Wenn man die Uhr knapp achtzehn Jahre zurückdreht, zum Jahr 2007, erkennt man schnell, dass die damaligen PlayStation-Konsolen nicht annähernd in der Lage waren, das zu stemmen, was S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chornobyl damals auf dem PC leistete. Die PC-Version setzte Maßstäbe mit einer beeindruckenden offenen Welt, einer düsteren Atmosphäre und einem herausfordernden Überlebensspiel. Nun, gut ein Jahrzehnt später, bringt die S.T.A.L.K.E.R.: Legends of the Zone Trilogy endlich alle drei Spiele der Reihe auf die PlayStation 4 und nun mit der Enhanced Edition auch auf die PlayStation 5. Für viele Konsolenspieler ist dies die erste Gelegenheit, diese legendäre Serie auf einer Konsole zu erleben.

Technische Neuerungen und Performance auf der PlayStation 5
Die Enhanced Edition der Trilogy nutzt die moderne Hardware der PlayStation 5 effizient aus. Die Grafiken wurden verbessert, wobei insbesondere die Beleuchtung, Texturen und 4K-Auflösung cinematics deutlich hochwertiger wirken als noch auf der PS4. Jedes der drei Spiele läuft in 4K bei 60 Bildern pro Sekunde, wobei ein „Ultra Performance“-Modus sogar bis zu 120 Frames pro Sekunde auf kompatiblen Fernsehern ermöglicht. Diese technischen Fortschritte sorgen für ein flüssigeres, visuell ansprechenderes Spielerlebnis, das dennoch den ursprünglichen Charakter der Spiele bewahrt.
Erwähnenswert ist zudem, dass die Trilogy jetzt volle Unterstützung für Maus und Tastatur bietet, was die Steuerung für viele Spieler erleichtert. Darüber hinaus ist mod.io integriert, sodass Spieler auf eine Vielzahl von Mods zugreifen können. Diese Erweiterungen sind kostenfrei und erhöhen den Wiederspielwert enorm. Auch wenn die Steuerung für Controller optimiert wurde, merkt man doch, dass das ursprüngliche Design nicht vollständig für Konsolensteuerungen gedacht war, was an einigen Stellen zu frustrierenden Momenten führen kann.
Der erste Teil der Trilogie, Shadow of Chornobyl, beginnt mit einer düsteren, mysteriösen Geschichte. Man erwacht ohne Erinnerungen in einer radioaktiv verseuchten Sperrzone rund um das reale Tschernobyl. Die Identität des Spielers ist unbekannt, und die Mission ist es, Strelok zu finden und zu eliminieren. Die Welt, in der man sich bewegt, ist rau, gefährlich und lebendig. Mutanten, Banditen, tödliche Anomalien und rivalisierende Fraktionen prägen das tägliche Überleben.

Obwohl das Spiel visuell und technisch gealtert wirkt – mit groben Animationen und teilweise klobiger Steuerung – bleibt die Atmosphäre packend. Die Details, wie das dumpfe Leuchten der Anomalien, der bleierne Himmel über der Zone und das ständige Gefühl der Unsicherheit, machen Shadow of Chornobyl zu einem Erlebnis, das emotional und spielerisch nach wie vor überzeugt. Das Erkunden der offenen Welt, das Sammeln von Ressourcen und das Überleben gegen die Gefahren der Zone sind elementare Bausteine, die auch heute noch fesseln.
Clear Sky fungiert als Prequel zu Shadow of Chornobyl und versucht, das Spielerlebnis durch neue Systeme und Mechaniken zu erweitern. Der Fokus liegt hier stärker auf den Konflikten zwischen verschiedenen Fraktionen, die um die Vorherrschaft in der Zone kämpfen. Der Spieler kann sich aktiv an diesen Machtkämpfen beteiligen, Gebiete erobern und verteidigen sowie durch Missionen den Verlauf der Fraktionen beeinflussen.
Leider wirkt Clear Sky im Vergleich zum Vorgänger weniger ausgereift. Die KI der Fraktionen verhält sich oft unlogisch und unvorhersehbar. Zudem führen technische Probleme und Balancing-Schwächen zu Frustmomenten. Die Missionen sind überwiegend simple Aufträge, die wenig Abwechslung bieten. Trotzdem schafft Clear Sky es, die düstere Stimmung und den besonderen Soundtrack aufrechtzuerhalten. Besonders die Beleuchtung und Soundeffekte sorgen für eine beklemmende Atmosphäre, die gerade in den Abendstunden oder bei schlechtem Wetter eine dichte Stimmung erzeugt.

Für Fans der Serie ist Clear Sky trotz seiner Schwächen eine wichtige Ergänzung, da es mehr Hintergrundinformationen liefert und die Ereignisse aus einer neuen Perspektive beleuchtet.
Call of Pripyat schließt die Trilogie ab und gilt als der spielerisch und technisch beste Teil der Reihe. Man schlüpft in die Rolle eines Regierungsagenten, der eine Reihe mysteriöser Helikopterabstürze in der Zone untersucht. Die offene Welt ist größer und vielfältiger gestaltet als in den Vorgängern. Spieler können weitgehend frei zwischen drei großen Arealen wechseln, zahlreiche Nebenmissionen entdecken und ihre eigenen Wege zum Ziel wählen.
Im Vergleich zu Clear Sky ist das Missionsdesign abwechslungsreicher und sinnvoller verzahnt. Es gibt mehr taktische Optionen, die Kämpfe fühlen sich ausgewogener an, und das allgemeine Balancing ist verbessert. Die Welt wirkt lebendiger und glaubhafter. Wer die beiden ersten Teile gespielt hat, profitiert besonders von der erzählerischen Tiefe und den zahlreichen Querverweisen. Call of Pripyat bietet eine atmosphärisch dichte und erzählerisch runde Erfahrung, die den Spieler oft in stille Momente eintauchen lässt – wie das vorsichtige Erkunden verlassener Gebäude oder das Aufspüren von Artefakten.
Fazit: Die Legends of the Zone Trilogy ist ein Muss für Fans von Open-World-Survival, die sich von veralteter Technik nicht abschrecken lassen. Die Story, das Setting und die Atmosphäre sind zeitlos fesselnd. Die technischen Verbesserungen der Enhanced Edition sorgen dafür, dass die Klassiker auf moderner Hardware spielbar bleiben und deutlich besser aussehen. Allerdings ist die Steuerung noch immer nicht ideal für Controller, und das Missionsdesign wirkt manchmal angestaubt.

Wer die Zone liebt und sich auf die rauen, oft holprigen Spielmechaniken einlässt, erhält eine einzigartige Reise in eine düstere, postapokalyptische Welt. Die Trilogie erzählt eine zusammenhängende Geschichte voller Geheimnisse und Überlebenskampf. Für Konsolenspieler ist diese Edition somit die beste Gelegenheit, in eine Kultserie einzutauchen, die vor allem durch ihre Stimmung und spielerische Freiheit besticht. Vorausgesetzt sie kommen mit der veralteten Mechanik klar und dem langsamen Tempo.
- Plattform: PlayStation 5 (getestet), Nintendo Switch, X Box Series, Steam
- Publisher: GSC Gameworld
- Entwickler: GSC Gameworld
- Genre: Ego-Shooter
- Spieleranzahl: 1
- USK: 18
- Release: 20. Mai 2025

Schon seit meinem dritten Lebensjahr bin ich leidenschaftlicher Videospieler. Angefangen hat alles mit dem Nintendo Entertainment System – seitdem begleitet mich die Faszination für interaktive Welten bis ins Erwachsenenalter. Heute verbinde ich diese Leidenschaft mit meinem Beruf: Als PR-Manager, freier Redner und Texter arbeite ich in der Games- und Medienbranche und betreue Projekte rund um kreative Köpfe und spannende Marken. Ein besonderer Schwerpunkt meiner Arbeit liegt im Management und in der Betreuung japanischer Videospielentwicklertalente, die ich auf Conventions und Events weltweit vertrete. Zu meinen persönlichen Lieblingsreihen zählen Metroid, Super Smash Bros., Super Mario sowie die Halo-Trilogie (1–3) – Klassiker.

