Entscheidet man sich für ein Remake eines Titels, dann schlägt man mindestens zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen erfreuen sich an der neuen Version diejenigen, die das Game bereits gespielt haben und es zum gerne noch einmal in einem hübscheren Gewand und eventuell weiteren Anpassungen durchspielen wollen. Zum anderen ist ein Remake auch hilfreich, eine neue Gruppe (vor allem jüngere) auf einen alten Titel aufmerksam zu machen. Diese Gedanken könnte Entwickler Rebellion (aktuell bekannt durch die Sniper Elite-Serie) bewegt haben, von Rogue Trooper (2006) ein Remake in Auftrag (TikTok Games) geben zu lassen. Durch die digitalen Vertriebswege konnte Rebellion nun auch die Distribution von Rogue Trooper Redux selbst übernehmen. Wir haben uns den Titel für die Nintendo Switch angesehen und geben nun unsere Eindrücke zum Remake wieder.
Comic Vorlage
Rogue Trooper ist eine Reihe aus dem Comic Magazin 2000 AD aus England. Am bekanntesten sind aus diesem Magazin für den Laien sicherlich die Geschichten von Judge Dredd. Witzig ist, dass Entwickler Rebellion seit dem Jahre 2000 als Verleger des Comicmagazins auftritt. Von daher war es auch naheliegend, aus der Marke ein Videospiel zu entwickeln. Bei Rogue Trooper fällt direkt ins Auge, dass die hochgezüchteten Supersoldaten eine blaue Hautfarbe haben, als wären es große Schlümpfe mit Muskeln.
Das Geschehen spielt auf dem Planeten Nu-Earth. Hier bekriegen sich schon seit längerem die Norts und Southern untereinander, was den Planeten in Mitleidenschaft gezogen und zahlreiche Leben gefordert hat. Die Folge davon ist eine toxische Atmosphäre, sodass sich Menschen nur in Schutzanzügen im Freien auf Dauer bewegen können. Daher kamen die „Südener“ auf die Idee, einen genmanipulierten Soldaten zu generieren, der den Umwelteinflüssen strotzt und so war die Genetic Infantry geboren.
Ihr übernimmt die Rolle von Rogue, der mit vielen seiner Kameraden zu einer Mission in den Quartz Sektor geschickt wird, um sich dem Angriff der Norts zu erwehren.
In dieser ersten Mission geht einiges schief. Denn es wandelt ein Verräter unter der GI. Ihr bekommt also hautnah mit, dass eure GI-Kameraden einer nach dem anderen ausgeschaltet wird. Darunter auch eure Freunde wie Gunnar, Bagman und Helm. Der Übeltäter soll natürlich nicht ungesühnt davonkommen und davon handelt die gesamte Kampagne mehr oder weniger.
Third Person Shooter mit angestaubten Gameplay-Elementen
Rogue Trooper erschien am Ende des Lebenszyklus von PS2 und Xbox (eine Wii-Version folgte noch 2009). Dementsprechend könnt ihr euch vorstellen, was das Leveldesign architektonisch oder auch von der Vielfältigkeit der Umgebung bieten kann. Um es vorwegzunehmen. Gelinde gesagt nicht viel. Natürlich sieht man den grafischen Fortschritt, aber es lässt sich feststellen, dass das Geschehen auf dem Bildschirm um eine Generation aufgehübscht wurde. Demnach sind wir nun bei der Xbox 360 oder auch PS3 angelangt. Bessere Texturen, Licht- und Explosionseffekte sind zwar vorhanden, dennoch wirkt die gesamte Landschaftsumgebung (bis auf wenige Ausnahmen) einfach nur grau, braun und karg. Natürlich wird damit ein Stück weit die Grafik der Vorlage gerecht, dennoch, das Spiel bleibt auch in der Redux-Fassung bezogen auf die Technik auf einem veralteten Stand.
Rogue Trooper Redux spielt sich wie ein klassischer Third Person-Shooter mit Deckungssystem. Als Aktionen kann Rogue eine Rolle ausführen, um schnell zur Seite auszuweichen, oder auch um damit einen Abgrund zu überwinden. An bestimmten Stellen (wenn das Spiel es zulässt) kann er auch Wände und andere Dinge erklimmen. Die Schulterstasten dienen für eure Schusswaffen und Granaten. Interessant werden Rogues Fähigkeiten, nachdem er sich all seine Freunde „einverleibt“ hat. Jeder Soldat ist mit einem Memory Chip ausgestattet, der im Hinterkopf sitzt. Dieser lässt sich herausnehmen und dann in der Ausrüstung platzieren, sodass zumindest die Persönlichkeit weiterlebt, bis ein neuer Klonkörper gefunden ist.
Im Falle der Story ist es so, dass Rogue über seine gefallenen Kameraden Gunnar, Bagman und Helm stolpert und diese dann in seine Waffe, Rucksack und Helm integriert. Man kann also sagen, dass Rogue eine fast schon gespaltene Persönlichkeit ist, denn alle drei stehen im Kontakt zu ihm und können sich auch untereinander unterhalten. Neben Gequassel „ich lade nach“, bringen eure Freunde euch auf den neuesten Stand oder geben Tipps, wie ihr manche Situationen angehen könnt. Dadurch entsteht vom Erzählerischen her eine gewisse Dynamik.
Gelungen ist auch, dass mit euren Freunden ein Upgradesystem vorhanden ist. Durch das Sammeln von Credits (jeden besiegten Gegner könnt ihr looten oder auch durch versteckte Schätze), lassen sich von Level zu Level eure Waffen (auch neue Waffen erstellen wie Shotgun, Plasmagewehr, Sniper), Rucksackkapazität oder auch Helms Fähigkeiten verbessern. Darüber hinaus seid ihr in der Lage, Munition für alle Waffen und Medi-Kits herzustellen, sofern eben Credits vorhanden sind. Ihr sammelt also keine Munition von euren Feinden auf, was sonst in dem Genre üblich ist. Die Level bieten nur selten abseits des Hauptweges Möglichkeiten zum Erkunden. Wenn es möglich ist, winkt häufig ein Schatz, auch wenn diese hier als Altmetall betitelt sind.
Je mehr ihr also an Credits sammelt, umso flüssiger seid ihr beim Umwandeln in Munition/Medi-Packs. Dieses Herangehensweise holt mehr aus dem Gameplay heraus und hat Grundzüge eines Erfahrungssystems. Es wäre also ein leichtes, es für ein eventuellen Nachfolger auszubauen mit einem Fertigkeitenbaum zum Beispiel. Gleiches gilt auch für Rogues weitere Fähigkeiten. So könnt ihr jederzeit Gunnar in ein Geschütz verwandeln, dass dann von seinen Standpunkt auf alles schießt, was euch zu nahe kommt. In manchen Situationen verlangt das Leveldesign genau das, da ihr sonst leicht überrannt werdet. Ebenso kann Rogue von sich ein Hologramm erstellen (Holo Duke lässt grüßen), welches zeitlich begrenzt irgendwo platziert werden kann und dann das Feuer auf sich lenkt. Solche Situationen tun sich zum Beispiel auf, wenn Sniper euch aufs Korn nehmen wollen.
Übrigens können eure Gegner auch in Stealthmanier von hinten lautlos ausgeschaltet werden. Das bringt auch mehr Credits ein. Dennoch mutiert das Spiel eher nicht zu einem Schleich-Shooter, denn meistens seidihr rabiat unterwegs bzw. es lohnt sich nicht, auf seine Deckung acht zu geben.
Apropos Deckung. Das Deckungssystem ist für die Katz und fühlt sich im Spielgeschehen einfach nicht sauber an, was das Herantreten an die Deckung und das von ihr wieder weichen angeht. Weitere Probleme im Gameplay folgen nun.
Mackenpudding
Die Kamera ist des Öfteren ein Ärgernis, besonders dann, wenn ihr euch im Gängen bewegt oder Objekte direkt vor euch sind. Dann zoomt sie häufig zu nah an eure Spielfigur heran, sodass sie euch die Sicht nimmt (selbst wenn Objekte dann transparent erscheinen). Dadurch gestalten sich manche Schusswechsel schwieriger als sie eigentlich sind. Dafür das Rogue ein Super-Duper-Trooper sein soll, fallen seine Bewegungen ganz schön behäbig aus. Vor allem die Laufgeschwindigkeit ist vergleichsweise langsam. Dass man aber nur an bestimmten Stellen irgendwo hinaufklettern kann, ist vom Leveldesign so gewollt und fällt kaum ins Gewicht, aber das Rogue selbst kleinste Anhöhen (stellt euch eine Rampe vor) nicht durch einen Schritt überwinden kann, ist schon ziemlich lächerlich.
Wie die Level aufgebaut sind, entspricht dem damaligen Zeitgeist, was in vielen wiederkehrenden Elementen mündet wie zum Beispiel „lege eine Sprengfalle hier, um irgendwas in die Luft zu jagen, während Gegnerwelle um Gegnerwelle auf euch niederprasselt“. Das ist nicht weiter schlimm, nervend wird es dagegen in den Railabschnitten. De Facto ihr müsst euch hinter ein Geschütz klemmen und aus einem Flugzeug oder auch Zug Gegner aus verschiedenen Richtung abschießen. Diese fallen meist – da ihr an einer Flak sitzt- sehr schwerfällig aus. Einmal in eine falsche Richtung geblickt und schon hagelt es aus der anderen Richtung Raketen und andere Geschosse. Konsequenz ist, Rogue bzw. eurer Gefährt geht zu Bruch und ihr startet vom Kontrollpunkt neu.
Dass es sie gibt ist zwar schön, gut wäre es dagegen– gerade in dieser vorliegenden Version – wenn man auch jederzeit (On Rail Level meinetwegen außen vor), abspeichern könnte. Denn manche Missionen können, wenn ihr euch Zeit lasst, gerne mal über 40 Minuten dauern.
Der Gipfel des schlechten Designs findet ihr übrigens im Endkampf vor. Selbst beim Herunterschrauben des Schwierigkeitsgrades (jederzeit in den Optionen einstellbar) auf Leicht, hat dieser Kampf keinen Spaß gemacht und zu unzähligen Bildschirmtoden geführt, da ihr hier von allen Seiten aus beschossen werdet. Ach ja, die deutsche Sprachausgabe ist manchmal ein Graus und die Sprachfetzen eurer Gegner werden euch Non Stop um die Ohren gepfeffert, sodass ihr sie nicht mehr hören könnt. In meiner Spielerfahrung trat zu dem gegen Ende der Kampagne ein Soundbug auf, sodass aus dem Lautsprechern immer ein knisterndes Geräusch zu vernehmen gewesen ist.
- Plattform: Switch (getestet), PS4, Xbox One
- Publisher: Rebellion
- Entwickler: TikTok Games
- Genre: Third Person Shooter
- Release: 17. Oktober 2017
- USK-Freigabe: 16
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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