Menu

Enemy Front

Von Ende der 90er bis in die 2000er Jahre hinein hatten Ego-Shooter auf Konsole und dem PC, die sich thematisch mit dem 2. Weltkrieg beschäftigen, Hochkonjunktur. Die bekanntesten Vertreter sind sicherlich die Medal of Honor-Serie und die Call of Duty-Reihe. Nachdem letztere durch den immensen Erfolg von Modern Wardare und Black Ops erzähltechnisch andere Wege einschlugen, wurden auch immer weniger Spiele zum 2. Weltkrieg veröffentlicht. Trotzdem existieren sie dennoch bis heute. Eine dieser neuen Vertreter ist Enemy Front, das wir für die Xbox 360 unter die Lupe genommen haben.

Ein Journalist und Superman

Richard Hawkings ist ein amerikanischer Journalist, den es in das besetzte Warschau im Jahre 1944 verschlagen hat. Dort kämpft er zusammen mit den polnischen Widerstandskämpfer gegen die deutsche Besatzungsmacht. Bereits zuvor erlebte der Schreiberling in Frankreich einige Abenteuer, die in Rückblenden ebenfalls spielbar sind. Unser Journalist ist also ganz schön rumgekommen und beweist sich als ein mehr als fähiger Soldat, was nicht wirklich glaubwürdig erscheint.

Ohne groß das Gameplay zu beschreiben, gehen wir gleich in die Analyse, denn in Enemy Front gibt es nahezu gar nichts, was positiv heraussticht. Das bedenkliche an diesem Spiel ist, dass es so wirkt wie schon X-Mal dagewesen und vollkommen altbacken. Vor allem wenn man sich die markanten Werbesprüche auf der Verpackung durchliest und das dann mit dem eigentlichen Spiel vergleicht, kann man nur die Hände über den Kopf zusammenschlagen.

Ein großer Haufen Mist

Aber stellen wir die Punkte doch einmal gegenüber.

„Ein zerstörbares Umfeld und eine hochentwickelte, taktisch kluge KI sorgen für eine dynamische und actiongeladene Spielerfahrung“.

Da wären wir gleich bei der Technik angelangt. Enemy Front verwendet die CryEngine 3, aber für mehr als nur das Grundgerüst hat es anscheinend nicht gereicht. Wenn man das Spiel über dem Bildschirm laufen sieht, könnte man meinen, es handelt sich um einen Titel, der in den Anfangstagen der Xbox 360 erschienen ist, wenn überhaupt. Überall, wohin der Blick hinfällt, gibt es etwas zu entdecken, was das Auge ganz und gar nicht erfreut. Das fängt bei den Matschtexturen an, bei denen man die ganze Zeit erwartet, dass sie an Ort und Stelle nachladen, damit sie mehr Konturen erhalten mögen. Schatten dagegen laden selbst auf kurzer Distanz nach und flackern zum Teil wild vor sich hin. Ohnehin wirkt die Grafik sehr grell und bunt, ach ja und Bitmap Bäume bekommt man auch zu Gesicht.

Apropos Gesichter. Selten, oder schon lange nicht mehr, gab es solch schlechte Visagen samt Mimik zu sehen. Einzig in den Zwischensequenzen und im Schneelevel sieht die Grafik noch akzeptabel aus. Im letzteren Fall ist die Grafik wenigstens ansatzweise stimmig und die Fehler in der Präsentation fallen weniger auf. Ach, ja. Die Lokalisation erlaubt sich gleich zu Beginn auch einen herben Schnitzer: „Gamma so einstellen, dass DER LOGOS sichtbar ist“.

Vom zerstörbaren Umfeld gibt es weit und breit nichts zu sehen. Nur weil hier dort die obligatprischen Fässer explodieren, zählt das noch lange nicht zur einer zerstörbaren Umgebung. Interaktivität sieht nun wirklich anders aus. Auch Gegenstände wie Flaschen, Bücher und anderer Kleinkram, den man sieht, lässt sich oftmals gar nicht erst mit der Waffe bearbeiten. Das ist je nach Mission abhängig, was überaus merkwürdig ist.

Und nun ein paar Worte zur „hochentwickelten“ künstlichen Intelligenz. Was soll ich sagen? Jene ist komplett für die Tonne.

Eure Gegner sind teilweise so strunzdumm, dass ihr 1 Meter in deren Rücken an ihnen vorbeigehen könnt. Das zählt dann wohl zum Schleichen-Aspekt dazu, auf den das Spiel ebenfalls stolz ist, aber im Grunde komplett nebensächlich und unbrauchbar ist. Nicht einmal eine typische Anlehn-Funktion gibt es, mit der es möglich ist, aus einer Deckung hervor zu lugen. In eurem Repertoir befinden sich Steine, die geworfen werfen können, um Feinde abzulenken. Kurioserweise hat Hawkings davon einen unendlichen Vorrat in der Tasche. Vielleicht war es den Entwicklern bewusst, dass der von Nöten sein wird, denn manchmal reagieren die Pappkameraden überhaupt nicht darauf, wenn neben ihnen ein Stein nieder geht.

Das sonstige Verhalten der Soldaten ist den WW2-Shootern um die Jahrtausendwende mindestens ebenbürtig. Entweder verharren sie wie ein Fels in der Brandung an ihrem Platz, damit ihr sie nach und nach aufs Korn nehmt, oder sie stürmen hirnlos auf euch zu. Trotzdem sind sie eine Gefahr für euch. Das hängt damit zusammen, dass teilweise wahre Meisterschütze am Werk sind und selbst aus größten Entfernungen ihr Ziel treffen, was ebenfalls mal wieder total „realistisch“ ist.

Ebenso die null vorhandende Authentizität, dass ihr selbst Verbündeten eine Ladung Blei mach der anderen reinjagen könnt, ohne dass sie reagieren und ohne Konsequenzen für die Mission. Manchmal spritzt dann noch munter das Blut aus ihnen heraus, als befände man sich in einem Splatter-Film. Letzterer macht zumindest noch Spaß, der Enemy Front komplett abhanden gekommen ist. Das liegt an auch an dem X-Mal wiedergekauten Missionsdesign. Abgesehen davon, dass das Spiel hier im Vergleich zu anderen Vertretern, die bereits vor Jahren erschienen sind, nichts neues bietet, wiederholen sich die Aufgaben im Spiel sogar noch mehrmals.

Was da nicht fehlen darf, ist die beliebte „Ich stelle mich ans Geschütz und ballere eine Horde von Feinden ab“-Situation samt Explosionsfässer, die herumstehen. Oder wie wäre es mit einer Sniper-Situation, in der eine bestimmte Anzahl an Gegnern abgeknallt werden muss und dann schließlich per Panzerfaust noch ein paar Panzer aufgehalten werden müssen? Grade diese eine Szene, in der man aus einem der beiden Glockentürme der Kirche in Warschau agiert, ist zudem ziemlich unfair.

Durch die Matschtgrafik ist es schwer aus der Entfernung den Feind zu erkennen. Damit haben eure Widersacher natürlich kein Problem und treffen wie es ihnen lieb ist. 2-3 Treffer oder ein Schuss mit dem Raketenwerfer auf euch und schon segnet Hawkings das Zeitliche. Dann kommt der nächste negative Aspekt zum Vorschein, nämlich absolut miese Rücksetzpunkte, die einem dem Spielfluss komplett vermasseln.

  • Plattformen
PC, PlayStation 3, Xbox 360,
  • Publisher
Koch Media
  • Entwickler
CI Games
  • Genre
Ego-Shooter
  • Release
13. Juni 2014
  • USK-Freigabe
freigegeben ab 18 Jahren

No comments

Schreibe einen Kommentar

Unsere Partner

Anmeldestatus