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Despera Drops

Otome-Games sind normalerweise klar definiert: Es geht um Romanzen, Entscheidungen und die Entwicklung von Beziehungen zwischen der Protagonistin und ihren potenziellen Love Interests. Doch was passiert, wenn ein Spiel versucht, das Genre der Visual Novels zu erweitern? Wenn der Fokus weniger auf Romantik und mehr auf Spannung, Thriller-Elemente und eine Flucht vor einer mysteriösen Organisation gelegt wird? Despera Drops wagt diesen Schritt – mit gemischtem Erfolg.

Ein Entwickler mit Erfahrung in Storytelling

Hinter Despera Drops steht das japanische Studio Red Entertainment, das bereits für narrativ starke Spiele bekannt ist. Die Sakura Wars-Reihe oder Gungrave sind nur einige Beispiele für Titel, die mit tiefgründiger Story und interessanten Charakteren überzeugen konnten. Mit Aksys Games als Publisher bekommt Despera Drops zudem internationale Aufmerksamkeit, gerade für den westlichen Markt, der mittlerweile verstärkt Otome-Games konsumiert. Doch gelingt es Red Entertainment, eine gute Balance zwischen Mystery-Thriller und klassischer Otome-Romanze zu finden?

Despera Drops
Despera Drops

Die Story – Von null auf hundert in wenigen Minuten

Die Ausgangslage ist spannend: Mika Amamine, eine japanische Studentin, reist nach Italien, um das Ende ihrer Prüfungen zu feiern. Klingt erstmal nach einer typischen „Fish out of Water“-Geschichte. Doch ihr Ausflug nach Rom nimmt eine unerwartete Wendung, als sie zufällig in einen Mord verwickelt wird. Bevor sie sich versieht, wird sie als Verdächtige verhaftet – und nicht nur das: Auf dem Weg ins Gefängnis wird der Polizeitransporter von einer Explosion erschüttert, und plötzlich findet sie sich auf der Flucht wieder – zusammen mit sechs Kriminellen, von denen jeder seine eigene düstere Vergangenheit mitbringt.

Hier fängt Despera Drops an, sich von klassischen Otome-Games zu entfernen. Statt harmloser Dates und süßer Dialoge steht Mika vor einer existenziellen Bedrohung: Eine mysteriöse Organisation namens C.R.O.W.N. hat es auf sie und ihre neuen „Mitstreiter“ abgesehen. Doch warum? Welche Geheimnisse verbirgt diese Gruppe? Und vor allem: Wem kann Mika überhaupt trauen?

Despera Drops
Despera Drops

Die Story entwickelt sich schnell zu einem Thriller mit Verschwörungstheorien, Geheimnissen und actionreichen Sequenzen. Dabei bleibt aber eine zentrale Frage: Ist es noch ein Otome, oder bereits ein Visual Novel im Crime-Thriller-Genre?

Visual Novel mit gelegentlichen Action-Elementen

Grundsätzlich folgt Despera Drops den typischen Mechaniken eines Otome-Games: Viel Lesen, Entscheidungen treffen und damit den Verlauf der Story beeinflussen. Allerdings gibt es einige Besonderheiten:

  • Timed-Segmente: Immer wieder gibt es Abschnitte, in denen Mika ihr Smartphone benutzt, um Überwachungskameras zu steuern. Hier muss der Spieler schnell reagieren und die richtigen Entscheidungen treffen, um sich und ihre Begleiter in Sicherheit zu bringen. Diese Elemente sind nicht sonderlich schwer, aber sie bringen etwas Abwechslung in den sonst sehr textlastigen Ablauf.
  • Wenig Romantik, viel Mystery: Während die meisten Otome-Games sich darauf konzentrieren, dass die Protagonistin nach und nach eine Bindung zu einem der Love Interests aufbaut, fühlt sich die Romanze in Despera Drops oft wie ein Nebenprodukt an. Die Interaktionen sind interessant, aber oft zu kurz und zu abrupt – manche Beziehungen wirken eher erzwungen als natürlich.
  • Mehr Thriller als Liebesgeschichte: Die Flucht vor C.R.O.W.N., das Lösen von Rätseln und das Aufdecken von Geheimnissen stehen klar im Fokus. Wer eine packende Crime-Story sucht, wird hier fündig. Wer allerdings eine tiefgehende Liebesgeschichte erwartet, könnte enttäuscht sein.

Charakterdesign und visuelle Präsentation

Einer der großen Pluspunkte von Despera Drops ist die Optik. Die Charaktere wurden von Yusuke Kozaki entworfen, der unter anderem für die Designs in Fire Emblem: Awakening und No More Heroes verantwortlich war. Das spiegelt sich in den detaillierten und stilvollen Artworks wider. Die männlichen Protagonisten haben individuelle und auffällige Designs, und auch Mika selbst wirkt als Protagonistin visuell markanter als die üblichen, eher neutral gestalteten Otome-Heldinnen.

Despera Drops
Despera Drops

Die Hintergründe sind atmosphärisch, aber eher schlicht. Man merkt, dass der Fokus mehr auf den Charakteren liegt als auf den Umgebungen. Einige Szenen hätten ein paar mehr CGs (Illustrationen zu Schlüsselmomenten) vertragen, um die Intensität der Story noch besser zu transportieren.

Sound: Stimmungsvoll, aber nicht herausragend

Der Soundtrack von Despera Drops erfüllt seinen Zweck: Er sorgt für Spannung in den Thriller-Szenen und für ruhigere Klänge in den wenigen romantischen Momenten. Aber im Vergleich zu anderen Otome-Games bleibt er nicht wirklich im Gedächtnis.

Die japanische Synchronisation hingegen ist durchweg solide. Die Sprecher verleihen ihren Figuren die nötige Tiefe und sorgen dafür, dass auch emotionale Szenen glaubwürdig wirken. Besonders in den intensiveren Momenten, wenn die Charaktere sich gegenseitig misstrauen oder in Gefahr sind, kann die Sprachausgabe einiges an Atmosphäre transportieren.

Ein Kritikpunkt an Despera Drops ist die Umsetzung einiger Love-Interest-Routen. Während einige Charaktere gut ausgearbeitet sind, gibt es ein paar die es weniger sind.

Zudem hätte das Spiel insgesamt mehr Zeit in die Entwicklung der Romanzen investieren können. Viele der Beziehungen fühlen sich eher wie ein Nachgedanke an, was für ein Spiel, das sich als Otome-Game vermarktet, ein großes Problem darstellt.

Despera Drops
Despera Drops

Fazit:

Despera Drops ist ein interessantes Experiment: Ein Otome-Game, das sich mehr auf Thriller- und Mystery-Elemente konzentriert als auf die Liebesgeschichte. Das sorgt für Spannung, eine packende Story und ein hohes Tempo – aber es könnte auch einige Fans des Genres abschrecken.

Wenn ihr vor allem an einer spannenden Kriminalgeschichte interessiert seid, lohnt sich ein Blick auf Despera Drops. Doch wenn ihr euch eine tiefgehende Romanze mit glaubwürdiger Charakterentwicklung wünscht, könnte das Spiel euch enttäuschen. Die schwachen Liebesrouten und fragwürdigen Twists trüben das Gesamtbild.

Am Ende bleibt Despera Drops ein Spiel, das sich nicht ganz entscheiden kann, was es sein will. Wer jedoch Lust auf eine düstere Geschichte mit starken Charakterdesigns hat und nicht unbedingt eine klassische Otome-Romanze erwartet, könnte hier trotzdem auf seine Kosten kommen.

  • Plattform: Nintendo Switch (getestet)PC
  • Publisher: Aksys Games
  • Entwickler: Aksys Games
  • Genre: Visual Novel
  • Spieleranzahl: 1
  • USK: 12
  • Release: 06. März 2025

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