Über 10 Jahre ist es bereits her, als mit Dragon Quest VIII: Die Reise des verwunschenen Königs das erste Abenteuer der Serie hierzulande auf der PlayStation 2 erschienen ist. Mittlerweile hat sich in der Beziehung einiges getan und die Serie konnte sich –nicht zuletzt- durch zahlreiche Veröffentlichungen auf den Nintendo DS- und Nintendo 3DS-Systemen auch im Westen eine Fangemeinde aufbauen. So sehr, dass es die letzten Remakes für den 3DS auch nach Deutschland geschafft haben. Das wohl letzte dieser Art für die nächste Zeit wird wahrscheinlich Teil 8 sein. Damit willkommen zum Test eines klassischen japanischen Rollenspiels auf dem 3DS.
Mehr als nur ein passender Titel
An der grundlegenden Geschichte wurde natürlich nichts geändert. Ihr übernehmt die Rolle eines jungen Ritters, der auf dem Hofe von König Trode seine Arbeit verrichte. Schon zu Beginn des Abenteuers wird klar, dass die Geschichte oftmals in Rückblicken erzählt wird. Eines Tages kam ein merkwürdiger Typ zum Schloss, der sich als Hofnarr ausgab. Er entwendete ein mächtiges und magisches Zepter aus der Kammer und verwandelte den König in einen grünen Gnom und seine Tochter Medea in ein Pferd. Auch das gesamte Schloss und die Untertanen wurden in Mitleidenschaft gezogen und mit einem Fluch belegt.
Nur der Protagonist war nicht davon betroffen. Er bleibt übrigens über das gesamte Abenteuer stumm, was ihn in den zahlreichen Sequenzen recht teilnahmslos wirken lässt. Zusammen mit dem ehemaligen Banditen Yangus begibt sich diese kleine Gruppe auf die Jagd nach Dhoulmagus, so schimpft sich der Übeltäter. Es stellt sich schnell heraus, dass der Schuft überall auf seinem Weg Unheil anrichtet und damit nicht nur Trode und sein kleines Königreich betroffen sind.
Damit tretet ihr ein große Weltreise an, die euch über Lande, Wasser und später auch in die Luft führt, um die Kontinente zu bereisen und dann letzten Endes auch die Welt vor einem schlimmen Unheil zu bewahren. Auf euren Wegen warten zahlreiche Dörfer und Städte auf ihre Entdeckung. Hier werden wie gehabt neue Ausrüstungsgegenstände eingekauft oder die Story vorangetrieben. Neben diesen Orten existieren in der Welt natürlich auch die obligatorischen Dungeons. Die Geschichte an sich ist zwar linear aufgebaut, aber sie wirkt wirklich wie eine Reise, die ihr live miterlebt. Damit verbunden wird sie auch charmant erzählt, sodass euch eure Mistreiter ans Herz wachsen.
Die 3DS-Fassung ist dabei keine 1:1 Umsetzung. Zum einen musste die Technik angepasst werden, was man vor allem an den Farben merkt. Die PS2-Fassung wurde für ihre Cel-Shading Optik gelobt, jetzt wirkt das Spiel jedoch so, als wenn es ohne „Shading“ daherkommen würde, also etwas abgespeckt. Und auch wenn man allgemein das Alter des Spieles ansieht, wirkt es dennoch noch stimmungsvoll genug, um den Spieler in diese Welt eintauchen zu lassen.
Weitere Neuerungen sind zum Bespiel, dass es zwei weitere spielbare Charaktere gibt und es sogar neue Videosequenzen in das Spiel geschafft haben, die weitere Details der Geschichte und Hintergrundgeschichte der Charaktere enthüllen.
Ebenfalls erwähnt werden sollte, dass eure Gegner auf der Oberwelt und in den Dungeons nun sichtbar sind, es also auf dem Land keine Zufallskämpfe mehr gibt. Dazu ist es positiv, dass ihr die Spielgeschwindigkeit in den Kämpfen etwas hochschrauben könnt.
Trotz dieser Tempoverschärfung gehört das allgemeine Spieltempo zu meinen Kritikpunkten. Diese und weitere behandele ich nun.
Eine dicke Staubschicht
Das Lauftempo eurer Spielfigur ist sehr langsam. Über die Weltkarten zu laufen, geht also nur recht gemächlich vonstatten. Das führt dazu, dass ihr die Lust daran verliert, abseits des Weges nach Schatztruhen Ausschau zu halten. Obwohl keine Zufallskämpfe mehr existieren, geschieht es dennoch, dass ihr von einem Gegner in den nächsten lauft. Vor allem dann, wenn sie vor eurer Nase erst auftauchen/spawnen. Abgesehen davon ändert das auch nix daran, denn viel Kämpfen müsst ihr ja, da das Spiel recht hart ist, sofern ihr für ein Gebiet nicht den passenden Level habt. Übrigens, einen Vorteil erlangt ihr nicht, wenn ihr Gegner von hinten berührt wie es eigentlich mittlerweile üblich in dem Genre ist.
Stirbt einer eurer Mitstreiter, kann er nur bei einem Geistlichen im Dorf wiederbelebt werden. Bis zu einem eigenen Wiederbelebungszauber dauert es nämlich eine Weile. Steht ihr vor dem Mann Gottes, dürft euch immer wieder durch mehrere Textboxen klicken und sekundenlange Jingles anhören, was auf Dauer nur noch nervt. Umso schöner, dass ihr in der 3DS-Version zumindest nicht darauf angewiesen seid, hier zu speichern dank der Schnellspeicherfunktion.
Das lahme Tempo bekommt ihr auch in den Dörfern zu spüren, durch die Ladezeiten beim Betreten und Herausgehens eines Gebäudes.
Direkt von Anfang an besitzt eurer Held einen Transportzauber und den Zauber „Hintertür“. Mit letzterem ist es möglich, jederzeit aus einem Dungeon zurück auf die Weltkarte zu kommen. Mit dem Transportzauber geht es dann zurück ins Dorf/Stadt. Seltsam ist hierbei nur, dass nicht jeder Ort zum Transport offen steht, was wiederum zu lästigen Laufwegen führen kann.
Die Kameraführung ist auch nicht optimal. Manuelles drehen der Kamera gehört zur Tagesordnung. Es ist schade, dass ihr sie auf der Weltkarte nicht etwas weiter herauszoomen könnt, denn wenn es zum Beispiel bergauf geht, dann mangelt es an Übersicht und das Hineinlaufen in einen Gegner ist dann keine Seltenheit.
Das rundenbasierte Kampfsystem funktioniert weiterhin und macht auch ebenso Spaß. Eure Fähigkeiten zu kennen und auch verschiedene Zauber einzusetzen (wie zum Beispiel den Gegnern in Schlaf zu versetzen) sind der Schlüssel zum Sieg. Nur warum ist es nicht möglich, Heilgegenstände aus seinem Gepäck auch im Kampf zu verwenden? Vor allem ein Wiederbelebungs-Item –das eigentlich in fast jedem JRPG üblich ist), würde hier in Sachen Zugänglichkeit wundern bewirken, anstatt für jeden Tod die nächste Kirche aufsuchen zu müssen. Das gibt es zwar, mit dem Yggdrasil Blatt, aber auch das werdet ihr in den ersten Spielstunden nicht besitzen.
Mit einem Levelaufstieg verdient ihr euch Talentpunkte, die in verschiedene Klassen gesteckt werden können. Innerhalb einer Klasse gibt es verschiedene Grenzen und wenn die erreicht werden, schaltet ihr neue Fähigkeiten (=zusätzliche Attacken neben dem normalen Schlag) und Zauber frei. In Sachen Charakterisierung bietet das Spiel im Vergleich zu heutigen RPGs abseits der Talente und dem Ausrüsten von neuen Waffen und Rüstungen nicht gerade viel. Das fällt jedoch nicht weiter ins Gewicht.
Die englische Sprachausgabe (British English) wurde beibehalten und ist auch gelungen. Nur scheint sie schlecht abgemischt aus den Boxen zu kommen, da sie häufig zu leise ist und von der Musik übertönt wird. Der orchestrale gehaltene Soundtrack begeistert mit seinen Arrangements und den serientypischen Melodien mit Ohrwurmcharakter.
- Plattform: 2DS/3DS/New 3DS
- Publisher: Nintendo
- Entwickler: Square Enix
- Genre: Rollenspiel
- Release: 20. Januar 2017
- USK-Freigabe: 6
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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