Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian
Reviews Videospiele

Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian

Mit Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian kehrt Entwickler Gust zu den Wurzeln einer traditionsreichen JRPG-Reihe zurück, die seit mehr als zwei Jahrzehnten mit charmanten Charakteren, farbenfrohen Welten und komplexen Alchemie-Systemen begeistert. Nach dem experimentellen Atelier Yumia, das erstmals auf Echtzeit-Action setzte, besinnt sich Gust hier auf klassische Stärken: rundenbasierte Kämpfe, liebevoll erzählte Geschichten und das Gefühl, in eine handgefertigte Fantasywelt einzutauchen.

Eine Geschichte zwischen Verlust und Neuanfang

Im Mittelpunkt der Handlung stehen Rias Eidreise und Slade Clauslyter, zwei Figuren, deren Leben seit einer Tragödie in ihrer Heimatstadt Hallfein vor zwölf Jahren von Schmerz und Schuld geprägt ist. Eine geheimnisvolle rote Nebelwand verschlang damals die gesamte Bevölkerung und ließ nur Monster zurück. Rias verlor ihren Großvater, der als freundlicher Ladenbesitzer in der Stadt bekannt war, während Slade seine Eltern und die geheimnisvollen Relikte namens Geist Cores erbte.

Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian
Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian

Als sich beide Jahre später auf einer Mission wiederbegegnen, entdecken sie ein verlassenes Atelier und mit ihm den Schlüssel zu einer verborgenen Wahrheit. Mithilfe der Geist Cores öffnen sie sogenannte Dimensional Pathways – instabile, prozedural generierte Dungeons, die in andere Welten führen. Dort treffen sie auf winzige, schwebende Wesen namens Feen, die in unterschiedlichen Systemen des Spiels eine zentrale Rolle spielen. Zusammen mit bekannten Alchemisten und Figuren aus früheren Atelier-Titeln machen sich Rias und Slade daran, das Geheimnis des roten Nebels zu lüften und Hallfein wieder aufzubauen.

Die Geschichte verknüpft geschickt emotionale Rückblenden mit ruhigen Momenten zwischen den Charakteren. Rias und Slade sind keine typischen Helden, sondern Menschen mit Verlusten, Zweifeln und kleinen Hoffnungen. Diese emotionale Ebene verleiht Atelier Resleriana eine Tiefe, die man in JRPGs dieser Art nicht immer findet. Auch wenn englische Sprachausgabe fehlt, tragen die sorgfältig inszenierten Zwischensequenzen und das ausdrucksstarke Charakterdesign die Handlung überzeugend.

Gameplay – Klassische Kämpfe mit neuen Ideen

Im Gegensatz zum actionorientierten Ansatz des Vorgängers setzt Atelier Resleriana wieder vollständig auf rundenbasiertes Gameplay. Das Kampfsystem erinnert an die besten Zeiten der Serie, bietet aber einige moderne Ergänzungen. Jeder Zug erlaubt Angriffe, die Nutzung von Alchemie-Gegenständen oder den Einsatz spezieller Fähigkeiten, die TP verbrauchen. Das Besondere ist das Unity-System, das Kämpfen zusätzliche strategische Tiefe verleiht.

Durch erfolgreiche Angriffe lädt sich eine Energieleiste auf, mit der Spieler mehrere Charaktere gleichzeitig agieren lassen können. Wird die Reihenfolge der Fähigkeiten klug gewählt, entstehen mächtige Kombos, etwa wenn Feuer- und Windangriffe sich zu einem zerstörerischen Feuersturm verbinden. Diese Mechanik motiviert zum Experimentieren und belohnt taktisches Denken.

Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian
Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian

Ein weiteres Highlight ist die Block-Funktion, bei der präzises Timing entscheidend ist. Wer den richtigen Moment trifft, reduziert den erlittenen Schaden erheblich. Diese Option kann deaktiviert oder automatisiert werden, doch wer sie meistert, erlebt deutlich dynamischere Gefechte. Trotz seiner klassischen Struktur wirkt das Kampfsystem dadurch modern und lebendig.

Alchemie – Herzstück der Serie in Bestform

Das Alchemie-System ist traditionell das Herzstück eines Atelier-Spiels und erreicht in Resleriana eine neue Stufe der Komplexität und Zugänglichkeit. Jedes Item besteht aus Materialien mit bestimmten Farbattributen. Beim Mischen müssen die Farben klug kombiniert werden, um besondere Effekte oder Statusverbesserungen zu erzielen.

Die Alchemie verläuft in zwei Phasen. Zuerst werden Grundzutaten kombiniert, um das Basisitem zu erstellen. Danach folgt eine optionale zweite Mischphase, in der Farben erneut verbunden werden können, um zusätzliche Boni oder neue Rezepte freizuschalten. Dabei gilt es, vorsichtig zu agieren, denn nur die drei zuletzt gewählten Eigenschaften bleiben erhalten.

Diese Mechanik sorgt dafür, dass das Experimentieren Spaß macht und spielerisch belohnt wird. Mit zunehmender Spielzeit schalten Spieler die Möglichkeit frei, Gegenstände zu klonen oder bereits hergestellte Objekte zu verbessern. Auch hier helfen die Feen, die durch ihre Fähigkeiten die Produktion beschleunigen oder verbessern.

Aufbau von Hallfein – Ein Gefühl des Fortschritts

Ein zentrales Element von Atelier Resleriana ist der Wiederaufbau der zerstörten Stadt Hallfein. Die Spieler investieren gesammelte Materialien und verdientes Geld, um verschiedene Stadtviertel zu restaurieren. Diese Fortschritte wirken sich direkt auf das Gameplay aus: Händler bieten neue Waren an, Rezeptbücher werden freigeschaltet und die Stadt selbst verwandelt sich visuell in eine blühende Metropole.

Besonders gelungen ist das integrierte Ladenmanagement. Rias übernimmt den alten Shop ihres Großvaters und kann dort hergestellte Items verkaufen. Durch das clevere Platzieren der Waren und das geschickte Kombinieren von Farben lassen sich die Gewinne deutlich steigern. Die Feen übernehmen im Hintergrund die Verwaltung, brauchen aber nach einer Weile Erholung, was das System glaubwürdig und dynamisch hält.

Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian
Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian

Grafik und Sound – Tradition trifft Moderne

Atelier Resleriana überzeugt visuell durch klare, farbenfrohe Ästhetik und detailreiche Umgebungen. Die Welt wirkt lebendig, ohne überladen zu sein. Besonders schön ist zu beobachten, wie Hallfein sich im Laufe des Spiels von einer trostlosen Ruine zu einer lebendigen Stadt entwickelt. Auch die Dimensional Pathways begeistern mit atmosphärischen Farbwelten und kreativen Gegnerdesigns.

Der Soundtrack ist wie gewohnt ein Highlight der Reihe. Die Musik wechselt je nach Situation zwischen sanften, melancholischen und beschwingten Melodien. Besonders positiv fällt auf, dass die Tracks nicht endlos wiederholt werden. Stattdessen hat jede Region ihre eigene musikalische Identität, was für Abwechslung sorgt. Spieler können sogar eigene Playlists erstellen, um bestimmte Lieder häufiger zu hören.

Schwächen und Balancing

Trotz seiner Stärken hat Atelier Resleriana kleine Schwächen. Der Spielfortschritt kann gelegentlich ins Stocken geraten, wenn wichtige Rezepte in abgelegenen Schatztruhen übersehen werden. Auch wenn die Karte übersichtlich gestaltet ist, wirken solche Hürden unnötig. Zudem wäre eine optionale englische Vertonung wünschenswert, um emotionale Szenen noch stärker wirken zu lassen.

Auf der Nintendo Switch läuft das Spiel flüssig, wobei die Ladezeiten auf neueren Modellen kürzer ausfallen. Lediglich bei beschleunigten Kampfanimationen kommt es auf der älteren Hardware zu leichten Rucklern. Insgesamt ist die technische Umsetzung jedoch sehr solide.

Fazit – Ein Triumph klassischer Atelier-Kunst

Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie man eine traditionsreiche Serie modernisiert, ohne ihre Identität zu verlieren. Mit einer emotionalen Geschichte, einem herausragenden Kampfsystem und der besten Alchemie seit Jahren gelingt Gust ein Spiel, das sowohl langjährige Fans als auch Neulinge begeistern dürfte.

Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian
Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian

Das Zusammenspiel aus Aufbau, Erkundung und persönlicher Entwicklung der Figuren verleiht dem Abenteuer Tiefe und Wiedererkennungswert. Auch wenn kleinere Schwächen im Detail auftreten, bleibt Atelier Resleriana ein charmantes, durchdachtes und technisch sauberes Rollenspiel.

Ein würdiger Vertreter seiner Reihe – und vielleicht der Beginn einer neuen Trilogie.

  • Plattform: Nintendo Switch (getestet), PlayStation 4/5, PC
  • Publisher: Koei Tecmo
  • Entwickler: GUST
  • Genre: JRPG
  • Release: 26. September 2025
  • USK-Freigabe: 12