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Woven

Um als Indie-Titel im dicht besiedelten eShop (oder wie auch in jedem anderen Store) aufzufallen, bedarf es schon einige Hürden, die man nehmen muss. Für ein 3D-Spiel braucht es vor allem einen eigenständigen Look und dazu sollte ein Titel auch ein eigenständiges Gameplay besitzen, dass es bestenfalls so noch nicht gab, oder das es viele bereits etablierte Dinge gut umsetzt. Woven von Alterego Games versucht sich vor allem durch das Aussehen abzugrenzen. Eine Welt, die aus Wolle und Garn gehäkelt ist, ist zwar per se auch nichts Neues, dennoch stellt dieser Stil ein wesentliches Merkmal dar. Was es sonst noch zu Woven zu sagen gibt, erfahrt ihr nun im Test.

Gestrickt, nicht gerührt

Auch wenn sich Woven wie ein Action-Adventure präsentiert (so erlernt ihr während des Abenteuers neue Fähigkeiten), gibt es keine wirkliche Action, wie ihr es vielleicht aus anderen Spielen kennt. Also es gilt nicht darum, mit euren Bewegungen immer wieder Mal Gegner zu besiegen, sondern viel mehr euch den Weg ins nächste Areal zu ebnen. Bevor wir das weiter ausführen, sollte erwähnt werden, worum es eigentlich geht:

„Willkommen in einer Welt, in der einst Wollwesen in Frieden lebten. Stuffy ist ein von Herzen gutes, aber ziemlich ungeschicktes Stofftier, das die Welt alleine durchstreift. Glitch ist ein Glühwürmchen aus Metall, das sein Gedächtnis und seine Identität verloren hat.

Wurde Stuffy zurückgelassen? Woher kamen all diese Maschinen plötzlich? Und was hat Glitch damit zu tun?

Begleite sie auf ihrer Reise durch eine Welt aus Wolle, Stoff und verborgenen Gefahren!“ (Klappentext übernommen von der offiziellen Woven-Seite).

Im Docked Modus geht die Auflösung von Woven gerade noch als passebel durch, was in dieser farbenfrohen Welt durchaus schade ist.

In Woven gibt es einen Erzähler (englische Sprachausgabe, deutsche Texte), der euch zum einen ins Abenteuer einführt und auch das ganze Abenteuer über begleitet. Er fungiert dabei sowohl als Tippgeber als auch als das Element, das die Welt um euch herum kommentiert. Der Erzähler spricht häufig in Reimen, sodass die Erzählweise sehr märchenhaft rüberkommt, was aufgrund der Thematik durchaus passend ist.

Zu Beginn seht ihr Stuffy wie es alleine durch die Welt wandelt und sogar stark angeschlagen ist für ein Stofftier. Die Gliedmaßen hängen zum Teil nur noch herab und eure ersten Schritte verbringt es humpelt. Wenige Meter im Spiel trefft ihr auf Glitch und durch seine Hilfe und einer nahegelegenen Nähmaschine) gelingt es, Stuffy wieder zu reparieren, sodass ihr ab dann in normaler Geschwindigkeit laufen könnt.

Auch wenn ihr primär Stuffy steuert, nutzt ihr sowohl seine als auch Glitchs Fähigkeiten, die zu Anfang natürlich noch sehr begrenzt sind. Grundlegend zur Bewegung sei erwähnt, dass Stuffy nur gehen kann. Es gibt kein Springen und eine schnellere Fortbewegung kommt erst in der dritten von fünf Welten dazu. Über die linke bzw. rechte Schultertaste werden die Fähigkeiten ausgewählt.

Stuffy kann zu Beginn Laute von sich geben und wenig später aufstampfen und einen Stoß mit der Hand vollziehen, wodurch Blöcke weggeräumt werden, die den Weg versperren. Glitch dagegen hat eine Taschenlampe, die Möglichkeit, Maschinen zu verwenden und einen Scan. Die letzteren beiden gehören mehr oder weniger zusammen. Durch Scannen von bestimmten Stofffetzenmustern werden sie eurem Repertoire hinzugefügt. Dazu gleich mehr. Glitch kann in verschiedene Apparate schlüpfen. In einer „Erinnerungsmaschine“ bekommt ihr einen Erinnerungsfetzen aus seiner Vergangenheit zurück, wovon es in jeder Welt 5 zu finden gibt.

In einer weiteren Maschine, von denen es in der jeder Welt ebenfalls 5 zu finden gibt, bekommt ihr für Stuffy eine neue Form freigespielt. Zuvor muss ein Minispiel bewältigt werden, indem ihr Töne, die sich von links nach rechts in 6 verschiedenen Reihen bewegen, mit den Nadeln trefft, die sich auf der rechten Seite befinden (siehe screenshot). Trefft ihr eine bestimmte Anzahl, wird das Muster freigeschaltet und damit verbunden vielleicht eine neue Fähigkeit, wie zum Beispiel, dass Stuffy an bestimmten Punkten springen kann. Damit verbunden ist auch ein Wechsel des Erscheinungsbildes.

Hier seht ihr den Auswahlbildschirm, wenn Stuffy in der Nähmaschine steht. Wählt links die Erscheinung und rechts das Muster.

Seid ihr zu Beginn noch als Elefant unterwegs, verwandelt ihr euch unter anderem in ein Schwein, Reh, Katze, Widder oder auch einen Vogel. Überall in der Welt stehen Nähmaschinen herum. Durch sie lässt sich dann Stuffy anpassen und hier kommen die verschiedenen Muster zum Tragen, die ihr vorher gescannt habt. Dadurch könnt ihr Stuffy nicht nur individuell gestalten, sondern es dient auch zum Erfüllen der einen oder anderen Aufgabe. Zum Beispiel müsst ihr euch ein bestimmtes Muster zulegen, um getarnt zu sein, damit euch eine gefährliche Kreatur nicht entdeckt. Ein anderes Mal versperrt euch eine Schlange solange den Weg, bis ihr das passende Muster tragt.

Und so müsst ihr des Öfteren sowohl die Formen bzw. einzelne Körperteile als auch Farben/Muster wechseln. In der ersten Welt gestaltet sich das alles noch sehr simpel, was die Anforderungen anbelangt. Auch deshalb, da euch allgemein immer angezeigt wird, wenn ihr mit der Umgebung interagieren könnt und vor allem welche Aktion ausgelöst werden muss. In der zweiten Welt fängt es dann an, dass die Aufgaben etwas variieren und ihr auch mal nachdenken müsst. Dennoch verkommt vieles dann als reines Ausprobieren.

Nicht nur eine Stelle, die genäht werden muss

Auch wenn das Abenteuer von Stuffy und Glitch durchaus charmant ist und Woven ein eigenständiges Spielerlebnis bietet, krankt das Spiel in vielen Bereichen. Angefangen bei der Optik. Warum hat die Switch-Version eine derartig schlechte Auflösung? Im Handheldmodus ist das Spiel kaum anzusehen und selbst im Docked Modus müsste die Auflösung eigentlich höher sein. Denn das Spiel bietet in der grafischen Gestaltung nichts, was die Switch ins Schwitzen bringen sollte. Zumal die Grafik zwar detailreich ist, aber dafür dennoch objektarm. Durch diese Einschränkung geht viel Atmosphäre verloren. Dazu gesellen sich auch steife Animationen von Stuffy und fast allen anderen Lebewesen in dieser Welt.

Hier seht ihr einen Screenshot aus dem Handheldmodus von Woven und erkennt die niedrige Auflösung, die auf Dauer es den eigenen Augen ganz schön anstrengend macht, auf den Bildschirm zu gucken

Dazu kommt, dass die Welten zu groß sind, ohne dass es dann dafür viel zu sehen oder zu entdecken gibt. Ihr könnt euch sicher sein, dass hinter jedem kleineren Umweg ein neuer Stofffetzen oder eine Erinnerung auf euch wartet. Zumal das Erkunden nicht einmal Spaß macht, womit wir beim nächsten Problem wären. Eure absolute beschränkte Bewegungsfreiheit, selbst kleinste Grashalme blockieren euch den Weg! Ihr wollt zwischen Bäumen umherlaufen? Geht nicht! Ihr wollte eine minimale Steigung hinauf? Geht nicht! Das schlimmste daran ist Stuffy lahmarschige Laufgeschwindigkeit, mit der ihr euch bis zur dritten Welt herumschlagen müsst. Von daher ist eigentlich schon eine Herausforderung überhaupt bis dahin zu gelangen, sofern ihr nicht vor dem Bildschirm eingeschlafen seid. Hier wäre es meiner Meinung nach doch besser, wenn Stuffy mehr Bewegungsaktionen hätte und sich nicht wie ein steifes Stoffstier steuern lassen würde.

Kaum zu glauben aber wahr: Weder ist hier möglich, durch die Grashalme zu laufen, noch zwischen beiden Büscheln zu gehen. In Woven erlebt ihr solche Situationen andauernd und lässt die Welt total unorganisch wirken.

  • Plattform: Nintendo Switch (getestet, auch für Steam, Xbox One, PS4)
  • Publisher: Alterego Games
  • Entwickler: Alterego Games
  • Genre: Action-Adventure
  • Release: 15. November 2019
  • Spieleranzahl: 1
  • USK-Freigabe: 6

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