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Super Mario RPG

Nach  über 12 Jahren können wir Europäer nun endlich Super Mario Rpg für das Super Nintendo in den Händen halten. Zumindest virtuell, die Wii Virtual Console macht es möglich. Auch wenn es diese lange Zeit gedauert hat, freue ich mich doch sehr darüber, dass das Spiel seinen Weg in unsere Gefilden geschafft hat. Die Jüngeren werden sich sicherlich fragen, weshalb gerade so ein aussichtsreicher Titel es nicht nach Deutschland geschafft hat. Deswegen ein kleiner Blick in die Vergangenheit des Jahres 1996.

Im Frühjahr 96 befand sich Nintendo am Scheideweg. Das Super Nintendo hatte so gut wie ausgedient und der Nachfolger, das N64 sollte im Sommer in Japan veröffentlicht werden. Nintendos Abschiedsgeschenk für das SNES war Super Mario Rpg, welches in Zusammenarbeit mit Square (heute Square Enix) entstand. Wie symbolisch also, dass es sowohl Marios letzter Auftritt in 16-Bit gewesen ist, als auch einer der letzten Auftritte von Sqaure auf einer Nintendo Konsole. Was war da los? Nintendo hatte Square als Partner für die Entwicklung von Nintendo 64-Spielen fest eingeplant und der traditionsreiche Rollenspielhersteller sicherte auch seine Unterstützung zu. Trotzdem zeigte sich Square immer wieder verärgert darüber, dass Nintendo weiterhin als Speichermedium Module einsetzt, anstatt auf die fortschrittlichere CD-Rom zu greifen.

Daraus entbrannte ein regelrechter Streit zwischen den beiden Präsidenten Yamauchi (Nintendo) und Wada (Square) mit dem Ergebnis, dass Square nun exklusiv für die Sony PlayStation ihre Spiele herausbrachte und Nintendo ganz schön dumm aussah. Schließlich wuchs 6 Jahre Gras über die Sache und das erste Square-Spiel seit Treasure Hunter G erschien mit einem neuen Chocobo-Titel auf dem Gameboy Advance.

Was sich viele bereits denken können, war diese Auseinandersetzung auch mitverantwortlich dafür, dass Super Mario Rpg nicht in Deutschland erschien. Square gehörte das Spiel ebenso wie Nintendo und da sich beide stur stellten, blieb Europa auf der Strecke. In der Durststrecke des Winters 97, hätte Mario Rpg jedenfalls die Wartezeit auf das N64 um einiges erträglicher gemacht. Und so mussten fast 12 weitere Jahre ins Land vergehen, um dieses Werk der beiden Videospielgiganten, auf einer Nintendokonsole zu erleben. Importeure seien an dieser Stelle einfach mal still . 😉

Ach ja, die Geschichte geht noch ein wenig weiter und befasst sich mit den inoffiziellen Nachfolgern der Serie. Da Mario Rpg recht erfolgreich gewesen ist und sowohl in der Presse als auch den Fans gut ankam, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich der Klempner erneut in das Rollenspiel Genre wagen würde. Geschehen ist dies mit Paper Mario für das N64 aus dem Jahre 2001. Ursprünglich sollte es sogar Super Mario Rpg 2 heißen, da hatte Square aber was dagegen. Auch wenn Paper Mario vom Stil her einen anderen Weg ging, wurden einige Elemente in der Spielmechanik des inoffiziellen SNES-Vorgängers übernommen.

Soviel jedenfalls zum kleinen geschichtlichen Abriss. Kommen wir nun zum Spiel selbst und damit ein herzliches Willkommen zum Retro Test von Super Mario Rpg. Wobei, für uns Euros ist es ja keineswegs Retro und so freute ich mich wie ein Schneekönig als der Titel am 22. 08. 2008 auf der Virtual Console erschien zu einem Preis von stolzen 900 Wii-Punkte. Warum zahlen wir eigentlich die 100 Punkte extra gegenüber dem eigentlichen Preis eines SNES-Spiels? Importkosten oder wie? Eine deutsche Übersetzung gibt es nämlich keine, sodass wir die englische Original-Version serviert bekommen. Aber zur Not frisst der Teufel auch Fliegen und man sieht über den Preis hinweg.

Die Geschichte

Wie könnte ein Mario-Game besser beginnen als mit der Entführung von der Prinzessin des Pilz Königreiches, Peach Toadstool? Und so stürmt Mario aus seiner bescheidenden Hütte und macht sich gleich auf den Weg in Bowsers Schloss, um seinen Erzfeind erneut seine gewohnte Tracht Prügel zu verabreichen. Nach wenigen Metern im feindlichen Gebiet treffen die beiden Rivalen auch schon aufeinander und der erste Bossfight beginnt, den Mario natürlich für sich entscheiden kann. Zum Glück ist das Spiel nach dem Kampf nicht vorbei, sondern es tritt der wirkliche Bösewicht des Abenteuers in Erscheinung. Denn wie aus dem Nichts, stürzt ein riesiges Schwert in Bowser’s Schloss hinein und durch den Aufprall werden Bowser, Peach und Mario in alle Himmelsrichtungen zerstreut.

In das Koopa Schloss hat sich Smithy und seine Gang eingenistet und sie beginnen nach und nach die Welt zu terrorisieren. Das kann Mario selbstverständlich nicht auf sich sitzen lassen und begibt sich auf die Reise zunächst einmal einen Weg in das Schloss zurück zu finden, der aber aufgrund der eingestürzten Brücke kein leichter werden wird. Recht früh erfahrt ihr von eurem Mitstreiter Geno, dass Smithy die Sternenstraße beschädigt hat und diese in 7 Teile zerfiel.

Dreimal dürft ihr raten, was die grundlegende Aufgabe des Spieles ist. Richtig, Mario typisch müssen alle 7 Sterne gesammelt werden, um den Schaden zu beheben. Denn ohne funktionstüchtige ‚Star-Road‘, können die Wünsche, die die Bürger des gesamten Landes gerne mal loswerden, nicht in Erfüllung gehen. Und das kann man nun wirklich nicht zulassen. Kleine Randnotiz: Geno, einer der von Square erschaffenden Charaktere hatte in Mario&Luigi auf dem GBA in einem Minispiel einen Kameo Auftritt. Abgesehen davon, dass Bowser dieses Mal, beziehungsweise zum ersten mal in seiner Karriere als Bösewicht, nicht Marios Widersacher ist, verläuft die Story in sehr vorhersehbaren Bahnen ohne größere Überraschungen. Viel ‚bahnbrechender‘ ist da schon eher, dass sowohl Bowser als auch die Prinzessin, von der man dachte, die würde sich nie die Finger schmutzig machen, eure Kampftruppe verstärken.

Wow, diese Grafik

Kommen wir nun zum Eingemachten, was Super Mario Rpg zu bieten hat und wie die Kämpfe vonstatten gehen. Als erstes sticht da die isometrische 3D-Grafik ins Auge, die zudem mit vorgerenderten Umgebungen und Charakteren daherkommt. Ähnlich wie in den Donkey Kong Country Spielen wurde diese Grafikpracht mit Hilfe der SGI (Silicon Graphics Inc.) ‚Workstations‘ zustande gebracht. Zudem befand sich auf der Modulplatine der spezielle SA-1 Chip. Dieser zusätzliche Mikroprozessor ermöglichte eine höhere Herzrate (10mhz gegenüber den Standard 3,58), einen schnelleren Zugriff auf den Ram und ‚memory mapping‘. Abseits dieses kleinen Technikgeschwafels lässt sich sagen, dass das Spiel für Super Nintendo Verhältnisse echt klasse aussieht und sich selbst heute noch sehen lassen kann. Nett ist übrigens auch, dass es Square gelungen ist, Marios Jump and Run Qualitäten in ein Rollenspiel zu transferieren. So kann der Klempner jederzeit seinen berühmten Sprung einsetzen. Ironie wird dabei während des Abenteuers auch groß geschrieben, so wird Mario in der Bevölkerung gerne mal nur auf seine Sprungqualitäten und seinen Schnurrbart reduziert. Sprungpassagen kommen ebenfalls vor, von denen die meisten auch gut zu handhaben sind. Werden diese aber anspruchsvoll kann man gerne dafür die isometrische Sicht verfluchen. Dann landet man leider zu häufig in einem Abgrund oder nimmt ein heißes Bad in der Lava zu sich. In diesen Momenten merkt man eben, dass man es nur mit einer 3D-Perspektive anstatt mit einem vollen 3D-Raum zu tun hat.

Auf dem Weg zum nächsten Dorf, in denen ihr euch wie gewohnt mit neuer Ausrüstung eindecken könnt, trefft ihr eine Vielzahl Feinde, von denen der Großteil aus dem Repertoire des Mario-Universums stammen. Zum Glück sind sie direkt sichtbar, sodass keine Zufallskämpfe existieren.
Super Mario Rpg ist ein rundenbasiertes Rpg. Sobald ihr einen Gegner berührt, gelangt man in den Kampfbildschirm. Was während des Auseinandersetzung gleich auffällt, ist das recht hohe Tempo, sodass die meisten Begegnungen recht schnell erledigt sein sollten. Ein besonderer Clou ist, dass bei euren Attacken Timing eine Rolle spielt. Drückt ihr im richtigen Moment den A-Knopf, fügt ihr eurem Widersacher mehr Schaden zu. Werdet ihr selbst attackiert, kann so der Schaden minimiert werden. Dieses System lässt die Kämpfe dynamischer wirken, was den Spielspaß deutlich zugute kommt, als wenn man nur seinen Angriff auswählt und abwartet, bis die Aktion ausgeführt wird. Neben den Standardattacken kann man wie üblich Zauber anwenden, die sowohl als Angriff als auch Heilung dienen können.

Abwechslung gibt es aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Gegner genug. Nett animiert sind sie dazu obendrein und manchmal werdet ihr mit fiesen Attacken konfrontiert, sodass es geschehen kann, dass man zum Beispiel keine Spezialattacken oder Items mehr anwenden kann. Die Hit Points sollte man also am besten immer im Blick haben. Ausschweifende Kämpfe in Final Fantasy Manier sind aber ebenfalls vorzufinden. Als Beispiel sei hier der Endkampf mit Smithy erwähnt.

Für jeden besiegten Feind bekommt man Erfahrungspunkte gutgeschrieben, die einem einen weiteren Level aufsteigen lassen. So lernt man auch nebenbei neue Spezialattacken dazu. Ansonsten bietet Mario Rpg keine weiteren Charakter-Entwicklungsmöglichkeiten, sodass es nur ganz rudimentär daherkommt, aber typisch ist für ein japanisches Rollenspiel. Das mindert aber keineswegs die Freude am Spiel, auch wenn es sehr linear und mit einer Spielzeit unter 20 Stunden recht kurz ausgefallen ist.

Das Quäntchen extra Genuss

Ansonsten wird man von Anfang bis Ende bestens unterhalten. Was den beiden Produzenten, Shigeru Miyamoto (Nintendo) und Chihiro Fujioka (Square) beim ersten Rollenspielausflug des Klempners gelungen ist, ist die glaubwürdige und detailgetreue Umsetzung einer typischen Mariowelt. Fans werden sich direkt heimisch fühlen. Auch die vielen kleinen Eastereggs tragen zur Atmosphäre bei. So könnt ihr auch Link oder Samus begegnen. Das Ganze ist unterlegt mit einem tollen Soundtrack von Yoko Shimomura. Nicht nur die neuen Melodien können restlos überzeugen, sondern auch die Remixe bekannter Mario-Stücke. Daumen Hoch also für die gesamte Präsentation.

  • Plattformen
SNES, Wii
  • Publisher
Nintendo
  • Entwickler
Square
  • Release
1996. 2008 Wii Virtual Console
  • USK-Freigabe
freigegeben ab 0 Jahren

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