Ein ambitionierter Ausflug ins Isekai-Fantasy-Genre
Das Fantasy-Isekai-Genre bedarf kaum einer Einführung, insbesondere in einer Welt, in der Protagonisten als beinahe alles wiedergeboren werden können – sogar als Verkaufsautomaten. Viele dieser Geschichten beginnen als Light Novels, was sie scheinbar prädestiniert für die Adaption als Visual Novel macht.
Doch die Umsetzung solcher tiefgründigen Geschichten birgt ihre Herausforderungen. Mit Archetype Arcadia versucht Entwickler Water Phoenix, eine immersive, hochkomplexe Isekai-Erfahrung zu erschaffen. Trotz großer Ambitionen beeinträchtigen die Spielzeit und schwache Handlungsgeräte manchmal das Gesamterlebnis.
Ein postapokalyptisches Setting mit Isekai-Twist
Archetype Arcadia spielt in einer Welt am Rande des Untergangs. Die Geschwister Rust und Kristen begeben sich auf die Suche nach Überlebenden, nachdem die verheerende Peccatomania-Pandemie die Menschheit nahezu ausgelöscht hat. Durch Rückblenden und kurze Dialoge erhält der Spieler Einblicke in das Leben vor der Krankheit und den Kampf der Menschheit ums Überleben. Interessanterweise müssen sich Infizierte täglich in ein VR-Spiel namens Archetype Arcadia begeben, um die Ausbreitung der Krankheit zu verlangsamen – eine vollständige Heilung ist jedoch nicht in Sicht.
Kristen ist infiziert und begibt sich täglich in die Welt von Archetype Arcadia, während Rust als Uninfizierter zunächst ausgeschlossen ist. Als er Kristen jedoch bewusstlos vorfindet, bricht er die Regeln und betritt die VR-Welt, um sie zu retten. Trotz der Risiken gelingt es ihm, sich in dieser fremden Welt zurechtzufinden und Kristen schnell zu finden. Doch als sich die Hoffnung auf eine mögliche Heilung abzeichnet, entscheidet Rust, zu bleiben und weiterzukämpfen.
Charakterentwicklung, Erzähltempo und narrative Herausforderungen
In Archetype Arcadia erhält Rust spezielle Fähigkeiten, um sich gegen frühe Angreifer zu verteidigen. Die Benutzer dieser Welt verfügen über kampfbereite Monster namens Avatare, und die Mechaniken des Spiels werden von Beginn an klar erklärt, sodass Verwirrung minimiert wird. Die Prämisse scheint einfach – Rusts Suche nach einer Heilung für Kristen – doch die komplexe Handlung kann durch zahlreiche Umwege überwältigend wirken, was das Erzähltempo beeinträchtigt.
Ein Schwachpunkt ist die übermäßige Anzahl an Charakteren in einer Geschichte dieser Länge. Während eine größere Besetzung oft Tiefe verleiht, wirkt Archetype Arcadia unter ihrer Last überfrachtet. Mit einer Laufzeit von satten 46 Stunden verwirren die zahlreichen Nebenhandlungen und lenken von den packenderen Aspekten der Geschichte ab. Viele dieser Handlungsstränge hätten straffer erzählt werden können, um die Geschichte fesselnder zu gestalten.
Rust als Protagonist und die Spielererfahrung
Rust hebt sich als Protagonist durch seine gesprochene Rolle hervor – eine Seltenheit für Hauptfiguren in Visual Novels. Dennoch bleibt er zu Beginn relativ generisch, und es dauert eine Weile, bis seine Handlungen wirklich überzeugen. Das Spiel erlaubt es zudem, Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven zu erleben, was einige Handlungsdetails ergänzt, sich jedoch oft in die Länge zieht.
Archetype Arcadia scheint darauf vorbereitet zu sein, dass Spieler einen Großteil des umfangreichen Textes überspringen, da die Charakterinteraktionen oft wiederholend und übermäßig beschreibend sind. Wer jedoch durchhält, wird mit einer großen und zufriedenstellenden Auflösung belohnt, die die zahlreichen Handlungsfäden zusammenführt.
Kunst und Design: Visuelle Stärken und Schwächen
Der Kunststil und die Charakterillustrationen mögen zunächst ungewohnt wirken, sind jedoch zweifellos ausdrucksstark. Trotz teils abgehackter Animationen und einer Vorliebe für Chibi-Charaktere, die von ernsten Momenten ablenken können, verleiht die Optik der Geschichte letztlich Persönlichkeit und Charme.
Spieler haben die Kontrolle über die Geschichte durch Entscheidungen, die den Verlauf beeinflussen, und praktische Features wie die Autosave-Funktion zum erneuten Durchspielen wichtiger Szenen. Auf der Switch-Version sorgen Touchscreen-Steuerungen für ein intuitives Spielerlebnis, das das Erkunden verschiedener Pfade erleichtert.
Fazit: Archetype Arcadia wagt sich ambitioniert in die komplexe Welt des Isekai-Fantasy-Genres und bietet eine frische Interpretation eines postapokalyptischen Settings. Zwar beeinträchtigen die lange Laufzeit und die große Besetzung manchmal das Erzählerlebnis, doch Geduldige werden mit einer epischen Geschichte belohnt, die ihre zahlreichen Fäden geschickt zusammenführt. Mit charmanten Grafiken und durchdachten Features bleibt es eine bemerkenswerte Reise für eingefleischte Genre-Fans – wenn man das ungleichmäßige Tempo erträgt.
- Plattform: PlayStation 5, 4 (getestet), Nintendo Switch, PC
- Publisher: PQube
- Entwickler: Water Phoenix, KEMCO
- Genre: Visual Novel
- Spieleranzahl: 1
- USK: 18
- Release: 24. Oktober 2023
Passionierter Videospieler seit dem dritten Lebensjahr. Angefangen mit dem Nintendo Entertainment System zog sich die Leidenschaft bis ins Erwachsenenalter. Heute als PR-Manager, freier Redner und Texter unterwegs. Zu den Lieblingsreihen gehören Metroid, Smash Bros, Super Mario und Halo 1-3.
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