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Monster Menu: The Scavenger’s Cookbook

Nintendofans wurden in den letzten Generationen von Heimkonsolen nicht gerade mit Rollenspielen verwöhnt. Es gab wahre Highlights, aber die Menge war im Vergleich zu der Konkurrenz stets überschaubar. Mit der Nintendo Switch änderte sich dies schlagartig. Seit dem Launch von Nintendos Erfolgskonsole erscheint regelmäßig Nachschub für Fans von japanischen Rollenspielen. Auch die großen Serien wie Final Fantasy, Tales, Dragon Quest geben sich neben Pokémon und co ein Stelldichein. Im Mai dieses Jahres erschien aus dem Hause NIS ein Dungeoncrawler mit dem vielversprechenden Namen Monster Menu – The Scavenger’s Cookbook. Hobbyköche können also für ein paar Stunden den Kochlöffel beiseitelegen und sich in diesem Spiel versuchen, das einen eigenwilligen Mix aus Rollenspiel und Survival versucht. Ob der Versuch gelungen ist oder das Menu verbrannt ist, erfahrt ihr in unserem Test.

Zu Beginn erstellt ihr euch euren Helden im Charakterbildschirm

Worum geht es?

Als Spieler könnt ihr zu Beginn eure Spielfigur selbst erstellen. Erfreulicherweise gibt es hier viele verschiedene Möglichkeiten, um die eigene Figur nach dem eigenen Geschmack zu gestalten. Optische Dinge wie bspw. Haarfarbe, Größe, Geschlecht, Gesichtsmerkmale, Frisur und vieles mehr können neben gameplayrelevanten Sachen wie die rpg-typischen Charakterklassen ganz individuell gestaltet werden. Aus denen wiederum könnt ihr zwischen zehn verschiedenen Klassen wählen, jede natürlich mit ihren eigenen Fähigkeiten und Stärken. Rollenspielerfahrene Spieler werden sich hier wie zu Hause fühlen und sicherlich schnell ihren Liebling zusammengestellt haben.

Die Story beginnt sehr düster und hoffnungslos. Eure Charaktere werden von einem Monster angegriffen und ihr findet euch nach der Ohnmacht in einer kleinen Basis wieder, von wo aus eure Gruppe sich den Weg durch die verschiedenen Stockwerke der Dungeons nach draußen kämpfen muss. Der Titel verrät bereits, dass es bei Monster Menu auch in gewisser Weise um Essen geht. Die Charaktere haben Hunger und Durst und wer kann es ihnen in den Tiefen dieser Dungeons auch verdenken. Es muss also Nahrung her, eure Energie in Form von Kalorien neigen sich nämlich kontinuierlich dem Ende entgegen. Sind diese Leisten bei Null angelangt, stirbt euer Charakter und der Spaß geht von vorne los. Darüber hinaus ist die Story völlig belanglos und nicht wirklich existent. Es geht schlicht darum, zu überleben, zu kämpfen und sich Essensnachschub zu organisieren. Das ist eine Schwäche des Spiels, denn über eine interessante Erzählstruktur kommt normalerweise nicht nur die Geschichte in Fahrt, sondern immer auch die Entwicklung der einzelnen Charaktere. Hier wird eine große Chance vertan, denn die Charaktere werden dem Spieler schnell banal und überflüssig vorkommen und man fragt sich schon sehr bald im Spiel, was man eigentlich hier macht. Bei anderen Genres wäre dies sogar ein Pluspunkt, aber bei einem RPG fällt es negativ ins Gewicht.

Eine wohl verdiente Pause am Lagerfeuer

Doch was zeichnet den Genremix spielerisch aus?

Beim eigentlichen Gameplay punktet Monster Menu nämlich durchaus. Wenn man dem Chibi-Look nur ein wenig abgewinnen kann, offenbart sich dahinter ein kurzweiliges Spiel, das man für ein paar Minuten gerne einlegt. Wie bereits erwähnt, müsst ihr euch durch einzelne Stockwerke aus dem Dungeon herauskämpfen. Die einzelnen Stockwerke sind hinsichtlich der Größe sehr überschaubar. Eine Minikarte am Bildschirmrand weist euch zudem auf Gegner und den Ausgang hin, der immer sehr schnell gefunden ist. Berührt ihr einen Gegner, gelangt ihr in den Kampfbildschirm. Die Kämpfe laufen strategisch ab. Auf kleinen Quadraten bewegt ihr euch und könnt – ganz ähnlich wie in Fire Emblem – eure Charaktere steuern und ihnen die üblichen RPG-Befehle geben, etwa ganz normale Attacken auf Gegner, Spezialattacken, Verteidigen, Items benutzen, Heilen, Fliehen uvm. Bestreitet ihr die Kämpfe erfolgreich, erhaltet ihr natürlich die genretypischen Belohnungen. Besonders das Material zum Kochen und Craften ist dabei von entscheidender Bedeutung. Dazu unten noch ein wenig mehr.

Hinter dem niedlichen Look des Spiels kann man einen leichten Schwierigkeitsgrad vermuten, doch dem ist eindeutig nicht so! Schon sehr bald haben die Kämpfe eine lange Dauer und können für die Gruppe des Spielers auch schon knapp ausgehen. Der Spieler hat zwar die Wahl zwischen vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden, doch schon auf „normal“ wird man in den oberen Etagen gut gefordert. Ein Kniff des Spiels: Sobald ein Mitglied eurer Gruppe stirbt, könnt ihr ihn ausschließlich in der Basis wiederbeleben und müsst dabei alle bisher gespielten Stockwerke nochmal durchspielen! Alle 10 Stockwerke gibt es einen Bossfight und ein Checkpoint wird bei erfolgreichem Kampf freigeschaltet. Immerhin!

Ob Hexagon oder wie hier quadratisch: Felder, um Bewegungs- und Angriffsreichweitenin einem Strategie-RPG anzeigen

Am Ende eines jeden Stockwerks kommt ihr ans Lagerfeuer und könnt eure Gruppe ausruhen lassen. Dies ist ein elementares Feature in Monster Menu. Denn nur hier habt ihr die Möglichkeit, die Kalorien, euren Flüssigkeitsbedarf und eure Zufriedenheit wieder aufzufüllen. Dafür bietet das Spiel zahlreiche Craftingmöglichkeiten an. Zutaten, die ihr von den Monstern erhaltet, müsst ihr nun zu etwas Essbarem machen. Kocht ihr nichts Gutes, hat das nicht nur sehr geringfügige Effekte auf eure Kalorien, sondern auch noch negative Effekte auf eure Zufriedenheit, was wiederum für die Kämpfe von Nachteil ist. Es gilt also immer, die einzelnen Leisten im Blick zu haben und die Charaktere satt und zufrieden zu halten. Ein Stück weit ist das wie im echten Leben .

Neben Essen kann man an diesem Lagerfeuer auch Items herstellen, seine Ausrüstung verändern, speichern und sich ausruhen, bevor es in das nächste Stockwerk geht. Dort beginnt der Kreislauf dann wieder von vorne. Kämpfen, Sammeln, Schatztruhen finden, den Ausgang finden, Kochen, Essen, Craften etc. Man hat ein einfaches Gameplay, was im Grunde wirklich Spaß macht und sehr einsteigerfreundlich daherkommt, aber man hat auf der anderen Seite auch sehr schnell das Gefühl, alles in dem Spiel gesehen zu haben. So fühlt es sich nach nur wenigen Spielstunden schon ein wenig repetitiv und nervig an und man sucht Höhepunkte bzw. überhaupt einen Grund, das Spiel fortzusetzen.

Monster Menu: The Scavenger’s Cookbook regt bei so vielen Essensbildern sicherlich den Appetit bei längerer Spieldauer an.

Frisch oder abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum?

Betrachtet man die Technik des Spiels, fällt einem sofort der Chibi-Look ins Auge. Den muss man natürlich mögen, jedermanns Sache ist er sicherlich nicht. Abseits davon darf man von der alten Switch mittlerweile auch keine Wunderdinge erwarten. Das Spiel lebt nicht von der Technik, sondern offenbart seine Stärken im einfachen Zugang und in den taktisch geprägten Kämpfen. Die Charaktere, die Umgebungen, die Monster sind visuell sehr einfach gehalten, hier wäre sicherlich auch auf der Switch noch mehr gegangen. Auf der anderen Seite ist es farbenfroh und läuft – auch im Handheldmodus – flüssig.

Fazit: Wie viele Sterne vergeben wir?

Monster Menu – The Scavenger’s Cookbook ist kein Spiel, das man mal in besonderer Weise mit der Switch in Verbindung bringen wird. Kein angehender Klassiker, der ein wenig unter dem Radar läuft. Dafür ist es in vielen Dingen zu belanglos und hat auf der Switch auch zu viel (gute) Konkurrenz. Es ist aber sehr wohl ein Spiel, das den Spieler zwischendurch gut unterhalten kann. Es ist sehr wohl ein Spiel, mit dem man eine Stunde überbrücken kann, weil man schnell Fortschritte und Erfolge erzielt, die Kämpfe schnell und schnörkellos ablaufen und man durch die weitgehend fehlende Story das Spiel auch nach längerer Pause wieder einlegen kann und einen raschen Zugang dazu findet.

Wer ein RPG mit einer schön erzählten und tiefen Story erwartet, wird hier bitter enttäuscht werden. Wer allerdings einen netten Zeitvertreib mit süßem Look und spielerischem Anspruch erwartet und mit dem Setting etwas anfangen kann, kann guten Gewissens einen Blick riskieren.

(Autor dieser Rezension: Stjepan Prtenjaca)

  • Plattform: Nintendo Switch (getestet), PS5/4, PC
  • Publisher: NIS America
  • Entwickler: Nippon Ichi Software
  • Genre: Strategie; RPG
  • Spieleranzahl: 1 Spieler
  • Preis zum Start: 49,99
  • Release: 26. Mai 2023
  • USK-Freigabe: 12

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