Publisher und Entwickler Atlus füttert den Nintendo 3DS weiter mit Rollenspielen aus Fernost. The Legend of Legacy vom Entwickler Furyu ist eines dieser Spiele. Furyu dürfte recht unbekannt sein. Als die Entwicklung bekannt wurde, machten die Mannen in diesem Team jedoch von sich reden. Schließlich arbeiten dort Leute, die zuvor an Spielen wie der Saga-Serie (Designer Kyoji Koizumi) oder Masato Kato (Writer von Chrono Trigger und Chrono Cross) gewerkelt haben. Besonders das Erwähnen von Masato Kato lässt sicherlich viele Gamer aufhorchen. Dennoch muss sich Legend of the Legacy zunächst einmal selbst seine Sporen verdienen und wir haben uns den Titel näher angesehen.
Aus den Tiefen auferstanden
In diesem Abenteuer dreht sich alles um die sagenumwobene Insel Avalon, die wie von Zauberhand oder wie nach einem Äonenlangen Schlaf aus den Tiefen des Meeres aufgetaucht ist. Das lockt vor allem aus allen Himmelsrichtungen Abenteurer an, die fette Beute auf dem fremden Eiland erwarten. So versammeln sie sich alle auf der einzigen Stadt auf der Insel namens Initium. Wie so oft in solchen Spielen dient diese kleine Stadt als Dreh- und Angelpunkt. Hier wird neue Ausrüstung eingekauft und beim Verwalter der Stadt wird die Geschichte ein wenig weiter gesponnen. Sonderlich spannend wird diese jedoch nicht erzählt. Zwar besitzt jeder der 7 auswälbaren Charaktere einen Hintergrund, warum sie auf der Insel ihr Glück versuchen, aber diese Motivation steht nicht wirklich im Vordergrund. Mit den oben erwähnten „solchen Spielen“ sind übrigens Dungeon-Crawler gemeint.
Prominentes Beispiel wäre hier die Etrian Odyssee-Serie zu nennen, dessen Teile mehrfach bei uns behandelt wurden. So werden neue Gebiete über die Weltkarte betreten. Einmal angekommen, baut sich die Landschaft vor euren Augen Bilderbuchartig aus. Dabei wird auf dem unteren Screen des 3DS angezeigt, wie viel Prozent des aktuellen Abschnitts aufgedeckt wurde. Das vollständige Erkunden lohnt sich, denn vollständige Karten bringen am meisten Geld, sobald sie verkauft wird. Damit verbunden sind jedoch einige Laufwege.
Auch das Entdecken neuer Gebiete fällt manchmal mühselig aus. So kann es vorkommen, dass ihr an einen bestimmten Punkt gelangen müsst und erst dann wird auf der Weltkarte ein neues Gebiet freigeschaltet. Items findet ihr entweder in Schatztruhen oder wenn ihr markante Punkte untersucht, die häufig aufblitzen. Aber nicht jedes glitzernde Teil ist auch mit einer Belohnung verbunden, sodass ihr auch angegriffen werden könnt. In der Spielwelt spielen die Elemente wie Feuer, Luft, Wasser eine wichtige Rolle. Je nachdem wie stark sie ausgeprägt sind, erhaltet ihr in den Kämpfen verschiedene Boni. Anhand eines Emblems wird die Verteilung der Elemente angezeigt.
Einfaches Beispiel: In einem Vulkangebiet ist natürlich Feuer sehr stark ausgeprägt. Mit der Zeit macht ihr euch nach und nach die Elemente zu Nutze, sodass sie an bestimmten Punkten in einem Gebiet, Dinge beeinflussen, um zum Beispiel neue Wege entstehen zu lassen. Auch in den Kämpfen spielen sie eine Rolle, womit wir beim Kampfsystem sind.
Klassisch rundenbasiert
Feinde sind im Gebiet sichtbar und machen sofort Jagd auf euch, sobald ihr sie euch entdecken. Dafür reicht es schon, wenn ihr in ihren Radius tretet, sodass sie euch für eine lange Zeit verfolgen. Auszuweichen wird mit der Zeit immer schwieriger, da die Landschaften verwinkelter werden. Aber warum sollte man überhaupt ausweichen? Dazu später mehr. Beginnt ein Kampf, gelangt ihr in The Legend of Legacy zu einem klassischen Kampfbildschirm.
Die Gegner auf der einen Seite und eure dreier Party auf der anderen. Vor jede Runde legt ihr eure Formation fest. Die lässt sich offensiv oder defensiv ausrichten, je nachdem welchen Kampfstil ihr bevorzugt. Auswählbare Attacken gibt es viele und je mehr ihr eine Waffe einsetzt, umso stärken werden sie bzw. es kommen dann neue Attacken dazu. Viele verbrauchen SP-Punkte und richten in der Regel mehr Schaden an, oder ziehen andere Effekte nach sich, wie alle Gegner auf einmal angreifen, oder den Feind zu verlangsamen.
Ähnliches gilt für die Elemente, auch sie verbrauchen SP-Punkte und müssen zunächst beschworen werden. Ist das der Fall, erhaltet ihr am Ende einer Runde jeweils einen Status Bonus wie ein paar Hitpoints oder SP-Punkte zurück. Wurde ein Element beschworen, können weitere der Klasse entsprechende – nennen wir es Zauber – eingesetzt werden. Die Elemente verleihen dem Kampfsystem etwas Tiefe, denn eure Gegner können auch auf sie zugreifen und wenn sie zum Beispiel den Wassergeist für sich beanspruchen, bleibt ihr auf der Strecke, sodass ihr diesen zunächst wieder auf eure Seite ziehen müsst. Auch hier gilt, je öfter die Elementattacken eingesetzt werden, umso stärker werden sie. Neue dagegen erhaltet ihr an bestimmten Steinen, die in den Gebieten verstreut sind.
Es kann sich also lohnen, neben dem Verkauf einer vollständigen Karte, ein Areal zu durchforsten. Sämtliche Kampfanimationen können per Knopfdruck beschleunigt werden. Eine Eigenschaft, die ihr wahrscheinlich dankbar annehmen werdet. Denn erstens laufen die Animationen immer nach dem gleichen Muster ab und zum anderen plagt euch das Spiel mit einem Kampf nach dem anderen. Und wenn hier schon von Plage die Rede ist, sind wir unweigerlicher bei der Kritik angelangt.
Maue Präsentation und fehlende Balance
Abgesehen von wenigen Kameraperspektiven, bei denen die Umgebungsgrafik gekonnt in Szene gesetzt wird, lässt sich die gesamte Grafik als gerade einmal zweckmäßig bezeichnen. Eure Spielfiguren bestehen aus Kopffüßler (Geschmackssache) und die Landschaften, die ihr durchstreift, strotzen trotz verschiedener Terrains nicht gerade vor Abwechslung. Eure Heimatstadt sieht auch leblos dahin geklatscht aus und lädt nicht wirklich zum Verweilen ein. Umso nerviger ist es, dass ihr per Fuß Orte wie die Bar oder die Burg des Verwalters aufsuchen müsst, anstatt diese Orte einfach auszuwählen. Zum Entdecken lädt die Spielwelt auch nicht wirklich ein, die einzelnen Gebiete wirken generisch zusammengestellt. Dazu reißt die Story auch niemanden mit und die Musik wartet ebenfalls mit keinen Melodien auf, die im Ohr hängen bleiben. Natürlich wird nicht erwartet, das ein Ohrwurm nach dem anderen abgepfeffert wird, aber selbst als begleitendes Element sticht sie nicht hervor.
Am schlimmsten jedoch die Balance des Schwierigkeitsgrades in The Legend of Legacy. Verläuft der Spielfortschritt anfangs in geregelten Bahnen, gerät der Schwierigkeitsgrad im Meerestempel außer Kontrolle. Da ihr es immer mit zufällig angeordneten Gegnern zu tun bekommt, kann es dort vorkommen, dass euch bereits der erste Kampf in die Knie zwingt. Was das bedeutet, wird nun erläutert. Wählt ihr die Option Flucht im Kampf, dann startet ihr wieder am Anfang des Gebietes! Da sich diese über mehrere Ebenen erstrecken können, sind sie dementsprechend mit vielen Laufwegen und ebenso vielen Kämpfen verbunden. Genau deswegen möchte man ihnen lieber aus dem Weg gehen, um nicht Gefahr zu gelaufen, wieder von vorne beginnen zu müssen! Natürlich gibt es Heilzauber oder eine Abwehrattacke, dass sämtlicher Schaden nur von einem Mitglied erduldet werden muss.
Aber diese Mechanismen bringen herzlich wenig, wenn ihr gegen 5 starke Gegner antretet und diese euch mit einen Flächenschaden begrüßen, sodass nur wenige Runden später eure Truppe in die Knie gezwungen wird. Mit der Zeit fühlt sich diese Situation wie das Anrennen gegen Windmühlen an und raubt dem Spielgeschehen sämtliche Motivation, es noch einmal weiter zu versuchen. Selbst das Ausrüsten mit besseren Items, dem Wechsel von Kampfformationen, das Ändern der Taktik, all das brachte alles nichts.
- Plattform: Nintendo 3DS/2DS
- Publisher: Nis America
- Entwickler: FuRyu
- Genre: Rollenspiel
- Sprache und Texte nur auf Englisch
- Release: 04. Februar 2016
- USK-Freigabe: 12
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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