Ein bärtiger Hase mit Zigarren aus Karotten, eine Welt ohne Menschen, ein Mech namens Junkster – willkommen in Rusty Rabbit, dem neuen Metroidvania-Abenteuer aus dem Hause SoFun. Doch wer hinter der quietschenden Oberfläche reines Slapstick erwartet, irrt sich gewaltig. Die Story stammt von Kinoko Nasu (Fate), und sie verleiht der Welt von Stamp, dem grummeligen Kaninchenmechaniker, eine erstaunliche Tiefe.

Stamp lebt in einer Welt, die lange nach dem Aussterben der Menschheit von Kaninchen besiedelt wurde. In den Minen unterhalb des sogenannten Smokestack Mountain sucht er nach Schrott, Wahrheit und seiner verlorenen Tochter. Der Alltag auf der Oberfläche wird durch Bars, Kirchen und kurios interpretierte Menschenliteratur wie Peter Rabbit bestimmt – wobei der Farmer McGregor als dämonische Gottheit gilt. Wer hier nur Karottenwitze erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt.
Gameplay – Buddeln, Bauen, Ballern im Mech
Spielerisch mischt Rusty Rabbit Mining, Platforming und klassische Metroidvania-Strukturen. Stamp steuert seinen Mech Junkster durch ein labyrinthartiges Höhlensystem voller Blockaden, Geheimräume und gefährlicher Biome. Anfangs steht nur eine Bohrfunktion zur Verfügung, später folgen Greifhaken, Klingen und Feuerwaffen. Damit gewinnt der sonst schwerfällige Mech an Mobilität – wobei das Spielgefühl stets bewusst etwas behäbig bleibt. Junkster ist kein Ninja, sondern eine klapprige Kampfmaschine.

Besonders motivierend ist das Ressourcenmanagement: Schrott wird zu neuen Ausrüstungen verarbeitet, Fähigkeiten verbessert man schrittweise durch passive Level-Ups und Crafting. Die Rückkehr zur Oberfläche ist dabei genauso wichtig wie das Erkunden der Tiefe: Quests in der Bar, Reliquien beim Pfarrer gegen Futter eintauschen, Zubehör im Hardware Store kaufen – alles greift sauber ineinander und belohnt Neugier und Organisation.
Die Steuerung ist direkt, das Blockzerstören angenehm „crunchy“. Auch wenn das Kartensystem keine individuellen Markierungen zulässt, helfen farbliche Codierungen und eindeutige Icons bei der Orientierung. Einige Areale bleiben zunächst unzugänglich, was den klassischen Backtracking-Reiz erhält.
Grafik & Sound – Zwischen Schrottplatz und Lore-Schatztruhe
Visuell ist Rusty Rabbit eine gelungene Mischung aus Cel-Shading, detailverliebter Endzeit-Ästhetik und charmanten Animationen. Die Charakterdesigns – allen voran Stamp – haben Persönlichkeit, während Cutscene-Illustrationen mit viel Stil inszeniert sind.

Leider schwächelt die Switch-Version technisch sichtbar: Texturen wirken verwaschen, Pop-in und kleinere Ruckler trüben den Gesamteindruck, und im Vergleich zur Steam-Version fehlt es spürbar an Klarheit und Reaktionsgeschwindigkeit.
Akustisch punktet das Spiel mit einem atmosphärischen Soundtrack, der zwischen verspielten Melodien und ruhiger Melancholie wechselt. Besonders gelungen ist die Sprachausgabe – wahlweise auf Japanisch mit Kiryu-Stimme Takaya Kuroda oder auf Englisch mit Yong Yea. Beide verleihen Stamp eine glaubhafte Mischung aus Zynismus und Herz.
Fazit – Rusty Rabbit: Mehr als eine schräge Mecha-Mär
Rusty Rabbit ist kein perfektes Spiel – gerade auf der Switch leidet die Erfahrung unter technischen Schwächen. Doch was spielmechanisch, erzählerisch und atmosphärisch geboten wird, hebt es klar von der Masse ab. Das Spiel schafft es, Mining-Grind, Vater-Tochter-Drama, absurde Religionssatire und Mecha-Upgrades unter einen Helm zu bringen, ohne sich selbst zu verlieren.
Wer SteamWorld Dig mochte, aber eine Prise mehr Persönlichkeit und Story sucht, wird hier fündig. Rusty Rabbit ist ein liebevoll geschraubtes Abenteuer mit Herz, Humor und reichlich Schrott zum Staunen.

- Plattform: Nintendo Switch (getestet), PlayStation 4/5, Steam
- Publisher: NetEase, SoFun, NetEase Games
- Entwickler: Nitroplus, NetEase Games
- Genre: Metroid-vania
- Spieleranzahl: 1
- USK: 6
- Release: 17. April 2025

Schon seit meinem dritten Lebensjahr bin ich leidenschaftlicher Videospieler. Angefangen hat alles mit dem Nintendo Entertainment System – seitdem begleitet mich die Faszination für interaktive Welten bis ins Erwachsenenalter. Heute verbinde ich diese Leidenschaft mit meinem Beruf: Als PR-Manager, freier Redner und Texter arbeite ich in der Games- und Medienbranche und betreue Projekte rund um kreative Köpfe und spannende Marken. Ein besonderer Schwerpunkt meiner Arbeit liegt im Management und in der Betreuung japanischer Videospielentwicklertalente, die ich auf Conventions und Events weltweit vertrete. Zu meinen persönlichen Lieblingsreihen zählen Metroid, Super Smash Bros., Super Mario sowie die Halo-Trilogie (1–3) – Klassiker.

