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Paper Mario: Color Splash

Sofern Nintendo es sich nicht anders überlegt, dürfte Paper Mario: Color Splash der letzte große exklusive Titel für die Wii U gewesen sein. Eine Art letztes Geschenk also. Interessant ist, dass es hierzulande auch beim N64 der Fall gewesen ist. Denn der erste Teil der Serie, Paper Mario, erschien im Herbst 2001, ebenfalls als letztes großes Spiel, bevor dann in Frühjahr 2002 der GameCube auf den Markt kam. Nachdem die Serie mit Sticker Star zum ersten Mal auf einem Handheld (3DS) einen Abstecher machte, kehrt Papier Mario nun auf die Heimkonsole zurück. Wir haben das gesamte Abenteuer bestritten und sagen nun, ob Paper Mario: Color Splash die richtigen Karten ausspielt.

Hier beginnt das Abenteuer von Paper Mario: Color Splash

Hier beginnt das Abenteuer von Paper Mario: Color Splash

 Farbe in die Welt bringen

Die Hintergrundgeschichte ist wieder einmal recht simpel gestrickt. Mario und Prinzessin Peach erhalten eines Tages einen Brief von der Prisma Insel. Darin befindet sich die Silhouette eines Toads. Daraufhin begeben sie sich per Schiff auf die Insel und legen am Hafen der Stadt an. Dort angekommen fällt auf, dass alles ziemlich verlassen und unordentlich wirkt. Auch der für seine verschiedenen Farben bekannte Brunnen auf dem Marktplatz ist vollkommen farblos. Irgendwas oder irgendwer scheint die Farbe der Welt abzusaugen. Kurze Zeit später kann auch bereits einer der Übeltäter erspäht werden. Denn ein Shy Guy vergreift sich auf frischer Tat an einem Toad und saugt ihm per Strohhalm die Farbe ab!

Mario besiegt den Maskenträger natürlich und aktiviert den geheimen Brunnenmechanismus. Zum Vorschein kommt Farbian, Marios Sidekick in diesem Abenteuer. Diese Begleiter an Marios Seite, die euch Tipps geben und auch das Geschehen kommentieren, sind seit Super Paper Mario (Tippi) Tradition. Auch besitzt Farbian die Spezialfähigkeit „Ausschneiden“, die auf dem Y-Knopf jederzeit aktiviert werden kann. Wenn es etwas zum Ausschneiden gibt (wird durch gestrichelte Linien angezeigt), dann folgt ihr mit eurem Finger auf dem Touchscreen der Linie und dieser Ausschnitt wird ausgeschnitten. Diese Fähigkeit dient dazu, um geheime Wege freizuschalten oder auch um dann spezielle Karten (Dingsda) einzusetzen.

Waren es in Sticker Star die Sticker, sind es Color Splash die Karten. Beide Systeme ähneln sich von der Handhabung sehr. Gewöhnliche Karte (Sprünge, Hämmer, Pilze etc.) setzt ihr in den Kämpfen ein. Diese Karten lassen sich überall in der Welt finden, als auch im Shop kaufen. 100 Karten könnt ihr auf einmal tragen, sodass euch bereits zu Beginn kein wirkliches Limit gesetzt wird. Manche Karten können eingefärbt werden. Hier kommt ein neues Element zum Tragen, nämlich die Farbleiste, die in drei Balken (rot, blau, gelb) dargestellt wird.

Wer versteckt sich denn hier?!

Wer versteckt sich denn hier?!

Eingefärbte Karten erzielen mehr Schaden. Wiederum sind nicht gefärbte billiger im Einkauf. Da sich das Spiel thematisch um Farben dreht, bekommt Mario durch Farbian eine neue Hammerfähigkeit. Mit dem X-Knopf schwingt ihr (sofern Tinte im Füller, äh Hammer ist) den Farbhammer. Dieses Element dient vor allem dazu, in der Landschaft weiße Flecken einzufärben. Das dient zum Lösen von Rätseln, aber meistens eher, um Münzen und Karten zu erhalten.

Eure Aufgabe wird es also sein, die über die Welt verstreuten 6 großen Farbsterne wiederzuerlangen, die durch Bowser und seinen Schergen abhanden gekommen sind. Dass Bowser hinter dem Chaos steckt, sollte jetzt niemanden verwundern.

Und so ist die Story auf dem Papier recht dünn, wenn auch typisch für einen Nintendo Titel. Was dem äußeren Rahmen fehlt, macht das Spiel durch seine Witz und Charme wieder wett. Wenn auch mit kleineren Abstrichen. Dazu später mehr, schauen wir uns zunächst einmal die Welt an.

Level öffne dich

Erneut erwartet euch eine Levelbasierte Spielwelt. Über die Oberweltkarte wählt ihr eurer Ziel aus und geht dann in das Level hinein. Am Ende gibt es dann meistens einen kleinen Farbstern, der den Weg zum nächsten Level freischaltet. Zum Glück gestaltet sich der Aufbau nicht komplett linear, denn das mehrfache Besuchen eines Levels ist Pflicht. Oder wenn man denkt, dass es hier weitergehen müsste und es dann doch an anderer Stelle der Fall ist. Innerhalb eines Levels gibt es das bekannte und bewährte Paper Mario Gameplay, wenn auch wieder ohne dem Erhalt von Erfahrungspunkten. Die Serie war zwar nie für ihre tiefergehenden RPG-Elemente bekannt, aber im Vergleich zu Teil 1 und 2 sind wir mittlerweile bei Paper Mario Light angelangt.

Die Frage, die sich dann wieder einmal automatisch stellt ist, warum man eigentlich Kämpfen soll. Abgesehen davon, dass manche Begegnungen unausweichlich sind, oder Gegner besiegt werden müssen, damit es innerhalb eines Gebietes weitergeht, dienen die Kämpfe dazu, um Münzen zu sammeln. Das Bare kann man dann zum Einkauf von neuen Karten ausgeben. Das mag jetzt etwas lahm klingen, aber das Durchspielen hat gezeigt, dass ihr eurer Geld (unter Umständen) doch nötig habt.

Ein Blick auf den Kampfbildschirm von Paper Mario: Color Splash

Ein Blick auf den Kampfbildschirm von Paper Mario: Color Splash

Besiegte Gegner hinterlassen neben Münzen und Karten auch Hammersymbole. Eine bestimmte Anzahl führt dazu, dass eure Farbleiste erweitert wird und ihr somit mehr Farbe mit euch führen könnt.  Ach ja, Farbe wieder auffüllen, geschieht auf leichtem Wege. Es gibt Farbkleckse zum Einsammeln (einfach mit dem Hammer gegen nahezu sämtliche Objekte in der Spielwelt schlagen) oder ihr nutzt einen 1UP-Pilz (Funktion hier etwas irreführend), um die drei Farbbalken komplett zu füllen.

Hier und da stellen sich euch Bossgegner in den Weg, die großen Farbsterne werden jedoch alle von den Koopalingen bewacht. Damit zu einem weiteren „Novum“ in der Serie. Bowsers ehemalige Koopa Kids haben zum ersten Mal in Papierform ihren Auftritt und müssen auf eine bestimmte Art und Weise besiegt werden.

Dem einen anderen oder anderen klingen jetzt wahrscheinlich bereits die Alarmglocken. Kommen wir zunächst kurz zum Kampfsystem. Attacken werden also in Form eurer Karten ausgelöst. Die Ausführung braucht etwas Zeit. Zuerst wählt ihr die Karten auf dem Touchscreen aus, dann werden sie gegebenenfalls eingefärbt und dann per Finger-Schnipp-Bewegung auf den TV-Bildschirm entfesselt. Jetzt tritt das für die gesamte Mario-RPG-Serie bekannte Action-Command-System in Kraft. Das heißt mit dem richtigen Timing erzielen eure Attacken mehr Schaden und im Fall eines Sprunges werden mehrere Sprünge hintereinander ausgelöst.

Auch die Verringerung des erhaltenen Schadens durch Gegner kann so durch erfolgreiches Blocken erreicht werden. Soweit so gut, zu Beginn könnt ihr zwei Karten ausspielen, gegen Ende sind es dann vier. Eine kleine Hilfe gibt euch das Kartenrad, das ihr einmal im Kampf am Anfang nutzen könnt. Gegen Münzen kommt es zum Einsatz. Je mehr Münzen ihr ausgebt, desto langsamer dreht sich das Rad, sodass ihr auf jeden Fall die Karte bekommt, die ihr ins Auge gefasst habt. Das Rad ist also eine gute Möglichkeit, eine Karte zu erhalten, die vielleicht gerade in eurem Deck fehlt.

Super Paper Mario Reloaded

Super Paper Mario Reloaded

Fehlen ist das passende Stichwort für die „Dingsda“-Karten. Diese ganz speziellen Karten sind überall in der Welt zu finden und bestehen aus realen Dingen wie zum Beispiel einer Zitrone, Knochen oder Feuerlöscher. Beim Auslösen dieser Attacken wird eine extra Animation gezeigt (Vergleichbar mit einer Beschwörung aus Final Fantasy), die häufig vor allem witzig in Szene gesetzt wird. Das tanzende Schwein mit seiner Breakdance Einlage sollte man gesehen haben!

Dingsda-Karten lösen einen Flächenangriff aus und treffen damit alle Gegner auf einmal. Wäre das ihre einzige Funktion, gäbe es wohl nichts zu meckern. Leider sind diese Karten zwingend notwendig, um voranzukommen. Entweder müssen sie nach dem Ausschneiden an einen Ort platziert werden, um ein Ereignis auszulösen, oder sie kommen wie angesprochen in den Kämpfen gegen die Koopalinge zum Einsatz. Und hier kommt dann der Kritikpunkt zum Tragen, der bereits in Sticker Star aufgeworfen wurde. Habt ihr diese eine Karte nicht im Sortiment, kann der Kampf ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht gewonnen werden. Selbst das Timing spielt eine Rolle, zu früh ausgespielt, verpufft der Effekt mit dem Ergebnis, dass der Kampf verloren ist.

Das Spiel ist sich diesem Umstand so sehr bewusst, dass es mit Hilfen versucht, entgegenzusteuern. Entweder sagt euch Farbian nach Fehlversuchen, was zu tun ist, oder ihr besucht am besten vor Beginn jeden Levels (!), den Toad am Hafen auf. Dieses Kerlchen gibt eine vage bis deutliche Beschreibung, welche Dingsda-Karte ihr demnächst benötigt und wo man sie bekommen kann. Ebenso sagt er auch, ob ihr sie bereits im Sortiment habt. Auch können zwei Schritte weiter rechts am Pier, Dingsda-Karten gekauft werden. Diese Hilfen klingen jetzt ganz nett, aber es ist letzten Endes ist es die Art und Weise, die auf Dauer nervt.

Jedes Mal der kleine Laufweg zum Hafen, jedes Mal penibel nachsehen, ob man alles hat. Denn lieber so, als nachher dumm mit leeren Händen dastehen. Leider kommt es dann dennoch vor, dass ihr gerade nicht die richtige Karte dabei habt, um sie zu platzieren oder im Kampf gegen einen Koopaling einzusetzen. Letzteres wiederholt sich leider. Es gibt keinen Koopaling-Fight, der ohne dieses Gimmick auskommt. Das macht das Spiel doch ein gutes Stück vorhersehbar. Eine einfache Lösung bezogen auf die Kämpfe wäre, es optional anzubieten. Ist diese Karte im Besitz, wird der Kampf leichter, aber selbst ohne sollte er auf normalen Wege zu schaffen sein.

Chance vertan, bei der visuellen Präsentation und bei der Soundkulisse wurde sie jedoch genutzt.

In HD erstrahlt die Papier-Schnitt Grafik in einem neuen Glanz und ist sehr schön anzusehen. Kräftige Farben erfreuen das Auge und manche Oberflächen wirken schön plastisch, bzw. es ist deutlich zu erkennen, dass nahezu die gesamte Spielwelt aus Papier und Pappe gebastelt ist. Dazu wird die Spielwelt durch stimmungsvolle Umgebungen zum Leben erweckt, nicht zuletzt durch die liebenswerten Animationen. Das gilt sowohl für Mario und seine Freunde als auch die Schurken.

Malerisch und stimmungsvoll

Malerisch und stimmungsvoll

Was die Präsentation angeht, muss an dieser Stelle sogar die elektronische Anleitung erwähnt werden. Denn abseits der Spielerklärung, findet ihr auch Hintergrundinfornationen zu manchen Ereignissen, in dem sich die Entwickler von Intelligent Systems zu Wort melden und dann ein paar Anekdoten aus dem Entwicklungsprozess erzählen.

In Sachen Musik wird ein breites Spektrum angeboten. Von Remixen bekannter Mario-Klassiker (mindestens eine Überraschung ist dabei, würde aber an dieser Stelle das Ende des Spieles spoilern) bis hin zu vielen neuen Stücken, die mit einprägsamen und abwechslungsreichen Arrangements daherkommen und immer passend das Geschehen begleiten.  Die Musik zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie mit echten Instrumenten eingespielt wurde. Gerade beim Schreiben dieser Zeilen fällt nochmals auf, dass der Soundtrack wirklich sehr gut ist.

Toad das not?

Bieten Dingsda-Karten Anlass zu Kritik, gesellen sich dazu noch weitere Elemente im Spielablauf. Eine immer wiederkehrende (und damit wiederholende) Aufgabe ist es, die Mitglieder der Rescue Toads zu versammeln. Die sind teilweise über mehrere Level verstreut und versteckt. Auch wenn ihr viele von ihnen auf dem Weg von Punkt A nach B  womöglich einsammelt, werdet ihr dennoch wahrscheinlich manchmal eben nicht alle beisammen haben. Und so beginnt dann die Suche nach dem Rest. Der Anführer aller Truppen in der Stadt sagt euch zwar, in welchem Level sich noch Toads aufhalten, aber das war es auch schon.

Kommen wir zu zwei Try and Error Aufgaben, die euch viel Geld kosten können. Die eine ist ein Quiz, das gar mal 2 durchlaufen werden muss und die andere hat etwas mit Kochen zu tun. Beides führe ich hier nicht aus, weil ich nichts verraten möchte. Wenn ihr jedoch dort angelangt seid, wisst ihr gleich Bescheid. Ich hatte zum Glück jeweils genug Geld, Frage ist nur, wie es dann aussieht, wenn man es nicht hat.

Kommen wir nun zu einem Kritikpunkt, der erst Recht in die eigene Wahrnehmung geht. Er ist umso nachvollziehbarer, je besser ihr die Paper Mario- und Mario&Luigi-Reihe kennt. Was in Paper Mario: Sticker Star kritisiert wurde, lässt sich auch hier wieder kritisieren. Warum bestehen abseits von Bowsers Schergen und wenigen Ausnahmen alle NPCs aus Toads? Und wenn es schon der Fall ist, warum unterscheiden sie sich wenig in Kleidung und haben wenn überhaupt nur unterschiedliche Farben vorzuweisen? Da fährt Mario schon auf eine fremde und Insel und trotzdem leben hier die gleichen Kreaturen wie im Pilzkönigreich. Ich habe nichts gegen Toads, aber vergangene Paper Mario Titel oder eben auch Mario&Luigi machen es vor, dass es noch andere freundlich gesinnte Figuren gibt und es gerade die Abwechslung der Bestandteil ist, der in Erinnerung bleibt.

Seitenhiebe kommen immer gut

Seitenhiebe kommen immer gut

Aber auch der Variantenreichtum der Gegner ist nicht gerade hoch. Einen neuen Gegnertypen habe ich nicht entdeckt und der Großteil besteht aus Shy Guys, Snifits, Gumbas und Koopa Troopas. Da sich das durch das gesamte Spiel zieht, wirkt es trotz allem Charmes etwas generisch. Auch der eigene Bezug zum Mario Universum und die damit häufig verbundenen Seitenhiebe kommen wir hier etwas zu kurz. Sie sind zwar vorhanden, aber weniger als es zuletzt Mario&Luigi – Paper Jam vorgemacht hat. Auch hätten es gerne mehr Background zu den Koopalingen geben können und auch Bowser kommt erzähltechnisch einfach zu kurz.

  • Plattform: Wii U
  • Publisher: Nintendo
  • Entwickler: Intelligent Systems
  • Genre: Action-Adventure
  • Release: 07. Oktober 2016
  • USK-Freigabe: 0

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