Dass im Vorfeld von No More Heroes 3 nun auch die ersten beiden Teile in einer HD-Version auf der Nintendo Switch erschienen sind, ist eine sehr willkommene Entscheidung. Sei es nun, ob man seine Erinnerungen auffrischen oder ob man die Serie kennenlernen möchte, auch um dann für den dritten Teil gewappnet zu sein. Zeit also, euch nun jeweils einen Einblick von No More Heroes und No More Heroes 2: Desperate Struggle zu geben und zu schauen, wie sich die beiden Wii-Titel gehalten haben.
Übertriebende Gewalt und Nerdtum
Teil 1 erschien hierzulande im März 2008, aber schon im Vorfeld machte No More Heroes auf sich aufmerksam. Alleine dadurch, dass es sich um einen originellen und exklusiven Titel aus Japan handelte, der Erwachsene ansprach, Wert auf Story legte und sich ohnehin durch den extravaganten Style vor allem den vielfach betitelten Casual Spielen auf der Konsole abgrenzte. Ein weiteres Argument war natürlich auch, dass sich Goichi Suda für den Titel verantwortlich zeichnete, der bis heute dafür bekannt ist, Welten und Charaktere zu erschaffen, die ziemlich abgedreht sein können.
Hier ist es nicht anders, auch wenn die Welt schon um einiges geerdeter und weniger abstrakt rüberkommt, als es zum Beispiel in Killer 7 der Fall ist.
Die Prämisse ist äußert simpel: Ihr übernimmt die Rolle von Travis Touchdown, der es sich zum Ziel gemacht hat, die Nummer 1 zu werden. Und das nicht in normalen Aktivitäten, sondern in der Rangliste der Assassinen. Und wie steigt man in der UAA (United Assassins Association) auf? Ganz einfach, indem jeder Platz, der vor einem liegt, beseitigt wird. Im Falle von Travis steigt er auf Platz 11 ein und muss 10 vor sich töten, um die Nummer 1 zu werden.
Hier steckt auch nach wie vor die größte Stärke (in beiden Titeln), die Kämpfe gegen die jeweiligen Ranglistenkämpfer, weil sie nur so voll gepackt sind mit absurden Ideen und skurrilen Elementen.
Die Kämpfe mit eurem Beam Katana und die Nahkampfmoves bestehend aus Schlagen und Wrestlingmoves machen zwar nach wie vor Spaß, aber wirkliche Tiefe wird dabei nicht geboten. Dazu fällt einfach auf, dass die meisten Level, in denen ihr dann zum Boss gelangen müsst, einfach nur Schlauchwege sind. Gegner besiegen und ab in den nächsten Raum, ins nächste Gebiet.
Das größte Manko an Teil 1 ist jedoch, dass ihr eine bestimmte Anzahl an Geld braucht, um den nächsten Ranglistenkampf freizuschalten. Geld gibt’s innerhalb eines Levels in Schatztruhen zu finden. Außerhalb jedoch seid ihr in der Open World unterwegs und lasst euch im Jobcenter Minijobs geben, die euch Kohle einbringen. Dafür müsst ihr dann in Santa Destroy per Motorad einen bestimmten Punkt erreichen und dort den Job wie Kokosnüsse aufsammeln oder Rasenmähen ausführen. Die Jobs alleine mögen weniger das Problem sein (dennoch wirken diese Vorgaben aufgezwungen), jedoch ist das Gelangen von A nach B und das immer wieder auf Dauer absolut eintönig, weil die Open World herzlich wenig zum Entdecken einlädt. Das hängt auch sicherlich seinerzeit mit den technischen Limitierungen der Wii zusammen. Es wird euch kaum Interaktion geboten oder überhaupt ein simuliertes Stadtleben geboten. Hier mal ein fahrendes Auto und dort mal ein Fußgänger, ohne eine Bedeutung vorzuweisen.
Es gibt ein paar Läden, die ihr nach und nach (je weiter man in der Story voranschreitet) freischaltet, um dort kosmetische Dinge vorzunehmen (Travis Einkleiden von Kopf bis Fuß), im Gym zu trainieren (für mehr Stärke, Ausdauer, Leben), neue Beam Katanas zu kaufen oder gar den einen oder anderen Move (zum Beispiel muss der Sprint erst erkauft werden) freizuschalten.
Dieser Umstand der Open World wurde in Teil 2 komplett über Bord geworfen und ihr wählt jeden Laden, Nebenjob/Mission und Rangkampf direkt über ein Menü aus. Das kommt dem Spielfluss auch direkt sehr zu Gute.
Auch wenn ihr nicht zwingend Teil 1 gespielt haben müsst, bezieht sich Teil 2 doch das eine oder andere Mal auf die Ereignisse, allen voran was den einen oder anderen Charakter angeht. Auch hier geht es zunächst darum, dass sich Travis wieder zurück an die Spitze der Assassinen kämpfen muss.
Auch wenn das unspektakulär klingen mag, sind es zum einen auch hier natürlich die abgedrehten Ranglistekämpfe, die euch hier erwarten und zum anderen steckt dann in der Story doch mehr, als es anfangs den Anschein macht (gilt auch für Teil 1), zum Beispiel was Travis Background angeht.
In Teil 2 gehen die Nebenjobs auch einen anderen Weg, da sie hier in charmanten 8-Bit Minispielen dargestellt werden und dadurch kurzweiliger geraten als ihre 3D-Pendants aus Teil 1. Sie liegen auch voll in der Zeit, denn damals beim Release in 2010 war die große Retrowelle (die bis heute anhält) in der Indieszene voll ins Rollen gekommen.
Ein weiterer Pluspunkt von Teil 2 ist, dass es keine Gebühren für einen Ranglistenkampf mehr gibt. Die verdiente Kohle dient also zum Glück nur noch dafür, um in besagten Läden einzukaufen bzw. zu trainieren. Oder auch, und das sei extra erwähnt, eurer Katze Jean teures Futter kaufen, worüber sie sich freut.
Ach ja, nach wie vor cool ist es, dass Travis zum Speichern aufs Klo geht, da kommt man schließlich zur Ruhe!
Die Übertragung ins HD-Zeitalter tut beiden Spielen sehr gut, da sie von der höheren Auflösung und erst Recht durch die höhere Bildrate profitieren. Die Bildrate ist aber nicht auf 60 Bilder eingeloggt, sondern frei, was leider bedeutet, dass sie in den Kämpfen schwankt und in den 40er Bereich gehen kann. Da wäre wohl eine festgelegte Bildrate auf 30 besser gewesen. Dennoch ist das Erlebnis zu den Wii-Fassungen um ein Vielfaches besser sowohl im Handheldmodus als auch auf dem TV. Die Ingame-Zwischensequenzen blieben jedoch leider unberührt, also wundert euch nicht, dass sie in der niedrigen Wii-Auflösung (max. 480p) daherkommen.
- Plattform: Nintendo Switch
- Publisher: Marvelous
- Entwickler: Grashopper
- Genre: Action
- Spieleranzahl: 1
- Startpreis 19,99 Euro jeweils pro Spiel
- USK: 18
- Release: 28. Oktober 2020
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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