Ubisoft hat sich nach dem Release von „Assassin’s Creed Unity“ so einiges anhören müssen. Nicht zu Unrecht, leidet das Spiel doch unter enormen Fehlern und unfertiger Programmierung. Doch nach dem ersten Patch wurden schon einige negative Punkte beseitigt. Lohnt es sich trotz all der Kritik dennoch den neusten Teil der „Assassin’s Creed“-Reihe zu spielen, oder sollte sich Ubisoft ernsthaft überlegen von den jährlichen Veröffentlichungen abzusehen?
Heimspiel
Von den USA rüber auf die Weltmeere – nun ist „Assassin’s Creed“ endlich „Zuhause“ angekommen. Der französische Entwickler legt das Setting von „Unity“ ins Paris des 18. Jahrhunderts. Wir begleiten den jungen Arno Dorian, der seinen Vater auf ein Anwesen begleitet. Dort wird er von seinem Vater angehalten auf einem Stuhl Platz zu nehmen, bis er zurückkehrt. Wie Jungen in diesem Alter nun mal so sind, hört er natürlich nicht auf ihn und beginnt eine Entdeckungstour durch die weiteren Gänge und pompösen Zimmer. Dort trifft er auf seine zukünftige großen Liebe Élise de la Serre, mit der er kurzerhand ein Versteckspiel beginnt.
Nach einem Aufschrei und Aufgebot an Wachen, wird Arnos Vater ermordet aufgefunden.
Wir spulen einige Jahre vorwärts und begegnen Arno erneut, der nun zu einem ansehnlichen Mann herangewachsen ist. Nach wie vor mit nur Unfug im Kopf, werden wir mit der Steuerung vertraut gemacht.
Wie immer in „Assassin’s Creed“ teilt sich das Gameplay in passives und aktives Gameplay. Mit Druck auf die L2-Taste ruft ihr Arnos Schleichfähigkeiten ab, während die R2-Taste für das Rennen, Klettern und Springen zuständig ist. In direkter Verbindung mit den beiden Schultertasten und den vier Buttons, kann unser neuer Assassine verschiedene Moves ausführen.
Schließlich geraten wir in einen Mordkomplott und werden unschuldig in den Kerker geworfen. Dieses Gefängnis ist, welch Zufall, die Bastille und wir befinden uns mitten in der französischen Revolution. Wer sich in Geschichte etwas auskennt, wird also schnell feststellen, dass es uns dort nicht sehr lange halten wird. Kurze Zeit später schließen wir uns den Assassinen an und unser ewig währender Kampf gegen die Templer entbrennt erneut.
Von nun an begleiten wir Arno in neuer Robe durch über 12 Sequenzen, die uns ohne die etlichen Sidequests gut 20 Stunden beschäftigen werden.
Paris mon amour
Mit der Power der Next-Gen-Systeme war es Ubisoft nun endlich möglich, eine riesige und lebendige Stadt wie Paris darzustellen. Viele Kritiker sahen darin eine reine Zurschaustellung der Grafikengine, ohne dabei Wert auf Gameplay und Fehlerbehebung zu legen. Damit haben sie Teilweise auch Recht. Eine kleine Stadt hätte in dem kurzen Entwicklungszeitraum den „Assassin’s Creed“-Titel haben, sicherlich mehr Zeit für Fehlerbehebung gelassen.
Aber man muss es Ubisoft wirklich zugutehalten, was sie geschaffen haben. Mit acht großen Bezirken und 23 Synchronisations-Türmen gibt es viel zu entdecken. Die Französische Revolution war weder eine friedliche noch eine einfache Zeit für ganz Europa. Dies in einem Videospiel wiederzugeben, ist eine schwierige Aufgabe.
Die kämpfende Bevölkerung, die Massenpanik, brennende Barrikaden oder zerstörte Häuser wurden in solch einer Form noch nie dargestellt. Der französische Entwickler hat sich dem jedoch mit Bravur angenommen und präsentiert eine realistische Wiedergabe des Chaos der damaligen Zeit.
Auch die Liebe zum Detail wollen wir nicht außer Acht lassen. Die Wandgemälde und Verzierungen in den luxuriöseren Häusern oder die genaue Rekreierung der Architektur Paris sind fantastisch. Die Entwickler verrieten uns während unserem Pressetermin auf der gamescom 2014 auch, dass sie Zugang zu den Pariser Staatsarchiven hatten, um die Stadt so originalgetreu wie möglich wiederzugeben
Fein ausgestattet
Als Assassine sollte man stets gut gewappnet sein, um all den Gefahren auf den Straßen Paris gewachsen zu sein. Neben eurer treuen versteckten Klinge, könnt ihr auf eine Vielzahl schlagkräftiger aber auch fieser Waffen zurückgreifen. Bei Händlern lassen sich neue Degen, Musketen, Rauchbomben, Klingen, Heiltränke und vieles mehr einkaufen. Temporäre Boots, die zwischen drei und fünf Minuten dauern, gibt es auch zu kaufen.
Neben normalen Items versorgen euch neue Kleidungsstücke mit verbesserten Statuswerten im Bereich Stealth, Schutz und Gesundheit. Je nach Kombination verbessern und verschlechtern sich die Werte um eine gewisse Punktzahl. Auch die Optik kann für den eitlen Assassinen von heute wichtig sein. Ubisoft bietet euch eine Vielzahl an unterschiedlichen Farbkombinationen, um euer Outfit aufzuhübschen. Zu Beginn startet ihr nämlich ganz patriotisch in blau, weiß und rot. Das kann sich aber mit ein paar Klicks sofort ändern und ganz eurem Geschmack entsprechen.
Doch nichts ist umsonst – ohne die nötigen Franc in der Tasche wird das natürlich nichts. Diese lassen sich entweder von besiegten Gegnern entwenden oder beim erfolgreichen abschließen von Missionen.
Hansdampf in allen Gassen
Wem die 12 Hauptmissionen nicht ausreichen sollten, kann sich in den optionalen 50 Nebenmissionen austoben, die nochmals gute 10 Stunden Gameplay bieten. Diese offerieren eine Vielzahl an unterschiedlichen Missionen, die wirklich zu unterhalten und begeistern wissen. In früheren Teilen waren es oft nur schnöde Botengänge. In „Assassin’s Creed Unity“ bekommt man schon fast Sherlock Holmes – ähnliche Aufträge und Mordfälle geboten. Blutige Tatorte müssen inspiziert werden, bestimmte Tatverdächtige aus Menschenmassen gefiltert oder gestohlene Gegenstände wiedergefunden werden.
Sollte euch dies immer noch nicht reichen, gibt es wieder jede Menge an Collectibles zu finden. Jeder der acht Stadtteile hat eine Vielzahl von gut- und weniger gut versteckten Truhen, die entweder direkt oder auf andere Art (Coop, mit Dietrich…) geöffnet werden können. Dann gibt es Artefakte, die ebenfalls in den Stadtteilen versteckt sind und bei Komplettierung Geld und Boni ausschütten.
Wer dann genug Geld übrig hat, kann diese in einige Gebäude stecken und für Renovierungen sorgen.
Meucheln im Gespann
Wer die Revolution nicht alleine voranbringen möchte, kann ausgewählte Coop-Missionen mit 2 – 4 Freunden bestreiten. Elf Missionen stehen zur Verfügung und warten in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen von euch abgeschlossen zu werden. Jede der elf Missionen dauert, je nach Absprache und Können der Spieler, um die 30 Minuten und wissen zu unterhalten. Ein interessantes Experiment seitens Ubisoft, das auch geglückt ist.
Spieler dürfen ihren gelevelten Charakter aus der Singleplayer-Kampagne im Koop benutzen. So kommen die bereits erworbenen Skills, Waffen und Tricks zum Einsatz. Die Belohnunge,n die ihr mit Freunden freischaltet, können dann auch vice versa im Single Player eingesetzt werden. Wer sich die Missionen allerdings nicht mit Freunden ansehen möchte, wird hierzu nicht gezwungen. Alle Koop-Missionen sind auch alleine spielbar.
Grafik & Sound
Jaja… viel wurde berichtet und einiges inzwischen Gott sei Dank behoben. Jeder kennt die furchtbaren Bugs, die zu Glubschaugen und dicken Lippen geführt haben. Ubisoft hat sich mit „Unity“ nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Das ganze wurde so schlimm, dass der angekündigte erste DLC nun als Entschädigung kostenlos zum Download bereit steht. Nach dem ersten Patch sieht das Ganze dann doch etwas besser aus. Die zahlreichen Menschen, die sich unabhängig voneinander bewegen und agieren sehen beeindruckend aus. Zusammen mit der fantastischen Kulisse eines alten Paris wird euch die Kinnlade nicht nur einmal herunterfallen. Klettert auf Notre Damme oder das Pantheon und genießt den herrlichen Weitblick und die zahlreichen Details der historischen Gebäude.
Die Animationen der Spielfiguren sind hervorragend und die Zwischensequenzen einmal mehr ausgezeichnet. Wo Licht ist, fällt bekanntlich aber auch Schatten. Auch wenn das Spiel über löblich wenig Ladezeiten verfügt, sind die, die am Anfang vorhanden sind ziemlich lang und zehren am Gemüt. Des Weiteren kommt es immer noch zu diversen Bugs bei der Physik-Engine. Hier kann es öfter vorkommen, dass Körperteile auf dem Boden herumwirbeln obwohl der Gegner längst zu Boden gegangen ist. Auch das Nachladen von einigen Texturen geht noch nicht so ganz sauber von der Hand, wie es sich für einen AAA-Titel gehören sollte. Das geht besser Ubisoft.
- Plattform: Playstation 4, Xbox One, PC
- Publisher: Ubisoft
- Entwickler: Ubisoft
- Genre: Stealth / Action
- Release: 13. November 2014
- USK-Freigabe: 16
Passionierter Videospieler seit dem dritten Lebensjahr. Angefangen mit dem Nintendo Entertainment System zog sich die Leidenschaft bis ins Erwachsenenalter. Heute als PR-Manager, freier Redner und Texter unterwegs. Zu den Lieblingsreihen gehören Metroid, Smash Bros, Super Mario und Halo 1-3.
[…] müsst ihr keinerlei Vorkenntnisse in der Assassin’s Creed-Reihe haben, um die Geschichte von Eivor des Raben-Clans und dessen Eroberungszüge im […]