The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel III vom japanischen Entwickler Nihon Falcom (unter anderem auch für die Ys-Serie verantwortlich) ist die erste Auskopplung auf der Nintendo Switch der umfangreichen Serie oder sagen wir mal besser gleich 2 Serien. Denn sowohl von Legend of Heroes als auch von Trails sind seit den frühen 90er-Jahren Spiele erschienen. Nimmt man „nur“ die Trails-Serie, dann haben wir es bereits mit acht erschienenen Teilen – mit zum Teil abgeschlossenen Handlungssträngen – zu tun, während Part 9 mit The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel IV im Herbst für die PS4 und 2021 auch für die Switch erscheint. Auch wenn Cold Steel wiederum eine eigene abgeschlossene Handlung ist, haben alle gemeinsam, dass sie auf dem Kontinent Zemuria spielen, der sich in verschiedene Länder unterteilt. Natürlich bringt jedes Land eine eigene Geschichte samt Persönlichkeiten hervor, weswegen als Nichtkenner der Serie (wie ich es bin) es sehr schwer fallen müsste, hier in The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel III Fuß zu fassen. Sofern ihr jetzt nicht verwirrt seid, möchte ich willkommen heißen zur einer Einschätzung dieses Titels in der Nintendo Switch-Version. Einschätzung deshalb, da ich das Spiel (noch) nicht durchgespielt habe und mir deshalb auch aus Respekt zur Serie ein Urteil umgehen und mir vor allem Zeit nehmen möchte.
Vom Schüler zum Meister
Bevor ihr das Abenteuer beginnt, könnt ihr euch in die Geschichte der beiden Vorgänger einlesen, indem die wichtigsten Länder, Begebenheiten als auch Charaktere vorgestellt werden. Bereits das Lesen dieser Angaben verschlingt gut eine Stunde und dann werdet ihr womöglich nur das wenigste behalten, denn was euch hier an Informationen um die Ohren geworfen wird, ist reichhaltig.
Auch der Einstieg (immer im Hinterkopf behaltend, dass ich als Autor dieser Zeilen an das Spiel als absoluter Nichtkenner gegangen bin) gestaltet sich ziemlich konfus, weil ihr sofort in die Action geworfen werdet. Ihr seid sofort mit einer völlig unbekannten Party unterwegs, die irgendein Schloss infiltriert und dort in Form von Gegnern auf Widerstand stößt. Ihr bestreitet hier eure ersten Kämpfe, ohne das ein Wort darüber verloren wird, welche Kniffe es in diesem rundenbasierten Kampfsystem existieren und deshalb munter irgendwelche Attacken ohne Sinn und Verstand einsetzt. Dann tauchen Gegenspieler in Form von 3 weiblichen Rittern auf, die dann besiegt werden sollen, nur um dann eine weitere Heldengruppe auf den Plan rufen zu lassen. Danach endet diese Sequenz und als Spieler erfährt man, dass dieser Abschnitt in der Zukunft spielt und man nun an den Anfang der Geschichte von Teil III geworfen wird.
Einer der auf den Plan gerufenen Helden ist Rean Schwarzer, der in der Cold Steel-Reihe eine bedeutende Rolle einnimmt, da er der Protagonist ist, in den man als Spieler schlüpft (auch wenn man während des Gameplays jederzeit die verfügbaren Partymitglieder wechseln kann, mit denen man die Gegend erkundet)
Wir erfahren, dass Rean ein junger Mann ist, der in Teil 1 mit 17 Jahren an die Militärakademie Thors gekommen ist, insgeheim adligen Geblütes ist und in ihm eine mysteriöse Kraft steckt. In Teil 2 trugen er und seine Truppe der sogenannten Class VII maßgeblich zur Lösung eines Konfliktes bei, sodass Rean mittlerweile keine unbekannte Person in der Welt ist. Ebenso ist er nun selbst zu einem Ausbilder geworden und er nimmt die Stelle der neu eröffneten Akademie in Leeves an. Wir erfahren ebenso, dass der aktuelle Frieden in der Welt ein brüchiger zu sein scheint und die Gefahr eines neuen Bürgerkrieges aufkocht.
Es wird sich Zeit genommen
So rasant wie der Einstieg auch ist, umso mehr Zeit wird sich in den ersten knapp 10 Spielstunden genommen. Ihr lernt die Stadt und Akademie kennen, begegnet weiteren Ausbildern als auch euren Schülern und alles was das Spiel zu bieten hat, wird erklärt. Also wie das Kampfsystem funktioniert, dass ihr die Beziehungen zu anderen stärken könnt, indem ihr mit ihnen redet, was es mit den Quartz auf sich hat und vieles mehr. Quartz lässt sich als RPG Element beschreiben, die dazu dienen, eure Charaktere durch Erlernen neuer Fähigkeiten stärker werden zu lassen. Um den „Quartz-Hauptstein“ herum (stellt euch das Konstrukt eine Armbanduhr vor) befinden sich Slots, die sich freischalten lassen und die dann weitere, kleinere Steine gesteckt werden können. Der Hauptstein selbst lässt sich zudem separat aufleveln, also neben dem eigentlichen Aufleveln eines Charakters, wodurch wie immer die Statuswerte erhöht werden. Je mehr Steine ihr einfügt, umso mehr verschiedene Attacken stehen euch zur Verfügung im Kampf (neben dem normalen Angriffsschlag).
Nicht zuletzt durch Kombo Attacken (Link zu anderen Partymitgliedern, bedeutet, dass sie euch unterstützen, indem sie nach eurer Attacke einen weiteren Schlag auf den Gegner initiieren) bietet The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel ein vielschichtiges Kampfsystem, das auf dem ersten Blick den Spieler mit seinen Bezeichnungen und „Haste Nicht gesehen“ (wie bildschirmfüllende Attacken, verschiedene Werte wie EP für Arts und CP für Crafts) überwältigen kann, aber im Grunde genommen typische Merkmale eines JRPG aufweist. Dazu gehören auch Elementarschaden, dass eure Gegner anfällig auf eine bestimmte Art von Elementattacken sind, ebenso, dass manche Schergen anfällig gegenüber Zaubern (Arts) sind, während andere lieber per Waffe vermöbelt werden wollen. Wirkt daher auf dem ersten Blick komplizierter als es dann der Fall ist. Zwischendurch gibt es auch Kämpfe in übergroßen Kampfrobotern, was dann vor allem optisch eine Abwechslung bietet. Toll ist, dass ihr (auch beim eigentlichen Herumlaufen) die Spielgeschwindigkeit nach oben schrauben könnt, sodass Kämpfe dann sehr schnell ablaufen.
Als Einsteiger in diese Welt ist dieser entschleunigte Einstieg wohltuend, auch weil dadurch der Schauplatz sehr kompakt rüberkommt, denn außer in der Stadt Leeves und der Akademie seid ihr nirgendwo außerhalb unterwegs, geschweige denn, dass ihr irgendwelche Dungeons abseits der Trainingssimulation auf dem Campus erlebt. Einzig, und das ist ein allgemeiner Kritikpunkt, den ich bei Spielen habe, wird doch sehr viel gesprochen in Form von Textboxen und manchmal wünscht man sich hier schon, dass nicht alles penibel durchgekaut wird.
Andererseits hilft diese Genauigkeit unter anderem dabei, dass man die übrigen Charaktere oder auch Reans Schüler besser und ihren Background kennenlernt. Das lässt wiederum die Figuren interessant wirken, sodass man deren Werdegang verfolgen möchte.
Zeitlich wird das Geschehen in Tagen abgehandelt. Das bedeutet, dass manche Nebenquest dann auch nur an diesem Tag erledigt werden können, da die Geschichte Tag für Tag voranschreitet. Zu tun gibt es einiges nebenbei. Dann wären zum einen die Nebenquest, die euch auch dabei helfen, die Beziehungen zu anderen Charakteren zu stärken. Oder wie wäre es mit einer Partie angeln? An geeigneten Plätzen ist das möglich und viele verschiedene Fische warten darauf, geangelt zu werden mit den verbundenen Belohnungen versteht sich. In Trails of Cold Steel III gibt es auch ein eigenständiges Kartenspiel (Vantage Masters), das von vielen Leuten (inklusive eurer Schülern) gespielt wird, sodass ihr auch damit viel Zeit verbringen könnt, da es sich um ein Sammelkartenspiel mit Tiefgang handelt. Und auch die Main Quest soll einiges an Fleisch auf den Rippen haben, sodass ihr alleine hier von über 40 Stunden ausgehen könnt.
Grafisch ist The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel III weit davon entfernt von sich reden zu lassen. Vieles erinnert wirkt es wie ein JRG der 7. Konsolengeneration (2004-2010), was Animationen, Umgebungen und Texturen anbelangt. Dennoch fällt dieser Punkt nicht wirklich ins Gewicht, da das Spiel andere Qualitäten aufzuweisen hat, allen voran, dass man als Spieler einfach Lust hat, weiterzuspielen, zu schauen, welche Aufgaben Rean und seine Schüler bewältigen müssen. Soundtechnisch inklusive der englischen Sprachausgabe, die zum Einsatz kommt (bei weitem nicht alle Dialoge sind vertont), gibt es nichts zu beanstanden. Positiv auf der technischen Seite muss man die Ladezeiten erwähnen, die allesamt kurz ausfallen, selbst wenn ihr per Schnellreise den Ort wechselt.
Ein wenig unübersichtlich kommt jedoch die Menüführung daher. Zunächst einmal versorgt euch das Spiel mit allen nötigen Infos wie einer aufrufbaren Karte samt Legende, einem Questlog und dem Nachlesen sämtlicher Tutorials Jedoch ist Karte nicht gleich Karte (Kartenschnitt Vergrößern, bedeutet nicht, dass man auch die Schnellreise nutzen kann, sondern muss dafür ein eigenes Kartenmenü aufrufen) Und warum nicht alles im Standardmenü aufgelistet wird, indem man auf den X-Knopf drückt, verstehe ich auch nicht. So seht ihr zum Beispiel die Informationen zu Quest in einem weiteren Menü, das per Minus-Taste ausgelöst wird.
- Plattform: Nintendo Switch
- Publisher: NIS America
- Entwickler: Nihon Falcom
- Genre: JRPG
- Spieleranzahl: 1
- Release: 30. Juni 2020
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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