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Donkey Kong Bananza

Lange hat es bei Nintendo im heimischen Japan gedauert, bis es sich dazu entschlossen wurde, ein neues, internes Donkey Kong Spiel zu entwickeln. Hier kommt vor allem nur ein Team in Frage, dass sich nach Mario Sunshine nach Tokyo ausgegliedert hat, seitdem unter anderem die Mario Galaxy Titel als auch Super Mario Odyssee entwickelt und auf den Namen EAD Tokyo hört. Eines ihrer ersten Spiele war Donkey Kong Jungle Beat für den GameCube, dass zwar ein ambitioniertes Donkey Kong Spiel durch die Verwendung der Bongo Controller Peripherie gewesen ist, aber (und damit dürfte ich mich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen) nicht unbedingt das war, was die Fans wollten. Die danach erschienenen Retro Studios 2D-Titel Returns und Tropical Freeze waren ohne jeden Zweifel erhaben. Jedoch wurde der Ruf nach einem neuen Donkey Kong in 3D immer lauter, schließlich liegt der einzige Vertreter schon lange zurück als DK64 (entwickelt von Rare) 1999 auf den Markt kam. In der Nachbetrachtung kommt dieser „Sammel-Marathon“ so oder so bei vielen nicht gut.

Auch jetzt in Donkey Kong Bananza gibt es einiges zum Sammeln. Die Monde aus Odyssee wurden nun gegen hunderte „Bananenjuwelen“ ausgetauscht. Damit willkommen zum Test.

Fernab der DK-Insel

Ebenso lehne ich mich nicht aus Fenster, wenn ich sage, dass es den Fans wichtig ist, dass Nintendo ihr neuestes Affenabenteuer unverkennbar ins DK-Universum einordnet, sodass eine Kontinuität erkennbar wird. Das fängt beim Intro an, indem gesagt wird, dass diese Geschichte fernab DK-Island spielt und geht weiter bei diversen Gesprächen mit Cranky oder gar Diddy und Dixie Kong, die sich auf vergangene Ereignisse beziehen. Zudem stoßt ihr im Verlauf des Spieles auf weitere „Überbleibsel“, die Kenner der Donkey Kong Country-Serie wiedererkennen werden. Am meisten Nostalgie versprühen natürlich die wenigen, aber sehr schön anzusehenden 2D-Level Extra Stages, die sich auf Donkey Kong Country 1 und 2 beziehen. Wenn ihr mehr zur Entstehungsgeschichte von DKB und dem Konzept erfahren möchtet, dann sei euch das „Frag die Entwickler“ auf Nintendo.de wärmstens ans Herz gelegt.

DKs Faust findet immer ein Ziel

Also ohne weiter ausholen zu müssen, hat sich Nintendo bewusst dafür entschieden, eine aus Voxel-Technik basierende Spielwelt zu kreieren, die sich durch die geballte Kraft von DK zerstören lässt. Die Zerstörung der Umgebung inklusiver zum Beispiel Wohnhäuser macht schon einiges her, vor allem dank der saftigen Soundkulisse, die euren Schlägen den nötigen Punch verleiht. Einfach Dinge zerschlagen macht bereits Spaß, ist aber auch gleichzeitig so ins Gameplay integriert, dass es einen Sinn ergibt. Zum Beispiel für die Wegfindung oder zum Lösen von eines der zahlreichen Umgebungsrätsel.

Schlagkraft ist aber nicht alles, von daher ist sehr erfreulich, dass sich DK sehr geschmeidig steuern und durch seine Rolle und der Fähigkeit fast überall Klettern zu können (von offensichtlichen Ausnahmen wie Dornen oder sehr glatten Oberflächen abgesehen) flink unterwegs ist, also ein hohes Bewegungstempo vorweist und sich daher in der Geschwindigkeit respektive Spielgefühl von Mario unterscheidet.

Gemeinsamkeiten gibt es im Design aber dennoch und hier merkt man recht deutlich, dass das „gleiche“ Team an DKB gesessen hat.

Bewährtes Design

Mit dem Sidekick Pauline als Buddy Feature angefangen, handelt es sich um eine typische Design Entscheidung des Teams. Seit Super Mario Sunshine besaßen alle Mario-Titel, in denen ihr euch in einer freien 3D-Welt bewegen könnt, eine Begleitfigur, die als Helferlein die Hauptfigur unterstützt. Ohne das Fas jetzt aufmachen zu wollen, lässt sich ebenso darüber diskutieren, Ob Rares Banjo & Kazooie der Wegebereiter für ein dynamisches Heldenduo gewesen ist. Auch Pauline hilft DK in ihrem gemeinsamen Abenteuer durch Gesang und dient – da DK bis auf seine Laute nicht spricht – als erzählerisches Stilmittel in der Geschichte und kommentiert eure Aktionen während des Gameplays. Abseits davon, dass DK wegen seiner Liebe zu Bananen zur Ingot Isle aufgebrochen ist, geht es in der Geschichte darum, Pauline zurück zur Oberfläche und damit nach Hause zu bringen und zusätzlich die Machenschaften der Bergbaufirma Void Kong das Handwerk zu legen.

Von den Ältesten erhält DK seine tierischen Verwandlungen, mit denen er neue Kräfte erhält wie zum Beispiel die Möglichkeit durch die Luft zu fliegen

Ganz Nintendo typisch sind in den Welten separate Stages verteilt, die durch ein Portal betreten werden und euch entweder zu Kampfarenen führen, in denen ihr unter Zeitdruck eine bestimmte Anzahl Gegner besiegen müsst oder auch angelegte Geschicklichkeits- und Denkpassagen auf euch warten. Letztere erinnern sogar an die Schreine eines Zelda Breath of the Wild oder Tears of the Kingdom. Viele nette neue Ideen lassen sich hier entdecken, in denen ihr DKs-Fähigkeiten inklusive seine Verwandlungen nutzen müsst, um alle 3 Bananen pro Stage zu entdecken. Bei manchen Kniffen merkt man zudem, dass man sich aus Einfällen aus den letzten 3D-Marios bedient wie zum Beispiel von Blöcken, die in einem Rhythmus erscheinen und auch wieder verschwinden.

Auch wenn ihr vielfach eine der rund 15 Welten (kleinere bis große) frei erkunden könnt, sind die meisten nach einem bestimmten Schema aufgebaut. Grob angeleitet werden ihr durch die Hauptquest, die euch den Weg zur nächsten Unterebene zeigt und wodurch ihr automatisch in viele Gebiete gelotst werdet. Meistens entdeckt ihr auch ein Dorf, in dem ihr bei den Kristallwesen „Fraktons“ euer gesammeltes Gold, Fossilien als auch Bananenchips ausgeben könnt, sodass diese Sammelitems schon eine Verwendung haben. Ansonsten existieren innerhalb einer Welt Aufgaben, die sich in ihrem Prinzip wiederholen, wie finde 4 Fraktons, die sich einem abgesteckten Bereich verstecken oder zerstöre auftauchende Blöcke auf Zeit. Diese Mini-Aufgaben reihen sich nahtlos in die Spielwelt ein und bieten zusätzliche Abwechslung neben dem Auffinden der mehr oder weniger gut sichtbaren beziehungsweise verstecken Bananen. Manche lassen sich sofort sehen, sodass ihr euch nur einen Weg suchen braucht, andere dagegen sind vergraben oder gibt es als Belohnung für erledigte Aufgaben.

Abseits der Optik geben euch die verschiedenen Kostüme auch differentierte Statusboost und Resistenzen

Anders als in Mario ist es im Hauptspiel nicht einmal erforderlich für den Fortschritt eine bestimmte Anzahl der goldenen Hartfrüchte zu sammeln. Durch das Verbessern eurer Fähigkeiten lohnt es sich aber, da ihr je 5 gesammelter Bananen einen Skill-Punkt erhaltet, mit denen DK mächtiger wird.

Darunter gehört die Anzahl seiner Lebensenergie, die Stärke seiner Schläge gegenüber Terrain, das Verbessern seiner Fähigkeiten einer seiner Verwandlungen oder auch, dass das „Sonar“ wirksamer ist. Das Sonar, das ihr über die Schultertaste ausführt, ist ein sehr hilfreiches Werkzeug, um Dinge wie Fossilien, Schatztruhen oder auch Bananen hinter Wänden zu erspähen. Je größer die Reichweite ist, desto leichter fällt es, eine Nadel im Heuhaufen ausfindig zu machen.

Da ihr nach Belieben eure Umgebung auseinandernehmen könnt und diese Spuren sogar beim Verlassen eines Levels von Bestand sind (es gibt aber auch die Option, das Terrain wieder in den Ursprung zurückzusetzen), ist der Weg eurer Verwüstung schon interessant anzusehen. Wie bereits erwähnt macht es einfach Spaß, die Landschaft zu malträtieren, Brocken von Gestein herauszureißen, zu werfen oder auch auf Felsbrocken zu surfen, um Abhänge herunter zu sausen. DK Bananza bietet daher ein frisches Spielgefühl in einem 3D-Plattformer. Diese große Stärke führt aber gleichzeitig zu einer grroßen Schwächen.

Eine Hommge an Stickerbrush Symphony aus Donkey Kong Country 2

Das Genie überblickt das Chaos

Da ihr euch des Öfteren wie ein Maulwurf durch das Erdreich bewegt, sind Übersichtsprobleme keine Seltenheit zum Beispiel, dass es schwer fällt mit der Kamera DK einzufangen. Die jederzeit aufrufbare 3D-Karte ist da auch nur bedingt eine Hilfe, da es sich mit ihr nur beschränkt heranzoomen lässt. Daher ist manchmal eurer eigener Orientierungssinn gefragt oder ihr teleportiert euch an einen der Rücksetzpunkte, falls ihr euch mal total verheddern solltet.

Dazu wird es mitunter chaotisch in den Bosskämpfen, anhand dessen, was euch alles entgegengeschleudert wird. Manche Kampfarenen fallen so riesig aus, wodurch ein Kampf auf der einen Seite episch wirkt auf der anderen Seite jedoch geht das auf Kosten der Bildrate. Dieser Umstand kommt vor allem beim ausufernden Ende zum Tragen, was schade ist. Auch sind die Bosse bis zum Ende eher nicht der Rede wert, heißt sie gehören der eher leichten Sorte an, ohne groß zu überraschen. Zum Glück entschädigt der finale Kampf dafür, da er im Vergleich eine Herausforderung darstellt. Ansonsten lässt sich kritisieren oder auch hinterfragen, ob es die schiere Anzahl gleichartigen Sammelkrams wirklich sein muss. Was habe ich bis auf das Abhaken einer Liste davon, 61-mal in einer Welt ein versteinertes Blatt Fossil gefunden zu haben? Klar, neben Gold, dass ihr überall im Gemäuer findet, dienen die versteinerten Überreste als Anreiz dazu, die Landschaft umzupflügen. Jedoch mehr Variantenreichtum hätte dem Gutgetan. Zumal gute Ansätze aufgrund der Art der Fossile durchaus vorhanden sind, bei denen man sich noch viel mehr aus DKs Vergangenheit hätte bedienen können. Zusätzlich fällt das Gegnerdesign vielfach ein wenig fad aus, da wünscht man sich doch glatt die Kremlings zurück…

Der nächste Punkt ist auch vielmehr eine Frage nach der eigenen Vorliebe, was das Gameplay betrifft. Wie schon angedeutet, sprengt DK Bananza das Konzept einer starren Spielwelt und wirft daher auch manche Konvention über Bord. Auch lässt sich wieder ein Vergleich zu den letzten beiden 3D Open World Zeldas ziehen, was den Ansatz betrifft, dass euch beim Lösen von Aufgabe mehr freie Hand gegeben wird.

Ich bin in diesem Abenteuer voll aufgegangen, sodass ich für das Hauptspiel über 35 Stunden gebraucht habe bei nicht einmal 100% Komplettierung. Ja, manchmal gab es Momente, in denen mir das Graben, die immer gleichen Belohnungen zu viel wurden, das Interesse damit flöten ging, eine Welt zu 100 % abzuschließen. Aber das lag auch daran, dass meine Spielsession meistens lange war. Ohnehin war die Lust weiterzuspielen nach einer Pause stets vorhanden, was für ein Spiel immer ein sehr gutes Zeichen ist. Eine Spielzeit von an oder über 50 Stunden inklusive Post Game Content ist also naheliegend.

Positiv zu erwähnen sind vor allem DKs Mimik und Animationen und mir gefällt auch der gesamte Look des Spieles, auch wenn hier und dazu die Wurzeln zu erkennen sind, dass es sich ursprünglich um ein Switch 1 Spiel handelt.

Fazit:

Da ich nicht spoilern will, aber dennoch meine Spielerfahrung mit einfließen lassen möchte, sei so viel gesagt: Donkey Kong Bananza hat es geschafft die DK-Serie zurück auf die ganz große Bühne zu bringen und bildet zudem das Fundament, worauf sich aufbauen lässt und damit meine ich nicht einmal unbedingt die zerstörbare Umgebung als grundlegendes Gameplayelement, sondern vielmehr die Rückkehr zur einer Form, die von vielen Fans – zurecht- herbeigewünscht wurde -. Aber auch so zähle ich DK Bananza als ersten richtigen Must Have Titel von Nintendo für die Switch 2. EAD Tokyo hat erneut abgeliefert.

  • Plattform: Nintendo Switch 2 
  • Publisher: Nintendo
  • Entwickler: EAD Tokyo
  • Genre: 3D Plattformer
  • Spieleranzahl: 1 – 2 Spieler 
  • Release: 17.07.2025
  • Preis zum Start: 69,99 – 79,99 €
  • USK-Freigabe: 6