Am 25 November 2019 gastierte die schwedische Speedmetal Band Mustasch zusammen mit Dynamite und Motorjesus im Backstage München. Wir haben uns diese Chance natürlich nicht nehmen lassen, den Herrn einige Fragen zu ihrem neuen Album Killing it for life, der gleichnamigen Tour und ihrem 20-jährigen Bandjubiläum zu stellen.
Am Interview nahmen Lead-Gitarrist David Johannesson, Bassist Mats „Stam“ Johansson, Schlagzeuger Robban Bäck und Band-Manager Thomas Emblad teil. Gitarrist und Sänger Ralf Gyllenhammar schonte seine Stimme für den späteren Auftritt.
GentleGamer: Wie immer möchte ich mich ersteinmal bei euch bedanken, dass ihr euch die Zeit nehmt mir ein paar Fragen zu beantworten.
Ihr habt gerade erst euer 20. Jubiläum gefeiert – Herzlichen Glückwunsch. „Killing it for Life“ ist euer neustes Studioalbum das nur ein Jahr nach „Silent Killer“ veröffentlicht wurde, könnt ihr uns etwas zu den Themen und Motiven des neuen Albums erzählen?
Mats Johansson: David das ist wohl eine Frage für dich *lacht*
David Johannesson: *lacht* Es ist das inzwischen zehnte Studioalbum in 20 Jahren.
Mats Johansson: Das Theme abgesehen davon, dass es von David geschrieben und produziert wurde, ist „kürze es nicht“,„gehe keine Kompromisse ein“. Unsere letzten Alben waren sehr kurz und hatten meist sehr kurze Songs. In „Killing it for Life“ wollten wir die Songs so aufnehmen wie es uns gefällt und nicht die Plattenfirma.
Wir wollten das Solo nicht kürzen um es kommerzieller zu machen. Außerdem wollten wir mit der Veröffentlichung nicht mehr warten. Wenn eines der Lieder fertig war, haben wir es direkt veröffentlicht – über Spotify beispielsweise.
Wir sind seit kurzem unser eigenes Label und können sowohl das Produzieren, als auch das Veröffentlichen selbst steuern. Wir haben uns von Sony Music getrennt weil sie sich nicht benommen haben *lacht*. Das Thema des neuen Albums ist also auch Freiheit *lacht*.
GentleGamer: Was mir persönlich an euren Alben sehr gefällt sind eben eure Themen. Viele Heavy Metal Bands haben eher abstrakte Dinge über die sie singen. Sei es die „Dunkelheit“ oder die „Angst“ oder sonst etwas weniger Greifbares. Das ist bei euch anders.
Eure Lieder behandeln sehr heftige Themen wie in „Yaras Song“ (Anmerk. In Yaras Song behandeln Mustasch den Fall eines jungen Mädchens 2015 in Schweden, das von ihrem Onkel totgeschlagen wurde, während der schwedische Staat versagt hat Yara rechtzeitig in eine Pflegefamilie zu geben), „Be like a Man“ (die gesellschaftliche Erwartungshandlung an Männer) oder eines euer Hauptthemen ist auch die geistige Gesundheit.
Gerade in eurem aktuellen Album sind Songs wie „Before A Grave“ und „What is wrong“ ein sehr eindringlicher Aufruf an die Gesellschaft.
David Johannesson: Das ist ein weiteres Thema unseres aktuellen Albums. Wir haben in der Zeitung gelesen das 17 Mädchen bei Verkehrsunfällen im vergangenen Jahr ums Leben gekommen sind. Was allerdings nirgendswo erwähnt wurde, ist die Tatsache, dass sich über 150 junge Männer das Leben genommen haben.
Thomas Emblad: Viele männliche Teenager leiden unter Depressionen und nehmen sich anschließend tragischerweise das Leben.
Es gab eine große Schlagzeile „Die tragischen Verkehrsunfälle des Jahres“ und das es ein besonders schwarzes Jahr für Frauen bzw. junge Frauen aufgrund der Verkehrsunfälle war. Auf Seite 6 gab es dann einen kleinen Bericht in dem über 1700 Selbstmorde junger Männer berichtet wurde und das die Selbstmordrate massiv nach oben geschossen ist.
Mats Johansson: Wir haben deshalb eine Kampagne ins Leben gerufen. Vielleicht hast du schon davon gehört. Es ist eine Spendenaktion um einer Organisation namens MIND (https://www.mind.org.uk/) zu unterstützen jungen Menschen bei der seelischen und psychischen Beratung zu helfen. Das schlimme ist, dass die Organisation nur einen von zehn Anrufen entgegennehmen kann und wir wollen dabei helfen, das zu ändern. Bisher konnten wir mit unserer Kampagne über 10.000 € sammeln.
SPENDEN KÖNNT IHR NACH WIE VOR UNTER FOLGENDEM LINK
https://se.betternow.org/en/fundraisers/mustaschs-insamling-for-unga-man-som-lider-av-psykisk-ohalsa-whatiswrong
GentleGamer: Das ist eine großartige Aktion von euch. Bitte macht damit weiter. Das Thema wird leider immer noch nicht ernst genug genommen und jede Kampagne kann helfen das zu ändern. Bei uns Deutschen darf nichts falsch laufen und aufgrund unserer Arbeitsweise heißt es dann nur „Was ist los mit dir?“ und man muss funktionieren.
Mats Johansson: Wir Schweden sind da ähnlich. Bei uns wird allerdings überhaupt nicht darüber geredet, sondern geschwiegen. Wir reden nicht miteinander.
Thomas Emblad: Uns ist es wichtig ein Bewusstsein bei den Eltern zu schaffen. Es ist enorm wichtig Eltern klar zu machen, dass Depressionen unter Teenagern ein weit verbreitetes Problem ist und man genau hinsehen muss um die Situation so früh wie möglich zu erkennen. Je früher man seinen Kindern zur Hilfe kommen kann um so besser. Ein offener Dialog ist enorm wichtig – schweigen kann tödlich sein.
*Schlagzeuger Robban Bäck betritt den Raum*
Mats Johansson: Da ist ja unser Schlagzeuger. Hast du irgendwelche Schlagzeug-spezifischen Fragen *lacht*
GentleGamer: Ja, wie hältst du mit den Gitarren mit?
Mats Johansson: Oder dem Bass? *lacht*
GentleGamer: Freddy Mercury scheint eine große Rolle in eurer Musik zu spielen. Auf eurem aktuellen Album habt ihr ihm sogar einen Song gewidmet. Hat er einen großen Einfluss auf eure Musik?
David Johannesson: Freddy ist neben den Beatles und Johann Sebastian Bach ein großes Idol von Ralf. Diese drei dürften den größten Einfluss auf uns haben.
GentleGamer: Das ist eine interessante Mischung für eine Speed Metal Band.
Wenn ich an einige eurer Songs denke fehlt mir in der Aufzählung allerdings eine Band…
Mats Johansson: Du meinst vermutlich Black Sabbath?
GentleGamer: Genau. Viele eurer früheren Titel erinnern mich stark an Black Sabbath Lieder wie „Symptom of the Universe“, „Megalomania“ oder „Children of the Grave“.
Mats Johansson: Unser erster Gitarrist war ein großer Sabbath Fan. Du bist doch bestimmt auch ein Fan?
GentleGamer: Absolut.
Mats Johansson: Letztlich ist jeder Metal Fan auch Fan von Sabbath. *lacht*
GentleGamer: War Toni Iommi (Black Sabbath Gründungsmitglied und Gitarrist/God Of Metal/Riff God) nicht auch eine Inspiration für euren Bandnamen?
Mats Johansson: Ja – er, Freddy Mercury und Jon Lord. In den 70ern hatte jeder einen stolzen Mustasch. Auch Tom Selleck *lacht*. Du kennst vermutlich die Geschichte wie wir auf den Namen kamen. Wir saßen zusammen und hörten unsere Lieblings-Platten und stellten fest das all unsere Lieblingsmusiker Bärte trugen.
GentleGamer: Das bringt mich auch gleich zu meiner nächsten Frage. Habt ihr vor eure Alben erneut auf Schallplatte zu veröffentlichen?
Die gesamte Band: JA!
GentleGamer: Das ist gut zu wissen, abgesehen von „Silent Killer“ sind eure restlichen Alben enorm schwer und nur für horrende Preise auf Vinyl zu bekommen. Stellenweise zwischen 200 und 400 Euro.
David Johannesson: Oh wow das ist teuer.
GentleGamer: Eine Frage, die ich gerne an skandinavische Bands stelle, ist „Wieso glaubt ihr, dass Heavy Metal so erfolgreich und beliebt ist in Deutschland?“.
David Johannesson: Ich denke, weil wir viel miteinander gemein haben. Der sogenannte Göteborg… wieso entstand dieser in Göteborg und nicht in Stockholm? Wegen der zahlreichen Industriegebiete, der tristen Umgebung und des beschissenen Wetters. Man kann es etwa mit Black Sabbath’s Sound vergleichen, der eben aus dem industriellen Birmingham kam und nicht aus dem „sauberen“ London.
Es ist schwierig die Frage zu beantworten und auf Deutschland zu beziehen aber die Deutschen haben auch eine dunkle Vergangenheit und viel Industrie. Ich weiß es nicht.
GentleGamer: Ich hatte im vergangenen Jahr die Möglichkeit Hank von Hell die gleiche Frage zu stellen. Er hat das deutlich mehr romantisiert bis hin zu Siegfried und den Nibelungen. Eure Antwort war deutlich direkter und sachlicher.
Mats Johansson: Er ist ein bisschen merkwürdig…
David Johannesson: Wir kennen ihn gut, es überrascht uns also nicht. *lacht* Er ist deutlich theatralischer und mehr Leder als wir es sind. Er hat auf Silent Killer mitgesungen – das war aber mehr eine Entscheidung seitens Sony als unsere.
Wir wollten eher ältere und in Schweden sehr bekannte Musiker, aber ich mag auch Turbonegro sehr, also haben wir uns für ihn entschieden.
Die neuen Stücke die Hank singt habe ich geschrieben beziehungsweise ich schreibe einige seiner aktuellen Songs.
GentleGamer: Musst du in einer bestimmten Stimmung sein, um seine Stücke zu schreiben? Schließich sind Mustasch Lieder doch etwas anders als die „Schwing deinen Arsch“ Titel von Hank.
David Johannesson: Nicht wirklich. Ich schreibe einen Song und schicke ihm diesen. Wenn er gut ist, ist er gut. Das wars. So gehe ich eigentlich generell vor, wenn ich Lieder schreibe. Es ändert sich nichts an meiner Vorgehensweise, egal für wen ich schreibe.
GentleGamer: Arbeitest du auch an seinem neuen Album?
David Johannesson: Ja, die erste Single die er gerade veröffentlicht hat, habe ich ursprünglich für Mustasch geschrieben. Also nicht die Texte, aber die Riffs aus dem Lied habe ich für Ihn verwendet und es hat ihm gefallen. So oder so ist es gut für mich.
Mats Johansson: Hast du dein Geld schon bekommen? *lacht*
David Johannesson: Nein noch nicht. Er hat in Schweden einen Schlager veröffentlicht, den ich ebenfalls für ihn geschrieben habe. Die schwedische GEMA hat mir aber noch nicht mein Geld geschickt *lacht*. Aber mal im Ernst, es war kein Schlagerlied sondern ein typischer Hank Song.
GentleGamer: Daher auch meine Frage ob du in einer bestimmten Stimmung sein musst, wenn du ein Lied schreibst.
David Johannesson: Wenn du einen Song schreibst, dann schreibst du einfach. Die Stimmung kommt währenddessen. Ich liebe beispielsweise Dolly Parton aber auch Black Sabbath und diese Mischung passt auch zu Hank von Hell.
GentleGamer: Gibt es noch andere Künstler mit denen ihr gerne zusammenarbeiten würdet?
Mats Johansson: Dave Grohl wäre großartig.
David Johannesson: Absolut. Oder James Hetfield. *lacht*
Ich bekomme öfters Anfragen von Bands ob ich als Producer ihres Albums an Bord kommen möchte.
Daraufhin antworte ich immer sie sollen mir ihre Songs schicken und dann schauen wir mal ob es klappt. Es kommt einfach auf die Band an.
GentleGamer: Du experimentierst also gerne?
David Johannesson: *schweigt* …. Nein. *lacht*
Ich bin 42, ich glaube ich weiß was Leute hören möchten und auch was ich hörne möchte.
Ich wundere mich manchmal über Veröffentlichungen und denke mir nur „Wie konnten die das als gut befinden?“. Natürlich möchte ich auch mal experimentieren aber eine Band muss sich treu bleiben.
Obwohl ich bereits auch ein Angebot habe Filmmusik zu schreiben. Ich würde es liebend gerne versuchen, vielleicht bin ich ganz furchtbar darin, aber ich will es versuchen.
GentleGamer: Gibt es für euch noch Meilensteine zu erreichen als Band?
David Johannesson: Ja, jeden Einzelnen. Aber Spaß beiseite. Wir haben unseren zweiten Grammy bekommen. Ein dritter wäre großartig, wenn nicht auch gut. Hauptsache wir können mit unserer Musik überleben und ein vernünftiges Leben führen.
Wir freuen uns jedes einzelne Mal, wenn ein Fan sich bedankt und uns erzählt, dass unsere Musik ihm gefallen hat. Es ist komisch das zu hören, weil wir das Lied vielleicht während einem mörderischen Kater geschrieben haben, aber es ist eine einzigartige Bestätigung für uns.
GentleGamer: Wie steht ihr zur aktuellen Musik?
Mats Johansson: MÜLL! *lacht*
David Johannesson: Ich sehe das etwas anders. Ich meine ich höre viel Musik und einige Songs sind wirklich gut produziert. Das respektiere ich. Einiges ist gut, aber vieles ist wirklich Müll.
GentleGamer: Meine letzte Frage für Heute ist, was war eure ungewöhnlichste Inspiration abseits von vielleicht Dolly Parton?
David Johannesson: Das ist schwierig… wie gesagt höre ich auch Lieder die ich nicht mag und erkenne aber irgendwas in ihm und denke mir … das klaue ich.
*David beginnt den Riff aus Michael Jacksons Beat it zu summen*
GentleGamer: Ich glaube da würden euch die Leute auf die Schliche kommen?
David Johannesson: Meinst du?
GentleGamer: Verändert vielleicht ein oder zwei Noten…
David Johannesson: *lacht* sehr gute Idee.
GentleGamer: Dann danke ich euch herzlich für eure Zeit und wünsche euch mit dem neuen Album viel Erfolg.
Killing it for Life hat aktuell noch kein Veröffentlichungsdatum, ist aber bereits in seiner Gänze auf spotify zu hören. Die Tour ist ebenfalls beendet – wie wir die Jungs allerdings erlebt haben, wird es nicht mehr lange dauern bis sie wieder unterwegs sind und die Städte Deutschlands rocken! Mehr Informationen zur Band und einem (hoffentlich) baldigen Releasedatum zu Killing if for Life findet ihr unter http://www.mustasch.net/.
Passionierter Videospieler seit dem dritten Lebensjahr. Angefangen mit dem Nintendo Entertainment System zog sich die Leidenschaft bis ins Erwachsenenalter. Heute als PR-Manager, freier Redner und Texter unterwegs. Zu den Lieblingsreihen gehören Metroid, Smash Bros, Super Mario und Halo 1-3.
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