„James Bond will return“, so hieß es im Abspann von Goldeneye (indizierter Bond Shooter) auf dem Nintendo 64. Obwohl viele Leute da draußen sicherlich darüber sehr glücklich gewesen wären, erneut mit James Bond die Welt zu retten, entschied man sich beim englischen Entwickler Rareware schon recht früh dazu, während der Entwicklungsphase des Nachfolgers, eine komplett neue Geschichte rund um eine Geheimagentin zu erzählen. Und so wurde Joanna Dark kreiert, die im Dienste des Carrington Instituts ihre Aufträge erledigt. Getauft wurde das Spiel auf den Namen Perfect Dark.
Die Geschichte um die Entwicklung des Titels lässt sich gut mit einem Wort beschreiben. „Wartezeit“. Wie man es von der britischen Firma gewohnt ist, wurde das Spiel abermals verschoben, sodass die Fans auf eine harte Probe gestellt wurden. Erstmalig wurde PD auf der E3 98 gezeigt, eine spielbare Version gab es auf der E3 99 und erschienen ist es schließlich im Mai 2000 in den USA. Europa folgte im Juni. Ein einzigartiges Feature, nämlich der „Perfect Head“ Modus wurde sogar aus dem Spiel gestrichen. Mit diesem war es möglich (es wurde bereits Live demonstriert), dass mit Hilfe der GameBoy Camera sein eigenes abfotografiertes Gesicht auf eine Spielfigur im Multiplayer von PD übertragen werden konnte, sodass man sich waschecht virtuell in die Birne schießen konnte. Dass so eine Sache gleich die Moralapostel auf den Plan rief, war abzusehen und so wurde dieses Feature aus dem fertigen Spiel gestrichen. Aber dieses Feature beweist wiederum, wie Visionär Rareware bei der Entwicklung vorgegangen ist.
Mein Name ist Dark, Joanna Dark
Joanna ist das beste Pferd im Hause Carrington und wird deswegen mit den schwierigsten Aufträgen versehen. Ihr Auftrag lautet die Machenschaften der dubiosen dataDyne Corporation aufzuklären.
Das Spiel ist im Jahre 2023 angesiedelt und dementsprechend futuristisch angehaucht ist das gesamte Geschehen auf dem Bildschirm. Schon recht früh erfährt Joanna, dass sie einer waschechten Verschwörung auf der Spur ist, denn sogar der US-Präsident schwebt im Lebensgefahr. Dazu befindet sich in den tiefen des Ozeans eine geheimnisvolle und mächtige Waffe, die von außerirdischen Leben erschaffen wurde. Und diese Waffe versuchen nicht nur menschliche Wesen in die Fänge zu bekommen. So erhält man ab der Hälfte des Spieles sogar Unterstützung durch das Alien mit dem markanten Namen Elvis. Für einen Ego-Shooter bietet Perfect Dark also eine recht ansprechende Story.
PD ist neben dem Single und Multiplayer noch mit weiteren Modi ausgestattet. Im Koopmodus kann man das Spiel erwartungsgemäß zusammen mit einem Kumpel durchspielen. Der Counter Op-Modus bot eine völlig andere Herangehensweise . Ein Spieler übernimmt die Rolle von Joanna und der andere übernimmt das Geschick eines Soldaten und sein Ziel ist es, Joanna aufzuhalten. Wird man durch die Agentin erledigt wechselt man in den nächst verfügbaren Körper und beginnt von neuem solange, bis Joanna entweder das Level beendet hat oder bis sie eliminiert wurde.
Bevor man eine Mission startet, ist es sogar möglich am Arbeitsplatz des Carrington Institutes herum zu laufen. Am Schießstand macht ihr euch mit dem Waffen vertraut und könnt durch erfolgreiches Zielschießen, einige Schießeisen aus Goldeneye freischalten. Oder ihr haltet ein Schwätzchen mit eurem Chef Daniel Carrington. Wer das Institut wie seine Westentasche kennt, hat später im Spiel, wenn euer Arbeitsplatz selbst zur Zielscheibe wird, einen klaren Vorteil.
Ansonsten folgt Joanna auf den gleichen Gameplayfaden wie ihr 007 Pendant. Jeden Level kann man auf drei Schwierigkeitsstufen durchspielen und je nachdem welchen Härtegrad man gewählt hat, unterscheiden sich die Missionsziele. So lernt man selbst nach mehrmaligen Durchspielen immer noch was Neues kennen. Auch die Level selbst sind von ihren jeweiligen Setting her sehr abwechslungsreich gestaltet wurden, sodass sie ihren eignen Charme besitzen.
Die Grafikengine, die eine Weiterentwicklung der Goldeneye Engine ist, holt wirklich alles aus dem N64 heraus und überfordert die Konsole mitunter deutlich, sodass heftiges Ruckeln auftreten kann, vor allem im Multiplayermodus. Aber dazu später mehr.
Nach wie vor besitzen Joannas Feinde verschiedene Trefferzonen, sodass ein Kopfschuss jederzeit tödlich ist. Neu hinzugekommen ist, dass man seine Widersacher bewusstlos schlagen und entwaffnen kann. Aber auch die Gegner selbst haben eine bessere Künstliche Intelligenz spendiert bekommen. Auch wenn es mehr ein nettes Detail ist: Wenn ein Gegner am Bein oder am Arm angeschossen ist, halten sie sich an die entsprechende Stelle und man sieht sogar das Blut auf den Boden tropfen. Wer lauthals rumballert alarmiert die Wachen. Diese laufen sogar manchmal von euch davon, um nach Hilfe zu suchen. Wenn man ihnen zu Nahe kommt, setzen sie ihre Nahkampfattacken ein und sie ziehen sogar eine zweite Waffe nach, wenn die erste aus der Hand geschlagen oder geschossen wurde.
Um PD überhaupt vollständig spielen zu können, war die Speicherweiterung, das Expansion Pak von Nöten. Ohne die zusätzlichen 4MB Speicher war es nicht einmal möglich den Singleplayer zu spielen, sondern gerade einmal nur einen abgespeckten Multiplayermodus. Mit dem Zusatz war man in der Lage das Geschehen in einer hohen Auflösung von 640×480 darzustellen. Dazu wurde auch ein 16:9 Modus angeboten. Einer der größten Errungenschaften der Engine ist das Lightning-System. Viele Lichtquellen lassen sich ausschalten, sodass zuvor hell erleuchtete Räume nun fast völlig abgedunkelt sind. Nur sprühende Funken bringen wieder ein wenig Licht ins Spiel. Natürlich konnte man auch durch das Abfeuern einer Waffe ebenfalls den Raum erhellen. Übrigens besaß nahezu jede Waffe auch eine meist sehr nützliche Zweit-Funktion. Gerne erinnert man sich ja an die Laptop Gun, die sich in der zweiten Funktion in eine Selbstschussanlage verwandelte. Zudem sah man nun, im Gegensatz zum Vorgänger, wie eine Waffe nachgeladen wird. Und auch hier gibt es einige nette Animationen, Stichwort Cyclone. Ebenfalls neu war auch der Blutfaktor. Kleidung verfärbte sich der Einschusslöcher entsprechend rot und Blut spritze sogar auf die Umgebung. Dieser Effekt wurde aber keinesfalls übertrieben eingesetzt. Auch ein nettes Detail war das Benommen sein. Wenn man ein paar Schläge abbekommen hatte, wurde das Bild verschwommen, sodass man schlechter sehen konnte.
Soundtechnisch wurde für damalige Verhältnisse einiges geboten. Die Klangkulisse unterstützt Dolby Surround. Alle Dialoge im Spiel wurden vertont, selbst die Wachen haben untereinander kleinere Gespräche und werfen Joanna das eine oder andere an den Kopf wenn sie ihr begegnen. Die Musik selbst kann sich ebenfalls mehr als hören lassen und erinnert hier und da an die Stimmung der Lieder aus dem Vorreiter.
Das Meisterstück-Der Multiplayer
Selbst aus heutigen Gesichtspunkten hat Perfect Dark mit der schieren Anzahl an Einstellmöglichkeiten den meisten Ego-Shootern gegenüber immer noch was voraus.
Man kann nahezu alles einstellen. Sei es nun Spiellänge oder Abschuss Limit, das Waffenset, die Musik oder Teameinstellungen. Den Teams konnte man sogar eigene Namen verpassen. Herzstück des Multiplayer sind nicht die vielen Modi oder zum Beispiel der Challengemodus mit seinen 30 Aufgaben (zum Ende hin richtig schwer!), sondern eher, dass man ein eigenes Profil anlegen konnte, in dem jeder Spielerfortschritt penibel aufgelistet wird. Man beginnt als Azubi auf Rang 21 und kämpft sich bis nach Rang 1 vor. Innerhalb eines Spieles werden verschiedene Parameter berechnet, die von Nöten sind, um aufzusteigen. Zum Beispiel sind gelaufene Kilometer einer dieser Parameter. Aber gerade das in diesem Punkt erforderliche Maximum von 9.000 Kilometer zu erreichen,ist ohne die Verwendung eines bestimmtes Tricks, eine Aufgabe von Jahren und das ist kein Scherz. Man braucht sich nur einmal überlegen, wie lange man tatsächlich braucht um diese Strecke zu Fuß zurückzulegen.
Weitere Parameter sind die Medaillen, die man für Kopschüsse, Genauigkeit, Meisterschütze und Überlebender erhält. Dieses ausgeklügelte Rangsystem macht den großen Reiz des Multiplayer aus, da man selbst nach dem xten Spiel immer noch ein Ziel vor Augen hat.
Neben 4 menschlichen Spielern konnten auch bis zu acht Bots hinzu geschaltet werden. Diese Simulanten sind in ihrer Konfiguration auch konkurrenzlos. Neben dem üblichen Stärkegrad, der von Opfer bis Dark [DarkSims sind übermenschlich stark, können sich unnatürlich schnell bewegen , haben eine Reaktionszeit von 0 Sekunden und ihnen wurde sogar das ‚Campen‘ in die Waagschale gelegt. Das heißt, dass sie sich an günstigen Positionen der Arena hinstellen nur darauf warten bis der Spieler in die Falle läuft] wurden den computergesteuerten Mitspielern auch „menschliche Charakterzüge“ mit auf den Weg gegeben. Da wäre zum Beispiel der ‚RacheSim‘. Wenn man diesen auf dem Gewissen hat, wird er bevorzugt seinigen Peiniger aufsuchen, um ihn um die Ecke zu bringen. Der ‚JustizSim‘ macht Jagd auf den führenden Spieler, während der ‚FaustSim‘ nur mit seinen Fäusten arbeitet. Das hört sich zwar harmlos an, aber der Schläger hat es Faustdick hinter den Ohren. Wenn man im Team spielt, ist es sogar möglich, dass man den Simulanten ein paar Befehle gibt, wie zum Beispiel, dass die Basis verteidigt werden soll oder man stellt sich einen Bot als persönlichen Leibwächter an die Seite.
Durch die vielseitig einsetzbaren Waffen, von denen über 20 im Multi einsetzbar sind, bleiben die Matches immer abwechslungsreich. Vor allem deswegen, da man seine Mitspieler auf hinterlistige Art und Weise aufs Korn nehmen kann. Gerne legt man die eigene Waffen namens „Dragon“ aus. Ein Maschingewehr, welches zur Sprengfalle wird, wenn man es auf den Boden legt und sich diebisch darüber freut, wenn ein ahnungsloser Spieler darüber läuft. Mit der „Far Sight“ lässt sich sogar durch Wände schießen, sodass den Campern das Leben schwer gemacht werden kann. Saucool ist auch die Zweitfunktion des Raketenwerfers Slayers. Denn da konnte man die abgeschossene Rakete selbst frei durch den Level aus der Ego-Perspektive steuern. Es lassen sich noch unzählige weitere Beispiele aufzählen, aber am besten findet ihrdiese Finessen von alleine heraus.
Das einzige was am Multiplayer zu bemängeln ist, dass er absolut nicht ruckelfrei läuft. Besonders wenn ihr zu viert mit Simulanten spielt, geht die Framerate dermaßen in die Knie, als wenn man ein Daumenkino vor Augen hätte. Durch das Runterschrauben der Auflösung auf 320x 280 kann man die Bildwiederholungsrate etwas aufschrauben. Gegenüber Goldeneye läuft ein 4-Spieler Splitscreen im Vergleich aber flüssiger.
Zum Abschluss noch weitere wissenswerte Fakten:
-Als Inspiration für den Charakter Joanna Dark dienten unter anderem Skully von Akte X oder die weibliche femme fetale aus Nikita. Der Name ist abgeleitet von Jeanne d’Arc, der französischen Freiheitskämpferin.
-Der Anime Ghost in the Shell diente ebenfalls als Vorlage
-Perfect Dark sollte eigentlich in Japan Aka to Kuro heißen, was so viel wie Rot und Schwarz bedeutet (siehe Boxart)
-Der Name des Spieles rührt unter anderem daher, dass es geplant gewesen ist, dass der Wechsel zwischen Dunkelheit und Licht das Hauptfeature des Spieles sein sollte (deswegen kann man auch Lichtquellen ausschalten und es existiert der Cheat perfekte Dunkelheit). Eine Fackel war bereits eingebaut gewesen. Sie wurde aber wieder herausgenommen, da die Hardware die Lichtberechnung nicht zufriedenstellend darstellen konnte. Martin Hollis, Director und maßgeblicher Mastermind hinter PD sagt, dass Entwickler selbst heute noch Probleme damit hätten, wenn es um Echtzeitlichteffekte ginge. Einer Aussage, der man zustimmen kann. In wie vielen Spielen, die heute erscheinen ist es nicht möglich Lichtquellen per Waffe zu verdunkeln?
-In jedem Level des Spieles lässt sich ein verstecktes Käsestück finden. Ursprünglich sollte man beim Auffinden des Käses einen Cheat freischalten können. Dieses Feature wurde aber wieder entfernt, der Käse jedoch verblieb jedoch in den Missionen. Cheats werden wie bei Goldeneye durch Zeitangaben freigeschaltet, indem man einen Level auf einen bestimmten Schwierigkeitsgrad innerhalb des Zeitlimits löst
-Einige Leute aus dem Entwicklerteam haben sich im Multiplayer verewigt, indem sie ihr Gesicht als frei auswählbaren Charakter zur Verfügung gestellt haben. Übrigens kann man dort auch Shigeru Miyamoto, Schöpfer von Mario und Zelda auswählen!
-Martin Hollis arbeitete 14 Monate an PD, bevor er Rare verließ. David Doak und Steven Ellis verließen bereits in der frühen Entwicklungsphase 1998 die Firma. Sie gründeten darauf Free Radical Design, dessen Timesplitters-Serie viel von GE und PD übernommen hat.
-Wenn man den Rang 1 erreicht hat, erhält man einen Benutzernamen Entropic Decay mit dem Passwort Zero-Tau. Wozu dieser Login gedacht war ist ein Rätsel. Angeblich war es vorgesehen, dass man mit den Zugangsdaten sich auf der damals eingerichteten dataDyne Website einloggen konnte.
-Perfect Dark erschien nicht in Deutschland
-Mit dem Transferpak und der Gameboy Color Version, konnte man auf leichteren Wege beim N64-PD Cheats wie Alle Waffen freischalten
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Nintendo 64, Xbox Live Arcade |
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Nintendo, Microsoft |
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Rareware |
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Juni 2000 |
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freigegeben ab 18 Jahren |
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
[…] eines der Spiele, die mich im Multiplayer unzählige Stunden gekostet haben und neben Perfect Dark wohl in meiner Rangliste als meistgezockte N64 Spiele, in den Top 5 […]