Mit Trigger Happy legt Christian Wenk kein klassisches Gaming Sachbuch vor, sondern eine visuelle Dokumentation der vielleicht unterschätztesten Komponente der Videospielgeschichte: dem Controller. Herausgegeben von Bitmap Books, bekannt für hochwertige Retro Publikationen, versteht sich das Buch als Zeitreise durch mehr als fünf Jahrzehnte Eingabegeräte und als persönliches Archiv kollektiver Spielerinnerungen.
Dabei geht es weniger um technische Daten oder trockene Chronologien, sondern um das Gefühl, das diese Controller ausgelöst haben und bis heute auslösen. Jeder Knopf, jeder Stick und jede bizarre Designentscheidung steht stellvertretend für eine bestimmte Epoche der Videospielgeschichte.
Inhalt und Aufbau
Trigger Happy ist chronologisch aufgebaut und führt von den frühesten Joysticks der Siebziger über die ikonischen Pads der Acht und Neunziger bis hin zu modernen Controllern und Retro Neuauflagen. Die Auswahl beschränkt sich bewusst auf primäre Controller und verzichtet größtenteils auf Spezialperipherie wie Lenkräder oder Lightguns. Dadurch bleibt der Fokus klar und nachvollziehbar.
Jeder Controller wird einzeln präsentiert, meist mit großformatigen Fotografien und begleitenden Texten, die Design, Funktionalität, Stärken und Schwächen einordnen. Besonders gelungen ist dabei die Mischung aus objektiver Beschreibung und persönlicher Einordnung. Wenk schreibt nicht aus distanzierter Historikerperspektive, sondern als jemand, der diese Geräte selbst benutzt hat oder zumindest emotional mit ihnen verbunden ist.
Ergänzt wird das Ganze durch erklärende Symbole zu Anschlüssen, Buttonanzahl, besonderen Features wie Autofire oder Rumble sowie durch kurze Anekdoten und Gastbeiträge aus der Spielebranche. Das verleiht dem Buch zusätzliche Tiefe, ohne den Lesefluss zu stören.
Retro Gefühl statt Technik Datenbank
Was Trigger Happy von vielen anderen Büchern unterscheidet, ist der bewusste Verzicht auf Vollständigkeit. Dieses Buch will kein Lexikon sein. Stattdessen ist es eine kuratierte Sammlung, die nachvollziehbar macht, warum sich bestimmte Controller so stark ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben.
Ob der Competition Pro, das NES Pad, der DualShock oder experimentelle Fehlgriffe wie Power Glove oder U Force: jedes Gerät wird als Produkt seiner Zeit betrachtet. Designentscheidungen werden im Kontext damaliger technischer Möglichkeiten erklärt, aber auch kritisch eingeordnet. Viele Controller waren innovativ, aber unbequem. Andere waren simpel, aber nahezu perfekt.
Gerade Retro Fans werden sich hier häufig ertappt fühlen. Die Beschreibungen lösen Erinnerungen aus an schwitzige Hände, abgenutzte D Pads, ausgeleierte Feuerknöpfe und improvisierte Lösungen mit Gummibändern oder Tape.
Fotografie und Präsentation
Der größte Star von Trigger Happy ist ohne Frage die Fotografie. Jeder Controller wird gestochen scharf, gleichmäßig ausgeleuchtet und mit enormem Detailgrad abgebildet. Kratzer, Vergilbungen und Materialunterschiede bleiben sichtbar und tragen zur Authentizität bei. Nichts wirkt steril oder künstlich restauriert.
Das Layout ist klar, hochwertig und typisch Bitmap Books. Viel Weißraum, gut lesbare Typografie und ein durchgehend konsistenter Stil sorgen dafür, dass das Buch sowohl als Lesestoff als auch als Coffee Table Book funktioniert. Man kann es von vorne bis hinten lesen oder einfach aufschlagen und treiben lassen.
Einordnung und Zielgruppe
Trigger Happy richtet sich in erster Linie an Retro Spieler, Sammler und Design Interessierte. Wer mit Videospielen aufgewachsen ist, wird hier zwangsläufig eigene Erinnerungen wiederfinden. Aber auch jüngere Leser bekommen ein gutes Gefühl dafür, wie sehr sich die Art zu spielen über Jahrzehnte verändert hat.
Das Buch erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit, sondern versteht sich als liebevoll kuratierte Bestandsaufnahme. Genau das ist seine größte Stärke. Es ist persönlich, aber nie beliebig. Informativ, ohne trocken zu sein.
Fazit
Trigger Happy ist ein hochwertiges, durchdachtes Buch über ein Thema, das oft als selbstverständlich hingenommen wird. Christian Wenk gelingt es, Videospiel Controller als kulturelle Artefakte zu präsentieren, die genauso viel über ihre Zeit aussagen wie die Spiele selbst.
Es ist kein Buch, das man schnell durchliest und dann weglegt. Es ist eines, zu dem man immer wieder zurückkehrt. Zum Blättern, Erinnern und Staunen. Für Retro Fans und Liebhaber physischer Spielekultur ist Trigger Happy eine klare Empfehlung. Ihr könnt das Buch hier kaufen.
Verlag: Bitmap Books
Autor: Christian Wenk
Release: 24. November 2025
Schon seit meinem dritten Lebensjahr bin ich leidenschaftlicher Videospieler. Angefangen hat alles mit dem Nintendo Entertainment System – seitdem begleitet mich die Faszination für interaktive Welten bis ins Erwachsenenalter. Heute verbinde ich diese Leidenschaft mit meinem Beruf: Als PR-Manager, freier Redner und Texter arbeite ich in der Games- und Medienbranche und betreue Projekte rund um kreative Köpfe und spannende Marken. Ein besonderer Schwerpunkt meiner Arbeit liegt im Management und in der Betreuung japanischer Videospielentwicklertalente, die ich auf Conventions und Events weltweit vertrete. Zu meinen persönlichen Lieblingsreihen zählen Metroid, Super Smash Bros., Super Mario sowie die Halo-Trilogie (1–3) – Klassiker.