No Sleep for Kaname Date – From AI: THE SOMNIUM FILES

No Sleep for Kaname Date – From AI: THE SOMNIUM FILES – Zwischen Spin-off und Fanservice

Sechs Jahre nach dem Release von AI: The Somnium Files ist die Reihe an einem besonderen Punkt angekommen. Das Debüt war damals genau das, was Fans von Kotaro Uchikoshis Zero Escape-Serie sich erhofft hatten. Mit Nirvana Initiative gelang anschließend ein Sequel, das eigene Stärken entwickelte und sich von seinem Vorgänger abgrenzte. Und nun gibt es mit No Sleep For Kaname Date – From AI: The Somnium Files keinen echten dritten Teil, sondern ein Spin-off, das irgendwo zwischen den beiden Hauptspielen angesiedelt ist.

Spannend ist dabei vor allem, dass nicht Uchikoshi selbst, sondern Kazuya Yamada die Regie und das Schreiben übernommen hat – Uchikoshi fungiert lediglich als Supervisor, da er mit The Hundred Line beschäftigt war. Das Resultat ist ein kürzeres, experimentelleres Spiel, das stark auf Comedy, Fanservice und einen ordentlichen Schuss Zero Escape-Nostalgie setzt.

Story – Zwischen Alien-Entführung und Escape Games

Die Handlung dreht sich diesmal um Iris Sagan, die von Aliens entführt und gezwungen wird, in einer Reihe von Escape Games anzutreten. Hinter der Verschwörung steckt eine reptiloide Frau namens Akemi, die über einen Bildschirm als Spielleiterin der sogenannten „Third Eye Games“ agiert. Als Protagonist ist wieder Kaname Date am Steuer, der versucht, Iris zu retten. Unterstützung bekommt sie dabei von Ota, was die Dynamik zwischen altbekannten Figuren noch weiter in den Vordergrund rückt.Schon früh wird klar, dass No Sleep For Kaname Date vor allem eine Bühne für Comedy ist. Date ist noch schamloser als zuvor, Pornohefte und Cabaret-Clubs sind ihm heilig. Figuren wie Mizuki oder Ryuki treten zwar auf, bleiben aber eher am Rand, um den extrovertierteren Charakteren den Raum für absurde Szenen zu überlassen.

Praktisch jeder bekannte Charakter aus den beiden Hauptspielen taucht hier auf, was das Spiel zur Fanparty macht.Natürlich führt das zu einer gewissen Überzeichnung, ja fast zur Flanderisierung mancher Figuren. Trotzdem funktioniert der Humor – vor allem, weil die Dialoge bewusst überdreht geschrieben sind. Wer also schon bei Dates früheren Eskapaden lachen musste, wird auch hier bestens bedient.

Gameplay – Altbekanntes trifft auf Escape Rooms

Das Grundgerüst bleibt dem Kern der Reihe treu: Investigation und Somnium bilden weiterhin die spielerische Basis. Neu ist, dass Third-Person-Ermittlungen durch klassische Escape-Room-Szenarien ersetzt wurden. Hier übernimmt man Iris und andere Figuren, durchsucht Räume, sammelt Items, kombiniert sie und löst komplexe Rätsel. Besonders spannend sind die Momente, in denen ein Countdown läuft und man unter Zeitdruck die schwierigste Aufgabe des Raumes knacken muss. Diese Passagen sind eindeutig das Highlight des Spiels und erinnern stark an Zero Escape.Leider können die Somnium-Sektionen diesmal nicht mithalten. Sie sind linearer, einfacher und bestehen aus wiederverwerteten Umgebungen der Vorgänger.

Während frühere Teile kreative Experimente ermöglichten und tiefere Einblicke in Charaktere gaben, bleibt hier vieles oberflächlich. Ein Somnium sticht zwar heraus und liefert einen überraschend emotionalen Höhepunkt, doch insgesamt bleibt der Eindruck blass.Auch die Story-Struktur fällt schlanker aus. Statt verzweigter Routen und verzwickter Flowcharts gibt es diesmal einen linearen Verlauf mit ein paar „Bad Ends“ als humorvolle Dreingabe. Für viele Fans dürfte das eine kleine Enttäuschung sein, da gerade die Mehrfachpfade stets zu den größten Stärken der Serie gehörten.

Präsentation – Stimmen, Humor und Retro-Flair

Optisch ist No Sleep For Kaname Date stark an die beiden Vorgänger angelehnt, wobei die neu erstellten Escape-Room-Assets herausstechen. Der Humor wird durch die Inszenierung unterstützt: übertriebene Gestik, absurde Dialoge und vertraute Schauplätze sorgen für ein Wiedersehen im besten wie im albernsten Sinne.Großes Lob verdienen die Synchronsprecher. Vor allem Greg Chun als Date liefert auch nach sechs Jahren eine herausragende Performance ab und trägt die Comedy wie auch die emotionalen Momente mühelos. Sämtliche Sprecher aus den Vorgängern sind wieder an Bord und sorgen dafür, dass sich der Ausflug wie ein echtes Wiedersehen mit alten Bekannten anfühlt.

Fazit – Kein dritter Teil, aber ein liebenswertes Zwischenspiel

No Sleep For Kaname Date ist kein vollwertiges Sequel, und es will auch keines sein. Wer eine neue, mind-bending Mystery im Stil von Uchikoshi erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen präsentiert sich das Spin-off als kurzweiliger Comedy-Trip, der die liebgewonnenen Charaktere noch einmal ins Rampenlicht rückt. Das Spiel schwächelt bei den Somnium-Sektionen und der lineareren Erzählweise, überzeugt aber mit gelungenen Escape-Room-Passagen, starker Synchronarbeit und herrlich überdrehtem Humor. Die Geschichte mag nicht weltbewegend sein, doch als Fanservice funktioniert das Paket bestens. Wer mit den Erwartungen an einen „dritten Teil“ herangeht, könnte enttäuscht werden. Wer sich jedoch auf ein spaßiges Spin-off einlässt, das die Reihe von ihrer albernsten Seite zeigt, wird ein paar sehr unterhaltsame Stunden mit Date und Aiba verbringen.

• Plattform: Nintendo Switch 2 (getestet), Nintendo Switch, Steam
• Publisher: Spike Chunsoft Co., Ltd.
• Entwickler: Spike Chunsoft Co., Ltd.
• Genre: Mystery-Puzzle-Adventure
• Spieleranzahl: 1
• USK: 16
• Release: 25. Juli 2025