Neues Jahr, neues Spiel. Bei dieser Formel mag der kritische Spieler eher an Call of Duty oder die Sportspiele der Marke EA denken, doch mittlerweile trifft das fast auch auf Warner und den Lego-Spielen zu. Nun, wo keine Nachfrage, da stellt sich unweigerlich auch irgendwann einmal das Angebot ein, von daher ist anzunehmen, dass die Spiele rund um Lego so gut laufen, dass immer wieder Nachfolger zu bekannten Filmen erscheinen.
Nach Luke Skywalker, Indiana Jones, Batman, Jack Sparrow und einigen mehr, ist nun also der bekannte Hobbit Bilbo Beutlin an der Reihe, um den Zwergen bei ihrer Mission gegen Smaug zu helfen. Dies ist der bereits zweite Auftritt der Lego-Truppe in Mittelerde, denn auch der Herr der Ringe wurde bereits „legofiziert“. Ob dieser Ausflug gelungen ist, oder ob es sich lediglich um einen warmen Aufguss handelt, erfahrt ihr hier im Test.
Ein Vorteil für den Entwickler dieser Spiele besteht sicher darin, dass er sich um die Hintergrundgeschichte keinerlei Gedanken machen muss. Das haben in dem Fall der gute J.R.R. Tolkien und Peter Jackson gemacht und so erledigt sich dieser Part quasi von selbst. So tritt der Spieler hier in die Fußstapfen der Charakterriege aus den Filmen und spielt die wichtigsten Szenen der Filme nach. Fans der Vorlage werden sich also sofort heimisch fühlen, atmosphärisch weiß der Titel nämlich sehr zu gefallen. Bereits das Intro lässt die Herzen höher schlagen, wenn der gute Bilbo in seinem kleinen Heim umherwandelt und das bekannte Theme dazu im Hintergrund läuft. Sehr gelungen, und man bekommt im Grunde sofort Lust auf den Film. Eine große Stärke des Spiels ist die Authentizität, der Soundtrack, die Synchronstimmen und natürlich die Locations wurden aus dem FIlm übernommen und wurden sehr gut ins Lego-Universum eingebunden.
Die Animationen der Charaktere und das Aussehen können ebenso nur als sehr gelungen gewertet werden. Jeder Charakter sieht unverwechselbar aus und hat Wiedererkennungswert, was die oben genannte Atmosphäre einfach nochmals unterstreicht und dazu beiträgt. Am Anfang ist die Riege an wählbaren Charakteren naturgemäß etwas eingeschränkt, aber spätestens nachdem man den Titel ein Mal durchgespielt hat, hat man eine ordentliche Truppe zusammen und kann seinen Liebling wählen und sich mit ihm den unzähligen Sidequests widmen. Wie angesprochen, spielt ihr die wichtigsten und lustigsten Szenen des Films nach, ohne dass dabei – trotz der wirklich sympathischen Inszenierung – die Emotionen und die Intensität des Films erreicht werden. Zu abrupt enden die Szenen teilweise, zu schnell geht häufig alles und zu einfach sind die Bossfights, sofern denn welche vorkommen. Das ist schade, denn hier wurde definitiv Potenzial verschenkt. Dass das Spiel nicht in die Königsklasse gehört, wird nach ein paar Missionen deutlich und das trotz der herrlichen Atmosphäre und der gelungenen Zwischensequenzen.
Die Entwickler versuchten durchaus Abwechslung ins Gameplay zu bringen, was die Vorlage ja auch durchaus nahelegt. So löst ihr bspw. das Rätsel mit Gollum, absolviert das Wettrennen mit Radagast, kämpft mit den tapferen Zwergen oder rollt in den Fässern den Fluss entlang. Das ist alles schön und gut, doch der Punkt ist, dass unabhängig davon das Gameplay einfach banal wirkt und der Entwickler euch auch bisweilen im Dunkeln lässt, was gerade zu tun ist. Grundsätzlich haut ihr alles zu Kleinholz, was euch vor die Nase kommt, um auch ja nichts zu übersehen, denn unter irgendeinem Objekt könnte sich ein Teil befinden, das durch simplen Druck auf den B-Knopf zu einer Brücke o.ä. zusammengebaut wird und es somit weitergehen kann. Manchmal benötigt man die Fähigkeiten eines bestimmten Charakters (Gandalfs Zauber, den Bogen eines Elben etc.), um voranzuschreiten, und ab und zu erwarten den Spieler simpelste QTEs, gerade in der ersten Mission in Bilbos Haus.
Wobei ich das in dem Fall noch guten Gewissens durchgehen lassen kann, handelt es sich doch dort noch um ein Tutorial. Auch die Kämpfe sind weniger spaßig geraten, als sie hätten sein können. Eigentlich reicht immer simpelstes Draufhauen auf die Aktionstaste, um die bösen Orks zu besiegen. Taktik, verschiedene Fähigkeiten und Techniken sind kaum nötig bzw auch kaum vorhanden. In den Kämpfen wird auch deutlich, dass sich Lego The Hobbit an ein jüngeres Publikum richtet. Ein Game Over ist faktisch nicht möglich. Hat es der Gegner geschafft, dem Spieler die Lebensenergie komplett zu entziehen, respawnt man an der gleichen Stelle. Die einzige Strafe ist ein kleiner Abzug von Geld, das im Grunde aber auch nur kosmetischen Charakter besitzt. Zwar bezahlt man damit neue Charaktere, die man im Laufe des Spiels freischaltet, aber es kommt derart inflationär vor, dass ein Ableben kaum ins Gewicht fällt. Das ist angesichts der Zielgruppe eigentlich auch okay so, aber ein höherer Schwiergkeitsgrad wäre optional sicher ganz gut. Nach den Missionen werdet ihr automatisch vor die nächste Mission gestellt, wobei ihr auch stets die Freiheit behaltet, umzukehren, und euch in der riesigen Welt nach Sidequests umzusehen. Im Verlauf des Spiels erhaltet ihr auch die Möglichkeit zu einer Schnellreisefunktion, was das Ganze dann auch erträglich macht.
An Content mangelt es also gewiss nicht, der Umfang ist sehr gut geraten und sorgt für stundenlangen Spielspaß, wenn man denn auch wirklich alles finden will. Unzählige Charaktere warten darauf, gefunden zu werden, und unzählige Bewohner und Nachbarn brauchen Hilfe. Wobei auch hier leider wieder angemerkt werden muss, dass sich diese Sidequests eher banal anfühlen. Rohstoffe abliefern, ein kurzes Bau-Minigame absolvieren, Gegenstände von A nach B tragen etc. Wirklicher Spaß kommt dabei nicht auf, so dass ich nach dem Hauptspiel auch nur noch eine handvoll davon absolviert habe. Spaßiger ist dann eher die Suche nach besonderen Bauteilen in den Missionen, die teilweise wirklich gut versteckt sind. Da ist ein gutes Auge gefragt. Das Hauptspiel hat an sich auch eine angenehme Länge. Für ein Action-Adventure vielleicht dezent zu kurz, aber man hat sich auf die Vorlage des Films beschränkt und – so meine ich – da auch die wichtigsten Szenen nachgespielt. Nein, der Umfang geht vollkommen in Ordnung und ist eine Stärke des Spiels.
Gleiches gilt auch für die Technik. Sowohl Akustik als auch Optik sind super gelungen und wissen zu überzeugen. Die originale Filmmusik und die Synchronsprecher lassen sofort – wie oben bereits angesprochen – Hobbit-Feeling aufkommen. Technisch sind die Charaktermodelle gut dargestellt, die Umgebungen farbenfroh, detailgetreu. Lediglich in den großen Schlachten verliert man bisweilen etwas die Übersicht, wer nun Freund und Feind ist. Ein kleiner Wehrmutstropfen, in einem technisch sonst gelungenen Spiel.
Man muss als Spieler hier abwägen, ob einen die gelunge Atmo über die Gameplayschwächen trösten können. Potenzial hat die Reihe allemal, nur muss man beim nächsten Teil auch mal Mut zur Innovation zeigen und wirklich neue Elemente implementieren. Lego City Undercover war doch bspw ein guter Anfang. Wenn also bald Lego Spiderman o.ä. erscheint, könnte man sich davon eine Scheibe abschneiden.
- Plattform: Xbox 360, Xbox One, PS3, PS4, Wii U, PS Vita, Nintendo 3DS
- Publisher: Warner Bros. Interactive Entertainment
- Entwickler: TT Games
- Genre: Action-Adventure
- Release: 11.04.2014
- USK-Freigabe: 6
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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