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Etrian Odyssey 4: Legends of the Titan

Die Qual der Wahl: Gehe ich noch ein paar Schritte weiter und erkunde das Gewölbe oder teleportiere ich mich doch lieber zurück in die Stadt, um neue Energie zu tanken, um dann wiederum mehrere Etagen zu der Stelle zu laufen, an der ich mich gerade befinde? Bei Etrian Odyssey IV: Legends of the Titan spielen solche Gedanken häufig eine Rolle.

Damit willkommen zum Test zu diesem Dungeon-Crawler aus Fernost. Wenn ihr euch fragen solltet, was dieser Begriff bedeutet, hier nun eine kurze Erklärung. Die Bezeichnung stammt aus Pen&Paper Rollenspielen, in Videospielen zeichnen sich diese Titel durch ihre Labyrinth  strukturieren Dungeons aus, die meist aus der Egoperspektive gespielt werden. Die Etrian Odyssey-Serie von Atlus startete im Jahre 2007 auf dem Nintendo DS, sie ist also noch recht neu.

Mein erster Kontakt mit dem Genre hatte ich mit Eye of Beholder, welches auf dem Amiga erschien. Aufgrund der limitierten Technik brauchte man vor allem eine gute Portion Fantasie, um sich die eine oder andere beschriebene Situation bildlich vorzustellen. Auch in Etrian IV hat sich daran nur wenig geändert. Anstatt in einer Sequenz gezeigt zu bekommen, wie einer eurer Charaktere einen Pilz ist, serviert das Spiel eine Textbox, in der dann genau beschrieben wird, was gerade vor sich geht. Das mag auf der einen Seite altbacken sein, auf der anderen Seite regt es eurer Vorstellungsvermögen an.

Auf einer Reise zum Lebensbaum Yggdrasil

Japaner greifen gerne zur germanischen oder nordischen Mythologie, in der die Spielwelt eingebettet ist. Auch hier ist es der Fall. Das Geschehen beginnt in den Graslanden der Stadt Tharsis und der Graf der Stadt hat es sich zur Aufgabe gemacht, den übergroßen Baum Yggdrasil zu erreichen, der sichtbar in weiter Ferne liegt.Dafür hat er eine Art Wettbewerb ausgeschrieben, in dem es um die Reise zum Baum geht. Dessen Gilde das Ziel als erstes erreicht, erlangt und Ruhm und Ehre.

Erste Aufgabe im Spiel ist es, eine eigene Gilde zu erstellen. Eure Kampftruppe besteht aus 5 Recken, die sich in zwei Reihen (vorne/hinten) aufstellen. Da ist es natürlich naheliegend, dass in der hinteren Reihe Heiler/Magier oder Scharfschützen Platz nehmen und vorne die stärkeren Naturen wie die Landsknechte oder Fortress stehen. Insgesamt gibt es 10 verschiedene Klassen, von denen zu Beginn 7 auswählbar sind. Jede Klasse besitzt eigene Fähigkeiten, die im bekannten „Skill Tree“-Muster angeordnet sind. So erweitert sich das Repertoire stetig an offensiven und defensiven Aktion. Dazu kommen auch noch einige passive Fähigkeiten, die euch in den Kämpfen oder in den Dungeons selbst zu Gute kommen. Für jeden Levelaufstieg erhaltet ihr einen Skill Punkt, was bei der großen Auswahl die Entscheidung schwer macht, was nun erlernt/weiterentwickelt werden soll .

Nachdem die Truppe zusammengestellt wurde und einen Namen erhalten hat, wartet die Stadt Tharsis darauf, erkundet zu werden. Wobei erkunden vielleicht hier das falsche Wort ist. Ihr wählt schlicht und ergreifend via Menü die verschiedenen Orte aus. Mit dabei sind ein Gasthaus, indem ihr eure Helden heilen und wiederbeleben könnt oder die Schmiede, in der neue Ausrüstung erstanden werden kann. Das Angebot dort erweitert sich ständig. Voraussetzung dafür ist, dass viele Monster verkloppt werden. Diese hinterlassen nämlich Materialen. An bestimmten Punkten lässt es sich zudem graben, um weitere Mineralien zu erhalten. Diese lassen sich dann verkaufen und die Schmiede bastelt euch daraus neue Waffen/Rüstungen/Items und Accessoires. Zusätzliche Boni werden durch das Absolvieren durch Sidequest und der Mainquest verdient. Diese variieren je nach Auftragsgeber. Fakt ist jedoch, dass ihr jeden Cent bitter benötig, denn die Ausrüstungsgegenstände sind hier schweineteuer. Im Gegensatz zu manch anderem Rollenspiel, schwimmt man hier nicht im Geld und das ist auch gut so. So muss wohl überlegt sein, welcher Charakter mit neuen Sachen ausgerüstet werden soll. Meistens reicht es nach einem Dungeonbesuch gerade mal für eine Figur aus diese neu einzudecken.

Aus der Luft die Welt kartographieren

Sind die Vorbereitungen abgeschlossen, geht es per Luftschiff auf die Weltkarte. Diese lässt sich frei erkunden und ihr entdeckt nach und nach neue Dungeons. Die Welten selbst sind immer nach dem gleichen Schema aufgebaut. Es existieren kleinere Gewölbe und das Hauptlabyrinth. Letzteres muss absolviert werden, damit ihr in das nächste Gebiet gelangen könnt. Darüber hinaus gibt es auf der Weltkarte selbst einige Hindernisse. Manche bestehen aus Naturphänomenen wie Wirbelstürme oder aus mächtigen Gegnern, um die man am Anfang am besten einen großen Bogen macht. Mit der Zeit bekommt das Luftschiff neue Fähigkeiten um diesen Gefahren entgegentreten und eure Truppe wird natürlich auch stärker, sodass die fiesen Brocken auch besiegt werden können.

Mächtigere Gegner lassen sich auch häufig in den Dungeons finden. Diese sind auf der Karte des Touchscreen immer sichtbar, sodass ihr ihnen ausweichen könnt. Die sonstigen Kämpfe finden jedoch per Zufall statt. Besonders in den Dungeons kommt das kartographieren zu tragen. Jedes Feld was betreten wurde, wird zwar farbig markiert, alles andere jedoch wie Wände, Wasser, Treppen, Türen müsst ihr selbst einzeichnen. Was sich anfangs nach einer mühsamen Arbeit anhört, entpuppt sich bereits nach kurzer Zeit als förderndes Element.  Zum Markieren steht euch ein ausreichendes Sortiment aus Symbolen zur Verfügung, sodass alles nötigste vermerkt werden kann. So bastelt ihr euch eure eigene Verlieskarte zusammen, was im Vergleich zu anderen Genrevertretern auch eher selten vorkommt.

Ganz und gar nicht selten findet ein Zufallskampf statt, in der ihr es in der Regel mit mehreren Gegnern zu tun bekommt. Auch eure Feinde stehen dabei in zwei Reihen. Das führt dazu, dass die Kämpfe variabel werden, da eure Widersacher häufig andere Verhaltensweisen an den Tag legen, je nach dem in welcher Reihe sie sich befinden. Die Attacken des Gegners zu kennen, ist ein wichtiger Bestandteil. Denn so wisst ihr genau, wer als erstes am besten beseitigt werden muss und wer warten kann.  Ebenso reagiert manche Spezies auf Elementarattacken, also Angriffe die mit Feuer, Blitz oder Eis ausgestattet sind. Eure TP-Punkte für die Spezialangriffe (technical Points/Mana) können bereits nach wenigen Metern schwinden. Normalerweise würde man nun irgendwelche Heilitems einsetzen, um den entgegenzuwirken. Tja, in diesem Abenteuer läuft der Hase etwas anders. Zwar existieren diese Aufputschmittel, aber auch diese sind sehr teuer und ihre Anzahl ist begrenzt, da ihr erst mal die Materialen dazu benötigt. Es bleibt also nichts anderes übrig, als sich direkt zurück nach Tharsis teleportieren zu lassen, um dort neue Kräfte zu tanken. Zum Glück müsst ihr den Weg zurück nicht erst wieder mit dem Luftschiff zurücklegen. Wurde das Dungeon einmal betreten, kann eine Schnellreisefunktion genutzt werden.

Trotzdem wird es euch wahrscheinlich auch widerfahren, dass ihr beim nächsten betreten kaum weiter kommt, da ihr erst wieder zur letzten Stelle laufen müsst und dann wieder von den Schergen aufgerieben werdet. Das ist zwar nervig, aber je stärker eure Mannschaft wird, umso leichter lässt es sich leben.

Nur eines sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt. Der Spielablauf in Etrian 4 ist absolut wiederholend und monoton. Ihr bewegt euch durch die Verliese, die pro Welt immer das gleiche Grafikset besitzen, verkloppt alle naselang Monster und reist gefühlt alle 10 Minuten zurück in die Stadt, um entweder neu aufzutanken oder eure Materialen zu verkaufen, da euer Rucksack wieder mal zum Bersten voll ist und nichts neues mehr reinpasst.  Wer an sowas keine Freude hat, der sollte am besten zunächst einmal die Demo spielen.

Wie oben bereits angedeutet, fällt die Präsentation eher mau aus. Nüchtern betrachtet, könnte man es auch mit einem Nintendo DS Titel zu tun haben. Bis auf die Animationen in den Kämpfen und auf der Weltkarte existieren ansonsten fast keine bewegten Abläufe. Alles wird durch Textboxen näher gebracht. Trotz dieser Missstände funktioniert das Spiel dennoch, weil die Atmosphäre gelungen ist und ihr in das Geschehen eintauchen könnt. Ähnlich wenn eine Szene in einem Buch beschrieben wird, und man sich diese dann bildlich vorstellt.  Ein weiterer Minuspunkt ist das Fehlen von deutschen Bildschirmtexten. Immerhin ist die elektronische Spielanleitung auf Deutsch.

Absolut großartig ist dagegen der Soundtrack. Dieser stammt aus der Feder von Yuzo Koshiro .Anhand des Links werdet ihr sicherlich feststellen, an wie vielen Werken er bereits federführend gewesen ist. Wahrscheinlich habt ihr auch bereits das eine oder andere Game aus der Liste gespielt und wisst nun, wer für die tolle musikalische Untermalung verantwortlich ist.  Die Musik hier ist zu jederzeit passend und wurde mit echten Instrumenten aufgenommen. Durch den Einsatz von Gitarren, Geigen, Querflöte oder Trompete fällt diese auch sehr abwechslungsreich aus.

  • Plattformen
3DS
  • Publisher
Atlus
  • Entwickler
Atlus
  • Genre
Rollenspiel
  • Release
September 2013
  • USK-Freigabe
freigegeben ab 6 Jahren

One comment

1 Pings/Trackbacks for "Etrian Odyssey 4: Legends of the Titan"
  1. […] of Galleria“ ist zweifellos anspruchsvoll, leider auch frustrierend und undurchsichtig. Der Dungeon-Crawler-Ansatz bietet eine tiefgehende Erforschung von Labyrinthen, die mit tödlichen Fallen und kniffligen […]

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