Im Genre der Metroidvania-Spiele ist es schwer, sich von der Masse abzuheben. Morkull Ragast’s Rage von Selecta Play, Astrolabe Games und Disaster Games versucht genau das, indem es eine klassische Erzählung auf den Kopf stellt: Statt eines strahlenden Helden spielt ihr den Bösewicht. Morkull, selbsternannter Gott des Todes und der Dunkelheit, will aus dem höllischen Gefängnis Ragast entkommen, um die Welt zu unterwerfen. Dabei ist er sich seiner Existenz als Videospielcharakter vollkommen bewusst. Er spricht den Spieler direkt an, meckert über die Entwickler und kommentiert sein eigenes Abenteuer mit sarkastischem Humor.

Die Idee klingt nach einer unterhaltsamen Abwechslung für das Metroidvania-Genre, das oft in epischen Heldenreisen verhaftet bleibt. Doch leider bleibt die Prämisse das Interessanteste am Spiel. Zwar sorgt der Meta-Humor anfangs für einige unterhaltsame Momente, doch schon nach kurzer Zeit wiederholen sich Morkulls Sprüche. Die eigentliche Handlung ist eine bloße Aneinanderreihung von Fluchtversuchen, Kämpfen und humoristischen Einlagen ohne echten erzählerischen Tiefgang. Es fehlt an emotionalen Momenten oder einer packenden Geschichte, die über den reinen Gag hinausgeht.
Schwere Steuerung und zähe Kämpfe – das eigentliche Böse in Morkull Ragast’s Rage
Das Gameplay folgt den klassischen Regeln eines Metroidvania-Spiels. Spieler navigieren Morkull durch eine labyrinthartige Welt, schalten neue Fähigkeiten frei und kämpfen gegen zahlreiche Gegner. Dabei kommt ein Moveset zum Einsatz, das auf Schlägen, einem Schild und einem Dash basiert. Theoretisch klingt das nach bewährtem Spielspaß, aber in der Praxis kämpft man nicht nur gegen Gegner, sondern auch gegen die eigene Steuerung.

Morkull bewegt sich träge, als würde er durch zähen Schlamm laufen. Angriffe haben eine spürbare Verzögerung, sodass schnelle Reaktionen oft unmöglich sind. Besonders in hektischen Kämpfen fühlt sich das unpräzise Kampfsystem frustrierend an. Hinzu kommt, dass die Gegner wenig Abwechslung bieten. Die meisten sind reine Kanonenfutter und fordern kaum taktisches Denken. Selbst neue Attacken, die mit gesammeltem Anima an Speicherpunkten freigeschaltet werden, ändern wenig an der repetitiven Natur der Kämpfe.
Die Levelstruktur ist ebenfalls nicht sonderlich inspiriert. Statt cleverem Design setzt das Spiel auf eine übermäßige Nutzung von Schaltern und Schlüsseln, die Türen öffnen. Immer wieder stößt man auf Barrieren, für die erst ein bestimmter Gegenstand gefunden werden muss, was unnötiges Backtracking erzwingt. Eine durchdachte Balance zwischen Erkundung, Kampf und Progression fehlt völlig.
Hübsche Optik, aber technische Mängel
Optisch macht Morkull Ragast’s Rage zunächst einen positiven Eindruck. Der handgezeichnete 2D-Stil verleiht dem Spiel eine gewisse Eigenständigkeit. Besonders Morkull selbst ist mit seinen übertriebenen Gesten eine einprägsame Figur. Doch je länger man spielt, desto mehr fallen technische Unzulänglichkeiten ins Auge.

Immer wieder treten störende Grafikfehler auf. Der Boden flackert stellenweise, als wäre die Textur fehlerhaft geladen. Noch ärgerlicher sind unsichtbare Barrieren, die Morkull festhalten, bis man einen Dash einsetzt, um sich zu „befreien“. Besonders problematisch ist jedoch die Karte. In einem Metroidvania ist sie eines der wichtigsten Werkzeuge, um sich in der Spielwelt zurechtzufinden. Doch hier ist die Positionsanzeige oft fehlerhaft, und neue Wege werden nicht immer markiert. Dadurch entsteht unnötige Verwirrung, die das ohnehin schleppende Gameplay weiter ausbremst.
Ein Soundtrack, der genauso vergessenswert ist wie das Gameplay
Während die visuelle Präsentation zumindest ansatzweise überzeugen kann, bleibt die musikalische Untermalung völlig blass. Der düstere Soundtrack passt zwar zur bedrückenden Atmosphäre, doch keine der Melodien bleibt im Gedächtnis. Auch die wenigen Sprachsamples von Morkull verlieren schnell ihren Reiz, da sich viele Kommentare wiederholen und irgendwann mehr nerven als unterhalten.

Fazit: Großes Maul, aber wenig Biss
Morkull Ragast’s Rage hatte das Potenzial, ein spannendes Metroidvania mit einzigartigem Ansatz zu werden. Die Idee, einen Bösewicht als Hauptfigur zu spielen, gepaart mit selbstreferenziellem Humor, hätte das Spiel von anderen Genrevertretern abheben können. Doch die schwammige Steuerung, eintönigen Kämpfe und technischen Probleme machen es schwer, wirklich Spaß an dem Abenteuer zu haben.
Wer auf der Suche nach einem neuen Metroidvania ist, sollte lieber zu Titeln wie Hollow Knight, Axiom Verge oder Blasphemous greifen. Diese bieten nicht nur packendes Gameplay, sondern auch eine stimmige Welt und ein durchdachtes Leveldesign. Morkull Ragast’s Rage hingegen bleibt eine verpasste Chance – eine großspurige Idee, die an ihrer eigenen Umsetzung scheitert.
- Plattform: PlayStation 4 (getestet), Nintendo Switch, Xbox Series X, PC
- Publisher: Selecta Play
- Entwickler: Disaster Games
- Genre: Metroidvania
- Spieleranzahl: 1
- USK: 12
- Release: 06. März 2025

Passionierter Videospieler seit dem dritten Lebensjahr. Angefangen mit dem Nintendo Entertainment System zog sich die Leidenschaft bis ins Erwachsenenalter. Heute als PR-Manager, freier Redner und Texter unterwegs. Zu den Lieblingsreihen gehören Metroid, Smash Bros, Super Mario und Halo 1-3.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.