Bereits der Name des Spiels El Shaddai ASCENSION of the Metatron HD Remaster scheint nicht massentauglich zu sein. Was El Shaddai bedeutet, wissen wohl nur Leute, die sich intensiv mit dem Thema der jüdischen Religion auseinandergesetzt haben. Es ist ein alttestamentlicher Name für den Gott des Volkes Israel. Die Herkunft des Namens ist dabei nicht ganz geklärt, so dass es in vielen Bibelübersetzungen als Eigenname behalten wurde. Was hat es mit diesem Spiel auf sich, das ursprünglich im Jahre 2011 auf PS3/Xbox 360 erschien und nun seit April auch auf Nintendos Switch seinen HD-Einstand feiert? Ist es mehr als nur ein merkwürdiger Name mit innovativem Look? Wir haben das Spiel genau unter die Lupe genommen und verraten euch, warum es sich durchaus lohnt, dem Spiel eine Chance zu geben.
Gefallene Engel
El Shaddai spielt viel mit dem Thema Religion, belässt es aber – möglicherweise aufgrund von Berührungsängsten bei diesem sensiblen Thema – an der Oberfläche. Referenzen gibt es vor allem über die Namen der gefallenen Engel, sowie über den Hauptcharakter. Der Spieler steuert eine moderne Version von Henoch, der die sieben gefallenen Engel einfangen muss, um eine Strafe Gottes abzuwenden. Das Spiel ist lose inspiriert vom altäthiopischen Henochbuch. Die Story wird eher beiläufig von einer Figur namens Lucifel erzählt. Ebenfalls hip und modern gekleidet, mit einem Handy in der Hand, führt er teilweise lange Monologe, während man durch die Level streift oder wendet sich sprechend direkt an Henoch. Die Erzählweise ist sehr interessant und hat durchaus etwas Innovatives, wenngleich man der Story dadurch eher schwer folgen kann. Sie ist – das kann man ohne Weiteres sagen – ein nettes und schmuckes Beiwerk für das Gameplay.
Unter Kontrolle
In 12 Leveln muss der Spieler seine Fähigkeiten im Kampf und in kleinen Sprungpassagen unter Beweis stellen. Die Steuerung ist gelungen, man hat jederzeit das Gefühl, Kontrolle zu haben. Das Spiel läuft flüssig und gut, im Handheldmodus kommt es allerdings ab und zu zu kleineren Slowdowns. Die Levels an sich – es sind Stockwerke eines Turmes – sind nicht sonderlich lang, so dass man das Spiel immer wieder spielen und unterbrechen kann. Der Fortschritt wird häufig gespeichert, die Rücksetzpunkte sind fair verteilt und man verliert eigentlich nie wirklich Zeit. Das ist etwas sehr Positives. Kein Actionspiel ohne eine handvoll Kämpfe pro Level, die der Spieler natürlich auch in El Shaddai zu bestreiten hat. Das Kampfsystem ist – im guten Sinn! – sehr einfach gehalten. Das hat Licht- und Schattenseiten, aber mir persönlich gefällt es so eigentlich besser. Attackieren, Blocken, Springen, Rennen. Mehr Aktionen gibt es nicht. Der Rest liegt im Geschick des Spielers und im Ausprobieren. Dass man durch die wenigen Erklärungen ab und zu auch mal den Game-Over-Bildschirm sieht, ist mit Blick auf die Rücksetzpunkte zu verzeihen. Unfair wird El Shaddai an keiner Stelle. Die Kehrseite am einfachen Kampfsystem – wie in vielen anderen Genrevertretern auch – ist die Monotonie, die schnell einkehren kann. Viel mehr als durch die Levels hüpfen und kleinere Horden an Gegnern bekämpfen tut man nicht. Wer sich daran nicht stört, wird mit El Shaddai bestimmt sein Glück finden. Ein großes Taktieren gibt es nicht. Eine kleine taktische Komponente habe ich bei den Waffen ausgemacht. Hier gibt es unterschiedliche Stärken und Schwächen, je nachdem, womit der Gegner bewaffnet ist. Da man jedem Gegner auch die Waffe entreißen kann, sollte das auch kein Problem darstellen.
Auch die (kurzen) Sprungpassagen gehen (in der Regel) gut von der Hand. Die Übersichtlichkeit bleibt stets gewahrt und seltene Sprünge in den Abgrund werden vom Spiel auch nicht zu stark bestraft. Wie gesagt: Die Rücksetzpunkte sind immer fair und man muss nie viel wiederholen. Bei den Sprüngen steuert sich Henoch durch diverse Mechaniken (Doppelsprung/Gleitsprung) aber ohnehin sehr weich und gut.
Optisch eine Wucht
Die wahre Stärke von El Shaddai ist der einzigartige Artstyle. Die Farbgebung passt sich wunderbar dem religiösen Grundthema an. So finden sich das ganze Spiel über sehr schöne Pastellfarben in Blau-, Gold-, sowie Rottönen. Die Spielfiguren sind toll designt und nicht selten ertappte sich der Tester dabei, alle paar Sekunden einen Screenshot vom Geschehen aufzunehmen. Ein wahrer Hingucker, der auch auf der Switch durch den Celshading-Look gut zur Geltung kommt. Die Switch kommt im Handheldmodus bisweilen ins Stocken, aber im Großen und Ganzen gibt es auch hier nichts zu meckern.
Gleiches gilt auch für die Musik, die das Thema im Spiel schön untermalt. Sanfte Klänge, Gospelgesänge und eine gute sowie dezente Instrumentenauswahl sorgen für Stimmung. Die Sprachausgabe ist ebenfalls gut gelungen. Die Sprecher sind gut ausgewählt und hauchen dem Spiel Leben ein.
Fazit
Wer die spielerische Eintönigkeit nicht als störend empfindet, den erwartete eine spannende und optisch wunderschön inszenierte Erfahrung. Videospiele können Kunst sein. Sie können auch mit wenigen Kniffen eine Erfahrung bieten, die es in anderen Unterhaltungsformen nicht gibt. Es ist eine Reise in eine thematisch mittlerweile völlig fremde Zeit und in eine völlig fremde Welt, die in El Shaddai modern interpretiert und visualisiert wird. Auf eine Weise, wie es wohl nur Japaner können. Das Spiel – so die Prognose des Testers – wird kommerziell keine Bäume ausreißen. Es reißt wahrscheinlich für viele Spieler auch qualitativ keine Bäume aus, bietet aber dennoch eine Erfahrung, die man in der Spielelandschaft von 2011 vergeblich gesucht hat. Und die heute auch sehr selten zu finden ist. Für Fans von kurzweiligen Hack&Slays spreche ich eine klare Empfehlung aus.
(Autor dieser Rezension: Stjepan Prtenjaca)
- Plattform: Nintendo Switch (getestet), Steam
- Publisher: crim.inc
- Entwickler: crim.inc
- Genre: Hack&Slay/Plattformer
- Spieleranzahl: 1 Spieler
- Preis zum Start: 13,99
- Release: 28. April 2024
- USK-Freigabe: 12
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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