Rennspiele haben besonders in Europa Hochkonjunktur. Sonys Flaggschiff Gran Turismo genießt in diesen Breitengraden besonders großen Erfolg und auch Microsofts Forza Motorsport begeistert Autonarren weltweit. MXGP bedient nun eine andere Zielgruppe, die allerdings weitaus kleiner sein dürfte, fristet doch Motocross als Sportart eher ein Schattendasein. Doch wollen wir hier selbtsverständlich nicht auf den kommerziellen Erfolg achten, sondern die Qualitäten des Motocross-Spiels begutachten. Ist es dem Hersteller gelungen, Rennspielfans zu mobilisieren? Erfahrt es im Test.
Mittlerweile ist es in so ziemlich allen Genres möglich, euren eigenen „Helden“ zu kreieren. So könnt ihr auch in MXGP euer Alter Ego bestimmen und damit die Pisten unsicher machen. Alternativ kann man auch jeden Modus mit einem offiziellen Fahrer spielen. Das ist definitiv ein erster positiver Aspekt. Um dem Anspruch einer Simulation gerecht zu werden, ist es einfach unabdingbar, auf richtigen, lizenzierten Strecken mit den originalen Fahrern zu fahren. Das wirkt einfach realistischer und erhöht den Fahrspaß. Nun kenn ich mich im Motocross nicht überragend gut aus, doch wirkt die Auswahl an Strecken und Fahrern ausreichend. Selbst habe ich es jedoch bevorzugt, mit meinem eigenen Fahrer zu fahren. Also habe ich schnell „Simon Belmont“ zum Motocrossfahrer umfunktioniert und bin durch die Modi gerast.
Im Menu kann der Spieler zwischen mehreren Modi wählen, die alle im Grunde selbsterklärend sind. Ein Sofortrennen bietet die Möglichkeit, schnell ein Rennen gegen andere Wettstreiter zu fahren, im Zeitrennen fahrt ihr allein auf der Piste gegen die Uhr, der Karrieremodus lässt euch hingegen eine richige Meisterschaft ausfahren. Es geht also um Punkte, mit allem, was dazugehört. Ihr fahrt Trainingssessions, Qualifikationen, und letztlich das eigentliche Rennen, das immer auch in zwei Rennen unterteilt ist. Abgesehen davon unterscheiden sich die Modi nicht großartig voneinander, worin meiner Meinung nach Potential abhanden gekommen ist. Es geht einfach immer darum, Rennen zu fahren und als Erster ins Ziel zu kommen. Nun ist das natürlich bei einem Rennspiel die Hauptsache und sollte auch immer so bleiben, aber alternative Modi wie etwa ein Stuntmodus o.ä. hätten sich hier angeboten und würden Abwechslung in den Alltag bringen. Die Meisterschaft selbst ist in zwei Klassen unterteilt, die sogenannte MX1 und MX2-Klasse. Die MX1-Klasse ist die schnellere von beiden und bietet insgesamt betrachtet die größere Herausforderung. Ein paar kaum nennenswerte Spielereien sind in den Meisterschaften ebenfalls noch möglich. Der Hersteller versuchte, den Trend der Social Media zu integrieren. So habt ihr die Möglichkeit, in eurem Computer „Social Feeds“ von anderen Fahrern zu lesen, die allerdings recht inhaltsleer und somit auch belanglos wirken. Weiterhin lest ihr dort eure EMails, in denen Ziele definiert werden – etwa eine bestimmte Punktzahl in beiden Rennen zu erreichen – bzw. Angebote von anderen Teams auf euch warten. Im Spind könnt ihr euren Helm wechseln und euch umziehen. Wahrlich kein Feuerwerk an Möglichkeiten, so dass ihr euch lieber schnell durch die Rennen kämpft.
In den Rennen selbst startet ihr zunächst in eurer Boxengasse und habt dort drei Möglichkeiten. Euch am Bildschirm über den gegenwärtigen Stand des Qualifyings oder des Trainings zu informieren, direkt ins Rennen zu gehen oder euer mobiles Gefährt anpassen könnt. Auch dies wird dem Anspruch einer Simulation gerecht, und Profis finden hier sicherlich eine schöne Möglichkeit, das Motorrad ideal an die Strecke anzupassen, um so das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Ich persönlich habe immer die Einstellungen übernommen und bin damit auch ganz gut gefahren. Habt ihr euch also im Qualifying – welches alternativ übrigens auch übersprungen werden kann, wobei euch dann Erfahrungspunkte und eine gute Startposition im Rennen durch die Lappen gehen – eine gute Startposition gesichert, geht es auf die Strecke. Beim Gameplay fällt zuerst die Steuerung auf. In den ersten Runden wird man vermutlich oft vom Motorrad fallen. Das Motorrad steuert sich enorm ungewohnt, was angesichts der Tatsache, dass man auf Sand bzw. Schotter unterwegs ist und eben nicht auf einem glatten Asphalt, nicht verwundert. Hügel, Schanzen, enge Kurven, viele Fahrer tun ihr Übriges. Nicht zu vergleichen also mit einem „herkömmlichen“ Rennspiel. Die Lernkurve ist also durchaus steil, aber überwindet man die ersten Rennen, stellt man fest, dass man immer besser wird und das Motorrad beherrscht und nicht von ihm beherrscht wird.
Anfängern ist trotzdem empfohlen, das Spiel zunächst auf „leicht“ zu stellen und auch die Fahrhilfen einzustellen. So hält sich der Frust doch in Grenzen und man erzielt auch positive Resultate, was die Motivation wiederum aufrechterhält.
Der Rennkalender führt euch weltweit auf verschiedene Pisten. Deutschland, Belgien, Finnland, Schweden, Brasilien, Portugal u.a. stehen auf dem Programm. Ich hätte mir noch eine dynamische Wetterfunktion gewünscht, was einerseits realistischer gewesen wäre und sich auch auf das Gameplay ausgewirkt hätte. So wird immer das gleiche Wetter geboten, es gibt keinen Regen, keinen Schnee oder sonst was. Schade, denn hier wurde ebenfalls Potential verschenkt.
Technisch bleibt der Titel auf durchschnittlichem Niveau hängen. Wichtig für ein Rennspiel ist natürlich eine flüssige Performance, was hier durchaus gegeben ist. Es ist viel los auf dem Bildschirm, aber mir sind keine Einbrüche der Framerate nicht aufgefallen. Die Animationen und die Physik sind allerdings nicht wirklich gelungen. Insbesondere bei Unfällen fällt das auf und es wirkt unfreiwillig komisch, wenn der Fahrer sich beim Sturz verbiegt wie eine Plastikpuppe und der halbe Körper durch Sandsäcke und Abgrenzungen hindurchfällt. Die bereits angesprochenen Animationen wirken ebenfalls steif und enorm gekünstelt. Auch hier wäre definitiv Luft nach oben. Beim Sound ist es bei Rennspielen auch diffizil. Persönlich bin ich ein Fan davon, wenn auch das Rennen von rockiger Musik begleitet wird, allerdings ist mir auch klar, dass dies bei einer Sim eher befremdlich wäre. Hier haben realitätsgetreue Motorengeräusche und Atmosphäre Vorrang, was völlig in Ordnung ist. MXGP ist hier ambivalent. Die Motorengeräusche nerven auf Dauer, weil sie meiner Meinung nach zu dominant sind, das Publikum mit seinem monotonen Raunen hält sich zwar im Hintergrund, nervt aber trotzdem. Auch hier sehe ich Verbesserungspotential.
Auch die Hintergrundmusik in den Hauptmenüs ist ziemlich belanglos, was bei einer guten Soundperformance auf der Piste selbst allerdings leicht zu verschmerzen wäre. Technisch muss für einen etwaigen Nachfolger also definitiv mehr rausgeholt werden. Dass die 360 zu mehr in der Lage ist, beweisen nicht nur die Genrekonkurrenten. So bleibt ein insgesamt eher ernüchterndes Bild im Kopf.
- Plattformen: Xbox 360, PS3, PC
- Publisher: Big Ben
- Entwickler: Milestone
- Genre: Rennspiel
- Release: 28. März 2014
- USK-Freigabe: 0
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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