Mit Disgaea 1 Complete ist bereits der zweite Titel der Taktik-Rollenspiel-Serie nach Disgaea 5 auf der Switch von Entwickler Nippon Ichi erschienen. Teil 1 feierte sein Debüt auf der PlayStation 2 in 2004 (in Japan 2003). Danach gab es einige Umsetzungen wie zum Beispiel auf Sonys PSP, Nintendo DS oder auch 2016 auf dem PC. Diese boten zum Teil zusätzliche Inhalte, die nun die Complete Edition vereint, daher auch der Namenszusatz dieses HD-Remasters. Wir haben uns die Switch-Version angesehen, eine PS4-Fassung ist ebenfalls erhältlich.
Der Ernst des Lebens?
Der Dämonenkönig ist gestorben und es liegt an seinem Sohn Laharl, die Nachfolge anzutreten. Das klingt nach einer ernsten Geschichte, aber mitnichten. Denn wie in der Anfangssequenz herauskommt, hat Laharl den Tod seines Vaters einfach verschlafen und war für rund 2 Jahre lang einfach nicht wachzubekommen. Die Nachfolge ist aber ganz und gar nicht im Stein gemeißelt. Denn während Laharl schlief und damit kein Erbe auf den Plan erschien, kamen andere Dämonenfürsten auf, die den Thron beanspruchen und seitdem herrscht in Netherworld eine große Uneinigkeit. Laharls Ziel ist es also zu zeigen, dass er nicht nur der rechtmäßige Herrscher ist, sondern auch, dass er dafür sorgt, dass seine Untertanen ihm auch folgen.
Damit fängt Disagea an und nachdem ihr von Etna geweckt wurdet und von ihr die Situation erklärt bekommen habt, könnt ihr in eurem Schloss, das als Hub-World dient, die ersten Schritte machen. Etna lässt sich als eine Art Beraterin des Prinzen betrachten, auch wenn sie ihn ständig piesackt und das schlechteste vom Prinzen erwartet. Also, dass er keine Gnade walten lässt. Etna ist ein spielbarer Charakter, den ihr auf den Schlachtfeldern einsetzen könnt.
Im Schloss gibt es Möglichkeiten, neue Ausrüstung und Verbrauchsitems zu erstehen, neue Mitstreiter anzuwerben und gefallene Kameraden wiederzubeleben, sofern sie vernichtend in einem Kampf geschlagen wurden. Es gibt also keinen sogenannten Permadeath. Bei euren ersten Schritten fällt die farbenfrohe und in einem deutlichen Anime-Stil (ein Anime mit 12 Folgen zu Teil ist ebenfalls erschienen) gehaltene Grafik auf, ebenso Laharls hohe Gehgeschwindigkeit, als würde er keine Schritte machen, sondern in einem hohen Tempo über den Boden gleiten, was anfangs etwas ungewohnt ist.
Ungewöhnlich erscheint auch die Item-Welt, bei der man sich zunächst fragt, worum es sich dabei handelt. Sie dient dazu, Items zu verbessern. Das geht aber nicht mal eben so, indem ihr Mana oder Geld ausgibt, sondern durch das Bestehen von zufällig generierten Ebenen. 10 Müssen hintereinander bestanden werden, bevor es möglich ist, die Item Welt zu verlassen. In der zehnten Ebene wartet zudem der „Specialist“ auf euch, der besiegt werden muss, damit die Werte eines Items verbessert werden können. Eine andere Möglichkeit gibt es nur durch das Item „Mr. Gency’s Exit“ (ein Wortspiel zu Emergency Exit), das man ab Episode 3 kaufen kann.
In der Item World lässt sich bereits viel Zeit verbringen, denn neben den Verbesserungen eines zuvor ausgewählten Items, bringt es noch weitere Vorteile mit sich. Zum einen sammelt ihr hier wie in den Missionen auch für jeden besiegten Gegner Erfahrungspunkte und zum anderen ist die Item World oft die einzige Möglichkeit, seltene und mächtige Waffen zu erwerben. Geht es um das Aufleveln eurer Party, könnt ihr aber auch alternativ bereits abgeschlossene Missionen erneut spielen. Ein weiterer Anlaufpunkt im Schloss ist das „Dark Assemby“. Anfangs werdet ihr neue Charaktere für eure Party anheuern, dafür braucht es Mana, das für besiegte Gegner gibt. Schon bald erweitert sich die „Dunkle Versammlung“ um weitere Optionen. Zum Beispiel ist es hier möglich, das Angebot im Shop des Schlosses zu erweitern/zu verbessern. Das geschieht, in dem ihr der Versammlung einen Vorschlag vorlegt und dann darüber abgestimmt wird, ob sie Laharls Party Hilfe leisten sollen oder nicht. Die dort anwesenden „Senatoren“ sind das Zünglein an der Waage. Dazu braucht es auch Überzeugungsarbeit: Denn sind sie negativ zu euch eingestellt (angezeigt durch ein rotes aufleuchten), dann müsst ihr sie gegebenenfalls mit Items bestechen (Korruption lässt grüßen). Und wenn selbst dieses Mittel nicht greift, dann packt ihr – was wiederum zum Humor des Spieles passt – die Keule aus. Das heißt, mit Gewalt wird ein Vorschlag verabschiedet, in dem die gegnerischen Senatoren in einem Kampf besiegt werden.
Taktiktafel
Damit sind wir beim Kernelement von Disgaea angelangt. Auch wenn das Managen euer Charaktere durchaus dauert, werdet ihr die meiste Zeit auf den Schlachtfeldern verbringen. Wie üblich in dem Genre habt ihr ein isometrisches Sichtfeld auf das Geschehen und die Figuren bewegen sich anhand von quadratischen Feldern über die Karte. Das Tutorial gibt euch einen guten Einblick davon, wie die Kämpfe funktionieren und welche Kniffe es gibt. Da wäre zunächst das Terrain zu beachten. Habt ihr eine höhere Position zum Gegner inne, bringt das leichte Vorteile, ebenso ob ihr von hinten angreift gegenüber einem Frontalangriff.
Es lassen sich Kombo-Angriffe ausführen, wenn befreundete Spielfiguren nebeneinanderstehen und sich so gegenseitig unterstützen. Natürlich nutzen auch eure Gegner diese Möglichkeit ein, weswegen es immer hilfreich ist zu überlegen, welche Figur wohin platzier wirdt. Dabei spielen wie immer die verschiedenen Charakterklassen eine Rolle, weswegen es – als einfaches Beispiel – nicht ratsam ist, einen Heiler an die Front zu stellen.
Die „Geo Panels“ können dem Schlachtfeld auch ihren Stempel aufdrücken. Diese leuchtenden Pyramiden beeinflussen manche Felder auf der Karte und lösen verschiedene Effekte aus, die zum Tragen kommen, sobald eine Figur darauf stehenbleibt. Das können dann sowohl negative als auch positive Nachwirkungen mit sich ziehen. Deswegen sollte man auf die Geo-Felder Acht geben. Es ist jedoch auch möglich, eine Pyramide zu zerstören, was mitunter eine Kettenreaktion auslöst, sodass alle Figuren Schaden nehmen können, die sich in der entsprechenden Farbe aufhalten.
Weg vom Terrain, nun zu speziellen Aktionen. Grundlegend wählt ihr einen Charakter aus, lasst ihn eine bestimmte Anzahl an Feldern gehen und greift gegebenenfalls an. Erst durch den Befehl „Execute“ wird dieser Ablauf abgeschlossen, sodass die Figur dann in der nächsten Runde wieder zum Einsatz kommt. Bei Spezialattacken und Zaubern ist darauf zu achten, ob genug Platz zur Ausführung vorhanden ist und zum anderen, ob nicht befreundete Charaktere in der Attacke stehen, denn bei diesen Aktionen gibt es einen Kollateralschaden.
Einen weiteren taktischen Kniff bietet die Aktion „Werfen“. Dadurch lassen sich zum Beispiel weite Distanzen überbrücken. Man wird geworfen und vom Landepunkt aus geht man dann seine Schritte. Außerdem sind manchmal Bereiche auf einer Karte nicht zugänglich, ohne von einem Teamkameraden geworfen zu werden. Und zu guter Letzt, kann so ein Wurf ganz besondere Effekte nach sich ziehen. Wirft ihr einen Pinguin (die „Prinnies“), dann explodieren sie sogar bei der Landung. Da es jedoch keinen Permadeath gibt, solltet ihr euch nicht zu schade sein, diese Möglichkeit auszuschöpfen, wenn es sich anbietet.
Euer Spielstil wird auch anhand einer Kombo-Anzeige bewertet. Grob umschrieben, je besser ihr kämpft und dabei Spezialaktionen einsetzt, umso mehr füllt sich diese Anzeige. Nach dem erfolgreichen Abschluss eines Levels werdet ihr dann mit zusätzlichem Geld, Items oder auch Erfahrungspunkten belohnt.
Obwohl ihr die Kamera in 90-Grad-Schritten drehen und auch das Geschehen rein- und rauszoomen könnt, gibt es in manchen Gebieten Übersichtsprobleme, sodass Objekte im Weg sind und das Sichtfeld nicht immer perfekt ist. Zudem kam mir die Cursor-Bewegung etwas schwammig vor, was die Auswahl eines Feldes auf der Map erschwert.
Zudem sei an dieser Stelle gesagt, dass ihr euch auch auf Grinding einstellen müsst. Also das Hochleveln eurer Charaktere, damit sie stärker werden und auch neue Attacken erlernen. Zudem braucht ihr eben für diverse Dinge Mana. Die Item World solltet ihr am besten auch vor Episode 3 und dem damit verbundenen Flucht-Item auch gar nicht erst angehen. Denn sterbt ihr hier zwischendurch, geht der Fortschritt verloren und damit auch viel Zeit.
Auch wenn man froh auf der einen Seite sein kann, dass NIS America fleißig auch hierzulande ihre Spiele veröffentlicht, wäre es dennoch schön, wenn sie auch einmal lokalisiert werden würden.
In Sachen Sprachausgabe habt ihr die Auswahl zwischen der japanischen und englischen Tonspur und die Sprecher leisten eine zum Animehaften-Spielerlebnis passende Vertonung.
Fazit
Disgaea 1 Complete bietet einem die tolle Möglichkeit, den ersten Teil der Serie zum ersten Mal oder eben Neu zu erleben. Die HD-Auffrischung hat den Sprites merklich gutgetan, auch wenn sonst das Alter von rund 14 Jahren erkennbar ist. Grafik spielt bei diesem Titel jedoch die zweite Garde. Denn das Taktik-Rollenspiel zieht auch noch heute Freunde des Genres in seinen Bann. Charme besitz die Präsentation dennoch weiterhin aufgrund der zum Teil lustigen Animationen der Figuren. Mir persönlich sagt ein ernstes Gewand jedoch mehr zu, dass es mich mehr in die Welt und deren Geschichte investieren lässt. Aber dieser Einwand ist nicht als Kritik, sondern einfach nur als Präferenz zu verstehen. Denn eine Geschichte mit viel Humor samt Slapstick zu versehen, ist schließlich auch mal was Anderes und gerade deswegen vielleicht eine willkommene Abwechslung.
Kenner des Originals bzw. der PSP- und DS-Umsetzung fragen sich einfach, ob sie Disgaea 1 erneut erleben wollen auf einem modernen System. Dazu bietet die Switch natürlich die Möglichkeit, auch im Handheldmodus zu spielen, sodass man hier überall an jedem Ort jederzeit eine Mission absolvieren oder der Item-Welt einen Besuch abstatten kann. Die Spielzeit fällt erwartungsgemäß üppig aus, sodass alleine die Story Kampagne mit 14 Episoden locker 50 Stunden dauert. Viele weitere Spielstunden könnt ihr außerdem durch Nebenschauplätze, oder auch je nachdem wie exzessiv ihr eure Charaktere und Items auflevelt, dazurechnen.
- Plattform: Switch
- Publisher: NIS America
- Entwickler: Nippon Ichi
- Genre: Strategie-Rollenspiel
- Release: 12. Oktober 2018
- Spieleranzahl: 1
- USK-Freigabe: 6
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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