Als ich Dark Quest 2 von Brain Seal Entertainment im Nintendo eShop auf der Switch erblickte, dann wusste ich sofort, dass das Spiel für mich etwas sein könnte. Das Spiel macht vor allem optisch keinen Hehl daraus, an den Brettspielklassiker Hero Quest zu erinnern, was das Charakterdesign betrifft. Es stehen sechs Helden (Barbar, Zwerg, Dunkelmönch, Zauberer, Paladin und Bogenschütze) zur Verfügung, die sich auf den Weg machen, um den namenlosen bösen Magier aus dem Schloss zu vertreiben, aus dem er die Welt terrorisiert.
Schritt für Schritt auch im Koop
Im Brettspiel Hero Quest kämpfte man mit Hilfe von Würfeln. Die kommen hier im Kampf zwar nicht zum Einsatz, dennoch lässt sich dem rundenbasierten Kampfsystem eine würfelbasierte Spielmechanik attestieren. Das bedeutet, das im Kampf verschiedene Variablen wie Treffer- und Blockchance zum Einsatz kommen, die bestimmen, ob der Gegner bzw. auch ihr Schaden erleidet. Es kann also durchaus vorkommen, dass gleich mehrere Angriffe von euch im Sand verlaufen, ebenso, dass ihr mehrere Male hintereinander Schaden zufügt.
Aber beginnen wir von vorne. Zu Anfang wählt ihr einen Schwierigkeitsgrad aus. Zwischen Normal und Schwer besteht ein großer Unterschied, denn auf Schwer ist es nicht mehr möglich, gefallene Helden aus dem Reich der Toten zurück zu holen. Als erste Spielfigur habt ihr nur den Barbaren zur Auswahl. Vier weitere lassen sich durch das Bewältigen der Dungeons freischalten (4 Dungeons meistern bedeutet einen neuen Helden zu bekommen) und der Zwerg lässt sich in einem der ersten Level befreien.
Klasse ist, dass ihr das Spiel zu dritt spielen könnt. Jederzeit kann ein Mitspieler einsteigen, der dann im Dungeon eine Spielfigur übernimmt.
Bevor ihr euch in ein Verlies wagt, kann sich eure Spielfigur im Dorf vorbereiten. Außer dem Dunkelmönch kann jeder Charakter zwei Tränke mit sich tragen, die sich im Shop kaufen lassen. Diese bringen euch verschiedene Effekte wie zum Beispiel eine KP-Erholung. Im Spiel gibt es Gold und magische, blaue Flaschen zu sammeln, keine Erfahrungspunkte.
Mit Gold kauft ihr ein und schmiedet euch beim Schmied neue Waffen, Rüstungen und magische Artefakte. Von diesen Ausrüstungsgegenständen kann auch jeder Held nur zwei von tragen. Die blauen Flaschen dagegen dienen dazu, eure Fähigkeiten zu verbessern. Manche davon sind aktive Fähigkeiten. Das heißt, dass ihr sie im Kampf einsetzen könnt, wie einen weiteren Zauber oder den Axtwurf des Barbaren. Die Anzahl ist jedoch begrenzt, manche Fähigkeiten lassen sich nur einmal pro Dungeon anwenden.
Dazu gesellen sich passive Fähigkeiten, die eure Helden verbessern. So steigert der Zwerg zum Beispiel seine Blockrate, auch kann er Fallen, die auf dem Boden liegen entdecken und auch entschärfen. Der dunkle Mönch dagegen kann seine Ausweichrate erhöhen, wenn er angegriffen wird und dann auch sogar zum Gegenangriff übergehen.
Jeder Charakter verfügt über 7 – 8 Fähigkeiten, die sich jeweils um 3 Stufen verbessern lassen. Für jede Stufe benötigt ihr eine magische Flasche. In nahezu jedem Dungeon lassen sich 2 – 4 Flaschen finden, eine zusätzliche bekommt ihr, wenn alle Gegner besiegt werden.
Aller Anfang ist nicht leicht
Begeben wir uns ins Gewölbe des Schlosses. Von der Optik her beginnt ihr „unten“ im Schloss, in den Kellergewölben und kämpft euch in den knapp 25 auswählbaren Dungeons nach und nach bis in den Thronsaal des bösen Magiers vor. Auf einer Karte lässt sich das nächste Gebiet auswählen. Der Weg verzweigt sich auch, sodass es zwei Routen zum Ziel gibt. Die Bewegung eurer Helden geschieht über quadratische Felder auf dem Boden, also genauso wie bei einem Brettspiel und dazu auch nicht direkt, sondern es gibt einen Cursor (in Form einer Hand). Das heißt, ihr wählt ein Feld per Analogstick oder Steuerkreuz aus und bestätigt dann mit Druck auf der A-Taste, sodass euer Held sich dorthin begibt. Ist kein Gegner auf dem Bildschirm zu sehen, dann ist eure Bewegungsreichweite unbegrenzt. Sobald jedoch mindestens ein Feind auftritt, obliegt eure Bewegungsreichweite eines euren Charakters zugewiesenen Wertes.
Euch in den Weg stellen sich verschiedene Arten von Goblins und Orks. Angefangen vom eher einfachen Fußvolk bis hin zum schwer gepanzertem Ritter. Auch einige Schamanen, also Orks die mit Magie umgehen können und auch Bogenschützen hält das Repertoire bereit.
Auf eurem Weg durch das Dungeon gibt es häufig Gabelungen oder auch Kreuzungen, sodass sie weniger linear verlaufen. Das Ziel ist es, den Ausgang zu finden. Von daher muss nicht jeder Weg gegangen werden, jedoch kann sich das lohnen durch das Aufsammeln vom zusätzlichen Gold und eben den magischen Fläschchen. Auf dem Select-Knopf lässt sich eine Karte aufrufen, die mitzeichnet und anzeigt, wo ihr euch gerade befindet.
Rätsel beschränken sich darauf, dass mal ein Hebel umgelegt werden muss, damit sich anderswo eine Türe öffnet. Einmal müsst in einem Dungeon auch alle Gefangene befreien, damit es dann erledigt werden kann. Und hier und da kommen Bosskämpfe vor.
Einen Kampf austragen ist nicht schwer. Sofern ihr in Reichweite des Gegners seid, klickt ihr ihn an und eure Figur wird sich zu ihm bewegen und seine Attacke einsetzen. Dann seht ihr, ob ein Schaden (rote Zahlen) erzielt wurde. Dann endet der Spielzug. Bevor ihr angrifft, könnt ihr per X-Knopf auf eure Fähigkeiten zugreifen wie zum Beispiel den Axtwurf des Barbaren, sodass ihr auch mal 2 Angriffe pro Zug absolvieren könnt.
Ebenso lassen sich per X-Knopf eure Tränke auswählen. Besonders eure HP solltet ihr im Auge behalten und solltet euch nie zu sicher sein, dass ihr eigentlich von 5 Schlägen mindestens 2 ausweichen/blocken müsstet. Der Schuss kann dann schnell mal nach hinten losgehen.
Und wie immer gilt es, die Helden, die über mehr HP verfügen nach vorne zu stellen, damit sie mehr Treffer einstecken können. In der Regel greifen eure Feinde immer die Figur an, die am nächsten zu ihnen steht.
Sobald ihr ein Dungeon erfolgreich zum ersten Mal abgeschlossen habt, wird auf der Karte das nächste freigeschaltet. Die meisten lassen sich wiederholt spielen, sodass ihr erneut das darin vorkommende Gold und die magischen Fläschchen einsammeln könnt. Jedoch mit jedem weiteren Besuch werden eure Gegner etwas stärker.
Präsentation und Kritik
Auch wenn Dark Quest 2 grafisch niemanden aus den Socken haut, ist die gezeichnete Grafik stimmungsvoll. Viele Dungeons besitzen eigene Merkmale. Ein gutes Beispiel wäre hier der Level „Cages of Horror“ Innerhalb des Verlieses lauft ihr mehrfach an Käfigen vorbei, in denen Gefangene zu Tode kamen und nur noch ihre Skelette zu sehen sind. Manchmal erzählt ein Dungeon also auch eine kleine Geschichte, wenn ihr auf Randdetails achtet. Die Animationen gehen größtenteils in Ordnung, eine Ausnahme, die aber direkt ins Auge sticht, ist die Laufanimation des Barbaren, die eher so aussieht, als würde er über den Catwalk tänzeln.
Die Musik innerhalb der Level kommt in einer großen Wiederholungsschleife daher, die aus verschiedenen Musikstücken besteht, sodass ihr bis zum Ende des Spieles jedes Stück mehrfach hören werdet. Die Lieder passen zum Geschehen und untermalen die Atmosphäre. Schade ist dabei nur, dass selbst beim letzten Bosskampf dieser Loop weitergeht, ohne dass eine eigene Musik abgespielt wird, wie es sich für einen letzten Fight gehört.
Kritik gibt es am Spielsystem und an einem Cursor-Bug zu üben. Letzterer kann jedoch nur auf meiner Spielerfahrung beruhen. Jedenfalls für den Multiplayer wurden 2 GameCube Controller verwendet. Im Spiel kam es dann vor, dass der Cursor mit dem man ein Feld auswählt, aus dem Bild huscht oder gar nicht mehr auftauchte. Die Folge war, dass der Controller aus- und wieder eingesteckt werden musste.
Dadurch, dass sich die meisten Dungeons mehrfach besuchen lassen und ihr dadurch weitere Flaschen einsackt, die zum Verbessern eurer Fertigkeiten da sind, lässt sich das Spiel schnell aushebeln. Bedeutet ihr besucht mehrfach einen bereits abgeschlossenen Dungeon (einer zu Beginn, der nicht sonderlich lang ist, gibt 4 Flaschen), stellt die Laufgeschwindigkeit der Figuren auf die höchste Stufe und ihr könnt sehen, wie sich die Flaschen ansammeln, sodass ihr nach einer halben Stunde an die 50 davon habt.
Auch wenn das Spiel diese Möglichkeit selbst anbietet, wird dadurch das Balancing ausgehebelt, da ihr dadurch schnell zu mächtig seid.
Auch fällt auf, dass manche Charaktere für manche Räume deutlich besser geeignet sind, da sie Fähigkeiten besitzen, die wie geschaffen für die Situation sind. So kann es vorkommen, dass euch eine Armee an Feinden gegenübersteht. Der Dunkelmönch kann jedoch einen Zauber wirken lassen, der jedem Widersacher 2 Schaden zufügt und damit werden dann zu über 90% alle Gegner besiegt. Habt ihr den Mönchen jedoch (noch) nicht an eurer Seite (Faustformel: ihr müsst 4 Dungeons bewältigen, um einen neuen Charakter freizuschalten), dann wird so ein Raum ganz schön knifflig ausfallen.
Die Fähigkeiten eurer Helden sind durch das Sammeln der Flaschen relativ schnell jeweils auf Stufe 3 gebracht. Ebenso bemerkt ihr, dass die Auswahl der Ausrüstung beim Schmied recht klein ist. Zu schnell habt ihr dort alles geschmiedet und damit alles gesehen. Spätestens ab dem letzten Viertel des Spieles geht es nur noch darum, den bösen Magier zu besiegen, weil für andere Dinge lohnt es sich nicht mehr, da schon alles geholt. Und nach dem Besiegen bekommt ihr eine kurze Endsequenz und sonst wird nichts freigeschaltet, sodass der Wiederspielwert sich maximal auf den höheren Schwierigkeitsgrad beschränkt.
Das Spielsystem bzw. das Balancing bietet also noch genug Potential nach oben, sei es mit einem dritten Teil.
- Plattform: Nintendo Switch (getestet), PC, Xbox One
- Publisher: Brain Seal Entertainment
- Entwickler: Brain Seal Entertainment
- Genre: Taktik-RPG, Brettspiel
- Release: 27. Februar 2019
- Spieleranzahl: 1 – 3 Spieler (im Koop)
- USK-Freigabe: 12
Wenn ich daran denke, dass ich mehr in meinem Leben mit Videospielen zu tun hatte als nicht, zeigt es mir zum einen, wie alt ich bin und wie lange ich mittlerweile dem Gaming zugetan bin. Meine erste Konsole war das SNES und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dieser Leidenschaft verfallen, die bis heute anhält. Auch wenn durch den Alltag leider die Zeiten von verspielten Tagen vorbei sind.
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