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Kamiwaza: Way of the Thief

Nach den ersten paar Sekunden Spielzeit mit Kamiwaza: Way of the Thief mussten wir erstmal stoppen und recherchieren, da wir enorm verwirrt waren. Die Optik, der Humor und das Gameplay schienen uns enorm veraltet. Zwei Pressemitteilungen später war uns dann auch relativ schnell klar, wieso das Spiel diesen veralteten Stil hatte… es wurde ursprünglich 2006 veröffentlicht – und das merkt man jede Sekunde. Doch alles zu seiner Zeit.

Ninja Stealth Action

Entwickler und Publisher Acquire sind heute vor allem für ihren Beitrag an Square Enixs Octopath Traveler-Serie bekannt, entwickelt jedoch auch die legendäre Tenchu-Reihe, Way of the Samurai, Akiba’s Trip Undead & Undressed und viele mehr.

Während Tenchu mit seinem Schwerpunkt auf Stealth-Action-Platforming und fokussiertem Leveldesign und Way of the Samurai mit seinem Fokus auf der Interaktion mit einer dynamischen Welt durch leichte RPG-Elemente völlig unterschiedliche Erfahrungen waren, versuchte Kamiwaza: Way of the Thief in gewisser Weise, die beiden unterschiedlichen Gameplay-Ansätze zu etwas völlig Neuem zu kombinieren. Ohne Erfolg…

Auf dem Papier klingt das zuerst nach einer großartigen Idee. Im Großen und Ganzen funktioniert es auch teilweise, jedoch ist das ganze System nicht gut durchdacht und oft an den Haaren herbeigezogen. Im Jahr 2006 wäre dies eine schrullige Neuheit gewesen, aber im Jahr 2022 fühlt sich das Erlebnis selbst in der Remastered-Variante unausgegoren und zusammenhanglos an.

Kamiwaza: Way of the Thief spielt in der Edo-Periode und ihr übernehmt die Rolle des aufstrebenden Dieb Ebizos. Natürlich ist dieser kein gewöhnlicher Dieb, denn er war Lehrling in einer Gilde, die mit einem gewissen Maß an Ethik arbeitet. Sicher, sie haben eine Menge gestohlen, aber niemals auf Kosten oder zum Schaden unschuldiger Menschen – ein Robin Hood sozusagen.


Leider wird aus einem Routinediebstahl ein brutales Massaker, was dazu führt, dass Ebizo nicht nur die Gilde verlässt und der Dieberei abschwört, sondern auch eine einsame Überlebende des Raubes als seine Tochter adoptiert.

Kamiwaza: Way of the Thief
Kamiwaza: Way of the Thief

Jahre später ist das junge Mädchen namens Suzuna erwachsen und leider schwer erkrankt. Ebizo kämpf sowieso schon ums Überleben und kommt geradeso um die Runden. Leider sind Medikamente nicht erschwinglich, und so kehrt Ebizo nur widerwillig in sein altes Leben zurück, während er sich den Geistern und Leichen seiner Vergangenheit stellt.

Als Dieb ist es eure Aufgabe, im Schatten zu bleiben und nicht entdeckt zu werden. Die Level sind oft sehr verwinkelt, verwirrend zu navigieren und ähneln sich oft sehr, sodass man sich mehr als nur einmal verirrt. Da helfen auch die Karte und das Tagebuch wenig weiter, angesichts des unstrukturierten Spieldesigns kann es eine Herausforderung sein, die zahlreichen Ziele zu verfolgen.

Außerdem haben die Missionen ein Zeitlimit, und dabei müsst ihr nicht nur Wachen im Auge behalten, sondern Suzuna auch mindestens einmal am Tag mit Medizin versorgen, die nicht gerade billig ist. Das bedeutet, dass ihr viel Zeit mit dem Sammeln von Beute und Geld verbringen musst, und obwohl der Tag- und Nachtzyklus des Spiels unterhaltsam sein kann, macht er das Timing der Missionen und Ereignisse nur noch verwirrender.

In den Schatten

Als Charakter in einem Steal-Action-Spiel hat Ebizo die wesentliche Funktion des Herumschleichens, und doch ist dies nicht einmal der Kernpunkt des Spielsystems. Anstatt lautlos und ungesehen zu schleichen, ermutigt das Spiel zu einem riskanteren Vorgehen. Hier geht es darum, herumzusprinten, und das funktioniert fast wie ein Pariersystem, bei dem Ebizo in einem kurzen Zeitfenster durch die Sicht eines anderen hindurchflitzen kann.

Kamiwaza: Way of the Thief
Kamiwaza: Way of the Thief

Für diese Manöver gibt es Stilpunkte, die zum Erlernen neuer Fähigkeiten verwendet werden können. Das System funktioniert, macht aber im Kontext zur Situation null Sinn. Ihr steht vor dem Gegner, macht eine Ausweichrolle und er hat euch nicht gesehen? In Kamiwaza: Way of the Thief geht das und verstößt gegen alles was wir im Laufe der Jahre in Stealth Games gelernt haben. Nicht unbedingt gut gelöst.

Natürlich muss man als Dieb nicht nur an seiner Verkleidung und seinen Moves arbeiten, sondern auch einen zuverlässigen Sack mit sich herumtragen. Schließlich kommt die Beute nicht einfach auf magische Weise in irgendein Inventar. Stattdessen erhöht sich mit jedem gestohlenen Gegenstand das Gewicht und die Größe des Beutels. Wenn er zu groß wird, scheppert die Inhalte und die Gegner wissen, dass ihr in der Umgebung seid. Der Sack kann aber auch als Waffe eingesetzt werden, denn Ebizo wie einen Fußball herumkicken kann.

Die Spielmechaniken sind viel zu zahlreich, um sie hier aufzulisten und zu erklären; zum größten Teil erklärt das Spiel sie recht gut. Das Problem ist, dass diese komplizierten Gameplay-Systeme nicht so intuitiv auf das Spieldesign anwendbar sind, wie sie sollten. Dies ist größte Problem, das gegen Kamiwaza: Way of the Thief spricht. Es gibt einfach kein durchdachtes und sorgfältig entwickeltes Leveldesigns. So wirken die meisten Gameplay-Gimmicks bei der Navigation durch die verschiedenen Bereiche der Spielwelt fehl am Platz und unnütz.

Vielleicht hätten die vielen Ideen des Spiels besser in Szene gesetzt werden können, wenn das Spiel einen geradlinigeren Verlauf von Level zu Level gehabt hätte. So aber findet das Spiel in einer Sandbox statt, die zwar faszinierend zu erkunden ist, aber oft dazu führt, dass sich der Spielfortschritt zäh und repetitiv anfühlt.

Auch die grundlegende Spielmechanik ist nicht immer reibungslos und intuitiv, da selbst das Stehlen von Beute ein mühsamer Prozess sein kann. Um Dinge zu stehlen müssen sie gehauen werden. In manchen Fällen kann es aber gut sein, dass ihr ein oder zwei Minuten lang auf ein Objekt schlagen müsst, bevor es im Sack landet. Natürlich werden die Dinge besser, wenn neue Fertigkeiten erlernt werden, aber es dauert lange, bis sich das Spiel reaktionsschneller anfühlt.

Kamiwaza: Way of the Thief
Kamiwaza: Way of the Thief

Selbst für 2006er Verhältnisse ist das Spiel klobig und umständlich. Die Kamera ist unkooperativ, der Spielfluss fühlt sich abgehackt an, und das Spiel beschränkt sich letztendlich auf Fetch-Quests, da es in den meisten Missionen darum geht, einen wichtigen Beutegegenstand zu stehlen und zurückzubringen.

Grafik & Sound

Da gibt es nicht viel zu sagen. Das 2006 veröffentlichte Spiel sieht aus wie ein Titel aus 2001. Hände haben oft keine individuellen Finger, sondern sind klobige Padel. Die Umgebung ist trotz der Weitläufigkeit trist, man erkennt an Levelenden die Skybox uznd die Texturen sind grob aufgelöst.

Die Synchro ist klassisch japanisch over the top und der Soundtrack dudelt ohne große Ohrwürmer vor sich hin.

  • Plattform: Nintendo Switch, PlayStation 4, Steam
  • Publisher: NIS America
  • Entwickler: Acquire Corp.
  • Genre: Stealth
  • Release: 14. Oktober 2022
  • USK-Freigabe: 12

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