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Citizen of Earth

Videospiele, die auf Retro machen, gibt es mittlerweile wie Sand am Meer und ziehen sich durch nahezu jedes Genre. Citizen of Earth von Eden Industries ist ein klassisches Rollenspiel aus der Top Down – Perspektive, von denen es zur Zeit des SNES viele gab. Dabei orientiert sich das Spiel von der Art und Weise her eindeutig an Nintendos Klassiker Earthbound. Das fängt bei der Spielwelt an und hört bei den zum Teil skurrilen Charakteren samt merkwürdiger Story auf. Ob diese Hommage gelungen ist, erfahrt ihr nun in unserem Test.

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Ihr seid der Vizepräsident der Welt

Oha, gleich der ganzen Welt. Das ist eine Aufgabe mit gehöriger Verantwortung, die euch in Citizen of Earth aufgetragen wird. Und so beginnt das Spiel in eurem Haus kurz nach der Wahl. Nach wenigen Augenblicken schließen sich eure Mutter und eurer Bruder als Partymitglieder an und es wird Zeit nach draußen zu gehen. Draußen laufen überall Protestler rum, die ganz offensichtlich gegen eure Wahl anstänkern wollen. Damit beginnt das Abenteuer, dass ihr euch auf die Suche nach der Quelle dieses Protestes begibt. Dank der Absperrungen der Polizei fällt der erste Bereich schön kompakt aus und so könnt ihr euch mit der Spielwelt und dem Kampfsystem vertraut machen. All eure Partymitglieder (insgesamt drei im Kampf+ihr als Galleonsfigur)bewegen sich über das Gebiet, sodass beim Feindkontakt nicht nur ihr vorne berührt werden könnt, sondern auch hinten. Die Welt wird auf typische Art und Weise in allen Himmelsrichtungen abgelaufen. Ihr könnt Häuser betreten, das Mobiliar oder andere Dinge untersuchen (damit Bonus-XP verdienen) und euch natürlich mit den zahlreichen NPCs unterhalten. Viele dieser Citizen of Earth können als neue Partymitglieder rekrutiert werden, vorausgesetzt ihr erfüllt deren Vorgaben, also Nebenquests. Diese funktionieren nach dem üblichen Muster wie „Besorge mir dies und jenes, hilf mir bei dieser einen Sache, oder beweise mir, dass du es wert bist“.

Leider hat man hierbei das Gefühl, dass man von solchen Anliegen nahezu erschlagen wird. Schon zu Beginn erhaltet ihr Aufgaben, die sonst wo in der Welt bewältigt werden müssen.

Dabei sind die Bürger dieser Erde wie du und ich und sie üben Berufe aus wie Polizist, Pilot, Lehrer oder Bäcker. Also wirklich alltägliche Tätigkeiten. Das interessante daran ist, dass sich die Berufe auch in den Namen der Attacken und in den Talenten widerspiegeln. Eure Mutter zum Beispiel macht eure Gegner mit der Attacke „Schimpfen“ klein, indem sie etwas Schaden austeilt und die Verteidigung eines Gegners senkt. Gleichzeitig kann sie andere Partymitglieder „Umarmen“ was den in Rollenspielen üblichen Heilzauber darstellt. Bei den Talenten lässt sich gut der Bruder des Vize Präsidenten heranziehen. Dieser arbeite bei einem Paketdienst, sodass ihr Items bei ihm bestellen könnt, die dann nach 15 Minuten geliefert werden. Anderes Beispiel die Pilotin: Mit Hilfe ihrer Fähigkeit kann sie euch an Hubschrauberplätzen in der Welt absetzen, also eine Art Schnellreisefunktion.

Gegen Hirsche mit Telefonen auf dem Kopf und wandernde Stoppschilder

Yep, diese beiden gehören unter anderem zu euren Gegnern. Neben menschlichen Figuren wie den anfänglichen Protestlern, trefft ihr auch auf eine Vielzahl verrückter Feinde, genauso wie es in Earthbound der Fall gewesen ist. Auch der Kampfbildschirm samt verzerrter Hintergrundgrafik erinnert frappierend an den Klassiker. Das Kämpfen geht klassisch rundenbasiert von statten. Ihr habt Standardattacken, die gleich zeitig eure Spezialleiste auffüllt (dargestellt in Kugeln) und dazu die Spezialattacken, die wiederum Kugeln verbrauchen. Dazu gesellen sich die üblichen Boost-Fähigkeiten wie Verteidigung hoch, Angriff erhöhen oder beim Gegner senken etc. oder auch die bekannten Statuseffekte wie verwirrt sein, vergiftet, bewegungslos. Alles wie gehabt, ebenso das pro besiegtem Feind EXP verdient wird. Das übrigens innerhalb eines Fights. Das bedeutet, dass ihr auch innerhalb aufsteigen könnt, wenn gerade ein Gegner besiegt wurde, auch wenn es noch weitere zu besiegen gilt. Ein Levelaufstieg ist immer willkommen, er stärkt nicht nur eure Statuswerte und fügt gegebenenfalls neue Attacken hinzu, sondern heilt euch auch komplett. Leider ist die Levelobergrenze pro Charaktere bei Level 20 bereits erreicht und das ist Fluch und Segen zugleich, dass es 40 verschiedene Bürger zu rekrutieren gibt.

Positiv ist, dass es so viele verschiedene Charaktere mit verschiedenen Fähigkeiten auch außerhalb des Kampfes gibt. Negativ an diesem Aspekt ist aber, dass man das Gefühl hat, dass zu viele Köche den Brei verderben, was die Bindung, die Tiefe zu den Charakteren angeht. Schade ist auch, dass alle nichtaktiven Partymitglieder keine Erfahrungspunkte verdienen. Das geht außerhalb nur, wenn ihr sie gegen Geld in der Schule trainieren lasst. So nett die Idee der vielen Charaktere auch ist, besser wäre es hingegen, wenn es wenige toll ausgearbeitete Leute gäbe, die mit der Zeit, die zum Teil bereits aufgezählten Charakteristika, in sich vereinen, so wie es in anderen RPGs oder eben Earthbound auch der Fall ist.

Dieser Punkt dürfte aber Geschmackssache sein, zumal das Spiel schließlich auch nicht umsonst diesen Namen trägt. Die nun folgenden Punkte geben dann doch mehr Anlass zur Kritik.

Charme +0

Auch wenn Citizen of Earth zweifelsohne ein klar erkennbaren Look besitzt, der in westlicher Comic Grafik daherkommt, wirkt dieser doch sehr eintönig und generisch. Er erinnert an Browser-und Smartphone – Spiele wie die eines Farmvilles. Das spiegelt sich auch in den spärlichen Kampfanimationen und der nahezu nicht beachtenswerten Musik wieder. Besonders letztere ist ein wichtiger Bestandteil eines Rollenspiels und trägt zum Flair bei. Ja, auch bei Earthbound kommen viele Musikstücke abstrus daher, aber hier besitzt keines der Musikstücke nur annähernd die Klasse. Nett dagegen ist, dass viele Dialoge mit englischer Sprachausgabe daherkommen, was für einen Downloadtitel bemerkenswert ist.

Nach Beendigung von Kapitel 1 steht die Spielwelt für euch quasi offen und ab da wirkt sie einfach nur zu groß. Vor allem will kein richtiger Spielfluss durch die zu langen Ladezeiten zustande kommen. Jedes Mal wenn der Bildschirm in den nächsten umschwenkt, oder wenn ihr ein Haus betretet und wieder hinausgeht, muss geladen werden und zwar so lange, dass es nervt. So macht das Erkunden wenig Spaß, sodass man sich dabei ertappt, das Häuser gar nicht erst betreten werden, wegen der Ladezeit.

Bei den Kämpfen fällt auf, dass Gegner immer nach dem gleichen Muster agieren. Nehmen wir als Beispiel die Krabbe mit Pylonen auf dem Kopf. Nach der ersten Runde verschwindet sie jedes Mal in ihrem Panzer und ist so vor euren Attacken gefeit. Das heißt, ihr müsst immer eine zusätzliche Runde warten, bis sie wieder verwundbar ist. Solche Vorgehensweise gibt es auch in zahlreichen anderen Spielen, nur agieren hier die Gegner in der Regel nicht immer nach einem so vorhersehbaren Schema.

Was mir aber dann eindeutig den Spaß am Spiel verdorben hat, waren die zahlreichen Abstürze, die in der Form einfach nicht passieren, geschweige denn von Nintendos Qualitätssicherung durch gewunken werden dürfen. Denn das Spiel stürzt während ganz normaler Ladezeiten ab. Ihr betretet ein Gebiet, ein Haus und zack, das Spiel hängt sich auf. Zwar wird zum Glück durch die automatische Speicherung zuvor eurer Spielstand gesichert, aber das Ausschalten und wieder Anschalten der Konsole nervt. Vor allem dann, wenn eben solch ein Bug häufig auftritt.

 

  • Plattformen
PC, PlayStation 4, PS Vita, Wii U (getestet), 3DS
  • Publisher
ATLUS
  • Entwickler
Eden Industries
  • Genre
Rollenspiel
  • Release
22. Januar 2015
  • USK-Freigabe
freigegeben ohne Altersbeschränkung

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