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Rambo – The Videogame

„Wer sind Sie? Ihr schlimmster Alptraum!“

Neben der Rolle des sympathischen Boxers Rocky Balboa dürfte der Charakter des Vietnam-Krieg-Veteranen John J. Rambo Sylvester Stallones Vorzeige Rolle sein. Der letzte Rambo-Teil erschien im Jahre 2007 unter dem einfachen Namen „Rambo“ (in manchen Ländern Rambo IV). Entwickler Teyon bietet uns jedoch nur die ursprüngliche Trilogie, bestehend aus: „First Blood“, „Rambo: First Blood – Part II“ und „Rambo III“. Teil IV und die Geschehnisse aus diesem werden vom Spiel vollkommen ignoriert.

Als das Spiel vor gut drei Jahren angekündigt wurde, begannen viele bereits, mit den Augen zu rollen, da man den typischen Lizenzmist vermutete. Dann erblickte der erste Trailer das Tageslicht und die Befürchtungen wurden aufgrund der mehr als mäßigen Grafik bestätigt… und dennoch beschlich einen das Gefühl: „das muss ich trotzdem spielen … es ist Rambo“. Dies dürfte wohl das einzig wirklich hieb- und stichfeste Argument sein, weshalb man sich diesen Titel nach Hause holen sollte.

„Das was Sie vorhin Hölle nannten, nennt er sein Zuhause“

Das Spiel beginnt mit einer Beerdigung. Mit Rambos Beerdigung. Spätestens hier müsste man den Soundeffekt eines gewaltsam gestoppten Plattenspielers abspielen. Man darf Entwickler Teyon durchaus ein gewisses Maß an künstlerischer Freiheit zugestehen. Aber zuallererst einmal… John J. stirbt nicht. Genauso wenig stirbt ein John McClain, trotz „Die Hard“ im Titel. Das ist nun mal das Konzept der Actionhelden der 80er Jahre. Markante One-Liner, Munition ohne Ende und unsterblich.

Den ersten Schock überwunden, belächeln wir den Grabstein von John. Geboren 1947 – Gestorben 1988. „May God Forgive Him“ steht auf dem Stein. Das Todesjahr datiert den Release des dritten Films, eine nette Erinnerung.

Während der Beerdigung spricht ein Soldat an Rambos Grab und berichtet in Flashbackszenen von seinem Werdegang. Diese Flashbackszenen werden dann zu den Gameplaysegmenten, die uns durch diverse Schlüsselmomente von Teil 1 und 2 bringen. Teil 3 wird dann „auf eine andere Art wiedergegeben“ (Anmerkung der Red.: Der dritte Teil macht die Beerdigung überflüssig, sodass diese dann doch vertretbar ist).

Lightgun-Shooter am Gamepad – „Gott kennt Gnade… er nicht.“

Ja, das war mein erster Gedanke. Anhand der wenigen Trailer und Informationen, die über das Spiel veröffentlicht wurden, konnte man nicht wirklich erahnen, dass man hier einen Lightgun-Shooter vorgesetzt bekommt. Um genau zu sein, kann man auch nicht von einem Lightgun-Shooter sprechen (zumindest nicht auf der Xbox 360 und dem PC, Support gibt es nämlich nur für Playstation Move), sondern eher von einem Railshooter.

Ihr könnt euch nämlich nicht frei bewegen, das übernimmt Rambo für euch. Dieser rennt einen vorgegeben Pfad entlang und bewegt sich erst weiter, wenn alle Gegner auf dem Bildschirm eliminiert wurden. Euch bleibt die Freiheit, des Fadenkreuz-über-den-Bildschirm-Jagens und gelegentlichen Duckens mit dem linken Analogstick (auf der Playstation 3 geht das Ganze dank Playstation Move dann etwas genauer).

Ist eure Waffe leergeballert, könnt ihr entweder die Waffe wechseln oder nachladen. Das Nachladen funktioniert dabei ähnlich wie in Gears of War. Durch präzises Knöpfedrücken ladet ihr eure Waffe nach. Je nachdem wie gut ihr dies absolviert, lädt Rambo mehr Munition in den Clip. Drückt ihr daneben, klemmt die Waffe, das Nachladen dauert somit länger und es gibt weniger Munition. Im ersten Moment klingt das Konzept doch ganz motivierend. In Gears of War hatte man den Dreh schließlich auch schnell raus.

In Rambo erscheint ein kleiner Kreis, in dem sich ein Balken dreht; wenn ihr den Balken innerhalb des angezeigten Bereichs stoppt, gibt es, wie gesagt, den Bonus, ist er außerhalb, klemmt die Waffe. Dieses kurze Event wird allerdings mit solch einer Geschwindigkeit durchgeführt, dass man in der Hektik des Spiels stellenweise gar nicht die Konzentration hat, es erfolgreich durchzuführen. Und so wird es unzählige Male vorkommen, dass man in der Ecke kauert, sich ärgert und warten muss bis die verklemmte Waffe nachgeladen ist.

Aber kein Spiel dieser Welt wäre heutzutage vollständig ohne Quicktime-Events. Und auch unser Lieblingssoldat kommt nicht darum herum. Stellenweise sind ganze Abschnitte voll davon. Und damit meinen wir nicht, dsas sie hin und wieder auftauchen. Nein, ganze nacherzählte Teile des Films bestehen aus reinem Knöpfedrücken. Nehmen wir den Beginn von „First Blood“, als Rambo verhaftet wird aufgrund von „Landstreicherei“, und in der Polizeistation rasiert werden soll. Er wehrt sich, da ihn die Rasierklinge an Messer erinnert, verprügelt die Polizisten, flieht aus der Station und klaut ein Motorrad. Während der gesamten Szene werden Buttons eingeblendet, die ihr im richtigen Moment drücken müsst. Unnötig und nicht spaßig.

„Um den Krieg zu überleben, muss man selbst zum Krieg werden“

Eine nicht nachvollziehbare Designentscheidung kommt auch schon kurz nachdem Rambo mit dem gestohlenen Motorrad im Wald verschwindet. Wir erinnern uns. Im gesamten Film stirbt ein einziger Polizist, da er aus dem Helikopter stürzt. Also dachten sich die Entwickler, halten wir uns an die Vorlage. Ihr erhaltet pro erschossenen Gegner Punkte. Kopftrefferzählen dabei am meisten. Doch im ersten Teil des Spiels bekommt ihr Punkte abgezogen wenn ihr Polizisten erschießt. Nur Treffer in die Beine geben Punkte dank „entwaffnendem Schuss“.


Dumm nur, dass viele der Gegner halbverdeckt hinter Felsen oder Bäumen stehen, und man keine andere Wahl hat, als ihnen auf den Oberkörper zu schießen. Außerdem ist das Gameplay so hektisch (wir erinnern uns an das Nachladen), dass man überhaupt nicht die Ruhe hat, zu zielen, da man eher noch selbst drauf geht, als den braven nicht tötenden Soldaten zu spielen. Eure Energieleiste (die oben links angezeigt wird) leert sich bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad sehr schnell.

Und wie frischt man die Energie wieder auf? Natürlich mit töten. Mit dem passenden Tutorialbildschirm „Kill to Heal“ informiert euch das Spiel über den „Wrathmodus“. Dieser gelbe Balken befindet sich direkt unter der Energieanzeige und füllt sich mit jedem erfolgreichen Kill bzw. Entwaffnen. Der Balken ist dabei in drei Segmente unterteilt. Sobald einer voll ist, könnt ihr den Modus benutzen. Dabei verlangsamt sich der Spielverlauf zum Bullettime und die Gegner leuchten golden auf. Versucht in dieser Zeit so viele Gegner wie möglich zu eliminieren, denn der Tod jedes Soldaten füllt euer Leben wieder auf. Makaber aber überlebensnotwendig denn der Wrath Modus ist eure einzige Möglichkeit auf Heilung.

Am Ende jedes Kapitels wird abgerechnet. Wie schnell wart ihr, wie viel Energie habt ihr verloren und wie viele Headshots gab es? Dies wird alles zusammengerechnet und eurem Erfahrungskonto gutgeschrieben. Nach einer gewissen Anzahl Erfahrungspunkte steigt ihr im Rang auf und schaltet neue Charakterverbesserungen (stärkere Widerstandsfähigkeit, mehr Wrathmodus usw.) frei und könnt permanente Fähigkeiten auswählen (Mehr Munition, schnelleres Nachladen, kein Versagen bei Quicktimeevents…). Nettes Feature, das den immer härter werdenden Schwierigkeitsgrad etwas mildert.


Was ist das? Die Grafik! Und was macht es? Nichts Gutes!

Ist das Sylvester Stallone? Zugegeben, der Gute ist durch die Gesichtslähmung aus Kindertagen und der verpfuschten Schönheits-OP in den letzten Jahren nicht mehr der Hübscheste, aber was uns Teyon da vorsetzt, trotzt der Lizenz sein Gesicht zu verwenden, ist eher ein entstellter Michael Douglas als der gute alte Sly.

Das Spiel schwankt leider stets zwischen einem frühen Xbox 360 Spiel und einem Playstation 2-Titel. Rambos Hände sehen stellenweise ganz gut aus. Wasser, Dreck und Schweiß zeichnet sich auf seiner Haut ab. Und auch ein paar Dschungelareale sehen ansehnlich aus. Alles andere leider nicht. Von den sich ständig gleichenden Soldaten und deren grausige Animationen bis hin zum Kantenflimmern, Framerateeinbrüchen und den schlechten Effekten wirkt das Spiel wie ein mäßiges Playstation 2-Spiel.

Außer John Rambo und Colonel Trautman sind keine Charaktere aus den Filmen lizenziert worden.
Ein Alptraum für jeden Filmfan. Dasselbe gilt auch für die Stimmen. Die Entwickler haben sich direkt an der Tonspur des Films bedient. In erster Linie nicht schlecht, hat man in „Lego Herr der Ringe“ schließlich auch gemacht. Jedoch sind die Stimmen so schlecht abgemischt, dass man meinen könnte das Studio hätte den Film laufen lassen und die Stimmen per Handymikrofon aufgenommen.
„First Blood“ mag inzwischen seine 32 Jahre auf dem Buckel haben, aber mit moderner Technik wird man eine bessere Audioqualität erreichen als diese.

Lustiger Weise haben die Entwickler die neu synchronisierten Stimmen der anderen Charaktere absichtlich in der gleichen Weise aufgenommen, um keine Qualitätsunterschiede bemerkbar zu machen. Ähnlich mäßig klingen die Soundeffekte der Waffen. MG Salven „puffen“ durch die Luft und Granaten explodieren mit einer bescheidenen Soundkulisse relativ mau durch die Gegend. Für eine Reihem die zumindest im cineastischen Gefilde immer für lautstarke Unterhaltung gesorgt hat, fällt Rambo hier gnadenlos durch.

Absolut nichts zu meckern gibt es erfreulicherweise beim Soundtrack. Auch wenn viele Filmszenen und Schlüsselmomente nicht originalgetreu, gekürzt oder falsch wiedergegeben wurden und Charaktere weder optisch noch stimmlich zu ihren Filmebenbild passen, ist der Soundtrack von Jerry Goldsmith vorhanden. Und das in nicht veränderter Form. Egal wie frustriert und genervt man am Ende eines Kapitels auch sein mag, sobald man die ersten Klänge von „Rambos Theme“ hört, kommt Gänsehaut auf.

  • Plattform: Xbox 360, Playstation 3, PC
  • Publisher: Koch Media
  • Entwickler: Teyon
  • Genre: Rail-Shooter
  • Release: 21. Februar 2014
  • USK-Freigabe: 18

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