Menu

Lightning Returns – Final Fantasy XIII

Final Fantasy. Ein Name, bei welchem RPG-Fans einerseits das Herz aufgehen dürfte, mittlerweile aber andererseits auch eine gewisse Ernüchterung und Skepsis hervorruft. Das mag sicherlich auch an der erhöhten Frequenz veröffentlichter Titel und Spinoffs liegen (man denke nur an die Vielzahl der Crystal Chronicles-Reihe), doch spielt ein anderer Faktor hierbei doch eine größere Rolle.

Die Qualität der letzten Spiele hinkt – hört man die Stimmen der Community – mittlerweile hinterher, sei es im Vergleich mit anderen RPGs, sei es aber auch im Vergleich mit den ruhmreichen Ablegern der PS1-Ära, an die man wohl so schnell nicht mehr herankommen wird. An dieser dezent melancholischen Einleitung lässt sich vielleicht schon heraushören, dass auch Lightning Returns an dieser Tatsache nichts ändert, es sich vielmehr in die Reihe der letzten Teile begibt. Will heißen: Im Grunde kein schlechtes Spiel, doch auch weit davon entfernt, ein Meilenstein zu sein. Doch der Reihe nach.

41bZI4wI3yL

Lightning Returns

Ja, sie kommt tatsächlich zurück. Ein mittelmäßig beliebter Protagonist bekommt eine eigene Trilogie spendiert, wobei in XIII-2 ja eher Serah, Lightnings Schwester im Mittelpunkt stand. Die drei Spiele sind storytechnisch allesamt miteinander verknüpft, sie spielen in der gleichen Welt und auch die Charaktere sind im Großen und Ganzen die gleichen, wenngleich sich natürlich die meisten verändert/entwickelt haben, was in dem Zeitraum, über die sich die Trilogie erstreckt ja auch kein Wunder ist. Sofern der Spieler also eine Schwäche für Storys hat und alles mitbekommen will, wäre es ratsam, mit dem originalen FF 13 anzufangen, welches – nebenbei bemerkt – für mich auch das beste Spiel der Trilogie ist.

Die Story sei hier nur kurz angedeutet. Seid gewiss, dass das Nachvollziehen der Geschichte in allen Spielen äußerst wirr und problematisch ist. Das ist den häufig vorkommenden Sprüngen, den wirren Namen und einer ziemlich eigenwilligen Erzählstruktur zu verdanken. Dem ganzen Storytelling täte eine größere Stringenz und ein höherer Grad an Geradlinigkeit gut.

51C6YOW3WZL

Lightning returns. Ja, woher eigentlich? Sie hat sich aufgrund diverser Ereignisse – die ich hier nicht spoilern will – in einen Jahrhunderte andauernden Tiefschlaf gelegt und Schwert und Kampf abgesagt. Das Chaos nahm über die Jahrhunderte seinen Lauf und floss ungehindert in die Welt der Menschen, die Nova Chrysalia genannt wird. Merkmale dieses Chaos: Die Menschen altern nicht mehr, die Entwicklung stagniert, die Bevölkerung nimmt ab, Kinder werden nicht mehr geboren etc. Auch ein theologisches Moment kommt zum Tragen. Der Gott Bhunivelze – durchaus vergleichbar mit dem christlich-jüdisch gedachten Schöpfergott – will diesem Chaos ein Ende bereiten und eine neue Welt herbeiführen – gleichsam vergleichbar mit den apokalyptischen Strömungen im Judentum -. Lightnings Rolle ist nun besonders interessant.

Als Erlöserin ist sie natürlich in der Verantwortung, Menschen zu retten. Doch geschieht das nicht, indem sie das Ende der Welt aufhält, sondern dadurch, dass sie möglichst Seelen zu retten versucht, dass sie die Herzen der Menschen reinigt und ihnen dadurch das Recht gewährt, in der neuen Welt wiedergeboren zu werden. Aufhalten kann man das Ende übrigens nicht, lediglich hinauszögern, doch dazu später mehr. Das wäre „in nuce“ die Geschichte, um die es geht.

Dass dabei natürlich noch alle möglichen Charaktere aus den Vorgänern in Erscheinung treten, und ihre ganz persönlichen Interessen haben, ist selbstverständlich. Besonders interessant ist hier meiner Meinung nach die Geschichte rund um Snow, der die Ereignisse mit Serah wohl nie überwunden hat und es folglich zu einer besonderen Brisanz zwischen ihm und Lightning kommt. Das mag alles ganz interessant klingen und doch halte ich die Story für eine große Schwäche. Die schon angesprochene Verwirrung ist allgegenwärtig, hier fehlt einfach ein roter Faden und etwas Geradlinigkeit. Schade drum. So ist man besser beraten, sich voll und ganz auf das Gameplay zu fokussieren. Ein einfaches Unterfangen ist Lightning Returns nämlich nicht.

61u-+o072vL._SL1280_

Oben ist es bereits angeklungen und hier will ich nun etwas ausführlich darauf eingehen. Das Ende der Welt lässt sich nicht aufhalten, ihr könnt es aber hinauszögern. Bhunivelze gewährt euch 13 virtuelle Tage, bevor er diese Welt untergehen lässt. Danach ist Ende. Ob ihr wollt oder nicht, aber bis dahin müssen alle Hauptmissionen erfüllt sein und idealiter noch ein paar Nebenmissionen. Die Uhr ist euer größter Feind in diesem Spiel, ihr seid von Beginn an permanentem Zeitdruck ausgesetzt.

Sicherlich erhält der Titel dadurch seine Faszination, sicher war das das Ziel der Entwickler, sicher passt es in ein apokalyptisches Szenario. Aber genauso sicher passt es eben nicht zu einem Rollenspiel. Egal, wie man es dreht und wendet. Auf mich übte in einem RPG immer das Eintauchen in die Welt, das Zurücklehnen, das Fokussieren auf Sidequests, das sinnlose Umherwandern auf der Karte, das Leveln uvm die Faszination aus. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, unter Zeitdruck zu spielen. Ich will in einem RPG keine Hektik, doch genau das bietet Lightning Returns von Beginn an. Das dürfte insbesondere Einsteigern schwer bekommen, denn man kann nicht wirklich wissen, ob man weit genug vorangeschritten ist, ob man Wichtiges verpasst hat oder ob man gerade „richtig“ in der Zeit ist. Die Zeit verstreicht immerhin nicht während man kämpft, doch kostet bspw die Flucht aus einem Kampf eine Stunde, zumindest auf dem Schwierigkeitsgrad „Normal“.

Wenn ihr also merkt, dass euch ein Gegner zu schwer ist, habt ihr die Option, weiterzukämpfen und ggf. das Game Over in Kauf zu nehmen, oder eben zu fliehen und dadurch eine virtuelle Stunde zu verlieren. Zu häufig sollte man die Flucht also nicht in Anspruch nehmen. Diesen Hinweis reibt euch Hope dann jedes Mal unter die Nase. Wie viel Zeit die Hauptmissionen benötigen, lässt sich auch nur schwer abschätzen, die Nebenmissionen hingegen sind meistens sehr kurz, aber ebenfalls sehr wichtig, da ihr durch sie Lightnings Parameter stärker entwickelt, als es in den Hauptmissionen der Fall ist. Pikant: Ihr könnt zahlenmäßig wahrscheinlich niemals alle schaffen, insofern ist ein vorausschauendes Planen und Spielen von immenser Bedeutung. Außerdem sind nicht alle Nebenmissionen zu jeder Uhrzeit verfügbar. Einige sind nur abends verfügbar, andere morgens. Besonders prekär ist die Situation natürlich dann, wenn ihr euch einer Nebenmission annehmt und diese dann scheitert. Die Zeit ist in dem Fall weg, und die Belohnung auch.

71hRiyq8bEL._SL1280_

Da auch das Reisen zu den Hauptmissionen und zwischen den einzelnen Regionen ein wahrer Zeitfresser ist, ist hier besondere Vorsicht und Planung geboten. Ich kann wirklich verstehen, dass man das als Reiz empfindet, aber für mich war das zwischenzeitlich einfach Arbeit und wenig Spaß, da das Ende der Welt stets wie ein Damoklesschwert über euch schwebt. Schafft ihr es nämlich nicht, in der vorgegebenen Zeit die Hauptmissionen zu erfüllen, geht es wieder von vorne los.

Die Uhr ist also euer Feind, das kann man wirklich so sagen. Es gibt wohl auch die Möglichkeit, die Uhr kurzfristig anzuhalten, doch kostet euch das EP, die ihr wiederum gut im Kampf verwenden könntet. Es ist also alles eine Frage des richtigen Abschätzens und Abwiegens. Reizvoll, aber gerade für Anfänger nicht gerade einfach. Einsteigern empfehle ich daher dringend, auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad anzufangen, denn hier kostet die Flucht keine Zeit und Lightning heilt sich zwischen den Kämpfen, was Heiltränke spart und damit auch den Gang zum Händler und damit wiederum Zeit.

Fighting the world

Zu einem RPG gehören Kämpfe. Viele Kämpfe. Insofern ist ein gutes RPG nur dann ein gutes RPG, wenn das Kampfsystem gut ist. Und ja, tatsächlich halte ich das Kampfsystem in Lightning Returns für besonders gelungen. Auffällig ist die Tatsache, dass ihr faktisch immer auf euch allein gestellt seid. Keine Party, nur Lightning. Das ist sehr ungewohnt und dennoch unglaublich spaßig, da der Fokus jetzt komplett auf eurer eigenen Spielfigur liegt. Die Kämpfe an sich sind eine logische Weiterentwicklung und passen gut in die heutige Zeit. Dynamisch, actionorientiert und anspruchsvoll. Sinnloses Buttom-Smashing führt spätestens bei Bossfights ins Verderben, hier ist Kalkül gefragt und das richtige Kombinieren der Angriffe.

Der Spieler besitzt unterschiedliche Kampfgarnituren, die euer Aussehen und einige Grundwerte festlegen. Nun kann man selbst jede Garnitur relativ frei „ausrüsten“, je nach Belieben eine eher physische Garnitur oder eine Garnitur, die überwiegend magische Angriffe bietet. Unbegrenzt könnt ihr jedoch nicht attackieren. Durch jede Aktion leert sich der ATB-Balken. Ist er ganz leer, müsst ihr die GArnitur wechseln oder warten, bis der Balken wieder voll ist und euch in der Zeit auf die Verteidigung fokussieren. Die Kämpfe spielen sich flott und flüssig und im Grunde geht der Ablauf nach ein paar Kämpfen ins Blut über und man möchte es nicht mehr missen. Toll. Großes Kompliment, die Kämpfe haben nämlich wirklich Spaß gemacht. Vor allem vergisst man die Uhr. Wenigstens für ein paar Sekunden.

Optik und Akustik

Mittelmaß. Die Charaktermodelle sind gelungen, doch nimmt man leider zu häufig Einbrüche der Framrate wahr und auch die Mimik der Charaktere wirkt bisweilen steif und unfertig, worunter natürlich dann auch die Glaubwürdigkeit und die Emotionen leiden. Schade, ich glaube, die Xbox 360 kann definitiv mehr. Auch akustisch wird hier kein Meisterwerk abgeliefert.

Von der Form vergangener Spiele scheint man meilenweit entfernt zu sein. Schlecht ist die Musik sicherlich nicht, das will ich nicht behaupten, aber wenn in einem Adventure oder in einem RPG der Soundtrack nur dezent im Hintergrund läuft, ohne dass man besonders aufmerksam wird, dann fehlt dem Sound einfach das gewisse Etwas. Die Synchronisation hingegen finde ich sehr gut. Die Stimmen passen allesamt gut zu den Charakteren und sind gut gesprochen. Da gibts nichts auszusetzen.

71ijXfivt4L._SL1280_

Umfang

Der Umfang ist schwierig zu bestimmen. Letztlich hängt es von den Fähigkeiten der Spieler ab, wie viele Nebenmissionen er schafft, wie viel Zeit er „schinden“ kann etc. Im Grunde ist er ja vorgegeben durch die 13 Tage, aber lassen sich durch diverse Tricks diese Tage ja auch verlängern. Ich würde grob 30 Stunden anpeilen, wenn ihr das Mindestmaß an Nebenmissionen macht. Sonst natürlich eher mehr. Also durchaus im unteren Bereich eines RPGs. Wobei es in dem Fall gut und glaubwürdig ist, und auch zur generellen Thematik des Spiels passt.

  • Plattform: Playstation 3, Xbox 360
  • Publisher: Square Enix
  • Entwickler: Square Enix
  • Genre: Rollenspiel
  • Release: 14.02.2014
  • USK: 12

No comments

Schreibe einen Kommentar

Unsere Partner

Anmeldestatus