leidet ironischerweise etwas am Namen. Peters Dialoge, wie auch die der Bösewichte, sind unnötig monoton, harsch und auf eine Art und Weise kommen diese nicht überzeugend rüber. Das Selbstbewusstsein und der Humor, den man von der Spiderverse Variante kennt (original von Nicholas Cage gesprochen) wird hier schmerzlich vermisst. Dies macht sich besonders in den Zusatzgeschichten bemerkbar.
Di Giandomenico schafft es auf fantastische Weise, eine mysteriöse und bedrückende Stimmung durch seine Zeichnungen zu etablieren, diese über die gesamte Serie hinweg beizubehalten und auszubauen.
Die Spider-Man Noir Collection beginnt stark, flacht allerdings spätestens nach dem ersten Drittel ab und schafft es nicht mehr auf das Anfangsniveau. Die stimmige Welt und die interessant neu interpretierten Charaktere bekommen nicht genügend zutun, um wirklich zu überzeugen und den Leser bei der Stange zu halten. Der fehlende Humor sorgt dafür, dass man auch Teufel komm raus eine stets düstere Stimmung schaffen wollte, für die eine Figur wie Spider-Man nicht unbedingt geeignet ist.
- Autoren: David Hine, Fabrice Sapolsky, Roger Stern
- Zeichner: Bob McLeod, Carmine Di Giandomenico
- Verlag: Panini Comics / Marvel
- Release: 09. Februar 2021
Passionierter Videospieler seit dem dritten Lebensjahr. Angefangen mit dem Nintendo Entertainment System zog sich die Leidenschaft bis ins Erwachsenenalter. Heute als PR-Manager, freier Redner und Texter unterwegs. Zu den Lieblingsreihen gehören Metroid, Smash Bros, Super Mario und Halo 1-3.
[…] den Weiten des Multiversums erblühen neue Geschichten und Abenteuer rund um Spider-Man und seine vielfältigen Alternativversionen. Die Spider-Verse Anthologie taucht tief in diese […]