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The Last Guardian

Was lange währt, wird mit The Last Guardian nun endlich gut? Fast zehn Jahre ließ uns Fumito Ueda und die Überreste des legendären Team ICO auf ihr nächstes Werk warten. Angekündigt auf der PlayStation 3 im Jahr 2007, versank es mehr als einmal in der Versenkung, nur um immer wieder als nicht gestrichen und weiter in Entwicklung bezeichnet zu werden.

Auf der E3 2015 gab es dann neben „Shenmue III“ und „Final Fantasy VII“ endlich ein Lebenszeichen. Es wird kommen und es erscheint auf der PlayStation 4. Nach einer erneuten Verschiebung von Oktober auf Dezember 2016, halten wir es nun endlich in den Händen.

Ein unschlagbares Team

Das Intro zu „The Last Guardian“ erinnert etwas an „The Legend of Zelda The Wind Waker“. Euch werden verschiedene Zeichnungen präsentiert und dabei etwas zur Hintergrundgeschichte erklärt. Augenmerk wird dabei auf euren späteren Begleiter gelegt. Trico das Greifen-Katzen-Wesen gilt nicht nur als besonders gefährlich, sondern sogar als Menschenfresser.

The Last Guardian

The Last Guardian

Welch ein Glück also, dass unser namenloser junger Protagonist in einer Lichtung umgeben von Felsen direkt neben einem Trico aufwacht. Nach kurzer Beobachtung fällt jedoch auf, dass Trico verletzt ist und wohl mehr Angst hat als wir selbst. Kurzerhand ziehen wir die Speere aus dessen Hüfte und lösen das schwere Eisenhalsband. Nachdem es dann mit bläulich leuchtenden Fässern gefüttert wurde, scheint es wesentlich zutraulicher zu sein als zu Beginn.

Von nun an könnt ihr mit eurem neuen Begleiter gemeinsam die Umgebung erkunden und Hindernisse überwinden. Der Protagonist kann klettern, sich an der Umgebung oder an Trico festhalten, Gegenstände greifen und werfen sowie Schalter umlegen. Sollte unser Katzen-Wesen einmal nicht spuren, kann man es mit einem einfachen Ruf zu sich holen: Dies klappt leider nicht immer ganz reibungslos und man steht frustriert in der Gegend und brüllt unentwegt: „Trico“, „Trico“, Trico“.

Alles in allem verfügen wir über sehr übersichtliche und rudimentäre Fähigkeiten.

Relativ früh im Spiel finden wir ein grünlich schimmerndes Schild. Mit diesem können wir einen Lichtstrahl auf Gegner und die Umgebung werfen, was Trico dazu veranlasst, Blitze aus seinem Schwanz zu schießen. Damit lassen sich vor allem Holzbarrieren hervorragend aus dem Weg räumen.

In der Welt der Gefühle sind wir den Tieren unterlegen, vor allem, was die Liebe angeht

Das Spiel ist rund um die Interaktion und Beziehung zwischen Trico und dem Jungen designed. Je länger ihr mit den beiden umherzieht, desto tiefer wird die Bindung für euch als Spieler. Fumito Ueda hat es schon immer verstanden, an eure Emotionen zu appellieren und „The Last Guardian“ ist hierbei keine Ausnahme.

Auch wenn sich Trico nicht ganz so intelligent anstellt und die KI einem so manchen frustrierenden Moment beschert, kommt man nicht drum herum, es bereits nach kurzer Zeit ins Herz zu schließen. Das liegt nicht nur am manuell möglichen Streicheln durch Druck auf den Kreis-Button, sondern auch an den liebevollen Animationen des Tierchens und den Momenten an denen es sich (von den Entwicklern bewusst programmiert) doof anstellt und den Kopf irgendwo durchsteckt, aber nicht durchpasst. Haustierbesitzer werden den ein oder anderen Moment definitiv nachvollziehen können.

Die weiten und verwinkelten Ruinen des Spiels lassen sich ohne euren gefiederten Partner auch so gut wie nicht erforschen. Oft genug seid ihr zu klein und müsst auf seinen Kopf klettern oder mit den Blitzen Barrikaden aus dem Weg räumen. Nur als gut funktionierendes Team kommt ihr letzten Endes ans Ziel. Wie bereits erwähnt, solltet ihr jedoch eine gewisse Frust-Toleranz-Grenze besitzen. Trico kann sich zwar auf die Hinterbeine stellen, oder euch einen Lift nach oben geben, manchmal scheint der Tollpatsch allerdings etwas mit der Umgebung oder eurem Kommando überfordert zu sein. So sehr man das Spiel und die beeindruckende Architektur und Stimmung genießen will, wird dies leider zu oft von nicht erfolgreichen Kommandos ruiniert. So ruft man unentwegt seinen Namen und kommt sich vor wie ein Idiot.

Verschiebungs-Blues

Verschiebungen und Plattformwechsel haben selten einem Spiel gutgetan. Titel wie „Star Craft Ghost“ wurden nach ewigen verschobenen Terminen schließlich vollends gecanceled während andere Spiele wie „Duke Nukem Forever“ zwar nach einer ewigen Entwicklungszeit erschienen. aber eher als Totgeburt bezeichnet werden können. „The Last Guardian“ ist erschienen und dem Spiel sind beide Schicksale erspart geblieben. Jedoch leidet Fumio Uedas drittes Spiel unter den typischen Anzeichen eines lang verschobenen Titels.

Zu allererst spielt sich „The Last Guardian“ nicht so flüssig wie man es von Spielen im Jahre 2016 gewohnt ist. Natürlich kann man argumentieren, das auch „ICO“ und „Shadow oft he Colossus“ eine nicht ganz optimale Steuerung hatte und dies zur „Serie“ gehört. Aber ersteres ist im Jahr 2001 und zweites im Jahr 2005 erschienen. Eine Ewigkeit in der Videospielentwicklung. Etliche Aspekte in Sachen Leveldesign, Steuerung, User-Interface, Quest-Aufbau und vieles mehr haben enorme Sprünge gemacht die „The Last Guardian“ aufgrund seiner Wurzeln aus dem Jahr 2007 (Start der Entwicklung) nicht vollständig bzw. zufriedenstellend übernommen hat.

Dies hält das Spiel aus spielerischer Sicht enorm zurück. Was es letztlich jedoch eindeutig rettet, ist die Stimmung und die Emotionen, die die beschwerliche Reise des ungleichen Paares versprüht. Hier wusste Team ICO schon immer, wie man die Spieler in seinen Bann zieht und emotional berührt.

Auf die Grafik werden wir gleich eingehen, da diese natürlich auch ein Aspekt ist, der angesprochen werden muss.

Grafik und Sound

Grafisch steckt „The Last Guardian“ sicher nicht im Jahr 2007 fest, jedoch ist es auch nicht ganz in 2016 angekommen. Team ICO beeindruckt wie immer mit einer fantastischen Atmosphäre und einer beeindruckenden Architektur. Trico steckt voller Detailverliebtheit und präsentiert sich mit einem dynamischen Federkleid/Fell und allerlei schönen Animationen. Der Hauptcharakter verfügt über die leicht ungelenken und tapsigen Bewegungen eines kleinen Jungen, der mit seiner verfügbaren Kraft versucht sich durch die Welt zu schlagen.

Entgegenzusetzen sind schwankende Bildraten, flimmernde Kanten und teils böse Kameraprobleme. Gerade in engen Bereichen findet die Kamera keine passenden Winkel, sodass man ständig manuell nachjustieren muss. Dies ist bei Klettereinlagen besonders frustrierend, wenn ihr zum wiederholten Male im Graben landet. So schön das Spiel auch ist, so unschön sind eben die schwankenden Bildraten und flimmernden Kanten. Diese sind sicher Nebeneffekte des Plattformwechsels von PlayStation 3 auf PlayStation 4.

Beim Sound gibt es nichts als Lob zu vermelden. Die Charaktere sprechen, wenn sie sprechen, eine fiktive Sprache. Trico brüllt und fiept fröhlich vor sich hin. Der Soundtrack ist herausragend. Großartige Kompositionen, die die Emotionen und vor allem die Melancholie unterstreichen und besser nicht passen könnten.

  • Plattform: PlayStation 4
  • Publisher: Sony
  • Entwickler: genDESIGN, SIE Japan Studio, Team ICO
  • Genre: Adventure
  • Release: 7. Dezember 2016
  • USK-Freigabe: 12

One comment

1 Pings/Trackbacks for "The Last Guardian"
  1. […] the Colossus schon alt und kaum zwei Jahre ist es her, dass wir den dritten Teil der ICO-Trilogie (The Last Guardian) im Test hatten. Damals erschien es noch exklusiv als PlayStation 2 Titel. 2011 veröffentlichte […]

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