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One Piece Unlimited World Red

Seit jeher gab und gibt es Games, die einfach gut sind. Games, die mit ihrem einmaligen Gamefeel, interessanten Geschichten und facettenreichen Charakterzeichnungen oder einfach einer grandiosen Präsentation begeistern. Es sind Games, die einen innerlich berühren wie bewegen und trotz (oder vielleicht gerade wegen) spezieller Makel einfach hängenbleiben.

Und dann gibt es Spiele, nicht selten Lizenz-Massenware von der Stange, die einfach nur schlecht sind. Welche außerhalb ihres Namens, ihrer Lizenz und des umgesetzten Universums eigentlich nicht funktionieren. Spiele, über die man sich wahrhaftig aufregen könnte. Die so mies sind, dass man sich auch nach zehn Jahren noch daran erinnert.

Und dann gibt es da noch jene Fälle, welche genau zwischen diesen Stühlen der Extreme liegen. One Piece: Unlimited World Red für die Sony PlayStation 3, PlayStation Vita sowie Nintendo 3DS und Wii U ist ein solcher Fall. Es ist kein schlechtes Game. Doch ist es leider auch kein sehr gutes. Und so bleibt es schlichtweg nicht hängen. In der eigenen Erinnerung wird es wohl keinen Platz finden.

Wieso dem so ist und warum sich das Lizenzwerk von Ganbarion und Bandai Namco Games trotz durchaus guter Ansätze am ehesten und passendsten mit „Gum-Gum-Gleichgültigkeit“ zusammenfassen lässt, wollen wir nun ergründen.

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Des Teufels Frucht

Dieser Test sollte eigentlich mit einer eher sarkastischen Frage beginnen – „Wie viele One Piece-Games kamen eigentlich in den letzten Jahren, 30?!“

Zwecks Recherche und Informationszusammenfassung wurde ein schneller Blick auf die Wikipedia-Seite geworfen. Und abgesehen davon, dass man schon etwas skeptisch werden könnte, wenn eben die spezifische Wikipedia-Seite eines Games nur die allgemeinen Informationen auflistet, ohne auf Story, Charaktere und sonstige Eigenheiten einzugehen, wird hier aus Spaß schnell bittere Wahrheit: One Piece: Unlimited Word Red ist nicht nur der 5. Teil der Unlimited-Serie, sondern die bereits 36. Versoftung des abgedrehten Piraten-Universums aus der Feder von Eiichiro Oda. Ein Schelm, wer hier vielleicht an rein kommerzialisierte Massenware und das Trockenmelken einer grundsätzlich erfolgreichen Lizenz denkt.

Vorweg möchte ich mitteilen, dass ich zwar durchaus Erfahrung mit den Mangas und der Anime-Serie von One Piece habe und in etwa weiß, worum es letztlich geht, dieser Konsum aber letztlich immer nur aus Zwecken des Zeitvertreibs stattfand – es war zumeist nicht per se schlecht oder gar langweilig, aber eben auch niemals wirklich interessant, originell oder gar prägend wie etwa ein Neon Genesis Evangelion, Ghost in the Shell oder Paranoia Agent, um nur einige Beispiele zu nennen.

Rezipienten dieses Reviews und Interessenten an One Piece: Unlimited World Red werden die Hauptstory sowie die Charaktere wohl bereits kennen, weswegen ich auf eine weitere Zusammenfassung meines Halbwissens verzichte. Die neueste Versoftung konzentriert sich im Speziellen auf den Piraten Redfield, den „roten Grafen“, sowie die ebenso mysteriöse wie krampfhaft auf Niedlichkeit getrimmte Kreatur Pato.

Zwar wurden diese Charaktere und die generelle Story vom One Piece-Schöpfer Eiichiro Oda konzipiert, doch spielt diese Tatsache letztlich keine Rolle. Wie so oft werden sämtliche Ereignisse und neuen Figuren nicht zum offiziellen Kanon hinzugefügt. Im Gegenteil – im Verlauf der Handlung werden eigentlich nur Orte und besonders bereits besiegte Antagonisten des Kanons aus der Manga- und Anime-Vorlage aneinandergereiht und ohne jegliche Bedeutung letztlich einfach abgefrühstückt. Dieser absolut erzwungene Fanservice nervt sogar mich mit meiner sonst neutralen Haltung gegenüber One Piece.

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Gum-Gum-Gleichgültigkeit

Die nicht sonderlich einfallsreiche Handlung wird größtenteils in grundsätzlich netten und stilistisch authentischen – auch dank der japanischen Originalsprecher – Zwischensequenzen erzählt, welche oftmals allerdings auch nur als minimalistisch animierte Standbilder mit Sprachausgabe daherkommen. Wirklich schlecht ist das nicht, doch sieht eine rundum gelungene Präsentation trotz knalliger Farben und Nähe zur Anime-Vorlage anders aus.

Wirklich von Belang ist das aber nicht, da weder Story noch Charaktere wirklich interessieren oder gar fesseln können. Der Großteil der Piratencrew um Monkey D. Ruffy wird entführt, das neue Fabelwesen Pato ist quasi auf einmal ohne Kontext „einfach da“ und erzählt nach einiger Zeit bereits von einem ominösen Plan, welchen Pato im Auftrag seines angeblich so charismatischen sowie netten Bosses ausführt und der auch mit der Entführung von Nami, Brook, Sanji und Co. zusammenhängt.

Nach vier der insgesamt neun Story-Kapitel stellt sich dieser Boss als der eingangs angesprochene Pirat Red heraus, einst gefürchtet als der „rote Graf“. Doch zuvor gilt es, auf der Suche nach Suche nach Ruffys Crew in die Haut des bekannten und verfressenen Strohhut-Piraten zu schlüpfen. In recht typischer Action-Adventure-Manier werden trotz optischer Abwechslung und Stilnähe zur Vorlage designtechnisch leider absolut uninspirierte Abschnitte erkundet, welche im Laufe des Spiels leider immer mehr mit wiederholtem Backtracking zu nerven wissen.

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Die Summe aller Teile

Immerhin funktioniert die grundsätzliche Spielmechanik, gerade zu Beginn des Spiels. Ruffy läuft, springt und schlägt sich durch unterschiedliche Levelabschnitte, welche grundsätzlich von Kämpfen gegen kleinere Gegnertruppen oder größeren Fausttänzen in Arenen mit unsichtbaren Wänden aufgelockert werden. Hierbei können nicht wenige Combos aus schnellen oder stärkeren Schlägen sowie diversen Spezialangriffen ausgelöst werden, während Ruffy auf Einblendung und Knopfdruck besonders starke feindliche Angriffe blocken oder sogar kontern kann.

Und auch, wenn die Kamera nicht unbedingt immer mitspielen will, fühlt sich das alles trotz aller Vertrautheit doch ziemlich gut an. Die eigenen Angriffe wirken nicht zu schwach, das Kontersystem ist simpel, aber funktional, und grundsätzlich ist Übersicht zu diesem Zeitpunkt auch noch gegeben. Zahlreiche Kisten und Büsche am Wegesrand lockern den Ablauf auf, indem diese zwecks Lootgewinnung (primär Material für das Crafting- und spätere Ausbau-System für diverse Shops der zentralen Hubwelt Transtown) einfach zerstört werden können. Doch dieser an sich begrüßenswerte Reiz des eigenen Sammeltriebs wird durch die Tatsache, dass man für jeden Schlag kurz stehenbleiben muss, leider wieder eingeschränkt – der Flow des Action-Adventures wird hier leider regelmäßig unterbrochen, wenn auch nur kurz. Zudem dauert es einige Sekunden, bis die gesteuerte Figur aus dem Laufen in ein Rennen übergeht. So fühlt sich das Spiel über weite Strecken unnötig träge an, was durch das übertriebene Backtracking nicht gerade abgemildert wird.

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Darf ich auch mal zuhauen?

Das klingt freilich zunächst einmal nach einer Kleinigkeit, welche es im Kern auch ist. Doch wird One Piece: Unlimited World Red eben nicht von gewaltigen Schnitzern und offensichtlichen Spielspaß-Killern in die Mittelmäßigkeit gezogen, sondern die Summe eben jener Kleinigkeiten. So läuft, springt und kämpft man sich zu Beginn des Spiels noch mit Ruffy allein durch diverse Gegnerhorden, doch gesellen sich schon bald nach und nach immer mehr gerettete Crewmitglieder hinzu, von welchen dann stets zwei die Figur des Spielers begleiten. Und auch hier erscheint es zunächst als eine eventuelle sogar begrüßenswerte Kleinigkeit, dass diese Teammitglieder selbstständig mit den Gegnern (zumeist feindliche Piraten in diversen Größen) kämpfen. Doch das folgende Übermaß an Action und bildschirmfüllenden Specials eher zum Verlust der Übersicht und auch der Kontrolle – die KI-Kollegen arbeiten oft so effektiv, dass man selbst beizeiten nicht mehr viel zu tun beziehungsweise zu vermöbeln hat. Diverse Combos und Spezialattacken gehen ins Leere, nur weil ein Zorro gerade fünf Gegner mit seinem Wirbelschlag zehn Meter in die Luft katapultiert hat, kurz bevor man selbst seinen Angriff starten wollte.

Stattdessen sieht man über Strecken eher zu, weicht vielleicht dem einen oder anderen Angriff aus oder kontert diesen gleich, nur um zu sehen, wie der Gegner dann hinten geworfen wird, kurzzeitig nicht verwundbar ist und aufsteht, nur um abermals an das andere Ende der Arena befördert zu werden – Supermoves der KI-Partner sei „Dank“.

Immerhin kann dieses Problem dank eines Splitscreen-Modus für zwei Spieler etwas behoben werden. Nichtsdestotrotz bleibt aber auch hier der leicht bittere Nachgeschmack von Trägheit und Aktionslosigkeit hängen. Man spielt One Piece: Unlimited World Red so nebenher, lauscht der durchaus netten musikalischen Untermalung und wuselt sich alle 30 Sekunden durch diverse Kämpfe – aber wirklich involviert oder begeistert fühlt man sich dabei zu keinem Zeitpunkt.

  • Plattformen
PlayStation 3 (getestete Version), PlayStation Vita, 3DS, Wii U
  • Publisher
Bandai Namco Games
  • Entwickler
Ganbarion
  • Genre
Action-Adventure
  • Release
27. Juni 2014
  • USK-Freigabe
freigegeben ab 12 Jahren

 

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