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Ride to Hell Retribution

Das Grauen auf zwei Rädern

Ganz im Stil von Easy Rider…. Die 60er Jahre. Eine Bikergang, Whiskey, Rock Musik, leichte Frauen und harte Kerle.
Das ist wohl das erste was ich mir gedacht habe, als ich das Cover sah (und nicht mehr als das Cover) von Ride to Hell. Dass sich dabei jedoch nur der Ritt zur Hölle bewahrheiten sollte, konnte niemand vorher ahnen.

 

 

 

 

 


Titelbildschirm, Start, Gatling Gun… WAS?

Seltsame Formulierung… aber genau so beginnt das Spiel. Sekunden nachdem der Ladebildschirm vorüber ist, befindet ihr euch hinter einer Gatling Gun und ballert was das Zeug hält auf eine feindliche Bikergang. Ohne Erklärung, ohne Intro, ohne die geringste Erklärung wer ihr seid oder wer die lebenden Tontauben sind. Sekunden später befindet ihr euch in einem Quicktime Kampf bis zum Tod, der ebenfalls sekundenschnell vorüberzieht.

Plötzlich beginnt das Intro Video und der Hauptcharakter wird vorgestellt.
Jake Conway war die letzten Jahre in Vietnam und wurde ehrenhaft entlassen. Nun ist er zurück zu Hause, hat aber ähnlich wie Rambo (das wird der einzig positive Vergleich in diesem Test sein) mit dem sogenannten Shell Shock zu kämpfen (Definition: Stunned, distressed, or exhausted from a prolonged trauma or an unexpected difficulty.). Nachdem euch ein alter Freund abholt, geht es nach Hause und ihr seht nach Jahren der Abwesenheit euren kleinen Bruder wieder.
Dieser ist inzwischen ein junger Teenager geht aufs College, hat keine Freundin und wünscht sich aktuell nichts mehr als auf das heute stattfindende Rockkonzert zu gehen.


Nach einer kurzen Motorrad Tour, die sich eher mit dem steuern eines betrunkenen Elchs der Einrad fährt vergleichen lässt, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Euer Bruder gerät aufgrund seiner Bikerjacke in die Hände der Bikergang Devils Hand. Die haben nämlich ein ziemliches Problem mit der Jacke bzw. mit dem Symbol darauf. Das Stück Stoff gehörte eurem Vater, einem Erzfeind der Devils Hand. Ganz nach dem Motto „That escalated quickly“ wird eurem Bruder nach kurzer Rangelei die Kehle durchgeschnitten und nun beginnt euer blutiger Pfad der Rache.

Der Horror auf dem Silberling

Der Spielablauf in Ride to Hell ist wie folgt. Ihr brettert auf einem strikt gerade verlaufenden Highway mit eurem Motorrad Richtung nächste Stadt. Lasst euch aber nicht täuschen. Das Spiel ist keineswegs ein Sandbox Game. Die Routen dienen nur als Entschuldigung den Motorrad Aspekt im Spiel zu behalten. Hindernisse und der Verkehr stören euch beim fahren keineswegs. Das Spiel besitzt nämlich nicht die geringste Kollisionsabfrage. Ihr könnt mit 120 km/h gegen einen LKW fahren und es würde nichts passieren, außer das ihr zum stehen kommt.

Damit die pure Langeweile auf der Straße auch noch lächerlich wird, haben sich die Entwickler gedacht ein paar Faust und Waffenkämpfe während der Fahrt würden das Geschehen auflockern.

Idiotische Quicktime Events gepaart mit schier peinlichen Animationen sind die Folgen dieser Entscheidung. Feindliche Motorradfahrer rücken euch auf die Pelle, die ihr nur los werdet, wenn 2-3 Mal die X- oder Y-Taste gedrückt wird. Dabei spritzt natürlich nur so das Blut, denn Blut ist ja cool.

Endlich angekommen in der Stadt oder dem hundertsten verlassenen Lagerhaus stellen sich euch eine bestimmte Anzahl an hirnlosen Gegnern entgegen, deren KI selbst Playstation 1 Spiele in den Schatten stellen. Die Gegner rennen hirnlos auf euch zu und wollen euch anscheinend aus der Nähe betrachten, denn die Waffe feuern sie manchmal erst ab wenn Sie einen Meter vor euch stehen.


Faust und Waffenkämpfe machen nicht ein bisschen Spaß. Die Steuerung von Jake ist so misslungen, dass es einfacher wäre als Edward mit den Scherenhänden Luftballons aufzublasen als auch nur einen Gegner präzise mit der Faust oder der Pistole auszuschalten.

Besiegte Gegner hinterlassen Munition oder Drogenpäckchen. Die Drogen könnt ihr bei Hippies oder Mexikanern (juhu… Vorurteile) loswerden, um an Geld für Waffen zu kommen.

Ride to Hell Retribution ist nicht nur ein verdammt schlechtes Game sondern, schadet der Branche und dem Ruf der Videospieler enorm. Die Art und Weise wie mit Frauen in diesem Spiel umgegangen wird, ist absolut rückständig und widerlich. Als Mann kann man immer mal wieder über „Macho Sprüche“ gerade in Videospielen lachen. Vor allem dann wenn sich das Spiel selbst nicht ernst nimmt oder die Frauen in der Geschichte ansonsten starke Persönlichkeiten sind. Jedoch erreichen die weiblichen Figuren im Spiel genau zwei Stadien. Nr. 1 Ich hab ein Problem respektive ich bin in Gefahr Nr. 2 Du hast mir geholfen, jetzt bin ich geil.

Jeder von uns musste grinsen als es Nico in GTA IV das erste Mal gelang „mit auf einen Kaffee nach oben zu gehen“ oder als sich Kratos vom Schlachten eine kleine Auszeit gönnte. Das lag aber daran das die Präsentation gestimmt hat.

Doch Jake „schlepp“ die Mädels mit aufs Zimmer und vernascht diese komplett angezogen auf dem Bett. Allerdings schwenkt die Kamera nicht weg vom Geschehen oder der Bildschirm wird schwarz.
Wir müssen Jake und die Dame bekleidet  auf dem Bett rumhüpfen sehen und uns fragen, ob das von einem siebenjährigen programmiert wurde. Die Darstellung wirkt dabei so unreif und dilettantisch, dass Fremdscham gar nicht mehr ausreicht, um diese Szene zu beschreiben.

Selten hat mich die Qualität eines Spiels so entsetzt wie diese. Wie Deep Silver „Ride to Hell“ bei der Qualitätsprüfung so einfach durchwinken konnte, bleibt wohl eines der ungeklärten Rätsel der Menschheit.


Gameplay, Grafik und Sound

Oh Gott. In dieser Review wurde es bereits hunderte Male angesprochen wie schlecht sich das Motorrad und Jake selbst steuern. Das Zielen mit den Waffen ist ungenau und schwammig. Die Optik gehört zu dem übelsten was die Playstation 2 zu bieten hat (ihr habt richtig gelesen, das ist kein Tippfehler). Ständig versinkt euer Charakter, Gegenstände oder Gegner in Wänden und Böden. Die Framerate knickt sofort ein, sobald sich mehr als zwei Gegner auf dem Schirm befinden. Das Ganze wird dann noch mit Kantenflimmern garniert.

Der Sound ist langweilig und austauschbar. Höchstens der Track im Hauptmenü hat was positives an sich. Langweiliges und sich ständig wiederholendes Gedudel kratzt an euren Nerven, untermalt das öde Geschehen aber dadurch wunderbar. Die Synchro gehört zu den lächerlichsten und amateurhaftesten Dingen, die uns je untergekommen sind. Vorschulkinder, die Weihnachtsstücke vorführen, haben besseres Timing und Überzeugungskraft, als das was uns hier vorgesetzt wurde. Hin und wieder kann es auch vorkommen, dass der gesamte Soundtrack ausbleibt und ihr nur noch Soundeffekte hört. Da heißt es Spiel neu starten. Es ist eine riesen Unverschämtheit was hier produziert wurde.


Wenn ihr ein Auto kauft, das Mängel besitzt oder euer Fernseher nicht richtig funktioniert gebt ihr diese Dinge sofort in Reperatur oder zurück. Im Fall von Ride to Hell hilft allerdings nur noch eins. Notschlachten.

  • Plattform: Xbox 360, Playstation 3, PC
  • Publisher: Deep Silver
  • Entwickler: Eutechnyx
  • Genre: 3rd Person Shooter / Action
  • Release: 28 Juni 2013
  • USK-Freigabe: 18

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