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Neva

Es ist beinahe 6 Jahre her, da verwöhnte uns der spanische Indie-Entwickler Nomada Studio mit einem wunderschönen Plattformer namens Gris. Im Herbst 2024 und im Lebensherbst der Nintendo Switch beschenkt uns der Entwickler mit einem spirituellen Nachfolger namens Neva. Ein Spiel, das einen ganz ähnlichen Stil und eine ähnliche Art des Erzählens hat, und Spieler definitiv nicht enttäuschen wird. Kurz vor dem Generationenwechsel dürfen wir dieses kurze und doch wunderschöne Abenteuer rund um den Wolf Neva genießen. Warum das Spiel auf jede Switch gehört, beantworten wir hier im Test. Für das Testmuster sei dem Publisher an dieser Stelle ein großer Dank ausgesprochen!

Eine saftig, grüne Wiese in Neva

Welpenschutz?

Welpenschutz genießt das Spiel definitiv nicht, vielmehr sind die Erwartungen hoch, wenn man weiß, dass das Spiel von Nomada Studio kommt, die sich in der Vergangenheit mit Gris einen Namen gemacht haben und in der ersten Lebenshälfte der Switch ein Ausrufezeichen gesetzt haben. Neva schlägt in eine ähnliche Kerbe. Der Spieler übernimmt die Rolle einer Kämpferin namens Alba und den weißen Wolf namens Neva, der zu Beginn des Spiels noch ein kleiner Welpe ist, den Alba mehr oder weniger großzieht. Zusammen kämpfen Alba und Neva gegen geheimnisvolle Schattenkreaturen, die die Lebenswelt korrumpieren und zerstören. Mehr erfährt der Spieler erst einmal nicht. Die Gründe für das Aufkommen der Schattendämonen, wie auch ihre Motivation bleiben im Dunkeln. Das Spiel erzählt die Geschichte nicht über ellenlange Dialoge und Zwischensequenzen, sondern mehr über die Bilder und den gewählten Stil, mehr über passive Geschehnisse zwischen Alba und Neva. Im Vordergrund steht ganz klar die Beziehung zwischen Mensch und Tier und wie sie gemeinsam für eine gesunde Lebenswelt kämpfen. Diese Art der Erzählung funktioniert tadellos und nimmt den Spieler sofort in den Bann. Vieles in dieser Beziehung geschieht subtil, bisweilen muss man genau hinhören. Ein panisches Heulen des Wolfes, gemeinsame Aktionen, Streicheleinheiten, die Neva beruhigen seien hier beispielhaft angemerkt. Ob diese Form des Erzählens auch über eine längere Spieldauer funktionieren würde, sei dahingestellt. In den knapp 6 Stunden, die dieses Abenteuer andauert, hätte es besser nicht sein können. Das Spiel belastet den Spieler nicht mit Nebensächlichkeiten, sondern lässt vielmehr den Stil, die Bilder und die Musik wirken und überlässt den Rest der Fantasie des Spielers. Toll!

Über Stock und Stein

Das Gameplay kommt ebenfalls sehr minimalistisch daher, wirkt aber in der Konstellation sehr effektiv und wie aus einem Guss. Neva ist im Grunde ein Jump n Run mit ein paar Kampf- und Rätselelementen. Spielfortschritt erreicht der Spieler entweder durch das Lösen von Sprungpassagen, die mit ein paar kleineren Rätseln garniert sind oder durch das Bekämpfen der oben genannten Dämonen. Dabei greift Alba auf ein Schwert zurück und kann im späteren Verlauf auch den tierischen Begleiter mit in den Kampf schicken. Das ist intuitiv, nicht überladend und kann die ganze Spielzeit über unterhalten. Frustrierend können allenfalls die wenigen Hitpoints sein, die Alba hat – ganze 3. Das ist wenig, aber es ist auch durch die Ausführung von Kombos möglich, einen Hitpoint wiederzuerlangen. Dennoch gilt es, sich die Attacken der Gegner genau anzuschauen, da man schnell 3x getroffen wird und den Bildschirmtod dadurch recht häufig sieht. Die Rücksetzpunkte sind allerdings sehr großzügig gesetzt, meistens landet man in dem Bildschirm unmittelbar vor dem Kampf. Das Spiel nimmt den Spieler nicht an die Hand, viele Erklärungen gibt es nicht und sie sind auch nicht nötig. Alle Gameplayelemente liegen durch das Spieldesign auf der Hand und sind in sich schlüssig. Hier punktet das Spiel enorm und wirkt dadurch auf eine ganz wunderbare Art und Weise „retro“.

Ist das Kunst oder kann das weg?

Definitiv Ersteres! Neva wirkt stilistisch und technisch wie aus einem Guss. Sicher gibt es anspruchsvollere Spiele als einen 2D-Plattformer, aber hier haben die Entwickler einfach ihre Hausaufgaben gemacht. Das Spiel läuft weich, flüssig und ist stilistisch über jeden Zweifel erhaben. Der Spieler kämpft und rennt sich insgesamt durch 4 Gebiete – die 4 Jahreszeiten. Es beginnt im Sommer und führt euch dann eben über den Herbst und den Winter in den Frühling, in dem das Spiel (durchaus emotional!) endet. Die Jahreszeiten sind dabei schön dargestellt. Im Sommer erleben wir satte Grüntöne, während der Herbst dann mit den typischen Rot-, Gelb- und Ockertönen aufwartet. Im Winter dominiert kühles weiß und blau, während die Natur im Frühling dann natürlich wieder blüht und grün erwacht. Jedes Level wirkt dabei künstlerisch sehr wertig und schön, dem Artdesigner gebührt an dieser Stelle ein dickes Lob und Kompliment! Musikalisch zeigt sich das Spiel in einer angenehm dezenten Art und Weise. Die Musikbegleitung ist gemächlich und ruhig, die Soundeffekte und wenigen Sprachsamples stimmungsvoll. Technisch überzeugt das Spiel also auf ganzer Linie.

Abschließend sei noch ein Wort zum Umfang gesagt. Das ist ein zweischneidiges Schwert. Für einen Durchlauf benötigt man in etwa 6 Stunden. Das ist schon sehr kurz, doch wird man auf der anderen Seite auch die vollen 6 Stunden über sehr gut unterhalten. Das minimalistische Prinzip sowohl des Storytellings als auch des Gameplays würde wahrscheinlich auch nicht viel länger „gut gehen“. Von daher wirkt es im ersten Moment sehr überschaubar, aber auf den zweiten Blick ist dieser überschaubare Umfang auch durchaus angemessen. Der Widerspielwert ist überschaubar. Es gibt spielinterne Achievements, die man freischalten kann, man kann sich an einem höheren Schwierigkeitsgrad versuchen und die einzelnen Jahreszeiten samt Unterkapiteln auch alle separat anwählen. Hier wäre vielleicht ein „Mehr“ wünschenswert gewesen. Aber auch ohne dieses „Mehr“ bleibt der positive Gesamteindruck bestehen. Neva ist eine wahre Indie-Perle, die – wie übrigens Gris auch! – in jede gut sortierte Spielesammlung auf die Switch gehört. Man kann den Entwicklern zu diesem tollen Spiel nur gratulieren und an die Spielerschaft appellieren, dieses ambitionierte und tolle Projekt mit einem Kauf zu belohnen! Ganz großes Kino!

(Autor dieser Rezension: Stjepan Prtenjaca)

  • Plattform: getestet auf Nintendo Switch, auch auf PlayStation, Xbox und PC erhältlich
  • Publisher: Devolver Digital
  • Entwickler: Nomada Studio
  • Genre: Platformer, Action, Puzzle
  • Spieleranzahl: 1 Spieler
  • Release: 15. 10. 2024
  • Preis zum Start: 19,99
  • USK-Freigabe: 12

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