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CRYMACHINA

Rollenspiel trifft auf Matrix

Abwechslung schadet bekanntlich nie. Wer Rollenspiele mag und dem bunten Anime-/Mittelaltersetting ein wenig entkommen möchte, der könnte bei Crymachina fündig werden. Das Spiel entführt den Spieler in eine dystopische Zukunft, fesselt mit einer guten Geschichte um die Protagonistin „Leben“ (welch passender Name!) und punktet gleichsam mit einem schnellen, actionorientierten Kampfsystem. Was das Spiel auf der Nintendo Switch zu bieten hat und warum sich ein Kauf durchaus lohnt, lest ihr hier.

Paradiesische Zustände?

Der Rückzugsort für den Spieler befindet sich in biblischen Gefilden, wenigstens dem Namen nach. Der Spieler übernimmt die Rolle eines jungen Mädchens namens „Leben“, die 2000 Jahre nach ihrem mysteriösen Tod zum Leben erwacht und sich in Eden befindet. Im Gegensatz zur biblischen Geschichte ist es kein Garten, als vielmehr der Rückzugsort des Spielers, in dem er die typischen Rollenspielelemente durchführen kann. Interaktionen mit anderen Charakteren, die eigene Charakterentwicklung vorantreiben usw. „Leben“ wurde von einer künstlichen Intelligenz namens Enoa zum Leben erweckt, die ihr erklärt, dass die ganze Menschheit ausgelöscht wurde und Eden zu dem Zweck entwickelt wurde, die Hoffnung auf Rettung der Menschheit zu bewahren. Andere künstliche Intelligenzen (die sogenannten Deus Ex Machina) spielen bei der Rettung der Menschheit ebenfalls eine große Rolle, sind allerdings abtrünnig geworden und stehen dem Spieler nun in der Quere. Das kann „Leben“ nicht auf sich sitzen lassen und so beginnt der Kampf gegen die künstlichen Intelligenzen, gegen Roboter und für das Leben. Dystopisch, aber doch irgendwie auch erschreckend aktuell. Im Laufe des Spiels verliert sich das Spiel aber ein wenig in der Story und driftet gelegentlich ins Lächerliche ab. Der düstere Ton wird beibehalten. Dieser hat auch enorm viel Potenzial, verschenkt es aber letztlich häufig durch schwache Dialoge und eine etwas altbackene Erzählweise.

Wie spielt es sich?

Das Gameplay bietet eine Mischung aus actionorientierten Kämpfen und der Interaktion in Eden zwischen den Protagonisten. Der Teil in Eden ist schnell besprochen. In sogenannten Teepartys interagiert der Spieler mit anderen Charakteren, treibt die Story ein wenig voran oder kann „Leben“ entsprechend durch Erfahrungspunkte aus den Kämpfen entsprechend aufleveln. Das geht intuitiv und schnell von der Hand, ist optisch schick in Szene gesetzt und macht auch Spaß. Die Auswirkungen auf das Spiel sind auch deutlich vernehmbar und angenehm ausbalanciert, so dass es auch sinnvoll ist, sich hier einzulesen und sich Zeit für die Entwicklung zu nehmen. Ob der Spieler hier eher in die Verteidigung oder in die Angriffsstärke investiert, bleibt ihm überlassen.

Alles im Blick was die Anzeigen betrifft

In den einzelnen Stages steht hingegen das Kämpfen im Vordergrund. Das Spiel führt den Spieler kurz in die wichtigsten Mechaniken ein. Diese sind schnell erlernt und sind auch auf technischer Seite wirklich gut umgesetzt. Ein Wermutstropfen: eine zusammenhängende Welt gibt es nicht. Die Stages sind äußerst kurz und bestehen aus ein paar (schlauchig aufgebauten) Gängen. Hier wird viel Potenzial liegen gelassen, zumal sich die Stages auch vom Design und der Farbgebung wenig voneinander unterscheiden. Abwechslung ist also nicht gegeben. Die Kämpfe sind spaßig, wenn auch vom Schwierigkeitsgrad etwas unausgewogen. Die normalen Gegner sind überwiegend Kanonenfutter und dienen dem Spieler vor allem zum Erlernen der Steuerung und dem Sammeln von Erfahrungspunkten. Es gibt pro Stage immer einen Alternativweg mit einem sehr kniffligen Gegner, bei dem ich grundsätzlich keine Chance hatte. Der normale Weg zum Boss ist allerdings eher simpel. Dem Spieler stehen natürlich unterschiedliche Attacken (Nah- und Fernattacken) sowie einige Spezialattacken zur Verfügung, die etwa mit einem perfekten Block getriggert werden können. Crymachina erfindet das Rad an keiner Stelle neu, macht aber hier auch keine Fehler und bringt solide und spaßige Kämpfe mit sich.

Etwas unausgewogener gestalten sich die Bosskämpfe, bei denen der Schwierigkeitsgrad enorm ansteigt. Hier ist Taktik und Übung gefragt. Insbesondere das perfekte Blocken ist hier von großer Wichtigkeit, da die Treffer der Bosse Schlagkraft haben. Heilungsmöglichkeiten bieten sich dem Spieler wenige, so dass man auf eine gute Verteidigung angewiesen ist.

Der Spielverlauf ändert sich im weiteren Verlauf nicht. Es wechseln sich die Passagen in Eden und die Kampflevels ab, wodurch sich nach ein paar Spielstunden Müdigkeit einschleichen kann. Hack n Slays haben es an sich, dass sie nicht vor Abwechslung strotzen. Das trifft auf Crymachina definitiv auch zu und muss als Schwäche benannt werden.

Größere Gegner dürfen in Crymachina ebenso nicht fehlen

Technisch auf der Höhe der Zeit?

Mit einem Wort: jein. Sehr positiv anzumerken ist, dass das Spiel absolut flüssig läuft. Das ist bei der schnellen Action und den riesigen Bossen nicht selbstverständlich. Das Alter der Switch und viele andere Negativbeispiele auf Nintendos Konsole, ließen mich hier auch schon Böses erahnen, aber Crymachina ist in der Hinsicht absolut sauber programmiert. Die Musik empfand ich eher durchschnittlich. Es ist schön, dass sie sich den verschiedenen Settings anzupassen weiß. Während man in Eden eher ruhigere und gemächlichere Töne hört, ist es in den Kämpfen schneller und rockiger. Insgesamt bleibt aber kaum ein Lied wirklich im Ohr, die Musik läuft nebenher mit. Während die Performance gut ist, hätte Crymachina auf der anderen Seite deutlich mehr Details und Abwechslung vertragen. Die Charaktermodelle sehen gut aus, die einzelnen Levels wirken aber sehr unausgegoren. Sie sind sehr kurz, sehr schlauchig und sehr detailarm, was insgesamt einen faden Beigeschmack zurücklässt. Die Präsentation in Eden wirkt mit Standbildern und den Dialogen auch antiquiert, auch hier wäre mehr möglich gewesen. Den insgesamt positiven Gesamteindruck hat es geschmälert.

Fazit:

Wer auf schnelle Action steht und dem Zukunftssetting nicht abgeneigt ist, findet in Crymachina ein schönes Spiel, das sich zwischendurch immer wieder gut spielen lässt. Die Story driftet zwar hin und wieder ins Banale ab, ist aber im Grundsatz sehr interessant und lädt zum Weiterspielen ein. Die Steuerung ist schnell erlernt und wirkt zu keinem Zeitpunkt überladen. Es macht also Spaß zu spiele und man legt gerne Hand an den Controller an. Es wirkt nie hakelig oder umständlich, sondern spielt sich zu jedem Zeitpunkt absolut sauber. Wer über die kleinen technischen Mängel hinwegsehen kann und sich am etwas monotonen Spielablauf nicht stört, der findet in diesem dystopischen Sci-Fi-Abtenteuer ein richtig gutes Spiel.

(Autor dieser Rezension: Stjepan Prtenjaca)

  • Plattform: Nintendo Switch (getestet), PS4/5, Steam
  • Publisher: Nis America
  • Entwickler: FuRyu, Aquria
  • Genre: Action-RPG
  • Spieleranzahl: 1 Spieler
  • Preis zum Start: 59,99
  • Release: 27. Oktober 2023
  • USK-Freigabe: 12

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