Eine neue Visual Novel aus dem Hause Viridian Software ist mit Mizuchi seit Ende Januar für die Nintendo Switch erhältlich und entführt den Spieler auf eine gut achtstündige Reise in den fernen Osten. Ob sich der Ausflug zusammen mit der Protagonistin Linh lohnt, versuchen wir in diesem Test zu beantworten. Dem Publisher sei an dieser Stelle ein herzlicher Dank für die Bereitstellung gesagt.

Der Text sagt alles aus!
Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele
Wer Videospiele immer mit stumpfer Ballerei und sinnloser Beschäftigung in Verbindung bringt, könnte sich in der Welt der Visual Novels wohlfühlen, verfolgt man hier schließlich lesend eine kleine und nette Geschichte. Ein digitales und virtuelles Buch.
Die Geschichte von Mizuchi bringt den Spieler in den fernen Osten, in eine nicht näher bestimmte Zeit, in einen nicht näher bestimmten Raum. Man bekommt allenfalls über das Design der Figuren und der Umgebungen eine Idee davon, dass man sich in Fernost aufhält. Mizuchi kombiniert dabei verschiedene Kulturen, Designs und mythologische Aspekte. Es ist nicht – wie man vielleicht wegen des Namens meinen könnte – auf Japan beschränkt, es finden sich vielmehr auch chinesische und vietnamesische Einflüsse. Der Spieler schlüpft in die Rolle der weiblichen Protagonistin Linh und wächst im Laufe der Story mit ihr mit. Die Geschichte soll hier nicht gespoilert werden, aber man erlebt eine kleine Geschichte dieser Teenagerin und streift dabei viele Themen, die sich im Laufe eines Teenagerlebens eben ergeben. Es geht um Romanzen, Rollenerwartungen, Erziehung, Mythologie, Schicksale und vieles mehr. Die Geschichte erstreckt sich über knappe 8 Stunden und weiß einen guten Spannungsbogen zu schlagen. Ungeduldige Spieler könnten mit dem etwas langatmigen Beginn zu kämpfen haben. Hat man diesen Punkt allerdings überschritten, entfaltet sich die Geschichte aber spannend und weiß bis zum Schluss zu unterhalten. Das liegt auch daran, dass lediglich drei Charaktere vorkommen und der Fokus entsprechend auf wenige Gesichter verteilt ist. Es ist also gar nicht möglich, dass sich die Geschichte verliert und man den Überblick über verschiedene Handlungsstränge nicht mehr nachvollziehen kann. Hier punktet das Spiel mit einer sehr angenehmen und nicht überfordernden Dosis.
Viel Gameplay hat man bei einer Visual Novel naturgemäß nicht zu erwarten. Es gibt aber hilfreiche Funktionen, die das Spiel angenehmer machen. Eine Auto-Funktion ist ebenso eingebaut, wie die Möglichkeit, bestimmte Bereiche des Spiels zu überspringen. Letzteres ist vor allem dann angenehm, wenn man das Spiel mehrmals durchspielen möchte. Mizuchi ist darauf ausgelegt, da es verschiedene Enden gibt, die der Spieler erleben kann. Je nach Handlungsverlauf endet das Spiel unterschiedlich. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Enden, die es zu entdecken gilt. An verschiedenen Punkten der Handlung gibt es verschiedene Optionen, die der Spieler wählen kann. Je nach Wahl, entwickelt sich die Geschichte dezent anders und endet auch entsprechend anders. Ansonsten ist der Spieler natürlich weitgehend in der Beobachterrolle und klickt sich durch Textboxen. Vertont sind die Dialoge leider nicht, so dass man auf das Lesen angewiesen ist. Durch die Auto-Funktion ist dies aber sehr angenehm möglich. Der Tablemodus der Switch eignet sich für eine Visual Novel enorm gut. Auto-Funktion einschalten, auf der Couch zurücklehnen, Chips bereithalten und man kann sehr gut dabei entspannen. Auch hier gilt natürlich, dass das Genre für Gameplay-Enthusiasten wahrscheinlich nichts Aufregendes bietet und sich entsprechend an geduldige Spieler richtet.

Die Schlange, nicht nur in der Bibel das Zünglein an der Waage
Die erleben neben einer spannenden Geschichte auch audio-visuell ein gutes Erlebnis. Das Spiel hat für eine Visual Novel eine sehr ansprechende und schöne Technik. Hier haben sich die Entwickler ins Zeug gelegt und eine glaubwürdige Welt dargestellt. Die Umgebungen wie auch die Charaktermodelle sind durchgehend schön und authentisch dargestellt und ziehen sich durch alle Bereiche des Spiels. Außen- wie Innenbereiche strotzen vor Details und haben eine sehr schöne Farbpalette. Der Soundtrack weiß ebenfalls zu überzeugen und hat einen starken Fokus auf Klaviermusik, die wie die sprichwörtliche Faust auf das Auge zu dem Spiel passt. Mal dramatisch, mal melancholisch, ist eigentlich in jeder Situation passende Musik zu hören. Als netter Bonus kann man im Hauptmenü die einzelnen Musikstücke hören und auch schöne Bildergalerien freischalten. Ein technischer Minuspunkt ist die Sprachauswahl. Der Spieler muss (gute) Englischkenntnisse mitbringen, auf Deutsch wurde das Spiel leider nicht übersetzt. Alternativ lässt sich das Spiel noch auf Japanisch und Chinesisch spielen, was allerdings für den EU-Markt kaum kompatibel sein dürfte.
Fazit:
In Summe lässt sich sagen: Wer sich auf das Erzähltempo einlassen kann, erlebt eine gute und schöne Geschichte, die technisch sehr ansprechend gestaltet ist und auch mit gutem Umfang punkten kann. Für einen Durchgang braucht der Spieler 8 Stunden, wer alle Enden sehen möchte, ist natürlich noch länger beschäftigt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis kann sich also sehen lassen. Liebhaber von Visual Novels, Bücherwürmer und Begeisterte für ostasiatische Kulturen können Mizuchi auf jeden Fall spielen. Alle anderen spielen erst einmal Probe. (Autor: Stjepan Prtenjaca)
- Plattform: getestet auf Nintendo Switch, auch auf Steam erhältlich
- Publisher: Viridian Software
- Entwickler: Aikase Collective
- Genre: Adventure, Visuell Novel
- Spieleranzahl: 1
- Release: 25. 01. 2024
- Preis zum Start: 24,99
- USK-Freigabe: 16

Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
[…] und findet sich schließlich in einer stilisierten Version von Wellington, Neuseeland, wieder. Nach Mizuchi, SINce Memories: Off The Starry Sky & Archetype Arcadia unser neuster Test im Visual Novel […]