Es gibt Spiele, die den Anspruch haben, etwas tiefgründig Neues zu erzählen – und dann gibt es solche, die einfach nur Spaß machen wollen, ohne sich selbst zu ernst zu nehmen. Gerade bei Third-Person-Shootern, die oft in düsteren Welten spielen, ist es erfrischend, einen Titel zu erleben, der Humor und Absurdität an die erste Stelle setzt. Smells Like a Mushroom von Red Limb Studio versucht genau das: Ein wilder Mix aus schrägem Humor, Gemüsekriegern und Weltraumabenteuern. Doch gelingt es dem Spiel, dieses Konzept aufzugehen, oder bleibt es am Ende ein bitterer Nachgeschmack?
Alles Fungi oder was?
Die Geschichte von Smells Like a Mushroom ist genauso verrückt, wie man es sich vorstellt: Die Menschheit ist ausgestorben, und eine neue Ära der empfindungsfähigen Gemüse hat begonnen. Doch die Ruhe ist nur von kurzer Dauer, denn aus den Weiten des Alls taucht eine neue Bedrohung auf – Raumfahrende Pilze. In dieser Kulisse schlüpft man in die Rolle von Carrotado, einem Karottenhelden, der den Tod seiner Frau rächen will. Gemeinsam mit zwei exzentrischen Wissenschaftlern, Garlic Einstein und Nicola Siesta, geht es auf eine galaktische Reise, um den Pilzfeind zurückzuschlagen.
Die Handlung selbst ist weniger eine epische Erzählung als eine Aneinanderreihung von Wortspielen und überdrehten Momenten. Es erinnert an die humorvollen PC-Shooter der 90er-Jahre, in denen Hauptfiguren ebenso viele Witze wie Kugeln verschossen haben.
Doch leider zeigt sich hier auch ein großes Problem des Spiels: Die Handlung macht wenig aus ihren abgedrehten Ideen. Während die Dialoge durch ihre albernen Wortspiele anfangs noch amüsieren, nutzt sich der Humor schnell ab. Viele Charaktere bleiben bloße Karikaturen, die über die Dauer des Spiels keine echte Entwicklung durchmachen. Stattdessen hangelt man sich durch eine Aneinanderreihung von Szenarien, die zwar kreativ wirken, aber selten inhaltlich fesseln oder überraschen.
Das Gameplay ist schnell erklärt: Als Third-Person-Shooter mit Plattformelementen rennt und springt man durch die Level, weicht feindlichem Beschuss aus und schießt sich den Weg frei. Die Waffen, die man benutzt, reichen von typischen Pistolen und Schrotflinten bis hin zu ausgefalleneren Varianten, die die Kreativität der Entwickler beweisen. Besonders die schrägen Gadgets, die im Laufe des Spiels freigeschaltet werden, sorgen für Abwechslung. Allerdings fehlt es auch hier an Feinschliff. Die Steuerung fühlt sich oft ungenau an, was gerade in den Plattform-Abschnitten Frust aufkommen lässt.
Ein weiteres Problem ist der repetitive Aufbau der Level. Was zu Beginn noch charmant wirkt, verliert schnell an Reiz, weil das Spiel nur selten neue Ideen einführt, die das Gameplay auffrischen könnten. Das Erkunden der Spielwelt wird durch uninspirierte Umgebungen erschwert, die sich trotz des schrägen Artdesigns oft zu ähnlich anfühlen.
Zwischen den Missionen kehrt man auf das Raumschiff zurück, das als Hub dient. Hier kann man mit NPCs sprechen, Waffen aufrüsten oder neue Ausrüstung kaufen. Leider zieht sich dieser Teil des Spiels unnötig in die Länge. Lange Aufzüge und eine eher umständliche Navigation lassen den Flow ins Stocken geraten – ein Problem, das an die ersten Mass Effect-Teile erinnert. Hinzu kommt, dass die Belohnungen für das Abschließen von Missionen selten die Mühe wert sind. Neue Ausrüstung oder Waffen bringen oft nur marginale Verbesserungen, was die Motivation weiter schmälert.
Optisch ist Smells Like a Mushroom solide, wenn auch nicht spektakulär. Die Texturen sind einfach gehalten, und die Charakterdesigns – anthropomorphe Gemüse mit Armen und Beinen – wirken eher skurril als beeindruckend. Doch die leuchtenden Farben und das charmante Artdesign der Bossgegner machen diesen Umstand wett. Zusammen mit dem gut abgestimmten, wenn auch nicht durchweg großartigen Voice-Acting entsteht eine stimmige Atmosphäre, die genau zum Ton des Spiels passt. Dennoch bleibt das Gefühl, dass hier eine große Chance verpasst wurde, mehr aus der visuellen und akustischen Präsentation herauszuholen.
Die Bosskämpfe, die das Highlight sein könnten, enttäuschen besonders. Statt anspruchsvolle Mechaniken oder kreative Ideen zu präsentieren, verlassen sie sich auf altbekannte Muster: Angreifen, Deckung suchen, ausweichen – und das so lange, bis der Gegner umfällt. Dabei hätte das Spiel mit seiner absurd-kreativen Prämisse die perfekte Grundlage, um wirklich unvergessliche Bossgegner zu gestalten. Stattdessen hinterlassen diese Kämpfe einen faden Beigeschmack, der das ohnehin schleppende Pacing des Spiels noch verstärkt.
Fazit: Am Ende ist Smells Like a Mushroom ein Spiel, das mit seiner absurden Prämisse und seinem locker-leichten Gameplay punktet, doch zu selten wirklich überzeugt. Es mag keine Designpreise gewinnen, und nicht alle Entscheidungen sind gelungen, doch das macht nichts. Man spielt es, um abzuschalten, ein paar Pilze zu erledigen und einfach eine gute Zeit zu haben – zumindest, wenn man über die vielen Schwächen hinwegsehen kann. Ein Titel, der so gerne mehr wäre, sich aber zu oft im Mittelmaß verliert.
- Plattform: PlayStation 5, 4 (getestet), Xbox One, Microsoft Windows, Xbox Series
- Publisher: CouchPlay Interactive, Destructive Creations, Fatal Error
- Entwickler: Red Limb Studios
- Genre: 3rd Person Shooter
- Spieleranzahl: 1
- USK: 12
- Release: 15. November 2023
Passionierter Videospieler seit dem dritten Lebensjahr. Angefangen mit dem Nintendo Entertainment System zog sich die Leidenschaft bis ins Erwachsenenalter. Heute als PR-Manager, freier Redner und Texter unterwegs. Zu den Lieblingsreihen gehören Metroid, Smash Bros, Super Mario und Halo 1-3.
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