Seit Februar 2025 sind Switch-Spieler um ein RPG reicher. NIS America bringt die langjährige und unter Fans beliebte Legends-Serie ein weiteres mal nach Europa. Trails through Daybreak II lässt den Spieler erneut in die Rolle des Protagonisten Van Arkride schlüpfen und eine große Welt mit unzähligen Kämpfen, unzähligen Zeilen Text und einer durchaus spannenden Geschichte entdecken. Wie sich der Ableger auf der Switch schlägt, verraten wir hier im spoilerfreien Test. NIS America sei an dieser Stelle ein herzlicher Dank für das Testmuster ausgesprochen.
Die Geschichte knüpft nahtlos an den Vorgänger an. Wer ihn nicht gespielt hat, hat also erst einmal einen erheblichen Nachteil angesichts der Vielzahl an Charakteren und der Beziehungen untereinander. Es gibt vor dem Spielstart allerdings auch die Möglichkeit, sich die Ereignisse aus dem Vorgänger zusammenfassen zu lassen. Eine Möglichkeit, von der der Tester hier auch Gebrauch machen musste, da er den Vorgänger nicht gespielt hat. Das Video bietet einen kurzen Überblick über die Ereignisse aus Teil 1 und stellt so ein paar Zusammenhänge her. Da die Reihe allerdings für sehr umfangreiche Teile bekannt ist, bleibt dennoch vieles im Nebulösen und man versteht viele Sachen auch nicht. Sei es drum – das Spiel weiß dennoch zu überzeugen. Wie schon erwähnt, schlüpft der Spieler in die Rolle des Protagonisten Van Arkride, der eine Reihe von mysteriösen Mordfällen untersuchen muss. Die Spur führt zu einem Mann, der monströse Formen annehmen kann. Van Arkride und seine Partnerin Elaine stellen den Mann, werden allerdings selbst getötet, durch Zurückdrehen der Zeit allerdings vor dem Tod gerettet – ein Feature, das in diesem Teil eine zentrale Rolle einnimmt. Das ist selbstverständlich nur die Oberfläche für eine Reihe weiterer Ereignisse, die in dem Spiel vorkommen, ein kleines Set-Up, das die Geschichte in Gang bringt und durchaus zu unterhalten weiß. Das Erzähltempo ist allerdings gemächlich, was ungeduldige Spieler vor eine harte Probe stellt. Längst nicht jeder Dialog ist vertont – was angesichts der schieren Menge an Text wohl auch für ein kleines Studio nicht zu stemmen wäre. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Spieler viel lesen muss. Sehr viel! Auch für RPG-Verhältnisse ist Trails enorm textlastig und sprengt hier manchmal auch die Grenzen, wo man sich manchmal eben dabei ertappt, wie man Dialoge einfach überspringt oder überliest.

Ein beliebter Zeitvertreib in vielen RPGs, eine gepflegte Runde Angeln!
Weniger ist mehr – mehr ist weniger
Vielleicht ließe sich diese Formel auch auf das Gameplay übertragen. Kampfsystem, Menüführung uvm. sind den Vorgängern ähnlich und wer diese gespielt hat, wird sich hier heimisch und gut fühlen. Die Formel hat sich bewährt und macht auch weiterhin Spaß, allerdings kommt der Entwickler langsam an einen Punkt in der Franchise, an dem vielleicht weniger mehr wäre. Das Kampfsystem macht Spaß! Es ist hier sogar möglich, von einem Echtzeitsystem per einfachem Knopfdruck auf ein rundenbasiertes System zu wechseln. Mitten im Kampf. Das bringt eine neue Finesse und Tiefe rein und geht dann über reines Knöpchendrücken deutlich hinaus. Aber auch hier muss man sich fragen, ob man Neulinge nicht ein wenig überfordert. Es gibt so viele Parameter, Waffen, Ausrüstungsgegenstände, Entwicklungsmöglichkeiten, unterschiedliche Attacken, Variablen usw. dass man im ersten Moment hilflos ist und wie bei den Dialogen geneigt ist, den Großteil gar nicht zu entdecken, sondern einfach schnell die Kämpfe zu beenden. Das bekannte Quartz-System findet sich auch hier. Die Charaktere haben keine Klassen im klassischen RPG-Sinne, sondern sind individuell in jede erdenkliche Richtung zu entwickeln, indem man die Charaktere mit besagten Quartz-Steinen ausrüstet. Defensive Skills können jedem Charakter ebenso beigebracht werden, wie elementbezogene Offensivzauber (Wind, Erde, Wasser, Feuer usw.), so dass man sich selbst eine bunt gemischte Party zusammenstellen kann, die für jeden Kampf gewappnet ist und die Schwächen der Monster gekonnt ausnutzt. Die unterschiedlichen Kampfsysteme wurden dabei – von der etwaigen Überforderung einmal abgesehen – gut umgesetzt. Der Tester hat die kleineren Gegner meistens in Echtzeit geschlagen und hat bei größeren Gegnern öfter den Rundenmodus aktiviert. Pikant: manchmal hat auch der Gegner den Rundenmodus aktiviert und hatte dadurch im Kampf einen kleinen Vorteil.

Ebenfalls auch in The Legend of Heroes: Trails through Daybreak II üblich, dass spezielle Attacken in Szene gesetzt werden.
Gelevelt wird nicht nur in den Dungeons. Natürlich kann man seine Party auch in zahlreichen Nebenquests voranbringen, sich den ein oder anderen Groschen dazu verdienen und entsprechend in Ausrüstung investieren. Die Nebenquests sind in der Stadt immer auf einem schwarzen Brett zu finden und werden dann auf der Karte mit grünen Ausrufezeichen markiert. Es sind durchaus nette kleine Geschichten, die manchmal auch ein bisschen Abwechslung ins Gameplay bringen, wenn etwa kleinere Stealth-Missionen anstehen, man eine verdächtige Person verfolgen muss usw. Nichts Besonderes, aber durchaus spaßig gestaltet. Aber auch hier gilt: es ist ungemein textlastig. So kann eine Sidequest auch daraus bestehen, dass man von A nach B läuft, Texte liest, von B nach C weiterläuft, Texte liest und schließlich bei D ankommt und Texte liest. Erneut gilt, dass es für ungeduldige Naturen wahrscheinlich ein bisschen zu viel des Guten ist.
Ein zentrales Feature in diesem Teil ist das Reisen durch die Zeit. Es gibt Stellen im Spiel, an dem der Spieler die Zeit zurückdrehen muss, die Ereignisse resetten muss und einen neuen Pfad beschreiten muss. Es hört sich in der Theorie interessant an, nutzt sich aber auch schnell ab und man fragt sich, ob das wirklich zu einem immersiven Erlebnis beiträgt, oder eher die Spielzeit strecken soll. Der Tester selbst fand es okay, hätte es aber auch nicht vermisst, wenn es nicht da gewesen wäre.

farbenfroh darf es in einem J-RPG gerne sein
Abschließend noch ein kleines Wort zur Technik. Die Switch 2 steht in den Startlöchern und es ist gut so. Trails through Daybreak zeigt das nur zu gut. Technisch präsentiert sich das Spiel nicht auf der Höhe der Zeit, was aber eben wahrscheinlich auch dem Alter der Switch geschuldet ist. Im Handheld-Modus bewegen wir uns am Rande der Unspielbarkeit. Unschöne Pop-Ups, Einbrüche in der Framerate, Treppchenbildung, Kanten, niedrige Auflösung usw. lassen wenig Spielfreude aufkommen. Auf dem TV wird es dann etwas besser, ohne allerdings zu glänzen. Über das Artdesign lässt sich immer streiten, das ist reine Geschmackssache. Technische Mängel in der Qualität allerdings nicht. Auf dem TV läuft es schon etwas weicher und besser, die Auflösung macht einen Sprung nach oben und es ist nicht mehr ganz so kantig, aber insgesamt ist es kein Augenschmaus und wirkt aus der Zeit gefallen. Akustisch hingegen weiß es zu gefallen. Musik und Stimmen passen so weit gut zusammen und vermitteln ein angenehmes Spielgefühl. Das Spiel bietet nur englische Bildschirmtexte. Wer des Englischen also nicht mächtig ist oder lieber auf Deutsch spielt, muss hier in den sauren Apfel beißen.
Postitiv:
- Riesiger Umfang (>50 Stunden)
- Spaßiges Kampfsystem
- Gute Charaktere
- Umfangreiche Möglichkeiten zur Entwicklung der Charaktere
Negativ:
- Technische Defizite (Auflösung, Framerate, hölzerne Animationen)
- Manchmal etwas überladen (Menü, Kampfsystem)
- Enorm textlastig
- Plattform: getestet auf Nintendo Switch, auch auf PlayStation, und Steam erhältlich
- Publisher: NIS America
- Entwickler: Nihon Falcom
- Genre: J-RPG
- Spieleranzahl: 1 – Spieler
- Release: 14. 02. 2025
- Preis zum Start: 59,99
- USK-Freigabe: 16

Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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