10 Jahre sind seit dem ersten American McGees Alice vergangen. Nun erhebt sich das neue, verzerrte und bizarre Alice Madness Returns und entführt euch ein weiteres Mal in das zauberhafte Wunderland.
Im ersten Teil wurde Alice in eine Irrenanstalt eingeliefert, nachdem sie zusehen musste, wie ihre Eltern bei lebendigem Leibe verbrannten. Dort floh sie in ihre Fantasie beziehungsweise nach Wunderland, um dort die Terrorherrschaft der Herzkönigin zu beenden, um nicht nur die Bewohner, sondern vor allem ihren Verstand zu retten.

In Madness Returns lebt Alice inzwischen in einem Londoner Waisenhaus unter der Betreuung eines Psychiaters. Jedoch flüchtet sie sich wieder in die Tiefen ihrer Psyche und leidet unter düsteren Visionen, die der Tod ihrer Eltern auslöste.

Oh Alice! Where have you gone?!

Bereits nach den ersten paar Sekunden in Wunderland werdet ihr feststellen, dass das Artdesign eines der skurillsten und fantasievollsten ist, das je für ein Spiel kreiert worden ist. McGee und das koreanische Team von Spicey Horse haben ganze Arbeit geleistet (im April ist sogar ein Artbook dazu erschienen).
Eine zerbrochene Statue von Alice begrüßt euch gleich zu Beginn und leitet das Plattformer Tutorial ein. Madness Returns kann bereits an dieser Stelle als Hack ’n‘ Slay Jump ’n‘ Run eingestuft werden, das mit kurzweiligen Rätseln gespickt wurde.

Bewaffnet mit der Vorpal Klinge, dem Steckenpferd, eine Pfeffermühle, die als Schusswaffe dient, einem Teekannengranatwerfer und einem Sonnenschirm zum abwehren gegnerischer Projektile, kämpft sich Alice durch ihre Gedankenwelt und hinterlässt dabei einen Berg an Teekannen, Puppen und Spielkartenleichen.

Spätestens jetzt sollte man Begriffen haben, das McGees Alice nicht viel mit der original Geschichte von Lewis Carroll zu tun hat und noch weniger mit Disneys Version von Alice im Wunderland. Bluttriefende Teekannen, schreiende Puppenköpfe und blutige Spielkartensoldaten stellen sich euch in den Weg und werden mit wenigen Schlägen von Alice in blutige leblose Haufen verwandelt.

As you slip into wonderland – Falling down the rabbit hole, The world starts spinning

Auch bekannte Charaktere wie die Mock Turtle oder der Hutmacher haben ein bizarres und teilweise erschreckendes Makeover erhalten. Gerade dem Hutmacher begegnet man zu Beginn unvollständig. Außer Torso und Kopf ist vom einstigen Teetrinker nicht mehr viel übrig geblieben.

Wie bereits erwähnt kann man Alice: Madness Returns als Hack ’n‘ Slay und Jump ’n‘ Run-Mischung mit gelegentlichen simplen Rätseln bezeichnen. Diese reichen von Schalter betätigen bis zu Knöpfen abschießen und Dollheadbowling. Um die unzähligen Abgründe, Plattformen und Gegner zu überwinden, verfügt unsere schwarzhaarige Protagonistin mit dem Hang zum Kleidungswechsel über ein überschaubares Arsenal an Moves.

Mit dem A-Knopf könnt ihr Alice springen lassen. Dies geht insgesamt drei Mal und wenn ihr dabei den Knopf gedrückt haltet, schwebt Alice ähnlich wie Princess Peach in Super Mario Bros. 2 über eine gewisse Distanz. Gekämpft wird mit dem B- und X-Knopf, die Alice verschiedene Combos ausführen lässt je nach Waffenauswahl. Mit dem RT Trigger können Gegner mit der Pfeffermühle aufs Korn genommen werden. Mit LT vollführt ihr ein Ausweichmanöver. Leider sind die Entwickler von Spicy Horse nicht ganz so abwechslungs- und einfallsreich beim Gameplay gewesen. Zu oft geht es nur um Schalter oder Hebel bewegen, die eine Plattform oder ein Ventil aktivieren auf das man anschließend springen kann. So facettenreich die Level auch sind so ähnlich spielen Sie sich leider.

The light at the end of the tunnel – Grows closer as you fall.

Das unsere Protagonistin in blau ein wahrer Verwandlungskünstler ist, erleben wir nicht nur an den unterschiedlichen Outfits, die sie in jedem neuen Level trägts sondern auch an der Tatsaches dass sie mittels Knopfdruck entweder winzig klein oder riesen groß werden kann. Im kleinen Zustand können unsichtbare Hinweise und Plattformen gefunden werden aber auch Schlüssellöcher die meist gut versteckt sind und Goodies beherbergen. Als Riese sind Gegner ein Klacks da diese ohne Probleme niedergetrampelt werden können.

Chase the white rabbit, How curious!

Wie bereits erwähnt werden sonst unsichtbare Tipps und Schlüssellöcher sichtbar, wenn ihr euch verkleinert. Aber es geht nicht immer nur um das entdecken mit dem Auge. Aufmerksame Spieler werden auch öfters ein Grunzen vernehmen. Sobald ihr dieses hört ist irgendwo eine Schweinenase in der Nähe. Pumpt ihr diese voll mit Pfeffer, öffnen sich versteckte Bereiche oder Plattformen. In diesen Geheimgängen verstecken sich meist weitere Sammelgegenstände.
Seien es dabei Erinnerungen für Hintergrundinformationen und Motive der Charaktere, Zähne die als Zahlungsmittel für Upgrades der vier Waffen dienen, Flaschen zum Freischalten von Konzeptzeichnungen und Rosenfarbe, die benötigt wird, um bei ausreichender Anzahl die Lebensleiste zu erhöhen.

Zähne gelten als dentales Zahlungsmittel um euren Waffen die nötige Power zu verleihen Gegner schneller zu bezwingen. Jede Waffe hat insgesamt 3 Level, die erweitert werden können. Leider haben es die Entwickler versäumt, Alice dadurch auch neue Combo- Möglichkeiten zu verleihen, nur die Stärke verändert sich jedoch nicht die Ausführung. Schade.

Do have tea with the Hatter, He’s a very mad fellow,

Wie bereits erwähnt ist Alice ein artistisches Meisterwerk. Selten bekam man eine solch fantasievolle Welt und solch wirre und beeindruckende Charaktere und Kulissen zu Gesicht. Die einzig ärgerliche Sache ist daran dass das Spiel trotz /oder vielleicht gerade wegen der Unreal Engine sehr unfertig und unsauber wirkt.

Die Animationen sind steif, die Framerate unstabil und hin und wieder versaut euch das Tearing auch noch das Bild. Sehr, sehr ärgerlich wenn man bedenkt, wie viel Herzblut die Entwickler in das Design gesteckt haben, das nun von einer unsauberen Präsentation getrübt wird. Langsam ladende Texturen und Alising sind ebenfalls oft der Fall. Schade.
Für die Ohren ist Alice zumindest eine weitaus bessere Wahl als für die Augen.

Der Soundtrack von Jason Tai passt perfekt zur dunklen und bedrohlichen Stimmung des Spiels und untermalt die herrlich verrückten Charaktere. Dieser ist im Übrigen auch online direkt bei EA zu erwerben.
Cosplayer dürfen sich bei Madness Returns über downloadbare neue Outfits für Alice freuen, neue Level oder ähnliche Add ons sind jedoch nicht geplant.

• Plattform: XBox 360, Playstation 3, PC
  
• Publisher: EA
  
• Entwickler: Spicy Horse
  
• Genre: Action Adventure
  
• Release: 16. Juni 2011
  
• USK-Freigabe: 16

Daniel Vetter

Passionierter Videospieler seit dem dritten Lebensjahr. Angefangen mit dem Nintendo Entertainment System zog sich die Leidenschaft bis ins Erwachsenenalter. Heute als PR-Manager, freier Redner und Texter unterwegs. Zu den Lieblingsreihen gehören Metroid, Smash Bros, Super Mario und Halo 1-3.