Lange mussten wir in Europa auf Shovel Knight warten. Das durch Kickstarter finanzierte Projekt des Independent Entwicklers Yacht Club Games erschien im Sommer in den USA für die Wii U, dem 3DS und auf Steam. Bis zum 6. November dauerte es schließlich, bis der Titel hierzulande auf den Nintendo Konsolen herauskam. Einer der Gründe dafür waren die Lokalisationsarbeiten. Da das Spiel für den europäischen Sprachraum neben Englisch auch in Französisch, Deutsch, Spanisch und Italienisch übersetzt wurde, brauchte alleine diese Arbeit für das kleine Entwicklerteam eine ganze Weile.
Der Ritter mit der Schaufel
Auch wenn Shovel Knight ein traditionelles Action-Jump and Run mit dem großen Vorbild Mega Man ist, muss man doch erst einmal auf die absurde Idee kommen, dem Helden eine Schaufel als Waffe in die Hand zu drücken. Die Schaufel ist des Ritters Primärwaffe. Dazu gesellen sich noch eine gute Portion Extrawaffen, die über das Menü jeweils ausgewählt und im Spiel per Druck auf Oben und dem Y-Knopf aktiviert werden. Diese jedoch verbrauchen Magiepunkte, sie sind also begrenzt, sofern keine Flächschen eingesammelt werden, die diese Punkte wieder erhöhen.
Die Story ist indes schnell erzählt. Ihr seid Shovel Knight und müsst die böse Zauberin aufhalten, die sich im Schicksalssturm aufhält und von dort aus das ganze Land bedroht. Nebenbei gilt es auch eure ehemaligen Begleiterin Shield Knight aus den Fängen der Zauberin zu befreien. Das Land bereist ihr via Oberweltkarte, auf der die einzelnen Level aber auch andere Örtlichkeiten wie Dörfer oder Schatzhöhlen ausgewählt werden. Die beiden vorhandenen Dörfer dienen hauptsächlich dazu eure Kohle für etwas sinnvolles auszugeben. Dazu gehören Lebens- und Magie-Upgrades, aber auch der Erwerb der Relikte (Extrawaffen). Diese reichen von einem Feuerstab (schießt in gerader Richtung einen Feuerball ab), bis zu einem Horn, der alle Gegner in einem großen Radius trifft. Manche Relikte erweitern auch Shovel Knights Bewegungsrepertoire, indem er zum Beispiel für eine kurze Strecke in der Luft fliegen kann. Gepaart mit dem zum Teil sehr anspruchsvollen Leveldesign ist es auch nötig, die Relikte zum Einsatz zu bringen.
Oldschool und trotzdem frisch
Auf dem ersten Blick orientiert sich Shovel Knight grafisch und Soundtechnisch an die 8-Bit Zeit. Der Schein trügt aber, denn beim Spielen merkt man schnell, dass mehr unter der Haube steckt, als die Präsentation zuerst vermuten mag. Das resultiert in großen Sprites, kräftigen Farben, beweglichen Objekten, Parallax Scrolling (das Bewegen mehrere Hintergründe gleichzeitig), Effekten (Wetter, Partikel) oder der Soundpalette. Kurz: Das Spiel sieht nicht nur klasse aus, sondern hört sich dank dem Soundtrack von Jake Kaufman (Shantae, Mighty Switch Force) und nicht zuletzt Manami Matsumae (Mega Man-Serie) auch richtig gut an. Jedes Level besitzt sein eigenes, einprägendes Thema mit schönen Melodien und treibenden Beats. Ohne eine gute Spielbarkeit und tollem Leveldesign wäre aber selbst die schönste Präsentation für die Katz. Zum Glück leistet sich Shovel Knight auch in dieser Hinsicht keine Blöße.
Mit der Schaufel wird sämtlichen Feinden eins auf die Mütze gegeben. Neben dem Schlag nach vorne kann der Schaufelritter noch ein anderen Move ausführen. Ist es bei Duck Tales der „Pogo Jump“ von Dagobert, dann dürfte es hier der „Shovel Jump“ sein. Springt in die Luft und aktiviert, während ihr dabei nach unten drückt, die Schaufel und schon wird ein weiterer Angriff ausgeführt. Auch wenn diese Mechanik sehr oft eingesetzt werden muss, (sei es zum Gegner besiegen oder Geschicklichkeitseinlagen), ist der Ritter, anders als Dagobert Duck nicht unverwundbar. Das heißt, landet er auf Spitzen, segnet ihn trotzdem das Zeitliche. Bildschirmtode werdet ihr womöglich so einige erleben. Auch wenn innerhalb eines Levels mehrere Rücksetzpunkte existieren, ist es häufig aber gerade der Weg zum nächsten Checkpoint, der mit Fallen nur so gespickt ist. Kenner dieser Art von Spielen dürfte einiges bekannt vorkommen. Shovel Knight mischt diese Elemente aber gekonnt und herauskommt ein zum Teil hartes, aber doch faires Leveldesign. Gut ist, dass eine Lernkurve stets vorhanden ist. Meistens führt ein Level behutsam eine Schwierigkeit ein, die auf den weiteren Metern immer weiter gesteigert und in den späteren Leveln auf die Spitze getrieben wird. Da können die Hände und der Denkapparat ganz schön in Schwitzen kommen, da es besonders die Kombination aus verschiedenen Gefahren ist, die eine Passage zu einer echten Hürde machen lassen. Umso mehr freut man sich jedoch, wenn diese Hürde überwunden wird und der nächste Checkpoint in Sicht ist.
Wer die Augen offen hält, wird auch viele verborgene Schätze einsammeln können. Ähnlich wie in Castlevania lassen sich viele Wände zerstören und zum Vorschein kommen die angesprochenen Juwelen, Diamanten etc.. Auch Notenblätter sind in den Leveln verteilt/versteckt. Diese lassen sich nicht nur beim Musikanten mit der Klampfe verkaufen, sondern dienen auch als Soundmenü, sodass die Lieder des Spieles angehört werden können.
Am Ende eines Level wartet der obligatorische Endboss. Shovel Knight stellen sich acht seiner Ritterkollegen in den Weg, die häufig dem Thema eines Levels angelehnt sind. So begegnet man auf dem Friedhof Spectre Knight, der seine große Sense euch um die Ohren schleudert, während man unter der Erde dem Mole Knight Guten Tag sagt. Wie immer muss sich in solchen Fights zuerst eine Strategie zurecht gelegt werden. Also werden die Bewegungen und Attacken des Gegners studiert und sobald man ein Muster erkennt, wird zurückgeschlagen. Durch das praktische Heil-Item, dem Kelch, (volle Lebens- und Magieregeneration) kann ein Kampf aber bereits durch die Hau-Drauf-Taktik – also alles auf Angriff – zu euren Gunsten gelingen. Spätestens im vorletzten Level müsst ihr jedoch umdenken. Auch hier lässt sich wieder auf Mega Man verweisen. Kenner des blauen Recken erahnen vermutlich schon, was sie gegen Ende erwartet.
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3DS, Wii U (getestet) |
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Yacht Club Games |
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Yacht Club Games |
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Action, Jump and Run |
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06. November 2014 |
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freigegeben ab 6 Jahren |
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
So ein unglaublich gutes Spiel. Ich hab schon fast die Stunden gezählt bis zum Release. Ich liebe es.