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Date Everything

Date Everything ist eines dieser Spiele, die mit einer völlig absurden Grundidee daherkommen und trotzdem überraschen – manchmal positiv, manchmal auch weniger. Ihr spielt jemanden, der nach einem Jobverlust durch KI-Technologie in den eigenen vier Wänden festsitzt. Doch anstatt in Selbstmitleid zu versinken, bekommt ihr ein Paar spezielle Brillen zugeschickt: die Dateviators. Damit könnt ihr – und das ist kein Scherz – mit fast jedem Gegenstand in eurem Haus daten. Vom Kühlschrank über den Wäscheständer bis hin zum Konzept „Dread“. Ja, richtig gelesen. Und genau das ist die Prämisse dieses Spiels.

Date Everything
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Ein Haushalt voller Charakter

Die größte Stärke des Spiels liegt in der Gestaltung seiner Charaktere. Jeder Gegenstand, dem ihr begegnet, hat eine eigene Persönlichkeit, Stimme und kleine Geschichte. Es ist fast schon erstaunlich, wie charmant ein Kühlschrank oder eine Stehlampe inszeniert werden können. Die Charakterdesigns sind durchweg kreativ und liebevoll umgesetzt, von Abel dem Tisch mit Cowboy-Attitüde bis hin zu Freddy, dem Kühlschrank-Yeti mit ausgeprägtem Sicherheitsfimmel beim Essen. Ihr werdet euch dabei ertappen, wie ihr euch tatsächlich auf das nächste Gespräch mit dem Staubsauger freut – und das ist keine Übertreibung. Besonders stark ist hier auch die Vertonung. Die Sprecher liefern durchgehend eine solide Leistung ab, was in einem Spiel mit so viel Dialog Gold wert ist.

Diese durchdachte Präsentation macht viele Figuren zu echten Highlights. Es gibt Figuren, deren Geschichten über Tage hinweg langsam wachsen, und ihr freut euch darauf, zu sehen, wie sich diese Beziehungen entwickeln. Genau in diesen Momenten fühlt sich das Spiel lebendig und sogar überraschend authentisch an.

Date Everything
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Zu viel auf einmal?

So kreativ das alles ist – 100 Charaktere sind eine Menge. Und das merkt man. Nicht jede Figur bekommt den Raum, den sie verdient. Manche Storylines wirken gehetzt, andere brechen einfach mittendrin ab. Während ein Teil der Figuren interessante, teils witzige Entwicklungen durchläuft, fühlt sich der Rest eher wie eine nette Skizze an, die nie wirklich zu Ende gedacht wurde. Das Spiel ist ambitioniert, aber es verliert sich oft in seiner eigenen Masse.

Hinzu kommt: Interaktionen wirken manchmal zu flach. Ihr trefft eine Figur, sagt das Falsche – zack, ihr seid unten durch. Ohne Warnung, ohne Chance auf eine Entschuldigung. Das System mit „Freundschaft“, „Liebe“ oder „Hass“ funktioniert zwar theoretisch, aber praktisch fühlt es sich häufig nach Trial-and-Error an. Vor allem dann, wenn ihr denkt, ihr hättet einen witzigen Spruch gemacht, der plötzlich als Beleidigung gewertet wird. Das hat mit Spieltiefe wenig zu tun.

In solchen Momenten zeigt sich, dass das Spiel zwar vollgepackt mit Inhalt ist, aber die Nuancen in den Interaktionen fehlen. Oft bleibt es bei der Wahl zwischen nett oder gemein, ohne echten Spielraum für Zwischentöne. Und wenn ihr einmal auf dem „Hasspfad“ landet, war’s das mit dem Ende der Figur – außer ihr habt bestimmte Items gesammelt, die solche Abneigungen wieder reparieren.

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Wenn Haushalt zur Welt wird

Wirklich gut wird Date Everything immer dann, wenn es die Dynamiken im Haus in den Vordergrund rückt. Es gibt Figuren, die miteinander in Beziehung stehen: Waschmaschine und Trockner, die mal ein Paar waren, ein religiöser Airfryer, der die Küche missioniert, oder ein schüchterner Hosenberg, der mit dem Wäschekorb liiert ist. In diesen Momenten fühlt sich euer Haushalt wie eine in sich geschlossene Welt an – mit echten Konflikten, Rivalitäten und Freundschaften. Das ist der Moment, in dem die Prämisse anfängt, wirklich zu funktionieren.

Einige Storylines nutzen auch die Raumstruktur clever aus. Eine Büroklammer zieht krumme Dinger im Haus durch, sodass ihr sie regelmäßig wiederfinden müsst. Andere laden euch in Mini-Locations ein – etwa in den Sicherungskasten, wo sich nachts ein geheimer Club trifft. Hier hilft oft ein wenig Fantasie, aber gerade das sorgt für die besten Szenen. Dass ihr euch plötzlich in einer Art Nachtclub mit Toaster und Lichtschalter wiederfindet, gehört zu den skurrileren, aber auch besten Einfällen im Spiel.

Nichts für Eilige – und manchmal ein Geduldsspiel

Das Spiel hat keine festen Ziele. Ihr sprecht, flirtet und entscheidet selbst, wie ihr vorgeht. Aber das System hat auch seine Macken. Jede Figur kann nur einmal pro Tag angesprochen werden. Manche Gespräche sind nur zu bestimmten Tageszeiten möglich – und wenn ihr das verpasst, dürft ihr wieder einen Tag warten. Auch die Navigation ist nicht optimal: Es ist nicht immer klar, mit wem ihr gerade sprecht oder ob ihr am richtigen Ort seid. Das macht manche Aufgaben eher nervig als spannend. In solchen Momenten fühlt sich das Spiel mehr wie Hausarbeit als wie eine charmante Dating-Simulation an.

Es fehlt zudem an Standardfunktionen, die bei textlastigen Spielen mittlerweile üblich sind. Kein Textlog, kein Auto-Play, kaum Komfortfunktionen. Gerade wenn ihr viele Gespräche führt oder bestimmte Figuren mehrfach aufsuchen müsst, wird das schnell lästig.

Date Everything
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Fazit: Witzig, schräg – aber nicht für jeden

Date Everything ist ein Spiel voller kreativer Ideen und herrlich bekloppter Charaktere. Aber es ist auch ein Spiel, das oft an seiner eigenen Größe scheitert. Die Prämisse ist stark, die Figuren sind charmant, und es macht Spaß, immer wieder neue Bekanntschaften zu machen. Doch nicht jede Geschichte überzeugt, nicht jede Entscheidung fühlt sich fair an, und spielerisch gibt es zu viele Stolpersteine.

Unterm Strich ist das Spiel eine charmante, verrückte Idee, die euch für 20 Stunden gut unterhalten kann – wenn ihr bereit seid, kleinere Frustrationen in Kauf zu nehmen. Ihr werdet lachen, euch wundern und vielleicht sogar kurz emotional berührt sein. Nur Tiefe solltet ihr nicht bei allen 100 Charakteren erwarten. Aber vielleicht ist das auch gar nicht das Ziel. Manchmal reicht ein flirtender Staubsauger eben völlig aus.

  • Plattform: PlayStation 5 (getestet), Nintendo Switch, X Box Series, Steam
  • PublisherTeam 17
  • Entwickler: Sassy Chap Games
  • Genre: Dating Simulation
  • Spieleranzahl: 1
  • USK: 0
  • Release: 17. Juni 2025

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