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The Wonderful 101

Wenn man sich Nintendos aktuelles Spiele-Portfolio für die Wii U ansieht, dann fällt auf, dass sich bereits einige Jump and Runs auf der Konsole befinden. Mit Donkey Kong Country: Tropical steht zudem das vierte in den Startlöchern. Vor allem Spiele, die sich als Action klassifizieren lassen, sind rar gesät. Mit The Wonderful 101 von Platinum Games (Metal Gear Rising, Bayonetta) befindet sich jedoch ein Vertreter dieser Zunft auf der Wii U. Mit Bayonetta 2, das dieses Jahr erscheint, steht außerdem der nächste Action-Titel in der Pipeline. Trotz des prestigeträchtigen Entwicklers und des Genres, hat es The Wonderful 101 dennoch nicht leicht, in den Köpfen der Gamer Fuß zu fassen. Die Zweifel sind durchaus berechtigt, denn anhand von Videos ist es recht schwer sich ein Urteil davon zu bilden, was auf dem Bildschirm geschieht. Auch die bunte Comic Grafik kann für manche abschreckend wirken. Es wird also Zeit, dass wir den Titel unter die Lupe nehmen und auf die Frage, ob er in seiner Nische verbleiben oder doch lieber ins Rampenlicht treten soll, eine Antwort geben. Damit ein herzliches Willkommen zum Test!

Invasion der Erde

Nach Jahren der Abstinenz wagen die Außerirdischen GEATHJERK es erneut die Erde anzugreifen. Ihr Ziel es sogar den gesamten Planeten zu vernichten! Das können die Verteidiger der Erde, The Wonderful 101 natürlich nicht zulassen. Diese Gruppe aus Superhelden besitzen dank ihres CENTINELS-Anzuges echte Superkräfte. Einer dieser Helden ist Wonder Red, den ihr von Beginn an steuert und der Kapitän des Teams ist. Er lässt seinen Gegnern seine große rote Faust spüren, die sich auch dazu einsetzen lässt, um an Schraubverschlüssen hantieren zu können. Mit an seiner Seite befindet sich Wonder-Blue, der ebenfalls von Beginn an steuerbar ist. Er kämpft mit seinem blauen mächtigen Valiantium-Schwert. Im Verlauf gesellen sich weitere Superhelden an eure Seite. Jeder zeichnet sich durch seine bestimmte Waffe und Fähigkeit aus, die hier und da in den Leveln immer wieder benötigt werden. So dient die Peitsche von Wonder Pink nicht nur als effektives Mittel um stachlige Gegner auszuschalten, sondern auch um auch riesige Abgründe zu überwinden.

Erstaunlich ist, wie umfangreich der Titel ist. Für das Durchspielen werden wohl die meisten beim ersten Mal mindestens an die 20 Stunden brauchen. Die Geschichte geht dann doch immer weiter, als man es zuerst annimmt und zieht sich dann doch etwas in die Länge. Zum Glück wird man von der Story bis zum Ende unterhalten, da sie wendungsreich ist und man außerdem vieles über die Vergangenheit des einen oder anderen erfährt. Trotz der ernsten Situation, steht der Humor während der Präsentation im Vordergrund. Dieser wartet mit vielen Slapstickeinlagen und wiederkehrenden Gags auf. Dazu sind nahezu alle Charaktere gnadenlos überzeichnet und bleiben ihren Rollen treu.

Schon im Prolog wird klar, dass man es hier mit einem wahnwitzigen Action-Titel zu tun bekommt, auf dem kein Stein auf dem anderen bleibt. Viele Bosskämpfe sind absolut Over the Top, aber gerade diese Absurditäten zeichnen das Spiel aus. Zeichnen ist derweil ein gutes Stichwort, womit wir direkt beim Spielablauf wären.

Wundervolles Chaos

Anfangs den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. Wobei selbst nachher ist das nicht immer leicht, respektive das Spiel selbst macht da einen Strich durch die Rechnung. Zu den Kritikpunkten kommen wir aber gleich. In der Regel steuert ihr immer einen ganzen Trupp von Superhelden, der im Verlauf eines Levels sogar noch weiter anwächst, indem ihr Zivilisten mit Hilfe des Touchpads oder dem rechten Analogstick des Gamepads (Wii U Pro Controller wird ebenfalls unterstützt) bestenfalls einkreist. Je mehr Leute euch folgen, umso stärker werdet ihr. Mit dem X-Knopf wird eine Teamattacke ausgelöst, die alle Mitglieder in eine Richtung schnellen lässt. Praktisch ist dieser Angriff, um Herumstehende Bauten, Bäume, Kisten etc. zu zerstören, um die darin enthaltenen Items zu ergattern. Aber wie sollte es auch anders sein, wird die Attacke auch im Kampf verwendet, um eure Gegner zu beschäftigen. Beschäftigen ist dabei das passende Wort, denn viel Schaden wird dabei nicht angerichtet. Bei großen Gegnern stürzen sich die wundervollen 101 wie eine Schar von Ameisen auf den Gegner und können ihn dann schließlich für eine kurze Zeit bewegungsunfähig machen. Das wiederum gibt euch die Gelegenheit den Hammer, die Faust, das Schwert, die Peitsche oder eine andere Attacke (Unite Morph)eines Anführers auszupacken.  Diese schnellen Wechsel in den Angriffen sind vor allem zu Beginn gar nicht so leicht zu meistern. Denn für jede Art muss eine bestimmte Figur gezeichnet und mit dem A-Knopf bestätigt werden. Für das Schwert reicht eine simple gerade Linie, aber für die Klauen muss eine Zick-Zack Linie gezeichnet werden. Da das Spiel verlangt, oft zwischen den Attacken zu wechseln (weil viele Gegner nur mit bestimmten Attacken besiegt werden können) kann es im Eifer des Gefechtes und Hektik dazu führen, dass man die zu zeichnende Figur falsch zeichnet oder etwas anderes rauskommt, als man eigentlich wollte. Da hilft es nur einen kühlen Kopf zu bewahren oder der Umweg ins Menü, um von dort einen anderen Wonderful Captain auszuwählen.

Übrigens, je mehr Figuren ihr für eure Zeichnung einsetzt, umso stärker wird die jeweilige Attacke, also anstatt mit einer kleinen roten Faust packt ihr eine große aus, die deutlich mehr an Durchschlagskraft besitzt. Endlos könnt ihr diese Superattacken jedoch nicht am Stück ausführen, da sie eure Akkus beansprucht, die per Batterieanzeige auf dem Bildschirm angezeigt werden. Die Akkus erholen sich aber von alleine und Items geben euch ebenfalls Energie zurück. Ähnliches gilt auch für die Lebensenergie, außer dass sie sich nicht per se von alleine erholt.

Wie die zum Teil riesigen Gegnern besiegt werden, wird zum Glück bei der ersten Begegnung mit ihnen erklärt. Nachher spielt das eigene Wissen über eure Stärken und die des Feindes euch in die Karten, sodass sich feststellen lässt, dass das Kampfsystem mit der Zeit in Fleisch und Blut übergeht und ihr nur wenig darüber nachdenkt, was nun am besten getan werden muss. So lohnt sich auch das mehrfache Durchspielen einer Welt in vielerlei Hinsicht. Durch eure erweiterten Fähigkeiten werdet ihr mehr versteckte Dinge in den Leveln ausmachen können. Außerdem seid ihr darauf vorbereitet, wer euch gegenübertritt und dementsprechend geschmeidig werden Gegner besiegt, sodass in den Endwertungen gute Ergebnisse (Platinum-, Gold-, Silber-, Bronze-, Plastik-Trophäen) erzielt werden. Das wiederum führt zu mehr Punkten, die ihr im Wonderful Mart für neue Gegenstände, Attacken und Fähigkeiten eintauschen könnt, die einem das Leben leichter machen.

Die Level selbst sind abwechslungsreich und mit vielen versteckten Items gestaltet wurden. Falls ihr gerade nicht einmal ein paar Robotern den Hintern versohlt, seid ihr vermutlich in einer Sprungpassage oder Flugeinlage per Gleiter, von denen es im Spiel nicht wenige existieren. Auch einige Shoot’em Up Sequenzen haben ihren Weg ins Spiel gefunden. In denen muss man sich entweder klassisch den Weg freiballern oder ihr müsst den Gefahren ausweichen, damit sie euch nicht in den Bildschirmtod reißen. Manche dieser Abschnitte erinnern an Nintendos Stafox-Serie.

Wer es gerne bunt mag, kommt bei The Wonderful 101 auf jeden Fall auf seine Kosten. Auch wenn das Spiel grafisch hier und da ein paar unschöne Stellen bietet (zum Beispiel wenn man die Charaktere in der Nahaufnahme sieht), sind auch einige grafische Highlights dabei. Das gilt vor allem für viele Oberflächen-Texturen.  Erfreulich ist auch, dass sich das Setting später im Spiel ändert. Ihr seid also nicht nur in Stadtgebieten unterwegs. Zudem ist fast jeder Bosskampf als spektakulär einzustufen. Was euch hier teilweise um die Ohren gepfeffert wird, ist allen Ehren wert.  Der bombastische Soundtrack unterstreicht die rasante Atmosphäre und ist ebenfalls passend und gelungen.

Kritik:

Kommen wir nun zu weniger erfreulichen Dingen. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann sind es hauptsächlich Übersichtsprobleme, die in vielseitiger Form auftreten. Da ihr keine Kontrolle über die Kamera habt, seid auf die automatische Kamera im Spiel angewiesen. Nur gewährleistet diese euch hier und da nicht immer den besten Blick auf das Geschehen. Das zeichnet sich dadurch aus, dass sie entweder zu nah an euch dran ist, der Weg vor euch ist dann nicht klar erkennbar, oder dass sie zu weit herauszoomt. Letzteres ist dann besonders bei Sprungpassagen über mehrere Plattformen übel. Abstände sind dann schwer einzuschätzen und schon landet man wieder und wieder ungewollt im nächsten Loch. Auch wenn man an Ort und Stelle wieder neustartet, fließen diese Tode in die Bewertung mit ein. Schlechtere Bewertungen bedeuten weniger Punkte, die ihr für Upgrades ausgeben könnt. De facto kein schöner Zustand. Wenn ihr gegen mindestens zwei große Brock kämpft, kommt es vor, dass euch einer der beiden Gegner die Sicht versperrt, während man also für eine kurze Zeit blind ist, kloppt der andere Feind wahrscheinlich auf euch ein. Manchmal wurden die Kontraste zum Boden schlecht gewählt. Zum Beispiel kämpft ihr auf einem roten Untergrund und eurer Gegner ist ebenfalls in dunklen Farbtönen gehalten und Schwupps kann man auch hier schnell das wesentliche aus den Augen verlieren.

In solchen Situation kann das Gefühl nicht Herr über der Lage zu sein, zumal eure Gegner keine Gnade kennen, durchaus aufkommen. Auch die zahlreichen Quicktimes Event bergen das Potential, euch fies zu erwischen. Meistens dann, wenn eine Zeichnung auf dem Bildschirm gezaubert werden muss, diese seit längerem nicht mehr angewendet wurde und deswegen nicht präsent im Kopf ist.  Was macht man also in diesem Fall? Mir blieb da nichts anderes übrig, als den Wii U Browser zu starten, um mir die zu benötigende Zeichnung anzusehen.

Ach ja, hier und da werden auch ganz „besondere“ Sequenzen eingestreut, indem das Geschehen auf dem Bildschirm des Gamepad umschwenkt und ihr dann die Kamera per Bewegung steuert zusätzlich zu der Bewegung der 101. Auch wenn man sich mit diesen Einlagen arrangieren kann, empfand ich sie größtenteils als Fremdkörper.

 

 

  • Plattformen
Wii U
  • Publisher
Nintendo
  • Entwickler
Platinum Games
  • Genre
Action
  • Release
August 2013
  • USK-Freigabe
freigegeben ab 12 Jahren

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