Entwickler Platinum Games besteht gerade einmal 12 Jahre und hat seit der Gründung 2006 bereits einige Male von sich reden gemacht. Gegründet wurde die Firma von drei ehemaligen und wegweisenden Leuten von Capcom. Shinki Mikami (Aladdin, Resident Evil), Hideki Kamiya (Resident Evil, Devil May Cry) und Atsushi Inaba (Okami, God Hand). Nach Vanquish (2010) verließ Mikami bereits wieder Platinum Games, um eine weitere Firma (Tango Gameworks) zu gründen, die mit The Evil Within 1 und 2 auf sich aufmerksam machten.
Im Oktober 2009 erschien in Japan Bayonetta (Anfang 2010 bei uns), das wir ein weiteres Mal nach der Wii-U Version (2014) nun für die Switch unter die Lupe genommen haben. Eigentlich war es naheliegend, beide Teile für die Switch umzusetzen, jetzt wo es feststeht, dass es einen dritten Teil geben wird und die Switch in aller Munde ist.
Winterschlaf
Bayonettas Story im Detail zu erklären, ist recht schwer, da sie bis zum Ende recht wirr erzählt wird. Von daher bleibt der Weg einer simplen Zusammenfassung. Bayonetta spielt zwar auf der Erde, aber in einer Welt, in der Himmel und Hölle existieren. Abseits der Menschen leben auch zwei mächtige Clans. Die Lumen Wesen, die sozusagen die Engel darstellen und der Umbra Clan der Hexen, die ihre Macht aus der Hölle beziehen. Man könnte auch sagen, dass sich Licht und Schatten gegenüberstehen beziehungsweise sich im Gleichgewicht befinden. Dieses Gleichgewicht ging vor 500 Jahren jedoch zugrunde, als ein Kind geboren wurde, dessen Vater ein Engel und dessen Mutter eine Hexe gewesen ist. Ohne zu viel zu verraten: Ja, Bayonetta ist dieses Kind. Jedoch fiel die Hexe in einen langen Schlaf und erwachte aus diesem erst vor 20 Jahren. Seitdem hat sie immer noch bezüglich ihrer Vergangenheit einige Gedächtnislücken und darum geht es im Grunde in der Geschichte. Diese Lücken mit Wissen zu füllen und die Frage zu klären, wer sie eigentlich wirklich ist.
In den rund 15 Kapiteln wird die Handlung mit vielen zum Teil absurden Zwischensequenzen vorantrieben, einige von ihnen sind allerdings nur als Standbilder vorhanden. Das ist ein wenig schade, da die Qualität der bewegten Bilder sehr überzeugend sind. Bayonetta ist schon ein sehr eigenwilliger Charakter. Eine Frau, die bewusst mit ihren Reizen spielt und durch ihren englischen Dialekt auch eine gehörige Portion Charme besitzt. Zudem spielt sie regelrecht mit ihrer Umgebung, sei es nun verbal oder vor allem auch non verbal, wenn sie Gebrauch von ihren Schlägen und Tritten, oder Waffen macht. Ihr Kampfstil erinnert dabei öfters an Tanzschritten.
Freie Wahl
Je nachdem was euch am besten liegt, lässt sich Bayonetta auf der Switch, egal ob im Handheldmodus, über die Joy-Cons oder über den Pro Controller sehr gut steuern. Aber auch hier ziehe ich, wenn ich am Fernseher spiele, den Pro Controller vor (Präferenzen eben)
Mit dem X-Knopf lässt Bayonetta ihre Fäuste sprechen und mit dem A-Knopf ihre Tritte. Beides in Kombination und unterschiedlicher Reihenfolge und fertig sind eine Vielzahl von Combos. Auf Y wird eine Schnellfeuerwaffe ausgepackt und mit B gesprungen. Das wichtigste Element im Kampfsystem ist das Ausweichen via Schultertaste. Gelingt es dem gegnerischen Schlag rechtzeitig auszuweichen, winkt die attraktive Hexenzeit, die die Zeit um euch verlangsamt, ihr wiederum störungsfrei auf den Feind eindreschen könnt. Gutes kämpfen wird mit Auffüllen der Magieleiste belohnt. Ist diese voll, kann per Druck auf A und X ein an jedem Gegner ein Folter-Angriff ausgeführt werden, mit den man sich zusätzliche Ringe (Währung für Upgrades im Spiel) dazuverdienen.
Wie der Name es impliziert, fliegen bei diesen Angriffen besonders schön die Fetzen und Bayonetta hat sichtlich Spaß mit ihren Folterwerkzeugen. Aber auch so werden die Englein zu Klump geschlagen oder mit Hilfe einer Schlagwaffe (sei es nun eine gekaufte oder aufgelesene) zerteilt. Der Spielablauf eines Kapitels gestaltet sich absolut linear. In der Regel wird ein Level durchlaufen, hier und da existieren ein paar Truhen mit Bonusitems und manche Elemente wie Krüge, Statuen oder Bänke können ebenfalls zerstört werden und zum Vorschein kommen Boni. Dazu lassen sich regelmäßig Schriften finden, die einen Background zur Welt der Engel, Hexen und Hölle geben. Alle paar Meter tauchen dann Engel auf, die auf eure Abreibung warten. Das mag zwar monoton klingen, aber es ist die Art und Weise, die den Spieler bei Laune hält. Denn alle naselang werden auch neue Gegner auf den Plan gerufen, die erst einmal „kennengelernt“ und besiegt werden müssen. Dadurch das bei Rodin neue Techniken, Waffen und Fähigkeiten eingekauft werden, entwickelt sich Bayonetta ständig weiter und die neuen Mechaniken wollen dann in den Kämpfen ausprobiert werden. Die Action ist teilweise so rasant, dass man bei den wilden Kamerafahrten hier und da mal die Übersicht verlieren kann. Vor allem dann wenn es gegen Bildschirmfüllende Bosse geht.
Auch wenn es das negativ ins Gewicht fällt, ist es gerade dieses Tempo und die Over-the-Top – Action das Markenzeichen der Serie. Ein paar Shoot’em Up Sequenzen haben es auch in das Spiel geschafft, in denen man zum Beispiel mit dem Motorrad über den Highway rast, Hindernissen ausweicht und den Daumen auf der Feuertaste gedrückt hält.
Gut in Schuss
Auch wenn Teil 1 mittlerweile 8 Jahre auf dem Buckel hat, sieht es immer noch ansprechend aus. Klar, das Alter ist mittlerweile erkennbar und wenn man sich genau umschaut, sind einige Umgebungsgrafiken schlecht aufgelöst und bieten auch nicht gerade hübsche Texturen (die damals schon nicht hübsch waren). Aber das fällt weniger ins Gewicht, wichtig ist, dass die Bildrate flüssig ist. Und hier hat die Switch-Version die Nase vorn gegenüber der Wii U. Es läuft flüssiger, zwar nicht konstant mit 60 Bildern pro Sekunde mit leichten Einbdürchen, aber das Niveau ist um eine gute Stufe höher. Die Auflösung von 720p ist übrigens gleich geblieben. Die Musik ist, ähnlich zur abgefahrenen Action, Geschmackssache und schwer in einem Genre zuzuordnen. Vielleicht Swinging Jazz Beat? Das Saxophon mit fetzigem Beat kommt oft vor, ebenso der Song „Fly me to the Moon“ der 1954 von Bart Howard eingesungen und komponiert wurde, seitdem aber von vielen Künstlern wie Frank Sinatra, Tom Jones oder gar Helge Schneider interpretiert wurde. Jedenfalls je länger man den Titel spielt, desto häufiger denkt man sich bei der musikalischen Untermalung: „Ja, das ist typisch Bayonetta“.
- Plattform: Switch
- Publisher: Nintendo
- Entwickler: Platinum Games
- Genre: Action
- Release: 16. Februar 2018
- USK-Freigabe: 18
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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