Bevor PlayStation, Saturn und N64 das 3D-Zeitalter ab Mitte der 90er so richtig eingeleitet haben, gehörten auf der 16-Bit Generation vor allem 2D Jump and Runs zu den beliebtesten Genres. In der Nachbetrachtung gibt es vermutlich kaum ein Tier, was nicht als Protagonist und teilweise auch als Maskottchen (zum Bespiel Sonic) herhalten musste. Entwickler Iguana Entertainment (u.a. Turok) brachte Ende 1993 ein Spiel mit einer akrobatischen Fledermaus heraus. Der Name: Aero the Acro-Bat. Offenbar hielt man es für eine gute Idee, dieses alte und ziemlich in Vergessenheit geratene Hüpfspiel aus dem alten Zirkuszelt hervorzukramen, in dem es über 30 Jahre lag. Ob das eine gute Idee gewesen ist, klären wir nun.
Neid und Missgunst im Zirkuszelt
Der tollkühne Aero ist aufgrund seiner Showeinlagen der neue Star im Zirkus, was dem Clown Edgar ganz und gar nicht schmeckt. Er versucht Aero in die Schranken zu weisen und setzt ihm offenbar die gesamte Belegschaft bestehend aus diversen „Killer-Clowns“ und Tieren auf den Hals.
Vom Spieldesign her ist Aero the Acro-Bat wirklich ein Spiegelbild seiner Zeit. Dabei haben wir es hier größtenteils mit einem offenen Leveldesign zu tun. Also anders als zum Beispiel in Mario, in dem der Klempner vom Startpunkt ins Ziel läuft. Innerhalb eines Levels muss mindestens eine Aufgabe bewältig werden wie Springen durch eine bestimme Anzahl an Ringen, aktiviere 5 Schalter oder finde den Schlüssel für den Ausgang. Trotz des überschaubaren Umfangs von 19 Stages (Boss und Bonusstages inklusive), wiederholen sich diese Aufgaben bereits in der zweiten Welt (Zirkus, Funpark, Wald und Museum) .
Da wir es mit einer Fledermaus zu tun haben, hat Iguana Entertainment es schon versucht, das im Bewegungsrepertoire widerzuspiegeln. So kann Aero eine Lutschraube entweder schräg nach oben oder auch nach unten vollziehen, die nicht nur als eine Art Doppelsprung, sondern auch als Attacke fungiert. Die restlichen Bewegungen wie der einfache Sprung und erst recht das Laufen erinnern dagegen mehr an Sonic. Vor allem das Momentum, das Aero beim Laufen gewinnt und immer schneller wird. Dazu gesellt sich dann eine weitere Parallele zu Segas Igel. Und zwar, dass ihr ungesehen in irgendwelche Gegner und Hindernisse geratet. Billige Energie, als auch Lebensverluste sind hier vorprogrammiert. Optional kann Aero auch eine begrenzte Anzahl an Wurfsternen verschießen, wenn ihr sie innerhalb eines Levels einsammelt.
Die offene Levelstrucktur erschwert zudem die Orientierung deutlich, zumal nicht klar ersichtlich ist, durch welche Wände/Begrenzungen man nun laufen kann oder nicht. Aero lässt sich auch nicht filigran – wie man es bei einer Fledermaus vermuten würde – steuern. Seid ihr einmal in der Bewegung, müsst ihr hoffen, dass eure Luftschraube zuvor perfekt getimed wurde. Ansonsten heißt es wieder zurück zum letzten Checkpoint.
Dass ihr im Menü Cheats einschalten könnt, um euch das Leben zu erleichtern, ist genau wegen des überhöhten Schwierigkeitsgrad der Fall. Wobei, es ist eher so, dass das Gameplay oftmals unbarmherzig und unfair ist. Ohne die Erleichterungen, dürfte das Spiel im Originalmodus etwas für den Angry Videogame Nerd sein. Ebenso ist es möglich, jederzeit zu speichern und zurückspulen, was dem Geschehen den Schrecken nimmt. So wirklich Spielspaß kommt dennoch nicht auf. Bekannte Bildschirmfilter wie CRT haben es dazu auch in Spiel geschafft als auch eine Galerie.
Optisch ist Aero ein zweischneidiges Schwert. Auf der positiven Seite sind Aeros Animationen hervorzuheben, von denen es spezielle Aktionen wie zum Beispiel Bungee Jumping, Einradfahren oder auch das Hängen an einem Trapez einige gibt. Manche Level scrollen auch schnell, da ihr es hier mit einer Rennsequenz zu tun bekommt, wie in einer Achterbahn zu sitzen oder euch in einem rollenden Fass zu bewegen. Ebenso hat es ein Bonuslevel mit Mode 7 Effekt ins Spiel geschafft. Dagegen negativ fällt die Monotonie innerhalb einer Themenwelt auf, sodass hier die Abwechslung gering ausfällt. Die Musik ist leider größtenteils nervtötend und beinhaltet auch bekannte Zirkusmusik bzw. welche, die man mit Zirkus assoziiert.
Fazit:
Nach wie vor bin ich kein Fan von 2D Jump and Runs mit einer offenen Levelstruktur, einfach weil ohne eine Karte zu schnell die Übersicht verloren geht. Durch Aeros Einbahnstraßen-Moveset landet ihr auch zu oft in einen Gegner oder Hindernis, sodass sich nie wirklich ein gelungenes Spielgefühl einstellt. Auch wenn Aero the Acro-Bat günstig zu haben ist, handelt es sich nicht um einen Klassiker aus alten Tagen, den man auch heutzutage noch uneingeschränkt empfehlen kann.
- Plattform: SNES, Mega Drive (Originalreleases), getestet auf Nintendo Switch, auch auf PlayStation und Xbox erhätlich
- Publisher: Ratalaika Games
- Entwickler: Iguana Entertainment
- Genre: Jump and Run
- Spieleranzahl: 1 Spieler
- Release: 02. 08. 2024
- Preis zum Start: 5,99
- USK-Freigabe: 12
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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