Nachdem Bayonetta auf der Xbox 360 und der PlayStation 3 nicht den erwarteten Erfolg erzielt hat, den sich Sega gewünscht hatte, war die Zukunft der sexy Hexe lange im Ungewissen. Doch dann im Jahre 2012 überraschte uns gerade Nintendo mit einem Trailer zu Bayonetta 2 und verkündete, dass sich Platinum Games aktuell damit beschäftigt, den zweiten Teil des Hack and Slays exklusiv für Nintendos Wii U zu entwickeln. Da leider auch Nintendos Wii U nicht zum großen Erfolg wurde, ist es nicht überraschend, dass Bayonetta und Bayonetta 2 nun auch auf der Nintendo Switch erhältlich sind.
Wir befinden uns in den Straßen einer modernen und hochfrequentierten Stadt (es wird zwar nie erwähnt aber das Stadtbild gleicht dem von New York). Wir treffen eine in weiß gekleidete Bayonetta und einen vor sich hin schimpfenden Enzo, die gerade Weihnachtsgeschenke besorgen.
Auf dem Weg in das nächste Geschäft treffen sie auch auf die blonde Hexe Jeanne, die ebenfalls noch die letzten Besorgungen erledigen muss.
Plötzlich fegen Jets mit einem ohrenbetäubenden Lärm über die Stadt und greifen Bayonetta und Jeanne an. Natürlich lassen es sich die Hexen nicht nehmen, den Angreifern Einhalt zu gebieten. Als schließlich auch noch Engel in die Zerstörung eingreifen – ist es selbstverständlich, dass die Hexen ihre Waffen zücken.
Als Bayonetta einen Dämon beschwört, mit dem sie großen Gegnern normalerweise spielend leicht den Gar ausmacht, gerät dieser allerdings außer Kontrolle und greift Jeanne an. Zu allem Überfluss entreißt der Dämon Jeannes Seele und entführt diese in die Hölle.
Als pflichtbewusste Hexe und Freundin entschließt sich Bayonetta natürlich umgehend Jeanne zu retten. Auf der Suche nach dem Übeltäter durchqueren wir 15 Kapitel und hinterlassen eine Spur von Engelsblut und Federn.
Bestialisches Tutorial
Auf dem Dach eines Jets werden wir in bester „Over the Top“ Tradition mit der Steuerung von Bayonetta 2 bekannt gemacht. Wer sich mit Platinum Games Vorgänger beschäftigt hat, wird sich hier gleich wie zuhause fühlen.
Bayonetta ballert und prügelt sich durch Gegnerhorden und setzt dabei gekonnt die „Witch-Time“ ein. Diesen Modus aktiviert ihr, wenn ihr in letzter Sekunde mit ZR einem Gegner ausweicht. Hierbei entsteht für wenige Sekunden ein Bullettime-Effekt, der euch Zeit lässt, Angriffe auf euren wehrlosen Gegner niederzulassen.
Sind Widersacher genügend geschwächt worden, könnt ihr diese mit einem stylischen Exekutionsvorgang ausschalten. Hierbei spannt Bayonetta die Gegner in Guillotinen oder in Fleischwölfe, was in einem unschönen Tod endet. Dies ist im Übrigen bei den Zwischen- und Endbossen auch möglich – nur wesentlich spektakulärer.
Unter der Energieanzeige Bayonettas findet ihr ihre lila Kugeln. Sind diese durch erfolgreiche Angriffe gefüllt worden, könnt ihr den „Umbra Klimax“ entfachen. Hierbei drischt Bayonetta seriengetreu mit riesigen Fäusten und Füßen, die aus ihren Haaren bestehen, auf Gegner ein und lässt dabei keinen Stein auf dem anderen.
Als ob das nicht schon genug wäre, findet ihr im Laufe des Spiels goldene Schallplatten. Bringt diese zu Rodins Laden „Gates of Hell“. Er wird erfreut sein und neue Waffen daraus schmieden. Einige davon wie die Schwerter und Kettensägen kann sich Bayonetta anstatt der Pistolen an die Highheels schnallen. Dies sorgt für neue Combos und ein weiteres Mal für ein ganz anderes Hack and Slay-Spielgefühl.
Gegner hinterlassen neben Heiligenscheinen, die als Währung im Spiel dienen, oft auch Waffen, die für einen gewissen Zeitraum verwendet werden können.
Neben den Schallplatten solltet ihr auch nach Hexenherzen und Mondperlen Ausschau halten, da diese eure maximale Energie- bzw. Umbra-Leiste erweitern. Findet ihr andere Gegenstände wie Einhornhörner oder grüne Lorbeeren, können diese im Menü zu neuen Lollis hergestellt werden. Die Lutscher haben unterschiedliche Wirkungen und füllen Energie oder Umbra auf und die gelben machen sogar für kurze Zeit unverwundbar.
Abwechslung ohne Ende
Spiele dieser Machart laufen oft Gefahr eintönig zu werden. Das Spiel sendet unzählige Gegnerhorden, durch die man sich schlagen muss. Hin und wieder gibt es dann einen Zwischengegner und ein neues Item und fertig ist der Lack. Im Falle von „Bayonetta 2“ haben sich die Entwickler jedoch selbst übertroffen.
In einem Moment rennen wir senkrecht eine Häuserwand entlang, surfen auf einem Stück Holz, um einen Bossfight zu überstehen und fliegen plötzlich mit Bayonettas Flügeln durch die Lüfte. Das Spiel schafft es auch hervorragend, immer wieder neue Gegnertypen einzuführen, sodass stets euer Können gefragt ist, da sich kein Gegner wie der andere verhält.
Euer Können ist aber vor allem dabei gefragt Platinum Trophäen einzuheimsen. Nein wir reden hierbei nicht von einem Achievement-System, das hat das Spiel allerdings auch, sondern von eurer Bewertung. Nach jedem kleineren Kampf erhaltet ihr eine Trophäe, die eure Leistung wiederspiegelt. Seid ihr unversehrt aus dem Kampf gekommen und habt diesen schnell beendet, winkt die „Pure Platinum Trophäe“, dies geht in Gold-, Silber- und Bronzeschritten bis zur schlechtesten Wertung Stein.
Aufmerksame Spieler finden in den 15 Kapiteln versteckte blaue Portale. Dies sind Muspelheim-Portale, die das Gegenstück zu den Alfheim-Portalen in Teil 1 darstellen. In diesen müsst ihr Gegner unter einer bestimmten Bedingung bezwingen. Die Missionen stellen eine besondere Herausforderung dar, lohnen sich aber zu meistern, da es Hexenherzen und andere Items als Belohnung gibt.
Wem die zahlreichen käuflichen Waffen, Combos und Items zu wenig sind, darf sich über enormen Fanservice freuen. Natürlich sind die obligatorischen Schulmädchen-Outfits für Bayonetta mit von der Partie, verändern allerdings nicht das Spielgeschehen.
Dies hat Platinum Games den exklusiven Nintendo-Outfits überlassen. Dabei streift Bayonetta die Outfits von Link, Samus, Fox McCloud und Peach über und erhält dadurch neue Fähigkeiten. Mit Links Masterschwert bewaffnet und komplett in grün gekleidet erinnert das Spiel schon beinahe an „Hyrule Warriors“.
Mit Fuchsschwanz und passenden Ohren schießt Bayonetta mit Fox McClouds Laser um sich. In Samus Rüstung kann Bayonetta schießen und die Screwattack ausführen, während in Peachs rosa Kleid nicht mehr Dämonen zur Hilfe kommen, sondern Bowser.
Wer dann immer noch nicht genug hat, kann sich mit einem Freund an den Online-Koop-Modus setzen. Ein Spieler übernimmt dabei die Rolle von Jeanne und der andere Bayonetta.
Grafik & Sound
Die Switch-Version sorgt endlich für (fast durchgehend) konstante 60 Bildern pro Sekunden. Die Wii U-Version schwankte dagegen im Schnitt zwischen 30 – 60. Auf der Switch könnt ihr die konstante Bildrate sowohl auf dem Fernseher als auch im Handheld Modus genießen. Löblich und nötig!
Einziges Manko dürften wieder die Zwischensequenzen sein. Beim ersten Teil hat sich Platinum Games für ein vertontes Standbildkino entschieden, da bis zum Releasetermin keine Zeit mehr war, vollständig animierte Zwischensequenzen zu produzieren. Dass sich das japanische Studio allerdings bei Teil 2 auch darauf ausgeruht hat, ist wohl auf reine Faulheit zurückzurufen. Wir möchten an dieser Stelle auch gar nicht groß meckern, da Platinum dafür an vielen anderen Bereichen über die 100 % gegangen ist. Schade ist es trotzdem und hält die ansonsten makellose Inszenierung etwas zurück.
Beim Sound gibt es hingegen nichts zu meckern. Eine großartige englische Vortonung gepaart mit einem genialen Soundtrack machen Bayonetta 2 zu einem Ohr- und Augenschmaus.
- Plattform: Nintendo Switch
- Publisher: Nintendo
- Entwickler: Platinum Games
- Genre: Action
- Release: 16. Februar 2018
- USK-Freigabe: 18
Passionierter Videospieler seit dem dritten Lebensjahr. Angefangen mit dem Nintendo Entertainment System zog sich die Leidenschaft bis ins Erwachsenenalter. Heute als PR-Manager, freier Redner und Texter unterwegs. Zu den Lieblingsreihen gehören Metroid, Smash Bros, Super Mario und Halo 1-3.
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