Nach „Herr der Ringe – Krieg im Norden“ liefert uns Warner Bros. das nächste Herr der Ringe Spiel, dass außerhalb der eigentlichen Trilogie spielt.
Wir befinden uns in Gondor und begleiten den Waldläufer Talion durch die verschiedenen Terrains von Mittelerde. Dieser fristet sein Dasein als Anführer einer Garde, die direkt am Schwarzen Tor stationiert sind. Da das Schwarze Tor Gondor von Saurons Gebiet Mordor trennt, ist es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis die Streitkräfte des dunklen Herrschers in Gondor einmarschieren und sowohl Talion als auch dessen Frau und Sohn töten. Besonders tragisch hierbei ist es, dass dieser vor seinem Tod noch mitansehen muss, wie seine Liebsten nicht nur getötet, sondern regelrecht hingerichtet werden, um ein Ritual zu vollführen.
Ein Wink des Schicksals gibt dem Waldläufer jedoch eine zweite Chance, um sich an denen zu rächen, die ihm dies antaten. Diese Chance taucht in vorm des Geists des Elfenkönigs Celebrimbor auf. Fans des „Silmarillion“ dürfte der gute Herr bekannt sein. Dieser wurde im Jahr 1697 von Sauron gefoltert und getötet nachdem dieser den Aufenthaltsort der drei Elbenringe Narya, Nenya und Vilya nicht preisgeben wollte. Celebrimbor übernimmt kurzerhand den Körper von Talion und lässt ihn wieder auferstehen. Nun sind beide im Sinne der Rache miteinander vereint und durchstreifen die Gebiete Udûn und Lake Núrnen auf der Suche nach den Verantwortlichen.
Du in mir
Celebrimbor ist nicht nur ein Mittel zum Zweck, um die Geschichte von „Mittelerde: Mordors Schatten“ näher zu bringen, sondern bietet euch gleichzeitig das wichtigste Gameplayfeature. Er verbindet sich mit Talion und ermöglicht es ihm dadurch auf Übermenschliche Kräfte zurückzugreifen. Mit Druck auf R1 kann sich Talion in der Geisterwelt Celebrimbors bewegen. In dieser sieht er ähnlich wie Batman im Detectivemodus Gebäude, Hinweise und Gegner, die mit menschlichem Auge nicht erkennbar wären. Diese Mechanik ist großartig ins Spiel integriert wurden und nicht nur ein einfaches Gimmick. Ab einem gewissen Punkt müsst ihr wie ein richtiger Waldläufer Spuren verfolgen, dies geht mit Celebrimbors Augen wesentlich einfacher.
Die Fähigkeit ist aber nicht nur passiv im Einsatz auch im Kampf wird sie euch nützlich sein. Weit entfernte Gegner können dank Elbenbogen aufs Korn und leise ausgeschaltet werden und hohe Gebäude können mit einem simplen Sprung von oben schnell und unbeschadet verlassen werden.
Ebenfalls äußerst nützlich sind Celebrimbors Fähigkeiten Gedanken zu lesen. Greift ihr euch einen Gegner mit der R1 Taste könnt ihr von diesem wertvolle Informationen über den Verbleib der höherrangigen Orks und Uruks erhalten. Dies ist für die späteren Missionen von großem Vorteil.
Später erhaltet ihr auch die Fähigkeit feindliche Truppen unter eure Kontrolle zu bringen und diese für euch kämpfen zu lassen. Das gilt auch für die Monster.
Die Entwickler bieten euch zwei Arten das Spiel anzugehen. Entweder rennt ihr wie ein Berserker in Horden von Orks und Uruks oder ihr schleicht euch an und tötet einen Gegner nach dem anderen still und heimlich. Egal welchen Weg ihr wählen solltet, beide haben ihre Vorteile und für jeden Kill gibt es Erfahrungspunkte. Das Spiel bestraft euch nicht dafür, wenn ihr entdeckt werden solltet und elemeniert damit Frustpotential.
Beim Kampfsystem hat sich Monolith viel von Ubisofts „Assassin’s Creed“ und von der hauseigenen „Batman – Arkham“-Reihe abgekupfert. Ein rhythmisches Kampfsystem das schnell zu erlernen und zu meistern ist. Bei Kämpfen mit mehreren Gegnern könnt ihr durch schnelles reagieren Angriffe kontern und Gegner sogar mit einem Streich ausschalten. Stealthkills sorgen natürlich für einen sofortigen Tod des Gegners (es sei denn es ist ein Boss). Zieht ihr euren Bogen, verlangsamt sich das Geschehen für wenige Sekunden und gibt euch die Gelegenheit, einen gezielten Kopfschuss zu platzieren. Doch achtet auf eure Pfeile, die sind nämlich begrenzt und müssen später neu eingesammelt werden. Ansonsten erinnert das Kampfsystem wie schon erwähnt etwas an Batman. Wenn ihr inmitten von zahlreichen Gegner steht und über diese herüberspringt und einem nach dem anderen ausschaltet, kommt dem Kenner DC’s Fledermaus in den Sinn.
Interessant ist auch die Tatsache, dass ihr euch stellenweise die Umgebung zunutze machen könnt. Wachsame Waldläufer werden feststellen, dass sich in einigen Festungen Wände mit Pfeil und Bogen zerstören lassen, von dort aus hat man dann zum Beispiel eine bessere Position, um Feinde unschädlich zu machen.
An anderen Stellen lassen sich Biester aus ihren Käfigen befreien, die dann umgehend auf ihre Halter losgehen. Frei herumlaufende Monster könnt ihr ebenfalls zu eurem Vorteil nutzen, vorausgesetzt ihr stellt euch nicht ungeschickt an, denn diese können auch euch angreifen.
Weite Welt dieses Mittelerde
„Mittelerde: Mordors Schatten“ bietet ähnlich wie „Red Dead Redemption“ eine freibegehbare Welt, in der man an bestimmten Orten unterschiedliche Missionen annehmen kann. Um das ganze übersichtlicher zu gestalten, hat Monolith eine gelungende Karte eingebaut, in der alle bisher entdeckten und verfügbaren Aufgaben und Orte eingezeichnet sind. Um mehr davon aufzudecken, reicht es jedoch nicht nur in das Gebiet zu wandern, sondern man muss wie in Ubisofts Assassin’s Creed-Reihe einen hohen Turm (Forgetower) erklimmen und sich auf der Spitze umsehen. Generell ist unser Waldläufer äußerst flink und kletter-affin und kann an fast jeder Oberfläche hinaufklettern.
Gelbe Icons geben dabei Missionen vor. die die Geschichte weiter voran bringen. Weiße Missionen gibt es unzählige verschiedene, die euch nur eins bringen, nämlich Erfahrungspunkte. Blaue Symbole sind eure bereits entdeckten Forgetower, diese dienen euch nach dem ersten Erklimmen als Fast Travel-Punkte (Schnellreise). Die roten Icons lassen euch gegen Anführer von Saurons Armeen antreten. Besiegt ihr diese, vergrößert ihr euren Einfluss und die Furcht unter den Soldaten wächst. Diese Missionen sind besonders wichtig, um weitere Fähigkeiten freizuschalten, doch dazu später mehr.
Neben den eigentlichen Missionen und Aufgaben gibt es allerlei Kleinigkeiten zu erledigen. Findige Sammler können sich auf die Suche nach Artefakten machen, die noch mehr über die Hintergrundgeschichte des Spiels verraten. Über das gesamte Land sind auch unzählige Menschen versklavt worden, die man durch töten der Wachmänner befreien kann. Bis auf Erfahrungspunkte für das töten der Gegner, gibt es allerdings nichts dafür.
Damit ihr nicht nur zufuß unterwegs seid, könnt ihr mit Celebrimbors Fähigkeiten Caragors oder Graugs zähmen und anschließend reiten. Diese Biester sind nicht nur schneller, sondern lassen sich auch wunderbar dafür einsetzen Gegner zu töten.
Punkte sammeln und aufsteigen
Jede erfolgreich abgeschlossene Mission und jeder Kill belohnen euch mit Erfahrungs- oder Powerpunkten. Diese lassen sich im Skillsystem gegen neue Fähigkeiten eintauschen. Insgesamt gibt es drei verschiedene Skillbereiche. Diese lassen euch Gesundheit, Fokus, Pfeilanzahl, Runenplätze für jede Waffe und besondere Spezialangriffe verbessern. Besiegt ihr die beförderten Kommandanten und Hauptmänner, hinterlassen diese Fähigkeiten, die ihr mit R1 aufsaugen könnt.
Anschließend könnt ihr diese an einen freien Runenplatz eurer Waffen zuordnen. Der Bogen, das Schwert und der Dolch verfügen zu Beginn nur über einen Runenplatz. Diese lassen sich aber durch Erfahrungspunkte erweitern. Je nach getötetem Häuptling verbessern die Runen eure Fähigkeiten im Kampf, den Schaden den ihr verursacht oder zum Beispiel eure Regenerationsfähigkeit. Ein interessanter Gameplaykniff, der dem Spiel etwas mehr Tiefe verleiht und etwas von Ausrüstungsgegenständen in einem Rollenspiel hat.
Das Nemesis-System
Eines der großen Features des Spiels ist das sogenannte Nemesis-System. Wir haben nun bereits einige Male die verschiedenen Anführer von Saurons Armee erwähnt. Diese kommen aber nicht von ungefähr, sondern werden durch ihre Taten belohnt und steigen innerhalb der Armee auf.
An der Spitze des Heeres stehen fünf Häuptlinge, die 20 Hauptmänner haben, die gleichzeitig ihre Leibwächter sind. Sollten einige der Hauptmänner durch eure Hand das Zeitliche segnen, rücken im Verlauf des Spiels neue Uruks nach, um die Lücke zu schließen. Besonders schnell geht dies, wenn einem der miesen Kerle es gelingt, euch zu töten. Dadurch werden sie unverzüglich befördert.
Das Interessante an diesem System sind die verschiedenen Charakterzüge der Uruks und Orks. Keiner sieht aus wie der andere und keiner hat die selben Ängste oder Vorlieben. Der eine steht auf Hobbits und ist gegen Pfeile immun, während der andere panische Angst vor Monstern hat oder sich erst blicken lässt, sobald sein Bodyguard getötet wurde. Alle Charaktere werden durch ein Zufallssystem generiert, sodass es kaum vorkommen kann, das eure Freunde dem selben Gegner begegnen werden.
Um letzten Endes an die großen Obermotze zu kommen, müsst ihr euch in der „Nahrungskette“ langsam nach oben arbeiten. Doch das ist auch oft leichter gesagt als getan. Als guter „Detektiv“ muss man sich zu aller erst einmal Informationen beschaffen. Dies gelingt am leichtesten natürlich durch ein Verhör. Wie gut das Celebrimbor auch hierfür eine Fähigkeit in der Tasche hat. Wenn man einen Gegner zu fassen bekommt, kann man diesen mit der X-Taste verhören und dessen Gedanken lesen. Dadurch kann man entweder einen noch unbekannten Leibwächter aufdecken oder mehr Informationen über einen bereits bekannten erfahren. Dies hilft euch, die Uruks und Orks auf der Karte ausfindig zu machen. um ihnen letztendlich den Gar auszumachen.
Lustigerweise seid ihr aber nicht die einzigen, die mordend durch Mordor ziehen. Aufgrund ihrer hitzköpfigen Natur schlagen sich die Kreaturen stellenweise selbst die Köpfe ein und versuchen heimtückisch ihre Artgenossen zu ermorden, um selbst im Rang aufzusteigen. Dies löst eine unvorhersehbare Komponente im Spiel aus, die absolut zufällig und gleichzeitig erfrischend sein kann.
Grafik & Sound
Monolith hat es geschafft eine weitläufige Welt zu designen, die viel zu entdecken bietet. Grafisch bietet Mordor sowohl Licht als auch Schatten. Der Detailgrad und die Animationen der Charaktere sind hervorragend und gerade das Feature, dass keiner der Orks und Uruks wie der andere aussieht, ist wirklich beeindruckend. Weniger schön sind dabei die kargen Landschaften.
Es fallen zwar keine matschigen Texturen oder Kantenflimmern auf, allerdings sind die dunklen Gegenden von Mordor nicht oft von Einfallsreichtum gesegnet. Ruinen und Festungen lassen zwar etwas Kreativität aufblitzen sind jedoch aufgrund ihrer zerstörten Natur keine wirkliche Augenweide. In Sachen Synchronisation und Musik enttäuscht das Spiel kein Stück. Die Synchronsprecher leisten gute Arbeit und verleihen den Figuren die notwendige Glaubwürdigkeit. Die Musik des Spiels unterstreicht das Spielgeschehen ebenfalls und hat den etablierten Herr der Ringe – Sound.
- Plattform: Playstation 3 & 4, Xbox 360 & One, PC
- Publisher: Warner Bros.
- Entwickler: Monolith
- Genre: Action-Adventure
- Release: 02. Oktober 2014 ( 20. November 2014 Xbox 360 & Playstation 3 Fassung)
- USK-Freigabe: 16
Passionierter Videospieler seit dem dritten Lebensjahr. Angefangen mit dem Nintendo Entertainment System zog sich die Leidenschaft bis ins Erwachsenenalter. Heute als PR-Manager, freier Redner und Texter unterwegs. Zu den Lieblingsreihen gehören Metroid, Smash Bros, Super Mario und Halo 1-3.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.