Mit Mary Skelter 2 von Entwickler Compile Heart erwartet euch der nächste Dungeon Crawler im Test. Dieses Mal wieder klassisch japanisch. Das heißt, ihr bewegt euch in 3D in der Egoperspektive vorwärts und müsst innerhalb eines Dungeons, der gerne über mehrere Etagen gehen kann, den Ausgang finden, Fallen entgehen und natürlich eine Vielzahl an Monstern bekämpfen. Teil 1 von Mary Skelter erschien auf der PS Vita, ist aber hier ebenfalls inkludiert, sodass ihr ein Gesamtpaket bekommt, in das ihr viele Stunden stecken könnt. Ob sich das auch lohnt, wollen wir nun erörtern.

Höllenqualen

Die Welt von Mary Skelter 2 ist angesiedelt in Japan, nur existiert das Land nicht mehr so, wie es einmal gewesen ist. Durch ein unerklärliches Ereignis tritt das sogenannte Jail (Gefängnis) in Form eines riesigen Turmes in Kraft, in dem die überlebenden Menschen zum Teil eingesperrt sind und von ihren Peinigern den Marchens gequält werden. Der Widerstand namens Dawn bestehend aus einer Gruppe „Blood Maidens“, hat seinen Unterschlupf in einer ehemaligen U-Bahn-Station (Hameln Liberated District). Dieser Ort dient als Hub-World. Zu Beginn des Spieles müsst ihr aber erst einmal dort hingelangen, womit bei der Story und weiteren Worten zur Spielwelt angelangt sind.

Zum Verständnis habe ich den Klappentext von der offiziellen Homepage übersetzt:

„Das Gefängnis – ein lebendiges Gefängnis, das sich von den Menschen ernährt, die in seinem Inneren gefangen sind. Das Gefängnis entstand vor einigen Jahren zunächst unterhalb Stadt und breitete sich dann auch Überirdisch aus. Jetzt streifen verdrehte Kreaturen, die als Marchens bekannt sind und tückische Albträume durch seine Hallen. Otsuu und die Kleine Meerjungfrau gehören zu einer Gruppe von Menschen, die als „Dawn“ bekannt sind und versuchen, diese Schrecken zu überleben. Es gelingt ihnen, Alice und einen jungen Mann namens Jack auf einer Mission zu retten. Bei ihrer Rückkehr zum Stützpunkt wird Alice jedoch verrückt und beginnt, die Menschen um sie herum anzugreifen. Alice schlägt Jack, der Otsuu und die Kleine Meerjungfrau beschützen wollte, und schlägt sie in einen Abgrund. Später erwachen Otsuu und die Kleine Meerjungfrau aus dem Sturz, nur um Jack am Rande des Todes zu finden… Und so beginnt die Geschichte der Flucht vor dem Schicksal, geleitet von einer Gruppe von Mädchen, die in dieser verrückten Welt Zuflucht suchen und des jungen Mannes, der sich selbst in den Wahnsinn verwandeln würde – ein Alptraum.“

Bevor ihr euch wegen der Kleinen Meerjungfrau fragt, ja, Little Mermaid ist wirklich der Name. Dazu treten namentlich noch weitere Figuren aus Märchen auf wie Rotkäppchen oder auch Schneewittchen auf. Das, was ihr hier als Story Zusammenfassung lest, spielt ihr auch als Prolog und bekommt es daher auch genauso mit. Dass Jack sich in einen Nigthmare verwandelt ist sogar wörtlich zu nehmen, da es der Fall ist. Aber im Gegensatz zu den anderen Vertretern kämpft er an eurer Seite und hat auch die Aufgabe inne, dass eure Mitstreiterin, die Blood Maidens nicht den Verstand verlieren. Was das nun bedeutet, liegt im Kampfsystem begründet und stellt eine Eigenart des Spieles dar.

Aufbau

Aber zunächst wollen wir uns kurz weiter mit dem Aufbau beschäftigen, auch wenn wir bereits vieles in der Einleitung erwähnt haben. Mary Skelter 2 lässt sich sehr gut mit der Etrian Odyssee –Serie oder auch mit Lost Child vergleichen, wozu wir jeweils hier auf Gentlegamer einen Test verfasst haben. Mit dem Steuerkreuz (Analogsticks dienen dazu sich umzusehen) bewegt ihr euch schrittweise in vier Richtungen. Sobald ihr einen Schritt tätigt, zeichnet eine Minimap (lässt sich auch aufrufen) euren gegangenen Weg auf, sodass nach und nach vom Gebiet eine Karte entsteht. Einer der vielen Wege führt dann zum Ziel, dabei kann es sich um den Ausgang handeln, oder um eine Treppe, um in die nächste Etage zu gelangen. Die Dungeons sind daher häufig wie ein Labyrinth aufgebaut und selbst Sackgassen können sich als positiv entpuppen, wenn eine Schatztruhe auf euch wartet. Auch müsst ihr manchmal von Punkt A nach B einen Schlüssel bringen oder irgendwo einen Hebel umlegen. Auch Hindernisse gilt e zu überwinden. Hier werden dann die „Dungeonfähigkeiten“ eurer Party eingesetzt, sodass ihr Fallgruben mit einem riesigen Ball stopfen könnt, um zur anderen Seite zu gelangen oder auch um Feuer per Wasser zu löschen.

Kämpfe sind klassisch rundenbasiert und geschehen zufällig, was bei dem Genre auch Gang und Gäbe ist. Die üblichen Menüpunkte wie Angreifen, Skills oder ein Item einsetzen, Verteidigen oder auch Fliehen sind zur Auswahl vorhanden. Ungewöhnlich dagegen klingt die Aktion „Lick“ (lecken). Damit gelangen wir nun in Sphären, weswegen Mary Skelter 2 auch eine USK Freigabe ab 16 Jahren besitzt.

Die Blutjungfern besitzen nicht umsonst ihre Namen und Blut ist auch eine tragende Säule im Gameplay und beeinflusst die Kämpfe. Jedenfalls: Sobald ihr kritische Treffer landet oder die Schwachstellen eures Gegner (4 Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft) angreift, dann werdet ihr mit Blut bespritzt. Durch den Lick Befehl, leckt ihr das Blut von anderen Partymitgliedern ab, was eine regenerative Wirkung (Erlangen von HP und MP) nach sich zieht. Geschieht das nicht, sammelt sich das Blut auf einem Charakter an. Das hat zur Folge, dass eure Blood Maiden in den „Massacre Mode“ wechseln, in dem der ausgeteilte Schaden erhöht wird und auch spezielle Massaker-Skills verfügbar werden.

Was sich zunächst als positiv anhört, hat jedoch einen faden Beigeschmack, nämlich, dass eure Mitstreiter den Verstand verlieren können, sobald sie schwere Treffe einstecken mussten. Dann verfallen sie in einen Rausch. In Rollenspielen spricht man da häufig von einem Berserker, der Freund und Feind nicht mehr unterscheiden kann und genau das ist dann hier auch der Fall. Wie bringt man also seine Mädels wieder in Fassung? Indem der zu einem Nightmare mutierte Jack (der in jedem Kampf mitkämpft) eine Säuberung vollzieht, damit der Wahnsinn abnimmt und die Blood Maidens wieder einen klaren Verstand erlangen. Aber auch auf Jacks Hilfe bezogen auf die Säuberungen ist nicht auf Dauer Verlass, da es ihn beansprucht und dann ebenfalls den Verstand verliert. Geschieht das drei Mal während eines Kampfes heißt es sofort Game Over und nur Otsuu kann ihn beruhigen.

Zusammenfassend lässt sich also anbringen, dass in den Kämpfen eure Gegner nicht nur euch gegenüberstehen, sondern auch durchaus in den eigenen Reihen auftreten können.

Neben Jack (als nahezu friedliches Exemplar) begegnet ihr in den Dungeons weiteren Nightmares. Diese Gegner lassen sich nicht besiegen und kommt es zum Kampf, könnt ihr nur fliehen, sobald ihr einen gewissen Schaden zugefügt habt. Sobald ein Nightmare auf den Schirm tritt, heißt es Beine in die Hand nehmen, um in ein sicheres Gebiet zu gelangen. Diese Gameplaymechanik erinnert an die FOEs aus Etrian Odyssee, die innerhalb eines Gebietes ebenfalls als übermächtige Feinde auftreten.

Ansonsten verdient ihr euch natürlich verschiedene Punkte durchs Kämpfen, um euren Level ansteigen lassen und nutzt diese um Attacken und auch eure Waffen zu verstärken.

Sobald ihr in eurer Basis (Hameln) seid, stehen euch noch weitere Optionen zur Verfügung wie das Jobsystem. Jede der Blood Maidens kann in 5 verschiedene Jobs wechseln. Der Wechsel der Jobs verändert die Fähigkeiten der Blood Maiden, ihre Ausrüstung und sogar ihr Aussehen, was die Dynamik des Kampfes stark beeinflusst.

Die Arten von Jobs, die für jede Blutjungfrau zur Verfügung stehen, sind unterschiedlich. So hat Hameln beispielsweise Zugang zu Jobs, die auf den Nahkampf spezialisiert sind, wie Paladin und Zerstörer. So hat zum Beispiel die „Kleine Meerjungfrau“ Zugang zu Berufen, die auf den Einsatz von Magie spezialisiert sind, wie Ratgeberin und Bluthexe.

Bevor wir in die Kritik gehen, sei noch ein weiterer Punkt erwähnt, der die Altersfreigabe rechtfertigt.

So heißt es „Die Härte des Kampfes verdirbt langsam den Verstand der Blutjungfrauen. Wenn das so weitergeht, werden sie in den Blood Skelter-Modus wechseln und alles um sich herum angreifen, sogar ihre Verbündeten!

Um die Blutjungfrau zu säubern, müssen Sie die Verderbnis direkt an ihrem Körper berühren.

Wenn die Säuberung erfolgreich ist, wird die Verderbnis aufgehoben, und sie wird an Stärke und Widerstand gegen zukünftige Verderbnis gewinnen!“

Wir sind also wieder einmal in einem japanischen Spiel in einem Modus angelangt, in dem man über die halbnackten Körper von Frauen rubbeln kann, natürlich zu einem guten Zweck, um sie von der Verderbnis zu befreien…

Das Maß ist voll

Meine Kritik zu Mary Skelter 2 fällt sehr subjektiv aus, aber diese Dinge haben mich einfach gestört und es fiel mir von Anfang schwer, Stunden in das Spiel zu investieren. Ihr habt die Wahl aus drei Schwierigkeitsgraden und könnt diesen auch jederzeit wechseln. Der Standard ist natürlich Normal, mit dem ich auch angefangen habe. Aber siehe da, schon in den ersten beiden Dungeons bin ich zwei Mal gestorben, was einen mehrminütigen Spielstandverlust nach sich gezogen hat, was wiederum daran liegt, dass ihr nur an Speicherpunkten speichern könnt und diese können weit auseinanderliegen.

Dann werdet ihr von 2 Sachen auf einmal erschlagen, einmal von den nicht enden wollenden Gesprächen zwischen Otsuu und seiner Gruppe, die nach Schema F verlaufen und selten mal direkt zum Punkt kommen und zum anderen, dass ihr vom Spiel selbst alle Nase lang mit Erklärungen zugeballert werdet. Während manche selbsterklärend sind, sind andere dagegen auf Anhieb nicht klar, wie das genau mit dem Blut, Jack, Säuberung etc. funktioniert. Dementsprechend: Ein ungestörter Spielfluss will vor allem zu Beginn einfach nicht aufkommen. Das Rubbeln über Frauenkörper ist für mich kein Unique Selling Point, sondern (auch in der Hinsicht, dass vor Wochen erst noch in anderer Form in Omega Labyrinth erlebt zu haben) einfach nur voyeuristischer Blödsinn und trägt nicht dazu bei, ob mir das Spielgeschehen mehr gefällt. Dazu kam im ersten Dungeon ein Soundtrack auf, der durch die an Zirkusmusik erinnernde Melodieführung in Dauerschleife an die Nerven ging. Grafisch ist das Spiel auch nur solide (auch wenn das Design eigenständig ist), nahezu sämtliche Aktionen werden nur in Textboxen dargestellt, kurzum, so eine Art von Spiel habe ich mittlerweile zu oft gespielt, dass es mich dann nicht mehr reizt, viele Stunden hineinzustecken.

• Plattform: Nintendo Switch
  
• Publisher: Idea Factory
  
• Entwickler: Compile Heart
  
• Genre: Rollenspiel, Dungeon Crawler
  
• Spieleranzahl: 1
  
• Release: 23. Oktober 2019
• USK-Freigabe: 16